Das Haus des Windes

Buch von Louise Erdrich, Gesine Schröder

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das Haus des Windes

Ein altes Haus, eine ungesühnte Schuld und die Brüste von Tante Sonja - Louise Erdrich, die große amerikanische Erzählerin, führt uns nach North Dakota. Im Zentrum ihres gefeierten Romans steht der 14jährige Joe, der ein brutales Verbrechen an seiner Mutter rächt und dabei zum Mann wird... Im Sommer 1988 wird die Mutter des 14-jährigen Joe Coutts Opfer eines brutalen Verbrechens. Sie schließt sich in ihrem Zimmer ein und verweigert die Aussage. Vater und Sohn wissen nicht, wie sie sie zurück ins Leben holen können. Da sich der Überfall auf der Nahtstelle dreier Territorien ereignet hat, sind drei Behörden mit den Ermittlungen befasst. Selbst Joes Vater sind als Stammesrichter die Hände gebunden. So beschließt Joe, den Gewalttäter selbst zu finden. Mit seinen Freunden Cappy, Angus und Zack unternimmt er teils halsbrecherische, teils urkomische Ermittlungsversuche. Bei seiner aufreizenden Tante und im Kreis katholischer Pfadfinderinnen begegnet er der Liebe - und in alten Akten dem Schlüssel des Verbrechens... Monatelang auf der New-York-Times-Bestsellerliste, ausgezeichnet als bester Roman des Jahres, überhäuft mit Kritiker- und Leserlob: Eine der großen Autorinnen unserer Tage hat ihr brillantestes Buch geschrieben - zart, sehr traurig und sehr lustig. National Book Award für den besten Roman des Jahres. 'Eine beeindruckende menschliche Geschichte. Erdrich dringt in den dunkelsten Winkel eines Menschen und so zum Grund der Wahrheit über eine ganze Gemeinschaft vor' Maria Russo, New York Times Book Review.
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Bewertungen

Das Haus des Windes wurde insgesamt 23 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Meinungen

  • Geschichte ist nicht schlecht, aber der Erzählstil gefällt mir nicht. Zu getragen.

    frettchen81

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Haus des Windes

    Inhalt
    Stell dir vor, ein Familienangehöriger wird Opfer einer Gewalttat und niemand fühlt sich für die Beweismittelsicherung und die Verfolgung des Täters zuständig. So passiert es dem jungen Indianer Joe, dessen Mutter brutal vergewaltigt und misshandelt wird und der als Icherzähler die Ereignisse im Rückblick Revue passieren lässt. Die Tat geschieht an einer abgelegenen Stelle, so dass Joe und sein Vater befürchten müssen, der Täter könnte ein Stammesangehöriger sein. Ob der mögliche Tatort auf Stammesgebiet, öffentlichem oder privatem Grund liegt, entscheidet darüber, ob und von welcher Behörde ermittelt wird. Joes Vater trifft es als Richter innerhalb seines Stammes besonders tief, dass die Justizorgane der Weißen an der Verfolgung von Gewalttaten auf Stammesgebiet kaum Interesse haben. Der Vater will seinen Sohn zwar möglichst vor den belastenden Einzelheiten der Tat schützen, doch es ist nicht zu übersehen, dass Joes Mutter sich völlig in sich zurückzieht und dabei ist, sich zu Tode zu hungern. Wie ihr Mann war die Mutter vor dem Verbrechen als Expertin für Abstammungsfragen eine Stütze ihres Stammes. Da von der Stammeszugehörigkeit nicht nur die indianische Identität abhängt, sondern ebenfalls, wer welchen Grund erben oder nutzen darf, wäre denkbar, dass die Tat in Zusammenhang mit dem Amt der Mutter steht. Nicht viel anders wie bei einem kindlichen Detektivspiel beginnt Joe, sich in die Denkweise des möglichen Täters zu versetzen und nach Beweismitteln zu suchen.
    Fazit
    Die Gewalttat selbst nimmt in Erdrichs Roman nur geringen Raum ein. Dafür beschreibt sie intensiv und gefühlvoll die Wirkung der Tat auf die Angehörigen, die Bedeutung der Strafverfolgung für das psychische Überleben des Opfers und die speziellen Verhältnisse in einem Indianerreservat. Die verschiedenen Ebenen werden mithilfe Erdrichs außergewöhnlicher Beobachtungsgabe geschickt miteinander verwoben. Sie lässt ihre Figuren nicht einfach durchs Gras gehen oder sich hinter einem Gebüsch verbergen, man erfährt immer, um welche Pflanzen es sich exakt handelt. Diese Sorgfalt in Details mag ich in Romanen sehr. Auch indianische Legenden, die dem eigenen Volk und außenstehenden Lesern indianische Kultur vermitteln, sind in die Geschichte eingearbeitet. Zu guter Letzt lässt sich “Das Haus des Windes“ auch als sehr berührender Entwicklungsroman eines Dreizehnjährigen lesen. Vielleicht ist es Erdrichs feine Ironie, mit der sie das Indianersein der Gegenwart betrachtet, die den Zugang zu den Emotionen ihrer Figuren für ihre Leser so leicht macht.
    Louise Erdrichs Botschaften erreichen ihre Leser auf leisen Sohlen. In ihrem Nachwort erinnert die Autorin daran, dass sich seit 1988, dem Jahr der geschilderten Ereignisse, bis zum Erscheinen der Originalausgabe des Buches 2012 in den USA kaum etwas an der öffentlichen Wahrnehmung und juristischen Verfolgung der Gewalt gegen indianische Frauen geändert hat.
    Zitate
    „Er [Joes Vater] brachte einen Strauß Blumen aus dem Garten mit, den sie noch nicht gesehen hatte. Er stellte sie in eine kleine handbemalte Vase. Ich betrachtete den grünen Himmel auf dieser Vase, den Weidenbaum, das schlammige Wasser und die ungeschickt gemalten Steine. Diese ganze glasierte Szene sollte ich während der nächsten Abendessen mehr als gründlich kennenlernen, weil ich meine Mutter nicht ansehen mochte, wenn sie uns, auf Kissen abgestützt, so leblos anstarrte, als sei sie gerade erschossen worden, oder sich einrollte wie eine Mumie, die sich längst ins Jenseits verabschiedet hatte. Mein Vater versuchte jeden Abend, ein Gespräch in Gang zu halten, und wenn ich meine schmale Tagesration an Erlebnissen aufgebraucht hatte, gab er nicht auf, ein einsamer Ruderer auf dem endlosen See des Schweigens, oder vielleicht ging es sogar stromaufwärts. Ich bin fast sicher, dass ich ihn in dem kleinen schlammigen Flüsschen auf der Vase habe paddeln sehen.“ (S. 181)
    „Aber als ich die Tür aufmachte und die neben dem Bett eingezwängte Nähmaschine sah, die Stapel gefalteter Stoffe und das Wandbrett mit Hunderten von leuchtenden bunten Garnrollen, als ich die Quiltstoffe sah und den Pappkarton mit der Aufschrift Reißverschlüsse und das gleiche herzförmige Nadelkissen wie zu Hause, bloß dass das von meiner Mutter mattgrün war, musste ich an meinen Vater denken, wie er jeden Abend in die Nähstube ging, wie die Einsamkeit unter der Tür der Nähstube durchgekrochen war und versucht hatte, über den Flur bis in mein Zimmer zu kommen. Ich fragte Clemence: Meinst du es würde Mooshum stören, wenn ich bei ihm penne?“ (S. 214)
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  • Rezension zu Das Haus des Windes

    Ich nochmal
    Ich hab ja jetzt lange darüber nachgedacht und ich hatte es tatsächlich geschafft, dass wir das Buch in meinem Lesekreis lesen. Freitag haben wir uns getroffen und ich war überrascht über die Reaktionen: wir sind 6 Leser, aber nur zwei finden das Buch richtig gut. Wir zwei haben das Buch genau gleich empfunden, eben wie auch @Marie und sind begeistert. Die anderen finden es viel zu brutal und auch unglaubhaft. Sie stört und finden, dass der Plot auch überall auf der Welt so geschrieben sein konnte. Da waren wir anderen beiden komplett anderer Meinung. Ich glaube nicht, dass und die Gründe, die dazu führen, an anderer Stelle so platziert werden könnte und schon gar nicht in Europa mit seiner ganz anderen Kultur. Ein Argument gegen den Plot war auch, dass zu wenig auf die Eigenheiten des Settings, das Leben in einem Reservat mit all seinen Problemen, die Geschichte der indigenen Völker eingegangen wurde. Aber das finde ich nicht: die Autorin lebt in dieser Welt und sie hat das Buch ja nicht für Menschen geschrieben, denen diese Problematik unbekannt ist, sondern wohl in erster Linie für das amerikanische Lesepublikum, das mit der Thematik auf ganz anderer Ebene vertraut ist.
    Es war eine sehr lebhafte Diskussion, was ja spannend ist, aber wir kamen tatsächlich auf keinen gemeinsamen Nenner, blieben im Verhältnis 2 : 4 in der Bewertung des Buches. Aber mir hat die Diskussion geholfen in meinen Gedanken und ich konnte mich mit genau diesem einen Punkt aussöhnen. Ich finde das Prinzip noch immer nicht gut und ziemlich positiv dargestellt, aber ich kann es nachvollziehen in genau diesem Setting.
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  • Rezension zu Das Haus des Windes

    Rassismus in Amerika – da denkt man an Schwarze (oder wie muss man sie zur Zeit politisch korrekt nennen?), an die Unruhen der 1970er Jahre, an die gegenwärtige Ungleichbehandlung vor Gerichten oder die immer noch herrschende Trennung in unterschiedliche Wohnviertel.
    Die Indianer fallen nicht sofort ein, und dabei waren sie die ersten, die mit der weißen Herrschaft kämpften und sich erst nach und nach im Laufe der Jahrhunderte Rechte ertrotzten. Dennoch: Ein großer Teil ihrer Kultur, Bräuche und Religion wurde zu Folklore herabgestuft, und Land zu erwerben ist nur in Reservaten möglich.
    Ohne diesen Hintergrund wäre das Buch einfach ein Familienroman, wie ihn vor allem AmerikanerInnen so großartig schreiben. Hier wird eine besonders glückliche Familie durch das Verbrechen an der Mutter zerstört, vor allem, weil der Täter wegen Gesetzen über die Zuständigkeit von Behörden nicht dingfest gemacht werden kann, obwohl man ihn kennt.
    In diesem Buch habe ich gefunden, was ich an Büchern besonders mag (und warum ich überhaupt lese): Ich wurde von der Handlung gefesselt - nicht immer Sinne einer Krimispannung, sondern vom Zusammenspiel der Figuren und ihren Entwicklungen-, ich habe mich bestens unterhalten – manchmal laut gelacht, was mir nicht oft passiert – und ich habe einiges gelernt über Indianer, Reservate, Gesetze und Bräuche.
    Natürlich geht es ohne Meckern nicht:
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  • Rezension zu Das Haus des Windes

    North Dakota Indianerreservat 1988. Der 13-jährige Joe wartet mit seinem Vater, einem Stammesrichter, auf die Rückkehr der Mutter Geraldine, die bald von der Arbeit nach Hause kommen soll. Doch Geraldine verspätet sich, sie wird brutal misshandelt und vergewaltigt. Als Joe und sein Vater sie finden, ist sie schwer traumatisiert, spricht nicht mehr und zieht sich in sich zurück. Die Familie versucht, mit der Grausamkeit fertig zu werden, doch nichts ist mehr wie vorher und das macht besonders auch Joe zu schaffen. Er beschließt, selbst herauszufinden, wer seiner Mutter diese Gewalt angetan hat, scharrt seine Freunde aus dem Reservat um sich und macht sich auf die Suche. Doch wird das Auffinden des Täters endlich wieder Normalität in ihrer aller Leben bringen?
    Louise Erdrich hat mit ihrem Roman „Das Haus des Windes“ einen sehr atmosphärisch dichten und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser besonders durch die exzellente Erzählweise der Autorin in Atem hält und ihn nicht loslässt, auch wenn das Buch schon längst gelesen ist. Der Schreibstil ist flüssig und erzählt sehr eindringlich die Handlung aus der Sichtweise des jungen Joe. Dabei lässt die Autorin dem Leser genügend Raum, um die mal humorvollen, mal bedrückenden Zwischentöne zwischen den Zeilen wahrzunehmen. Da sie selbst indianische Wurzeln hat, hat Erdrich das Miteinander in einem Indianerreservat mit all seiner Kultur und seinem Glauben an Mythen und Legenden sowie einer eigenen Rechtsordnung sehr gut mit ihrer Handlung verweben können. Sie zeigt auch den Konflikt zwischen den Ureinwohnern und den Neuamerikanern und den immer noch herrschenden Rassismus auf, mit dem die Indianer zu kämpfen haben.
    Die Charaktere wurden von der Autorin sehr sensibel und feinfühlig besetzt und wirken authentisch und sehr lebendig. Dem Leser bleibt gar nichts anderes übrig, als mit ihnen zu leiden, zu bangen und zu hoffen und all seine Sympathie für die Suche nach Gerechtigkeit in die Waagschale zuwerfen. Geraldine ist eine stolze Frau, die mit der Tat nicht zurecht kommt, sich aber auch niemandem anvertrauen will. Sie glaubt, wenn sie es totschweigt, dann geht es schon weg und alles wird wieder normal. Doch sie macht sich nur etwas vor. Ihr Ehemann setzt alles daran, durch seine Funktion als Richter die Aufklärung des Falles zu forcieren und so seine Familie zu retten. Joe kommt gerade ins Teenager-Alter, hat die normalen Interessen wie alle Jungen in dem Alter. Er versucht sich im Rauchen und Trinken, will erwachsen sein, nabelt sich langsam von seinen Eltern ab und verbringt viel Zeit mit seinen Freunden. Joe hat Wünsche und Träume, doch die Tat an seiner Mutter bringt seine ganze Welt durcheinander. Von jetzt auf gleich ist alles anders, alles zerbrochen, was er vorher kannte, und das macht ihm nicht nur Angst, sondern auch wütend und hilflos. Er will sich damit nicht abfinden und mit Hilfe seiner Freunde dieTat rächen.
    „Das Haus des Windes“ ist ein wunderbarer mitreißender Roman über die Zerstörung einer Familie, das Erwachsenwerden, die Freundschaft und die Frage von Schuld. Ein absolutes Lesehighlight für alle, die intensive und berührende Geschichten lieben und die sich auch hinterher noch lange daran erinnern möchten. Sehr gut gemacht - Chapeau!
    Verdiente !!
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  • Rezension zu Das Haus des Windes

    Es ist der Sommer, in dem Joe, soeben 13 Jahre alt geworden, erwachsen wird. Seine Mutter wird Opfer eines brutalen Überfalls, doch aufgrund gesetzgeberischer Unstimmigkeiten fühlt sich keine Ermittlungsbehörde wirklich zuständig. Joe und seine drei Freunde machen sich gemeinsam auf die Suche...
    Das Verbrechen an Joes Mutter ereignet sich im Jahre 1988 in einem Reservat in den USA. Obwohl es sich bei dem Vorfall um die zentrale Geschichte des Buches handelt, ist es doch nur ein Part unter vielen. Joe und seine Freunde lernen die Liebe kennen, es geht um die alten Mythen der Indianer, um Familie, Liebe, Gerechtigkeit, Rassismus undundund.
    Erdrich ist nicht nur eine Könnerin darin, in beiläufigen Bemerkungen ganze Dramen aufzuzeigen wie beispielsweise die damals noch immer massive Diskriminierung der Indianer oder der Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Beirut. Ebenso grandios ist ihre Fähigkeit, daneben überaus witzige Dialoge oder Szenen wie die acht nackten Indianer, die aus der Schwitzhütte flüchten zu beschreiben, ohne dass es aufgesetzt oder gekünstelt wirkt. Auch die Figuren des Romans bringt sie einem nahe: Man leidet, fürchtet oder freut sich mit ihnen und kann deren überaus skeptische Haltung gegenüber den Menschen ausserhalb des Reservates mehr als nachvollziehen. Ja, da fragt man sich, wie Joes Vater trotz alledem so voller Vernunft bleiben kann.
    Weshalb dann nicht die volle Punktzahl? Weil ich kurz zuvor von Joe R. Lansdale 'Ein feiner dunkler Riss' gelesen habe, das ein sehr sehr ähnliches Thema behandelt: Ein ebenfalls 13jähriger macht sich im Sommer des Jahres 1958 gemeinsam mit Freunden auf, ein vor vielen Jahren begangenes Verbrechen aufzuklären. Und auch hier ist es ein Sommer des Erwachsenwerdens. Doch Lansdales Geschichte war (etwas) packender, was daran liegen mag, dass durch die vielen unterschiedlichen Teile Erdrichs Geschichte nicht so aus einem Guss wirkte. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen.
    Nichtsdestotrotz: Voll und ganz empfehlenswert (und Lansdale natürlich erst recht ;-)).
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Ausgaben von Das Haus des Windes

E-Book

Seitenzahl: 379

Hardcover

Seitenzahl: 384

Taschenbuch

Seitenzahl: 384

Das Haus des Windes in anderen Sprachen

  • Deutsch: Das Haus des Windes (Details)
  • Englisch: The Round House (Details)

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