Nous tous sommes innocents

Buch von Cathy Jurado-Lecina

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Nous tous sommes innocents

    Original : Französisch, 2015
    INHALT :
    "Les Passereaux", eine Landwirtschaft des Dorfes Maldict in der Nähe Paus/Südfrankreich , im Jahre 1958 : Jean (oder Jeannot) ist ein junger Bauer, der Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben liebt. Er träumt davon, Lehrer zu werden, das Elterngehöft zu verlassen und sich eventuell in einer Stadt niederzulassen. Er hofft auf dieses andere Leben, doch hat er die Wahl ? Alles scheint sich gegen ihn zu verschwören : der Vater will ihn nicht ziehen lassen und hält sowieso nichts von diesem intellektuellen Wischiwaschi. Seine Schwester Claudine herrscht wie eine Tyrannin auf dem Hof und übertrumpft die stillwerdende Mutter, mit irgendeiner Geschichte in der Hinterhand. Die jüngere und vielgeliebte Schwester Paule, um die sich Jeannot herzlich kümmert, hat ihren Kopf in den Wolken und wird Opfer einer Vergewaltigung. Die Familie seiner träumerischen Freundin Odette stimmt gegen eine Verheiratung mit dem standesunterschiedlichen und rufbeschwerten Jeannot… Er aber will nun nichts wie weg, und geht zur Armee, landet in Algerien, was ihn nicht unbeschadet zurückläßt. Spätestens bei der Rückkehr gleitet Jean langsam aber unaufhaltbar in den Wahnsinn…
    BEMERKUNGEN :
    Tja, und all dies ist nur ein kleiner Blick in den Wahnsinn der Familie Jehan, die sich langsam abschottet und nahezu gemeinsam in den Wahnsinn abrutscht. Und wer hier an eine groteske fiktive Übertreibung glaubt sei dran erinnert, dass es sich um eine an eine wahre Geschichte rührende Story handelt, die Cathy Jurado-Lécina hier in diesem ihrem Erstlingsroman vorlegt. Sie ist also in einer ländlichen Gegend angesiedelt in der Zeitspanne circa von 1958 bis 1973. Der Kontrast zu einem städtischen, kulturell reichem Leben scheint ungeheuer. Hier lebt alles in einer Art Abgeschiedenheit und auch Verlassenheit, die durch die teils schrecklichen Greulichkeiten nur unterstrichen werden. Diese Familie scheint das Unglück oder den « Fluch » (um es dramatisch auszudrücken) gepachtet zu haben. Was ich oben andeutete ist noch nicht alles...
    Dabei hatte Jean von der Schule her alles, um eventuell aus dieser Enge des eigenen Gehöfts und einer undurchdringlichen Familiengeschichte auszubrechen : er fand seine Freude im Schreiben von Geschichten, las gerne und sogar das Gymnasium stand ihm offen. Doch eine bildungsferne Umgebung (sein Vater) läßt ihn hier die ersten Schritte einer Selbstverleugnung oder -aufgabe gehen. Wer oder was ist nun « schuld » ? Hatte er die Wahl ? Die am Ende seines Lebens auf den Holzfußboden des Hauses hingemeißelte Behauptung, dass « wir alle unschuldig sind », läßt uns nach dieser atemeinschnürenden Geschichte fassungslos und doch irgendwie zunickend, fragend zurück.
    Der Roman wird aus der Sicht eines Dorfbewohners erzählt, der das Ganze beobachtet und von den Gerüchten und dem Erzählten weiß. Maldict als Ort selber scheint zwar nach meinem vergeblichen Suchen nicht zu existieren, doch verweist ohne Weiteres auf « maudit », den/die « Verfluchte(n) ». So kommt die Geschichte auch daher und hinterläßt eine Ohnmacht. Insofern ist er mE härter und gnadenloser als jeder Krimi oder jede Horrorgeschichte. Aufatmen konnte Jeannot nur kurzfristig bei der Ausbildung zum Soldaten in Chambery, doch dann ist es auch vorbei…
    Ein harter Brocken an Lesestoff, der schlucken läßt, und wohl nicht für jeden geeignet ist, aber auch die Fragen stellt nach Schuld, Ohnmacht und eben… Unschuld. Ein erster Roman, der auf die Autorin aufmerksam macht.
    (die Inhaltsbeschreibung bei amazon.fr geht quasi bis zum Ende des Buches und sollte daher vermieden werden, selbst wenn es sich um eine Schilderung handelt, die sich an eine wahre Geschichte anlehnt)
    AUTORIN :
    Cathy Jurado-Lécina wurde 1974 geboren und wohnt in Aix-en-Provence. Sie lebte mehrere Jahre in Marokko, wo sie schon erste Kurzgeschichten veröffentlichte. Hier aber handelt es sich um ihren ersten Roman. Sie schreibt ebenfalls Poesie, erhielt dafür auch Preise.
    Taschenbuch
    Verlag: Les Editions Aux forges de Vulcain (8. Januar 2015)
    Sprache: Französisch
    ISBN-10: 2919176870
    ISBN-13: 978-2919176878
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