Wo fahren wir hin, Papa?

Buch von Jean-Louis Fournier, Nathalie Mälzer

Bewertungen

Wo fahren wir hin, Papa? wurde insgesamt 14 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,4 Sternen.

(3)
(3)
(6)
(2)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Wo fahren wir hin, Papa?

    Ich habe das Buch innerhalb einer Stunde am Stück gelesen, weil es mich sehr fasziniert hat. Trotzdem fält es mir wirklich schwer, etwas zu diesem Buch zu sagen.
    Zum Inhalt: Der Autor und seine Frau bekommen hintereinander zwei sowohl körperlich als auch geistig behinderte Söhne: Mathieu und Thomas. Mit einem behinderten Kind zu leben, ist ja schon unglaublich schwer. Aber gleich zwei? Und der Vater schreibt nun über sein Leben mit seinen beiden Kindern.
    Am Anfang habe ich gedacht, dass dieses ein sehr mutiges Buch ist, weil der Vater mit einem Tabu bricht: er gibt ganz ehrlich zu, dass er seine Söhne manchmal lieber tot gesehen hätte. Er schreibt schonungslos offen, und teilweise mit einem ganz grimmigen, bösen Humor; gleichzeitig spürt man jedoch in jeder Zeile die Liebe, die er trotz allem für sie empfindet. Er schämt sich für diese Gefühle, aber er steht dazu. Und er straft damit alle Eltern behinderter Kinder Lügen, die immer nur sagen, dass ihr Kinder trotz allem das größte Glück ihres Lebens sind. Er gibt sich auch selbst die Schuld am Zustand seiner Kinder, hat er sie doch gezeugt. Und so ist er hin- und her gerissen zwischen Liebe, Hass, Glück und Schuldgefühlen.
    Doch je weiter ich gelesen habe, desto mehr musste ich feststellen, dass der Autor doch auch etwas in Selbstmitleid versinkt. Er zählt beispielsweise immer nur auf, was seine KInder alles nicht können. aber erwähnt überhaupt nicht, wie sie sich entwickeln und was sie lernen zu tun. Man erfährt auch sehr wenig über die Beziehungen innerhalb dieser Familie. Fournier erzählt kurz, dass er auch noch eine gesunde Tochter bekommen hat. Aber der Leser erfährt nichts darüber, wie z. B. seine Frau oder seine Tochter zu den behinderten Familienmitgliedern stehen. Mathieu und Thomas werden in einem Heim untergebracht, und der Vater sieht sie nur am Wochemende. Es wird aber nicht erklärt, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Das Buch ist mir einfach zu kurz geraten, und es fehlen mir ganz wichtige Aspekte.
    Nichtsdestotrotz halte ich es für ein lesenswertes Buch, da es bisher noch nie jemand gewagt hat, in so einer Weise über behinderte Kinder zu schreiben. Und es hält einem wunderbar vor Augen, wie dankbar man dafür sein sollte, gesunde Kinder zu haben.
    Meine Bewertung:
    Weiterlesen
  • Rezension zu Wo fahren wir hin, Papa?

    Kinder sind ein Geschenk des Himmels - wer es wagt diesem Satz zu widersprechen, sollte damit rechnen zumindest scheel angeblickt zu werden. Klar, so etwas kann nur aus dem Munde eines/r Kinderlosen kommen, Egoisten, Hedonisten oder dergleichen. Doch ein Elternteil das einer solchen Aussage widerspricht? Undenkbar!
    Jean-Louis Fournier riskiert es, 156 Seiten lang. Er ist Vater zweier Söhne, zweier schwerstbehinderter Söhne, die 'nichts als Stroh im Kopf haben'. Und nie käme es ihm in den Sinn zu sagen, er ist ein 'stolzer Vater'. Fournier leidet: Leidet an dem Unglück das über ihn hereinbrach, das es ihm unmöglich macht, sein Wissen und seine Erfahrungen weiterzugeben, nie Enkelkinder an der Hand zu halten, nie stolz sein zu können auf seine Nachgeborenen. Er leidet auch mit, nein, für seine Söhne: dass ihnen so viele Dinge unbekannt bleiben, so viel Schönes und Gutes. Es ist ein einziger Schmerz der aus ihm spricht und dem er offenbar nichts entgegenzusetzen hat als seinen sarkastischen Humor.
    Er liebt seine Kinder, doch es ist keine selbstlose Liebe wie sie Müttern vielleicht leichter fällt. Für ihn sollte es eine Liebe auf Gegenseitigkeit sein: Er würde ihnen das Fundament für ein eigenständiges selbstverantwortliches Leben vermitteln und im Gegenzug würde es ihn mit Stolz erfüllen. Er gibt ihnen Zärtlichkeit und Zuwendung und erhielte Gleiches zurück. Er 'opfert' ihnen einen Abschnitt seines Lebens und bekäme dafür von ihnen (oder deren Kinder) gemeinsame Zeit in der Zukunft. Doch nichts davon wird geschehen. Seine Liebe ist vertane Liebe, denn es kommt nichts (oder so gut wie nichts) zurück - so seine Sicht.
    Fournier schildert zu kurzen Momentaufnahmen aus dem Zusammenleben mit seinen Söhnen seine Gedanken und Überlegungen, die locker leicht daher kommen und durchaus ein Schmunzeln bei den Lesenden erzeugen, aber die Unzufriedenheit und das Hadern mit seinem Schicksal nicht verbergen können.
    ‚Und nun?’ fragt sich die wohlgesonnene Leserin (denn Leser wird dieser unverhüllte Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Vaters wohl nur wenige finden). Soll ich dieses Buch denn nun kaufen oder nicht? Um mit Radio Eriwan zu antworten: Im Prinzip jein, denn…
    - Für 12,80 € erhält man nur wenig Geschriebenes (die 156 Seiten könnte man durchaus auf die Hälfte zusammenrücken, soviel Leerraum beinhaltet dieses Buch), aber der Inhalt wird einen wohl länger beschäftigen als manch dicker Schmöker.
    - Man amüsiert sich über die spitzen Bemerkungen des Autors um kurz darauf voller Empörung über seinen bitteren Sarkasmus das Buch zur Seite zu legen. Doch nur wenig später kann man vor lauter Tränen des Mitgefühls kaum noch den Text lesen bis man bei der nächsten amüsanten Bemerkung angelangt ist. Und so weiter…
    - Selten hat ein Mensch so unverblümt und ehrlich sein Innerstes nach Außen gekehrt, noch dazu aus einer solch persönlichen Situation heraus – doch will man das wirklich wissen?
    Ich wollte – und empfand die Lektüre als eine Bereicherung. Anteil nehmen zu dürfen an diesem Leben und die Einsicht, dass alles Hadern mit dem Schicksal nichts hilft, so unerträglich es auch sein mag. Auch wenn es kaum vorstellbar scheint, manche Dinge müssen akzeptiert werden um die Freude am Leben wiederzufinden.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Wo fahren wir hin, Papa?

    Aus diesem Buch schreit nur so die Verzweiflung. Ich muss sagen, dass ich ziemlich schockiert bin, von den Empfindungen die Fournier gegenüber seinen Kindern hat. Ich selber arbiete zur Zeit mit behinderten Kindern und ich habe mir schon gedacht, dass es sehr hart für die Eltern sein muss, vor allem wenn man dann auch noch zwei behinderte Kinder hat. Aber wie Fournier mit dem Schicksal seiner Kinder umgeht, dass er ja größtenteils als sein eigenes Schicksal sieht, hat mich schon sehr nachdenklich gemacht. Ich fand es am Anfang besonders heftig, denn Fournier erwähnt immer nur, was die Kinder nicht können, nie aber erwähnt er auch nur, was die Kinder trotz ihrer Behinderung können, nie freut er sich über kleine Erfolge, weil er seine Kinder immer gesunden Kindern gegenüber setzt. Fournier versinkt teilweise im Selbstmitleid und macht sich selber Vorwürfe, diesen Kindern das Leben geschenkt zu haben. Ich finde es sehr traurig, dass Fournier so gar kein Glück empfinden kann Kinder zu haben, auch wenn sie behindert sind. Er liebt seine Kinder, das wird einem in dem Buch schon deutlich, aber selbst daran hatte ich zu beginn Zweifel. Ich glaube Fournier hatte insgesamt sehr hohe Erwartungen an seine Kinder, die vielleicht auch enttäuscht worden wären, wenn sie nicht behindert wären. Auch gesunde Kinder bringen nicht unbedingt Urkunden und Pokale nach hause und sind nicht so wie die Eltern sich es vorstellen und es gerne hätten. Ich glaube in den Erwartungen liegt Fourniers Problem, er ist nicht in der Lage, seine Kinder so anzunehmen wie sie sind. Klar ist das schwierig, aber ich denke nicht unmöglich. Über seine Scherze und seinen Humor konnte ich nicht lachen. Ich finde die meisten Witze ziemlich heftig und anstatt zum Lachen war mir eher zum Weinen, denn aus den Witzen sprühte nur so die Verzweiflung des Vaters. Er selbst gibt ja in dem Buch zu, dass er die Witze mach um mit seinem Schicksal besser klar zu kommen und genau so wirkt es auch. Ich finde das Buch auf jeden Fall sehr eindrucksvoll und es lässt mich sehr nachdenklich und schockiert zurück.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Wo fahren wir hin, Papa?

    Kurzbeschreibung
    Wie gerne hätte der Vater seinen Söhnen ›Tim und Struppi‹ geschenkt – aber leider können sie nicht lesen. Wie gerne wäre er mit ihnen auf Berge gestiegen, hätte mit ihnen Musik gemacht, hätte mit ihnen Volleyball gespielt – aber leider können sie immer nur mit Holzklötzchen spielen. Thomas und Mathieu sind behindert und waren nie das, was sich der Vater gewünscht hätte: normale Kinder. Pointiert und mit überraschendem Witz schildert Fournier das Leben mit seinen Söhnen, die zu lieben nicht leicht war. Für die beiden wäre eine Engelsgeduld nötig gewesen, doch Fournier, so bekennt er offen, war kein Engel.
    Der französische Bestseller des Jahres 2008!
    »Man sollte dieses Buch nicht nacherzählen. Das würde ihm nicht gerecht werden. Der Einzige, der die richtigen Worte für diese Geschichte finden kann, ist Jean-Louis Fournier.« Le Monde
    Über den Autor
    Jean-Louis Fournier, am 19. Dezember 1938 in Arras geboren, ist Schriftsteller und Humorist und arbeitet zudem als Regisseur für das Fernsehen. Er hat eine Vielzahl von Büchern veröffentlicht. Sein Buch 'Wo fahren wir hin, Papa?' wurde 2008 zum Nr. 1-Bestseller in Frankreich, mit dem renommierten Prix Femina ausgezeichnet und für den Prix Goncourt nominiert.
    Meine Rezension
    Der in Frankreich sehr bekannte Autor Jean-Louis Fournier schreibt in seinem Buch "Wo fahren wir hin, Papa?" aus der Ich-Perspektive eines Vaters von zwei schwerbehinderten Söhnen. Dabei handelt es sich um keine zusammenhängende Geschichte, vielmehr um immer wenige Zeilen umfassende Ausschnitte (daher ist das Buch auch vergleichsweise sehr kurz). Doch gerade diese kurzen, scheinbar nebenbei hingekritzelten Aussagen stecken voller Gefühl und Gedanken: Manchmal lustig, manchmal traurig, oft voller schwarzem Humor, schier brutal, aber immer offen und ehrlich.
    Der Autor erzählt uns die schonungslose Wahrheit, wie er sie erlebt hat, ohne Rücksicht auf Verluste und auf die Gefahr hin, grob zu wirken. "Wenn ein Kind sich mit Schokopudding beschmiert, lachen alle; wenn das Kind behindert ist, lacht keiner." Und genau diese Kluft aus Betretenheit versucht Jean-Louis Fournier zu durchbrechen - mit Erfolg, wie ich finde. Sicher sind seine Äußerungen oftmals grob und hinterlassen ein flaues Gefühl im Magen, "wie kann der nur so gemein sein?". Doch wenn man ehrlich ist, gibt es wohl keinen Menschen, der sich nicht manchmal das schlimmste ausmalt und einfach nur genervt - auch von seinen eigenen Kindern - ist. Es ist schwer das zuzugeben, umso bewundernswerter finde ich die Offenheit, mit der der Autor mit dem Thema umgeht.
    Viel mehr gibt es über das Buch auch nicht zu sagen - man muss es selbst erleben, selbst die kurzen Gedankenstücke weiterspinnen, selbst zwischen Bewunderung und Verachtung, Humor und Trauer stehen. Auf jeden Fall ein ehrliches, selbstkritisches Buch, nicht für Zartbesaitete, das zum Nachdenken anregt.
    Von mir gibt es
    Weiterlesen

Ausgaben von Wo fahren wir hin, Papa?

Taschenbuch

Seitenzahl: 160

Wo fahren wir hin, Papa? in anderen Sprachen

  • Deutsch: Wo fahren wir hin, Papa? (Details)
  • Englisch: Où on va, papa? (Details)
  • Französisch: Où on va, papa? (Details)

Besitzer des Buches 15

Update: