Mandela: Mein Gefangener, mein Freund

Buch von Christo Brand, Barbara Jones, Michael Bayer, Sigrid Schmid, Weitere s. u.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Mandela: Mein Gefangener, mein Freund

Nelson Mandela, Sohn eines schwarzen Stammesführers und großer Kämpfer gegen die Rassentrennung in Südafrika. Christo Brand, ein weißer Bauernsohn, hineingeboren in die Kultur des Apartheid‐Regimes. Diese beiden Menschen mit so ungleichen Voraussetzungen begegneten einander im Gefängnis auf Robben Island: Mandela als lebenslänglich inhaftierter Freiheitskämpfer, Brand als sein vom Staat rekrutierter Aufseher, der unter anderem den persönlichen Briefwechsel des Häftlings zensieren musste. Der 60‐jährige politische Gefangene und der erst 19‐jährige Wärter hätten erbitterte Feinde werden können. Doch zwischen ihnen entwickelte sich im Lauf eines Jahrzehnts, das sie gemeinsam im Gefängnis verbrachten, eine außergewöhnliche Freundschaft. Die Verbindung zwischen ihnen reifte durch viele Akte der Menschlichkeit und blieb auch nach Mandelas Freilassung aufrecht. Christo Brand erzählt in seinen Memoiren Anekdoten, über die er nie zuvor offen gesprochen hat. Diese einzigartige Geschichte über seine Zeit mit Mandela gewährt bisher unbekannte intime Einblicke in das Leben eines der größten politischen Vorbilder.
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Bewertungen

Mandela: Mein Gefangener, mein Freund wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Mandela: Mein Gefangener, mein Freund

    "Wenn er sich für dich interessiert, dann steigst du in der Achtung aller anderen." (S. 259)
    In dieser gut verständlich geschriebenen Autobiographie berichtet Herr Christo Brand aus seiner Zeit als Gefängniswärter der politischen Gefangenen Nelson Mandela sowie dessen Weggefährten. Er erzählt aus seiner Sicht über die Zeit als er den Gefängnisdienst begann und über die Freundschaft zu Nelson Mandela, welche über die Dauer dessen Gefängnisaufenthalts hinaus bestehen blieb.
    Herr Brand ist nach seinem Gefängnisdienst auf Roben Island nach vielen Jahren dorthin zurückgekehrt. Nun hält er Führungen für Besucher in dem ehemaligen Gefängnis für politische Gefangene, das inzwischen eine Gedenkstätte ist, und berichtet dort von seiner Zeit mit Mandela:
    "Meine Gefangenen seien niemals gewöhnliche Verbrecher oder Räuber, sondern idealistische Opfer gewesen. Schaut sie euch heute an, fordere ich meine Zuhörer auf. Sie werfen sich nicht in Positur und halten keine großen Predigten. Ich selbst könne mir natürlich nichts von dem, was aus Mandela und den Rivonierern geworden sei, als Verdienst anrechnen. Ich hätte nur die Vorschriften ein wenig zu ihren Gunsten zurechgebogen." (S. 265)
    Allerdings habe ich mich beim Lesen manches Mal gefragt, ob hier nicht im Nachhinein sich einiges schöngeredet wurde?! So z.B. bereits im ersten Kapitel als Hr. Brand aus seiner Kindheit erzählt: "Bei aller Großzügigkeit konnte mein Vater aber auch sehr streng sein. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass ich mich gegenüber älteren Leuten egal welcher Hautfarbe stets respektvoll zu verhalten hatte. Mein Vater hörte eines Tages, wie ich einen älteren schwarzen Arbeiter anschrie. Wir brachten gerade Kühe in einen Kral und ich gebrauchte unanständige Wörter. Mein Vater tobte. Er bestrafte mich mit einer Sjambok, einer Peitsche, und wiederholte dabei ständig, wir müssten ältere Menschen achten. Die Farbe ihrer Haut spiele keine Rolle. Sie ginge nicht ab und außerdem seien Schwarze und Farbige genauso Menschen wie wir." (S. 23)
    So ein Benehmen geht gar nicht - niemanden gegenüber.
    Auf S. 26 / 27 erzählt Herr Brand, dass er Arzt spielte bei der Eignungsprüfung für die Ausbildung zum Gefängniswärter, weil der echte Arzt nicht kommt und er den gleichen Nachnamen hatte. Da dachte ich beim Lesen: Eijeijei - fällt das denn niemandem auf? Und dies könnte man eigentlich auch fast schon als kriminell bezeichnen, oder? Und als er dann noch auf S. 26 berichtet: "Trotz unserer mangelnden Tauglichkeit zum Dienst wurde uns bei der Ausbildung nichts geschenkt.", fragte ich mich beim Lesen, wem solle hier aus welchem Grund etwas geschenkt werden?!
    Die Aufgabe von Hr. Brand und den anderen Gefängniswärtern bestand auch darin, die Post von und zu den Gefangenen zu zensieren. Auf S. 88 meinte er über nicht zugestellte Briefe: "Das alles gehörte zu den willkürlichen Schikanen einer paranoiden Regierung." Ich für meinen Teil denke eher, dass dies die willkürliche Schikane der auführenden / bevollmächtigten Personen / Beamten sei und hätte mir evtl. etwas mehr Zivilcourage gewünscht, wenn den Betreffenden schon bewusst ist, dass "die Beamten von der Sicherheitspolizei Briefe der Häftlinge wegwarfen." (S. 88)
    Auf S. 127 beschreibt Hr. Brand das Gefängnisleben im Allgemeinen und Besonderen: "Einen dieser typischen Bandenmorde habe ich einmal sogar selbst gesehen. Ein neues Gangmitglied bekam den Befehl, ein ganz bestimmtes Opfer zu töten und zu verstümmeln. Er schnitt ihm mit einem Messer die Brust auf, riss sein Herz heraus und verspeiste es vor den Augen seiner Gang-Kameraden. Ein anderes Mal schob ich in Pollsmoor als Aushilfe in der Abteilung Dienst, in der die harten Berufsverbrecher untergebracht waren. Als ich eine Zellentür öffnete, lag in der Toilettenschüssel ein abgeschnittener Kopf. Sieben Gefangene hatten einen Mithäftling umgebracht und dessen Körper zerschnitten, um seine Einzelteile im Klo hinunterzuspülen. Dagegen lasen meine Gefangenen, die angeblich die gefährlichsten Männer der Welt waren, in Lexika, büffelten für ihre Abschlußexamen und spielten in der Sonne Tischtennis."
    Sorry, ich möchte Herrn Brand nicht zu nahe treten oder ihn oder seine Persönlichkeit in irgendeiner Weise angreifen oder schlecht reden, aber an einigen Stellen des Buches hatte ich den Eindruck, dass entweder versucht wurde aus allen möglichen Situationen seine Gutherzigkeit herauszustellen, oder dass sich bei der Erinnerung an Ereignisse in der Vergangenheit die rosarote Brille eingeschlichen hat.
    Jedenfalls ist mir diese Glorifizierung von Herrn Brand an einigen Stellen im Buch etwas aufgestoßen.
    Aber es geht hier um das Buch.
    Und das Sachbuch hat auf jeden Fall einige interessante Details zu bieten!
    Und ist somit auf jeden Fall empfehlenswert für Leser, die gerne mal ein Sachbuch mit politischen und persönlichen Informationen zur Hand nehmen.
    3 Sterne (von max. 5 Sternen)
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  • Rezension zu Mandela: Mein Gefangener, mein Freund

    Christo Brand, geboren 1960, verbrachte den Großteil seiner Kindheit auf dem Land, wo seine Familie zusammen mit farbigen und schwarzen Südafrikanern die gepachtete Farm des Vater bewirtschaftete. Um dem Wehrdienst zu entgehen, entscheidet sich der jungen Brand für eine Ausbildung zum Gefängniswärter und bewirbt sich anschließend um eine Stelle auf Robben Island. Da weder er noch seine Familie politisches Engagement zeigen, wird er kurz darauf zum Aufseher der „gefährlichsten Verbrecher des Landes“, den politischen Gefangenen aus dem Rivonia-Prozess von 1963. So lernte Christo Brand im Alter von 19 Jahren den damals bereits 60-jährigen und zu lebenslanger Haft verurteilten Nelson Mandela kennen. Erstaunt, mit wie viel Respekt Mandela ihn behandelt, vergisst Brand die von ihm geforderte Distanziertheit gegenüber den Gefangenen und sorgt mit kleinen Gesten und Vergünstigungen im Rahmen seiner Möglichkeiten für Erleichterung im Gefängnisalltag, wodurch sich langsam eine immer tiefer werdende Freundschaft zwischen den beiden völlig unterschiedlichen Männern entwickelt…
    Das Vorwort wurde von Ahmed Kathrada, der mit zusammen mit Nelson Mandela verurteilt wurde und ebenfalls auf Robben Island einsaß, verfasst. Darin schildert er seine Eindrücke von Christo Brand während der Zeit im Gefängnis. Er beschreibt den Gefängniswärter als herzensguten Menschen, der den Gefangenen das Leben durch Gesten und kleinere Taten, die ihn teilweise sogar selbst in Gefahr brachten, erleichterte. Durch diese Schilderungen lernt der Leser schon vorab den Charakter des Verfassers kennen.
    Die Sprache des Buches ist klar und leicht verständlich. Christo Brand berichtet kurz von seiner Kindheit und der Ausbildung zum Gefängniswärter und stellt politische Ereignisse dar. Aufgrund seiner Erziehung und weil er auf dem Land zusammen mit farbigen und schwarzen Kindern aufwuchs und vom Apartheit-Regime erst etwas mitbekam, als er mit seinen Eltern in die Stadt ziehen musste, hegte er niemals irgendwelche Vorurteile gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe, sondern behandelte sie stets als Gleichgesinnte mit Würde und Respekt. Anschließend schildert Brand das Kennenlernen mit den politischen Gefangenen und seinen Arbeitsalltag über die Jahre, in denen er der Aufseher dieser Gruppe zunächst auf Robben Island und später im Pollsmoor –Gefängnis war. Die meisten von ihnen saßen damals schon über zehn Jahre im Gefängnis, doch Brand fand in Mandela, Kathrada, Sisulu, Mbeki und Mhlaba alles andere als gebrochene Männer vor. Die Loyalität, die zwischen ihnen herrschte, ist beeindruckend. Aber auch Brand stellte seine Vertrauenswürdigkeit immer wieder unter Beweis, z. B. indem er einmal Mandela seine kleine Nichte zeigte, was selbst seine Frau Winnie nicht erfahren durfte, da Brand seinen Job hätte verlieren können. Er achtete darauf, dass seine Häftlinge sich fit hielten und organisierte für Mandela sogar einen kleinen Garten, den er bewirtschaften durfte. Seine Entscheidungen und Motive für seine Taten versucht der ehemalige Gefängniswärter im Buch stets nachvollziehbar dazustellen, gibt aber auch mehrmals zu, dass er gern mehr getan hätte, aber selbst ein Gefangener des Systems war. Nie verlangte Christo Brand eine Gegenleistung von den Gefangenen, sondern legte ein hohes Maß an Bescheidenheit und Menschlichkeit an den Tag, was ihn unglaublich sympathisch macht. Obwohl ihm bewusst ist, dass er ein wichtiger Teil der Geschichte um Mandela und seine Anhänger ist, stellt er sich nicht in den Vordergrund und erwähnt auch seine persönlichen Schicksalsschläge nur am Rande. Die Hauptperson in seiner eigenen Geschichte ist und bleibt Nelson Mandela und Brand gewährt dem Leser einzigartige Einblicke in dessen Persönlichkeit.
    Den Anti-Apartheid-Kämpfer und ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela, bewundere ich schon lange, wusste aber kaum etwas persönliches über ihn, doch das hat sich mit Christo Brands Buch nun geändert und meine Bewunderung für Mandela ist weiter gestiegen, aber nicht nur durch die Dinge, die er für sein Land und sein Volk getan hat, sondern vor allem wegen der kleinen Gesten mit denen er Zeit seines Lebens einzelnen Menschen Freude bereitete oder Anteil an ihrem Leben nahm. Das fing schon damit an, als Mandela wie selbstverständlich den Toiletteneimer eines kranken Mitgefangenen säuberte. Er setzte sich für bessere Haftbedingungen ein und erwirkte die Erlaubnis für sich und seine Anhänger studieren zu dürfen. Seine Rolle als Familienoberhaupt nahm Mandela auch im Gefängnis sehr ernst und kümmerte sich über seinen Anwalt so es ging um Familienangelegenheiten. Sogar nach einem Krankenhausaufenthalt, ließ Mandela jeder Krankenschwester einen kleinen persönlichen Brief überbringen, was ich sehr berührend fand. Aber auch die Familien seiner Mitgefangenen und Christo Brands lagen ihm am Herzen, so erkundigte sich Mandela auch noch nach seiner Freilassung und Wahl zum Präsidenten regelmäßig nach Brands Familie und ihr Wohlergehen.
    Neben Mandela beleuchtet Christo Brand auch die anderen Gefangenen persönlich etwas näher und geht z. B. auf Ahmed Kathrada und Elias Motsoaledi und deren Familien ein. Interessant sind außerdem die abgedruckten Fotos, die Nelson Mandela und seine Mitstreiter zeigen, sowie private Bilder von Brands Familie.
    Über die Annehmlichkeiten, die Brand den Gefangenen gewährte oder die ihnen nach und nach offiziell zugestanden wurden, kann man leicht vergessen, dass die Anti-Apartheid-Kämpfer in feuchten, klammen und kahlen Zellen leben mussten und als die „schlimmsten Verbrecher des Landes“ behandelt wurden - man wollte diese „Terroristen“ psychisch brechen. Dazu gehörte, dass sie ständig abgehört wurden, Fernsehen und Zeitungen, sowie der Kontakt zu Außenstehenden, außer zu nahen Familienmitgliedern und ihren Anwälten, waren verboten, Briefe wurden teilweise so zensiert, dass nur noch einzelne Wortfetzen übrig blieben, schwarze Häftlinge erhielten kleinere Essensportionen und niemals Brot usw. Die Vorstellung, dass Menschen viele Jahre lang so behandelt werden, ist grausam, doch selbst nach Jahrzehnte langer Haft verließen die Angeklagten des Rivonia-Prozesses das Gefängnis nicht als gebrochene Männer, sondern sie kämpften weiter für ihr Land und ihre Überzeugungen. Oder mit Brands Worten ausgedrückt:
    […]
    (S. 222)
    „Mandela – Mein Gefangener, mein Freund“ ist ein sehr bewegendes, persönliches Buch über einen der bedeutendsten Menschen unserer Zeit und dessen lebenslang währenden Freundschaft mit einem außergewöhnlichen, herzensguten und charakterstarken Menschen, der seinen nicht unbedeutenden Teil im Kampf gegen Apartheid beigetragen hat.
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Ausgaben von Mandela: Mein Gefangener, mein Freund

Hardcover

Seitenzahl: 304

Besitzer des Buches 2

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