Der Ausflug der toten Mädchen

Buch von Anna Seghers

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Ausflug der toten Mädchen

Dieser Band mit den Erzählungen „Der Ausflug der toten Mädchen“ (entstanden 1943/44), „Post ins gelobte Land“ (Herbst 1945) und „Das Ende“ (August 1945) war eine der ersten Publikationen, die 1946 in dem deutschsprachigen Exilverlag Aurora in New York veröffentlicht wurden. Im Klappentext beschrieb Wieland Herzfelde, Freund und Verleger Anna Seghersʼ, die faszinierende Wirkung ihrer Prosa: „Stärker noch als die Thematik ergreift der Stil dieser Erzählungen. Wie ein Magnet ordnet er der inneren Zusammengehörigkeit nach Gegenstände und Vorgänge, die örtlich wie zeitlich weit voneinander liegen. Diese schwierige, höchste Kunst erfordernde Erzählungsweise meistert die Dichterin mit einer so warmen, anschaulichen Sprache, dass der Leser, gebannt und entrückt, ein ganz naturhaft und mühelos Berichtetes zu erfahren meint.“
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Bewertungen

Der Ausflug der toten Mädchen wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Ausflug der toten Mädchen

    Die Autorin: Anna Seghers
    Titel: Der Ausflug der toten Mädchen und andere Erzählungen, erschien erstmals 1946
    Seiten: 140 Seiten
    Verlag: Aufbauverlag
    ISBN: 9783746651712
    Die Autorin:
    Anna Seghers wurde am 19. Nov 1900 als Annette Reiling in Mainz geboren. 1924 promovierte sie in Heidelberg mit einer Dissertation über «Jude und Judentum im Werk Rembrandts». 1925 heiratet sie den ungarischen Soziologen Laszlo Radvanyi; gemeinsam haben sie zwei Kinder. 1933 müssen sie vor den Nazis aus Deutschland flüchten: über die Schweiz nach Paris, 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs, 1941 dann auf einem Dampfer von Marseille nach Mexiko. Dieses Erlebnis bildet den Hintergrund ihres Romans Transit.
    Nach dem Krieg kehrt sie 1947 nach Deutschland zurück, engagierte sich politisch in der SED, erhielt den Nationalpreis der DDR und wurde Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. 1983 ist sie in Berlin gestorben und dort auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.
    Inhalt:
    Der Band enthält insgesamt drei Erzählungen, die zuerst gemeinsam 1946 im New Yorker Aurora-Verlag erschienen:
    Der Ausflug der toten Mädchen (32 Seiten)
    Neben Das siebte Kreuz und Transit gehört diese Novelle vermutlich zu den bekanntesten Texten Anna Seghers. Die Ich-Erzählerin befindet sich im Exil in Mexiko und erinnert sich in einem Tagtraum zurück an einen Schulausflug. Die Schulklasse mit ihren Lehrerinnen unternimmt eine Ausfahrt mit dem Schiff den Rhein entlang und zurück nach Mainz, der Heimatstadt von Anna Seghers, den Strassen entlang zu ihrer Wohnung, zur Mutter. Doch wie in einem Traum verschwimmen die Zeitebenen, die Erzählerin erinnert sich, wie es damals war und was mit den Personen in den beiden Weltkriegen passierte und in den Jahren dazwischen. Beim Ausflug waren sie Freundinnen, aber die Zeit und die Kriege haben vieles verändert: wer ist gestorben, wer musste fliehen, konnte überhaupt noch fliehen, wer hat sich den Nazis angeschlossen, etc Die Träumende ist überrascht, wie die Strassen in ihren Erinnerungen ausschauen, noch gar nicht zerstört; sie erinnert sich an den Zusammenhalt und die Träume der Mädchen und teilt uns gleich im darauffolgenden Satz den weiteren Schicksalsweg jeder Person mit. Wie bei einer Grabrede schliesst sie mit der damaligen Zeit unwiderruflich ab.
    Trotz der verschachtelten Zeitebene und den ständigen Rückblenden und Vorausdeutungen lässt sich die Erzählung wunderbar leicht lesen. Eine sehr bedrückende Erinnerung, die Anna Seghers an den damaligen Schulauslug (im Nachhinein) geschrieben hat.
    Post ins Gelobte Land (33 Seiten)
    Die Familie des Juden Jakob Levi ist Pogrome und Verfolgungen gewohnt. Aus Polen flüchtet er mit seinem Vater Nathan nach Paris, kann dort Medizin studieren, heiratet und wird angesehener Augenarzt. Nathan ist glücklich, scheinbar ist der Sohn versorgt und in Sicherheit; er möchte seine letzten Jahr in einem Altersheim in Jerusalem verbringen und wünscht sich lediglich, dass ihm sein Sohn regelmässig Briefe schreibt.
    Jakob wird allerdings schwer krank, befürchtet, dass er womöglich nicht mehr lange leben wird und schreibt Briefe auf Vorrat. Zudem rückt Hitler nach Paris vor – in Jerusalem werden die Briefe sehnsüchtig im Altersheim erwartet…
    Ähnlich wie bereits im ersten Text wird hier ein Untergang, ein Requiem beschrieben. Diesmal jenes einer angesehenen, jüdischen Familie, die immer wieder verfolgt und unterdrückt wird, scheinbar niemals zur Ruhe kommend, obwohl sie sich doch in Paris assimiliert. Und offensichtlich scheint es auch in Jerusalem keinen inneren Frieden zu geben – natürlich ist man in Gedanken bei der Familie, kann ihnen aber nicht beistehen…
    Wie im ersten Text werden auch hier mehrere Jahrzehnte Entwicklung zusammengerafft, eine bedrückende Atmosphäre geschaffen, kein Platz für Hoffnung – sehr gut geschrieben, aber auch sehr traurig…
    Das Ende (60 Seiten)
    Die am wenigsten traurige Geschichte, weil sie diesmal den «Bösen» trifft, könnte man meinen:
    Der Krieg ist zu Ende und die Nazischergen bemühen sich um ein ehrliches Leben, ohne für ihre Taten haftbar gemacht zu werden. Scharführer Zillich, einst Wachmann im Lager Piaski (und eine Romanfigur aus Das siebte Kreuz) ist in sein Heimatdorf geflohen und kann dort mit seiner Familie leben. Durch Zufall wird er von einem ehemaligen Gefangenen erkannt, doch bevor es zu einer Verhaftung kommt, kann Zillich fliehen. Immer wieder glaubt er unterzukommen, findet Arbeit, fühlt sich dann aber doch beobachtet, unsicher und fürchtet zur Rechenschaft gezogen zu werden. Gibt es überhaupt einen Ausweg? Ist es sein Gewissen, das ihn plagt? Seine Frau und Sohn haben es zuhause auch nicht leicht…
    Der Wachtmeister Zillich aus einem früheren Roman von Seghers wird hier zur Hauptfigur. Was passiert mit diesen Nationalsozialisten nach dem Krieg? Sie drücken sich herum, versuchen den Alliierten zu entkommen, nehmen verschiedene Namen an, aber gibt es Ruhe, einen Ausweg? Wie wirkt sich diese Schande auf die Familie aus, auf den Sohn in der Schule?
    Mit nüchterner, sachlicher Sprache befasst sich Seghers mit dem Thema der Verfolgung. Diesmal eben nicht die verfolgten Juden und Intellektuellen, sondern die Flucht der Täter. Dennoch gibt es hier kein gehässiges Jagen und der Bösewicht wird sehr wohl als Mensch dargestellt, mit Gefühlen und Familie, mit Ängsten und der Sehnsucht nach Ruhe. Auch dieser differenzierte Text gefiel mir sprachlich sehr gut und ist ein früher Beitrag über das Kriegsende, wie die Menschen wieder zusammenfinden sollen nach den Jahren des Terrors und Verfolgung.
    Alle drei Texte haben mich ausserordentlich beeindruckt. Sie wurden gegen Kriegsende im Exil verfasst, dabei hat Anna Seghers offenbar stets die Landschaft ihrer alten Heimat vor Augen gehabt. Und sie hat sich Gedanken darüber gemacht, was der Krieg in der Gesellschaft angerichtet hat: Freundinnen, die sich bekämpft haben, Familien zerrissen wurden, aber auch was aus den Tätern wird.
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Ausgaben von Der Ausflug der toten Mädchen

Taschenbuch

Seitenzahl: 151

E-Book

Seitenzahl: 146

Der Ausflug der toten Mädchen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Ausflug der toten Mädchen (Details)
  • Englisch: The Dead Girls' Class Trip (Details)

Besitzer des Buches 9

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