Der Mord des Jahrhunderts

Buch von Paul Collins, Carina Tessari

Bewertungen

Der Mord des Jahrhunderts wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Mord des Jahrhunderts

    Inhalt: Ende des 19. Jahrhunderts werden in New York Päckchen gefunden, deren Inhalt die gesamte Stadt aufrüttelt: Leichenteile, die offensichtlich von dem gleichen Mann stammen. Doch der Kopf fehlt und so beginnt die Jagd auf die mysteriöse Identität und den Mörder – angeführt von den örtlichen Zeitungsverlagen. Und bald schon findet zwischen den Zeilen New Yorks ein regelrechter Krieg statt.
    Meine Meinung: Es geht in diesem Buch um einen wahren Fall, der anhand des Zeitungswesen Ende des Jahrhunderts aufgerollt wird und besonderen Wert auf den Wettkampf zwischen Joseph Pulitzer und William Randolph Hearst legt. Nicht selten wird der Eindruck einer planlosen Polizei vermittelt, weshalb nur der Einsatz der Journalistenscharen die Ermittlungen vorrantreibt. Die Abläufe eines Zeitungswesens zu beobachten, was einem Menschen aus dem 21. Jahrhundert vollkommen fremd ist, vielleicht aber doch nicht. Verdrehte Fakten, um unter anderem die Konkurrenz auszustechen, sind keine Seltenheit.
    Der Fall an sich wird in fünf Teile aufgeteilt und im Prinzip ganz interessant. Zuerst muss “Das Opfer” identifiziert werden, was sich in Zeiten ohne DNA-Abgleich sehr schwer ist und nur durch Recherche, besonders durch die Laufburschen der Zeitungmogulen, zu “Die Verdächtigen” führt. Auf “Die Anklage” folgt “Der Prozess”, der sich vor allem durch die Auswahl der Geschworenen verzögert, und abschließend gibt es “Das Urteil” und dessen Vollstreckung. Nachvollziehbar ist diese Aufteilung, aber sie nimmt die Entwicklung des gesamten Buches etwas vorweg und somit bieten sich kaum überraschende Wendungen.
    Das Flair der Zeit wird sehr gut eingefangen. Als Leser kann man sich hineinversetzen, auch wenn man etwas vollkommen anderes gewohnt ist, kein New York mit kleinen Wäldern und Wiesen und einem Brooklyn, das genau dies verkörpert. Es werden Probleme angesprochen, an die wir heute keinen Gedanken verschwenden würden. Besonders durch die vielen Perspektive, die der Autor einfängt und im Buch verarbeitet, bietet eine gesellschaftliche Bandbreite an Eindrücken, wobei man sich allerdings mit keinem besonders lange aufhält. Zudem wird sehr neutral erzählt, denn das Werk stützt sich auf viele Quellen, die keine hundertprozentig sachliche Berichterstattung zulassen, aber auch keine Person zum objektiven Erzähler küren können. Der Autor hat sich sogar so sehr von seiner Recherche leiten lassen, dass er fast vollständig auf wörtliche Rede verzichtet und solche nur einsetzt, wenn sie zitiert ist, was die Geschichte an einigen Stellen sehr langweilig und eintönig macht.
    Fazit: Ich mag das Buch, auch der Fall interessiert mich persönlich. Aber die Art der Aufarbeitung konnte mich nicht immer überzeugen, schließlich ist es auch kein normaler Krimi. Wer Interesse am damaligen Zeitgeschehen hat, sollte aber einen Blick riskieren.
    Kleiner Tipp: Den Schutzumschlag sollte man erst nach dem Lesen entfernen. Auf dem Buch sind nämlich Zeitungsausschnitte aus dem gesamten Fall abgebildet und verraten bereits das Ende.
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  • Rezension zu Der Mord des Jahrhunderts

    Umfang: 431 Seiten (davon fast 60 Seiten Quellen und Einzelnachweise), gegliedert in 5 Teile, die den einzelnen Stationen des Falls entsprechen.
    Kurzinhalt (Klappentext):
    Über ganz New York verteilt werden die ordentlich abgetrennten Körperteile eines Mannes gefunden. Die Polizei tappt im Dunkeln. Weder Zeugen noch Motive noch Verdächtige bieten Anhaltspunkte.
    Diese grausigen Funde im Sommer 1897 sind der Beginn eines mysteriösen Mordfalls. Es ist die Zeit, in der den Zeitungsmogulen Joseph Pulitzer und William Randolph Hearst jede Sensation gelegen kommt, um Auflagen zu steigern. Der spektakuläre Mord löst einen noch nie dagewesenen Medienzirkus aus, der zur Geburtsstunde des Boulevardjournalismus zählt.
    Die Spuren führen Reporter und Polizisten in das deutsche Immigrantenmilieu und zu einer verhängnisvollen Dreiecksbeziehung. Doch handelt es sich bei der kopflosen Leiche wirklich um William Guldensuppe? Bis zum Schluss hält der historische Fall mit seinen überraschenden Wendungen die damalige Bevölkerung wie den heutigen Leser in Atem.
    "Der Mord des Jahrhunderts" ist wie eine Zeitmaschine, mit der man in das brodelnde New York an der Schwelle zum 20. Jahrhundert reist. Faszinierende und kuriose Details aus jener Ära begegnen einem auf jeder Seite, während man gebannt die Ermittlungen zum Fall Guldensuppe verfolgt. Paul Collins lässt Geschichte lebendig werden und sorgt mit diesem brillant erzählten Kriminalfall für Spannung pur.
    Eigene Inhaltsangabe:
    Im Sommer 1897 wird die Aufmerksamkeit New Yorks auf einen grausamen Mord gerichtet. Es werden die Körperteile eines Mannes gefunden, die Umstände der Tat sind noch im Dunklen. Sofort wittert die Presse ein gefundenes Fressen und stürzt sich voller Elan auf den Fall – allen voran bei beiden gnadenlosen Konkurrenten NY World und NY Journal. Anfangs lassen sie sogar die Polizei hinter sich zurück und tragen nicht unwesentlich zur Lösung des Falles bei. Schon bald ist die Identität des Opfers geklärt und die ersten Verdächtigen sind gefunden. Was nun folgt ist eine Suche nach Beweisen und ein Prozess, welche durch die Zeitungen sehr stark in die Öffentlichkeit transportiert werden. Nicht umsonst stellt dieser Fall den ersten der "großen Zeitungsprozesse" dar.
    Meine Meinung:
    Schon von der ersten Seite an ist man in diesem historischen Fall gefangen. Der Autor verwebt die Fakten so geschickt, dass sich das Ergebnis beinahe wie ein Kriminalroman liest. Die Zeit damals ist so lebendig beschrieben, dass man sich als Leser direkt in das ausgehende 19. Jahrhundert katapultiert fühlt. Anhand von Zeitungsartikeln, Erinnerungen, Akten etc. wird der gesamte Fall minutiös aufgerollt, die damaligen Ereignisse können so nahezu lückenlos verfolgt werden.
    Besonderes Augenmerk wird auf die Rolle der Journalisten gelegt. Deren Methoden sind sehr anschaulich dargebracht, sodass man als Leser nur darüber staunen kann. In ihrem ewigen Kampf gegeneinander tun die Boulevardblätter fast alles, um sich gegenseitig zu übertrumpfen. Anfangs fand ich das einfach nur unglaublich, später dann erschütternd und gegen Ende sogar richtig abstoßend und abscheulich. Die Polizei kann bei so viel Wettbewerb eigentlich nur das Nachsehen haben, aber ihre Rolle nimmt später wieder deutlich zu.
    Immer wieder sind Details zu teils amüsanten, teils unglaublichen aber immer hoch interessanten Fakten eingestreut, etwa zu anderen Kriminalfällen, wissenschaftlichen Errungenschaften oder einfach Schlagzeilen, die die Menschen damals bewegten. Diese haben zwar nicht immer direkt was mit dem Fall zu tun, dennoch machen gerade auch die einen großen Reiz beim Lesen aus. Immer wieder erfährt man interessante Kleinigkeiten, auch aus dem Leben später großer Persönlichkeiten.
    Der Mordfall selber ist hochinteressant, nicht nur wegen der ungewöhnlichen Aufdeckung. Beweise gab es kaum, nur die Indizien stellten vernünftige Anhaltspunkte dar. Immer wieder gibt es Widersprüche, die sich stets mehren. Ich hätte darüber nicht urteilen wollen! Der Autor stellt nicht nur die Absurditäten und Absonderlichkeiten des Falles dar, sondern geht den Weg auch schonungslos bis an das ebenfalls sehr detaillierte grausame Ende, sodass der geschichtliche Ablauf hier nahezu lückenlos wiedergegeben wird. Der Fall ist durch die Zeitungen so stark in die Öffentlichkeit gelangt, dass es teilweise sehr groteske Züge annimmt, die sogar noch über Jahre hinweg Bestand haben.
    Im Anhang findet sich ein sehr umfangreiches Verzeichnis (fast 60 Seiten) mit Quellen und hunderten von Einzelnachweisen. So ist jedes Detail, jeder Ausspruch von Personen in der einen oder anderen Form historisch belegt. Für mich war es erstaunlich, dass anhand dessen eine fast lückenlose Rekonstruktion der Ereignisse stattfinden konnte.
    Fazit:
    Anhand einer Unmenge von Material hat der Autor hier einen historischen Mordfall in all seinen Facetten derart lebendig wiedergegeben, dass man nur so durch die Seiten fliegt und sich mittendrin wähnt. So erlebt man als Leser nicht nur den Aufstieg und Fall von Zeitungen und sogar technischer Entwicklungen mit, sondern wird auch mit vielen kleinen Details am Rande gefüttert. Wer sich für die Geschichte des Boulevard-Journalismus und Kriminalgeschichte interessiert, wird hier bestens bedient sein, aber auch andere werden hieran ihre Freude haben. Insgesamt ein höchst kurzweiliges und interessantes Sachbuch, durch das ich viel gelernt habe!
    Übrigens fand ich den Klappentext sehr zutreffend, das hat man heutzutage ja nicht mehr so oft.
    Und auf der Verlagsseite von Irisiana gibt es auch eine Leseprobe, für einen ersten Eindruck.
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Ausgaben von Der Mord des Jahrhunderts

Hardcover

Seitenzahl: 448

Besitzer des Buches 8

Update: