Frau im Dunkeln

Buch von Elena Ferrante, Anja Nattefort

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Frau im Dunkeln

Was bedeutet es, eine Frau und Mutter zu sein – und dabei eigene Wege gehen zu wollen? Mit frappierender Ehrlichkeit ergründet Elena Ferrante die widersprüchlichen Gefühle, die uns an unsere Kinder binden. Und zeigt uns die rätselhafte Schönheit und Brutalität dessen, was unser Leben ist. Ein heißer Sommer an der süditalienischen Küste, Leda – knapp fünfzig, allein lebend, Mutter zweier erwachsener Töchter – verbringt unbeschwerte Tage am Strand. Sie vertreibt sich die Zeit damit, eine junge Mutter und deren kleines Mädchen zu beobachten, die innig vor sich hin spielen. Doch plötzlich verdüstert sich das Idyll und die sonst so beherrschte Leda lässt sich zu einer unbegreiflichen Tat hinreißen ...
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Bewertungen

Frau im Dunkeln wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,2 Sternen.

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Meinungen

  • Frau zwischen Ehrlichkeit, Seelenstriptease und Selbstzerfleischung.

    Marie

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Frau im Dunkeln

    Leda ist Ende vierzig, geschieden und Universitätsprofessorin für Anglistik in Florenz. Als ihre beiden erwachsenen Töchter zu ihrem Vater nach Kanada ziehen, mietet sie für die Sommerwochen eine kleine Wohnung in einem süditalienischen Küstenort. Sie möchte lesen, die Sonne und das Meer genießen, vor allem aber ihre neugewonnene Freiheit.
    Bereits in den ersten Ferientagen wird Ledas Aufmerksamkeit auf eine laute neapolitanische Großfamilie gelenkt, die sich am Strand neben ihr ausgebreitet hat, darunter eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Fasziniert beobachtet sie die beiden, erst wohlwollend und voller Sympathie, doch allmählich schlägt ihre Stimmung um. Erinnerungen an ihre eigene Mutterrolle, aber auch an ihre Kindheit drängen unaufhaltsam hervor und verderben ihr die unbeschwerten Urlaubstage.
    Einem plötzlichen, unerklärlichen Impuls folgend, tut sie dem kleinen Mädchen und ihrer Familie etwas Verstörendes an.
    Mit ihrem Debütroman aus dem Jahre 1992 hat Elena Ferrante ein beeindruckendes Zeugnis ihres schriftstellerischen Könnens vorgelegt. Von Anfang an hat mich die atmosphärisch dichte Sprache vollkommen in ihren Bann gezogen, gebannt bin ich Ledas Gedankengängen und Handlungsweisen gefolgt.
    Erzählt wird die Geschichte einer gebildeten jungen Frau, die sich frühzeitig aus den Fängen ihrer eigenen Großfamilie befreit, um sich alsbald in denen einer frühen Mutterschaft wiederzufinden. Während Ledas Mann seine eigene Karriere unbeirrt weiterverfolgt, fühlt sie sich mit der Erziehung der beiden gemeinsamen Töchter weitgehend alleingelassen. Ständige Müdigkeit ist das Resultat der Überforderung, ihre eigene wissenschaftliche Arbeit bleibt auf der Strecke.
    […]
    Schonungslos hinterfragt die Autorin die Selbstverständlichkeit, mit der Mutterliebe nicht nur im engsten Familienkreis, sondern auch von der Gesellschaft eingefordert wird. Eine Frau, die Mutter ist, hat in ihrer Aufopferung keine Schwächen zu zeigen, keine eigenen Bedürfnisse anzumelden, muss sich dem Nachwuchs lebenslang in inniger Liebe verbunden fühlen. Leda leidet nach der Abreise ihrer Töchter jedoch unter keiner verzehrenden Sehnsucht, sie empfindet vor allem eines: Erleichterung. Endlich ist sie von aller Fürsorge befreit, hat für niemanden mehr Verantwortung zu tragen, ist nur mehr sich selber verpflichtet. Doch augenblicklich meldet sich das schlechte Gewissen, stellt sich die Frage, ob Leda, da sie anders als erwartet reagiert, vielleicht gar keine gute Mutter war?
    Sehr geschickt verknüpft Elena Ferrante die Welt ihrer Protagonistin mit derjenigen einer italienischen Großfamilie, die als Sinnbild für die Rolle der Frau und Mutter schlechthin steht. Leda fühlt sich durch deren lautes, ruppiges, teilweise sogar ordinäres Verhalten einerseits an die Familie erinnert, der sie entstammt, mit der sie am liebsten aber nichts mehr zu tun haben möchte. Andererseits wird ihr jedoch auch das eigene Versagen als Mutter besonders deutlich vor Augen geführt, wenn sie die junge Frau im Umgang mit ihrer Tochter beobachtet.
    Erst als sie dem kleinen Mädchen Kummer bereitet, werden Risse in der Fassade sichtbar, droht die heile Welt einzustürzen. Der nähere Kontakt mit der Mutter macht Leda klar, dass auch sie nicht nur für ihre Tochter lebt, dass auch sie heimliche Sehnsüchte und unerfüllte Wünsche hegt.
    Neben der beeindruckenden Hauptfigur, die durch ihre Ehrlichkeit sich selber gegenüber besticht, hat mir die Charakterisierung der neapolitanischen Großfamilie besonders gut gefallen. Hübsche Frauen haben sich dem Diktat kleiner stämmiger Männer mit dicken Bäuchen zu fügen, junge Männer verhalten sich laut und rüpelhaft, kleine Mädchen sind nicht nur reizend und wohlerzogen. Streitigkeiten brechen immer wieder aus, doch letzten Endes halten sie alle zusammen. Wer sich gegen diesen Clan wendet, hat schon von vorne herein den Kürzeren gezogen, das muss auch Leda schmerzlich erfahren.
    Auf nur 155 eBook-Seiten erzählt Elena Ferrante eine inhaltlich und stilistisch gleichermaßen beeindruckende Geschichte, die mich mit ihrer Offenheit und Aussagekraft von Anfang bis Ende zu begeistern vermochte.
    Tiefgründige
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Ausgaben von Frau im Dunkeln

Hardcover

Seitenzahl: 188

E-Book

Seitenzahl: 188

Taschenbuch

Seitenzahl: 188

Hörbuch

Laufzeit: 00:04:28h

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