Jahr der Wunder

Buch von Louise Erdrich

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Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Jahr der Wunder

Der neue Roman von Pulitzer-Preisträgerin Louise Erdrich Während sich in Minneapolis wütender Protest gegen rassistische Polizeigewalt formiert, wird eine kleine Buchhandlung zum Schauplatz wundersamer Ereignisse: Flora, eine treue Kundin, stirbt an Allerseelen und treibt fortan als Geist ihr Unwesen im Laden. Besonders Tookie, die dort nach einer Gefängnisstrafe arbeitet, erhält rätselhafte Zeichen. Denn die beiden Frauen verbindet mehr als ihre Liebe zur Literatur. Tookie muss sich den Geistern der Vergangenheit und ihrer indigenen Herkunft stellen. Und sich wie alle in der Stadt fragen, was sie den Lebenden und den Toten schuldet. Louise Erdrich zeigt eindrucksvoll, wie erhellend Literatur in düsteren Zeiten sein kann – und verfasst zugleich eine Liebeserklärung an Lesende, Bücher und jene, die sie verkaufen. »Bezaubernd, hinreißend und witzig.« The New York Times »Ein Wunder … Ein absolut origineller, erheiternder Roman.« Boston Globe
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Bewertungen

Jahr der Wunder wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Jahr der Wunder

    Verlagstext:
    Während sich in Minneapolis wütender Protest gegen rassistische Polizeigewalt formiert, wird eine kleine Buchhandlung zum Schauplatz wundersamer Ereignisse: Flora, eine treue Kundin, stirbt an Allerseelen und treibt fortan als Geist ihr Unwesen im Laden. Besonders Tookie, die dort nach einer Gefängnisstrafe arbeitet, erhält rätselhafte Zeichen. Denn die beiden Frauen verbindet mehr als ihre Liebe zur Literatur. Tookie muss sich den Geistern der Vergangenheit und ihrer indigenen Herkunft stellen. Und sich wie alle in der Stadt fragen, was sie den Lebenden und den Toten schuldet. Louise Erdrich zeigt eindrucksvoll, wie erhellend Literatur in düsteren Zeiten sein kann – und verfasst zugleich eine Liebeserklärung an Lesende, Bücher und jene, die sie verkaufen.
    Quelle: amazon.de
    Meine Meinung:
    Ich habe schon Louise Erdrichs autobiografisches Werk „Von Büchern und Inseln“ gern gelesen. Bei diesem Roman nun fand ich es extrem charmant, wie Erdrich ihren Buchladen „Birchbark Books“ als Handlungsort und sich selbst als Nebenfigur etabliert, ohne sich als Person dabei in den Vordergrund zu drängeln. Sie überlässt die Bühne fast vollständig ihren fiktiven Protagonist*innen, webt aber die realen Geschicke ihrer Buchhandlung während der Corona-Pandemie (die den Entwicklungen in der hiesigen Buchhandlung meines Herzens auf erstaunliche Weise ähneln) auf sehr bewegende Weise mit ein.
    In dieser Buchhandlung wird Tookie vorstellig, die in jungen Jahren große Dummheiten beging und dafür zehn Jahre unschuldig im Gefängnis verbracht hat. Doch die Inhaberin Louise interessiert sich nicht für Tookies geschönten Lebenslauf, sondern fragt sie nach ihrer aktuellen Lektüre. Danach hat Tookie den Job und teilt sich nun die Schichten bei „Birchbark Books“ mit einigen anderen bibliophilen indigenen Frauen, die von der Autorin in ihren Eigenheiten liebevoll ausgearbeitet sind.
    Für mich war beim Lesen unfassbar, was Tookie vor Gericht und im Gefängnis widerfahren ist. Langsam arbeitet sie sich aus ihren sowohl familiär als auch durchs Gefängnis bedingten Traumata heraus; die Bücher und ihr großartiger Ehemann helfen ihr dabei. Doch dann geschehen in Minneapolis und der Welt in einem Jahr zwei Dinge: die Corona-Pandemie und der Mord an George Floyd.
    Corona: Erst vor ein paar Wochen habe ich darüber nachgedacht, wie es wäre, bald Romane zu lesen, in denen die Pandemie vorkommt. (Bisher habe ich nur in Sachbüchern Bemerkungen oder selten auch mal genauere Gedanken zur Bewältigung der Pandemie gefunden.) Mein Gefühl war eindeutig – ich fühlte mich noch nicht bereit dafür. Die Sorge, getriggert werden zu können, war zu groß. Ich hatte hier nun anhand des Klappentextes auch nicht mit der Thematik gerechnet. Aber was soll ich sagen – wenn schon Pandemie in der Belletristik, dann dieses Buch! Erdrich flicht auf ihre gewohnt unaufgeregte Art kleine Beobachtungen ein, die den großen realen Irrsinn dieser Zeit auf den Punkt bringen: die Hilflosigkeit, die Vereinsamung, aber auch die Solidarität von vielen (nicht allen) Menschen, die Ängste und Hoffnungen, das einsame Leiden und Sterben in Krankenhäusern und Hospizen, die hier besonders ohnmächtige Trauer bei Verlusten von geliebten Angehörigen, die vielen Ungerechtigkeiten und offenen Fragen. Erdrichs Figuren agieren und entwickeln sich unter dem Einfluss dieser Pandemie und man versteht beim Lesen jede kleine Andeutung absurd erscheinender Verhaltensweisen, die man den Nachgeborenen eines Tages wird erklären müssen.
    George Floyd: Ich hatte vorher nicht aktiv auf dem Schirm, dass Erdrichs Buchhandlung sich in derselben Stadt befindet, in der Polizisten ihr Knie auf George Floyds Nacken setzten, bis er qualvoll erstickte. Erdrichs ohnehin schon nicht unengagierte Figuren politisieren sich angesichts der Polizeigewalt und Demonstrationen rund um "Black Lives Matter" auf eine Weise, die mich teilweise an die aktuelle „Last Generation“-Thematik erinnert, mir aber natürlich vor allem die Geschehnisse in Minneapolis noch einmal viel näher und emotionaler vor Augen geführt hat.
    … und zwischen alledem schwebt der Geist von Flora, verstorbene und vielgeliebte wie vielgehasste Kundin von „Birchbark Books“, und randaliert in der Buchhandlung mal leise und mal laut vor sich hin. Ich liebe den Magischen Realismus (so lange er nicht aus Südamerika kommt ). In Erdrichs Romanen wird jedoch noch eine andere Dimension eröffnet – die hier immer wieder auftauchenden menschlichen und tierischen Geistwesen sind eben nicht nur Magischer Realismus, sondern Bestandteil der animistisch geprägten Religionen der Anishinaabe, Dakota und Michif, über die auch in diesem Werk einiges an Hintergrundinformationen eingestreut wird, einschließlich dem Schmerz darüber, wie die First Nations sich dieses kulturelle Erbe, das ihnen generationenlang gewaltsam ausgetrieben worden war, erst wieder zurückerobern müssen. Wie sich hier indigene und schwarze Geschicke und Aktivitäten verbinden lassen, zeigen Erdrichs liebenswert fehleranfällige Figuren im Angesicht der vielfachen Krise, ohne dabei sinnlos auf moralinsaure Sockel gestellt zu werden. Im Gegenteil macht es auch hier wieder den Charme von Erdrichs Figuren aus, dass sie über andere Menschen, vor allem jedoch über sich selbst herzhaft spotten und lachen können.
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Ausgaben von Jahr der Wunder

Gebundene Ausgabe

Seitenzahl: 464

E-Book

Seitenzahl: 410

Taschenbuch

Seitenzahl: 386

Jahr der Wunder in anderen Sprachen

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