Essen und Trinken im Mittelalter

Buch von Ernst Schubert, Bernd Schneidmüller

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Essen und Trinken im Mittelalter

Essen und Trinken im Mittelalter - hier geht es um ein grundlegendes Thema der Menschheit, grundlegend jedenfalls für Zeiten, die Nahrungsmittel nicht im Überfluss kannten, meist sogar Mangel litten. Ernst Schubert macht aus einem kulinarischen Thema eine umfassende Kultur- und Mentalitätsgeschichte des Mittelalters. Er berichtet vom Fleisch und vom Metzger, vom Bier und vom Wein, vom Hering und vom Stockfisch, vom höfischen Festmahl ebenso wie von den kargen Speisen des gemeinen Mannes und der Hungersnot. Höchst anschaulich und immer nah an den Quellen erzählt, bürstet Ernst Schubert das Thema aber auch konsequent gegen den Strich, räumt mit vielen Vorurteilen der Ritterromantik und der Tournierspektakel auf. Die konkrete Realität, auch die Derbheit des täglichen Lebens ist ihm ein Anliegen, und da das Spektrum seiner Darstellung immens ist, wird so fast der ganze mittelalterliche Kosmos des Alltagslebens lebendig.
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Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Essen und Trinken im Mittelalter

    Über unglaubliche tagelange Gelage und verschwenderische Feste gibt es Berichte auch aus dem Mittelalter. Fürstenhochzeiten, Reichstage oder diplomatische Bankette. Die Tatsache, daß davon schriftliche Zeugnisse vorliegen, zeigt den Seltensheitswert solcher Ereignisse. Sie waren rare Begebenheiten, von denen noch Generationen später gesprochen und fabuliert wurde und die Gerichte dabei immer vielzähliger, immer üppiger und unmässiger wurden. Es hat sie gegeben, die " großen Fressen" der Mächtigen und Reichen, aber nur äußerst selten.
    Wie die Ernährungssituation der einfachen Menschen im Alltag aussah im Mittelalter, dem ging der Historiker Ernst Schubert mit seinem Team auf die Spur. Dabei wurden von Klosterannalen, Bestelllisten städtischer Verweser bis zu Rechnungen für Lieferungen an Burgen und Gutshäuser alle Quellen verwertet, die namhaft geworden sind.
    Der tägliche Brei, die Hauptnahrung der Menschen, von Arm und Reich, waren geschrotete Gerste und Roggenkörner oder Hirse, die nach Geldbeutel mit Salz, Wasser oder Milch zu Brei zerkocht wurden. Kaum ein Hochgenuss, aber er enthielt Eiweiße, Kohlehydrate und Spurenelemente und erfüllte durchaus die Empfehlungen moderner Ernährungsphysiologen. Genauso wertvoll war das tägliche Gemüse: Erbsen, Wicken, Bohnen, Kohl, Rüben, protein und ballaststoffteich. Der Käse kam bei den einfachen Leuten überwiegend von Ziege und Schaf, nur wohlhabende Zeitgenossen hielten Rinder. Dazu kam jahreszeitlich das Obst und eine Freiburger Studie über die Lebensmittelversorgung von Fuhrleuten, Klosterschülern und Maurern der Stadt im 14. Jahrhundert kam zum Ergebnis, die Anforderungen an eine ausgewogene Ernährung waren durchaus erfüllt.
    Fische und Fleisch waren zumeist Sonn und Feiertagen vorbehalten und kamen entsprechend selten auf den Tisch, vermehrt zu Beginn des Winters, wenn die Bauern einen Teil ihres Viehs schlachteten, um es nicht durchfüttern zu müssen.
    Für Salz und Gewürze führte man Kriege und erhob hohe Zölle, ein wertvolles Gut, dass die ärmeren Leute durch Zugabe von Kräutern und Pilzen zu ersetzen versuchten.
    Mittelalterliche Städtenamen wie Salzburg, Salzwedel, Salzgitter, zeugen von der Wichtigkeit des "weißen Goldes" für die Ernährung.
    Fisch stand häufiger auf dem Speiseplan, Klöster und Städte hatten große Fischweiher angelegt und der Hering der Ost und Nordsee war begehrte Winterkost, durch Salz haltbar in Fässern gelagert.
    Exotische Gewürze waren für die Tische der Reichen, ein Preisvergleich:
    1 Schlachtochse/ Stadt Ravensburg, 14.Jhdt.
    : 11 Schillinge Silber
    Ein Pfund Muskatnuss / ebenda : 80 Schillinge Silber.
    Wasser zu trinken war bei der ländlichen Bevölkerung durchaus üblich, in Gemeinwesen wie Burgen, Gütern und besonders Städten ein Problem, da es keinerlei Kanalisation gab, die Latrinen neben den Brunnen. Die Abflüsse für Unrat aller Art verliefen längs der Straßen und Wege.
    Auch beim Dünnbier, dem Hauptgetränk, konnte von Reinheit keine Rede sein. Es wurde Wacholder, Baumrinde oder Gips beigefügt zur Haltbarmachung. Den Klosterbrauereien ist es zu verdanken, daß die Kunst des Bierbrauens erhalten blieb und nach zumindest groben Regeln verlief. Das Bier wurde am Morgen, zu Mittag und am Abend getrunken, enthielt allerdings nur die Hälfte des Alkohols heutiger Sorten.
    Wein war für den zu haben, der ihn bezahlen konnte, das waren wenige. Zwar wurde in fast allen Gauen des Reiches Wein angebaut, bis zur Nordsee, aber die Qualität war z.T. so empörend, das der Rat der Stadt Danzig 1324 den Weinausschank im Rathaus verbot, da das Getränk die städtischen Zinnkannen zerfressen hatte.
    Von den edlen Weinen des Rheingaus oder gar aus Bordeaux, hatten selbst die meisten Adligen höchstens ein Fässchen gelagert, den begehrten "Rotspon".
    Hochvergnüglich erzählen Schubert und Kollegen von den Tischen des Mittelalters, kenntnisreich und quellengestützt, allgemein verständlich und nach Art der Annales - Schule im besten Sinne.
    Natürlich werden auch die üppigen Bankette geschildert, samt den edlen Gerichten. Wie die Menuefolge des Menagier de Paris für ein Festmahl anno1391 für König Karl VI. mit 147 Gängen.
    Zur Systematik hätte ich mir noch eine übersichtlichere Gliederung nach Zeiten gewünscht und das Quellenverzeichnis wurde der Übersicht halber gekürzt, was für den Interessierten immer etwas schade ist.
    Aber der Gesamteindruck geht hier nach dem Lesevergnügen, nicht nach der Überprüfbarkeit, daher 4 1/2 und klare Leseempfehlung.
    Ernst Schubert (1941 - 2006) war Professor für niedersächsische Landesgeschichte und Direktor des Instituts für historische Landesforschung an der Universität Göttingen.
    Gerd Althoff und Hans - Werner Goetz gingen als Historiker aus seiner Ausbildung hervor. ( Göttingen 2002)
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Ausgaben von Essen und Trinken im Mittelalter

Hardcover

Seitenzahl: 443

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