Der Herr der Nussknacker

Buch von Iain Lawrence, Christoph Renfer

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Herr der Nussknacker

Iain Lawrence gelingt es, das Drama des Ersten Weltkriegs in außergewöhnlicher Weise erlebbar zu machen. Zugleich ist sein Herr der Nussknacker eine Geschichte über die Menschen in jedem Krieg, oder genauer: ein Appell, besser zu werden in der Kunst, keine Kriege zu führen. Im August 2004 waren neunzig Jahre seit Ausbruch des Ersten Weltkrieges vergangen. Iain Lawrence versetzt junge Leser mitten hinein in die Stimmung und die Ereignisse der letzten vier Monate des Jahres 1914 – der ersten vier jenes schrecklichen, zermürbenden Krieges. Johnny, dessen Vater Spielzeugmacher ist – der beste in ganz London –, erlebt das Kriegsgeschehen besonders intensiv: durch die Briefe, die ihm sein Vater regelmäßig von der Front in Frankreich schickt und die jedes Mal einen neuen Spielzeugsoldaten enthalten, und durch sein eigenes Kriegspielen im Kleinen. Die Schilderungen des Vaters bestimmen Johnnys Spiel. Aber irgendwie scheint sein eigenes Schützengrabenspiel im Garten auch nicht ohne Einfluss auf die Ereignisse an der Front zu sein. Und Johnny macht ein ganzes Spektrum von Gefühlen durch: ungläubiges Staunen angesichts des jähen Hasses gegenüber einigen Deutschen, die vorher in London ihre Freunde und Nachbarn waren, uneingeschränkte Parteinahme für Briten und Franzosen, Stolz, Faszination, Angst, Grauen bis hin zu Mitleid, Sehnsucht nach Menschlichkeit und Frieden.
Weiterlesen

Bewertungen

Der Herr der Nussknacker wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,9 Sternen.

(1)
(2)
(1)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Herr der Nussknacker

    Inhalt: Es ist das Jahr 1914. In Europa ist der Krieg ausgebrochen. Die Menschen sind begeistert. Auch Jonnys Vater zieht es an die Front und der Junge verfolgt gespannt die väterlichen Briefe aus Frankreich. Dazu bekommt er selbstgeschnitzte Holzsoldaten geschickt, die im Garten unter Jonnys Aufsicht ihre eigenen Schlachten schlagen. Doch irgendwann wandeln sich die Worte des Vaters und auch die hölzernen Figuren werden verzweifelter.
    Meine Meinung: Die Menschen brechen in Begeisterungsstürme aus, als in ganz Europa der Krieg ausbricht. Das merkt auch Jonny, ein zehn Jahre alter Junge aus London, dessen erste Monate im Schatten des ersten Weltkrieges von Lawrence beschrieben werden. Er selbst stürzt sich in diesen Strom, der viele Männer an die Front schwemmt und die Frauen in Waffenfabriken arbeiten lässt, während er den Krieg nur im Wohnzimmer oder im Garten ausfechten darf mit den Nussknackern, die sein Vater ihm schnitzt. Aus dem Spielzeugmacher ist schnell ein Soldat geworden, der nur noch sein Umfeld in Holz verewigt und seinem Sohn mit Berichten von der Front schickt. Jonnys Mutter ist derweil besorgt, sieht es aber als Pflicht, in einer Fabrik für ihr Vaterland zu arbeiten.
    Der Protagonist zieht so kurz nach Kriegsbeginn in das beschauliche Cliffe, wo er sich fast ganz dem Krieggeschehen im Garten seiner Tante widmet und sich weniger mit der Welt um ihn herum beschäftigt. Man bekommt als Leser also nur die Ansicht eines kleines Jungen geboten und die Briefe des Vaters, wo man selbst den Krieg durch eine rosarote Brille sieht. Erst mit dem Verlauf der Geschichte kommt es zu einer zähen Wandlung dieser sorglosen Gedanken, denn Jonny macht Begegnungen mit dem Tod und wird innerlich unsicher. Schließlich berichtet der Vater in einem Satz von netten Abenden mit seinen Kameraden, während er eine hässliche und vom Krieg gezeichnete Holzfigur mitschickt.
    Insgesamt geht mein Eindruck in die Richtung, dass Jonny verbissen an diesem positiven Denken über tödliche Schlachten und Gefechte festhalten möchte. Er ist nunmal ein naives Kind und versteht noch nichts von dem, was wirklich an der Front geschieht und trotzdem schafft er es ab und an, solche “edlen Gedanken” zu äußern:
    "“Und was ist, wenn das einer der Kriege wird, die hundert Jahre dauern?”
    “Das wird kaum sein, Jonny”, sagte er. “Wir werden immer besser in der Kunst der Kriegsführung. Kriege laufen heute wie Maschinen – immer schneller und reibungsloser.”
    “Mir wäre es lieber, wenn wir besser würden in der Kunst, keine Kriege zu führen”, sagte ich.
    “Das ist ein edler Gedanke, Jonny”, sagte Mr. Tuttle. (S. 198 )"
    Sicherlich lässt sich das Buch schnell lesen, denn es ist spürbar auf jüngere Leser ausgerichtet und vermittelt bis auf wenige Stellen nur harmlose Eindrücke eines Weltkrieges. Das politische Geschehen und den Auslöser hat sich der Autor deshalb ebenfalls gespart, lediglich das Nachwort bietet in dieser Hinsicht etwas. Lawrence erklärt unter anderem das zunehmende Grauen neuer Techniken im Bereich der Waffen, die er bewusst nicht aufgenommen hat; schildert eigene Konfrontationen mit dem Kriegsgeschehen und hat auch einige meiner offenen Fragen geklärt.
    Fazit: Wie bringt man einem Kind den Krieg näher? Wie beschreibt man die Grausamkeiten, das Elend, das Unbeschreibliche? Vielleicht auf diese Weise, die jüngeren Lesern noch nicht zu viel zumutet. Ältere sollten allerdings auf andere Lektüre über den ersten Weltkrieg zurückgreifen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Der Herr der Nussknacker

    Seitenzahl: 224
    Inhalt: (Cover)
    Von der Kunst, keine Kriege zu führen....
    London 1914: Voller Begeisterung zieht Johnnys Vater in den Krieg. Und für den zehnjährigen Johnny gibt es nichts Schöneres, als mit seiner Armee von grimmigen Nussknackern alle Feldzüge nachzuspielen. Mit jedem euphorischern Brief seines Vaters erhält er einen weiteren, selbst geschnitzten Soldaten. Doch bald werden die Worte des Vaters verzweifelter und in den Zügen der Holzsoldaten spiegelt sich das Grauen des Krieges wider....
    Autor:
    Iain Lawrence, geboren in Sault Ste.Marie, Ontario, studierte Publizistik in Vancouver und arbeitete anschließend für verschiedene Zeitungen. Außerdem schrieb er zwei Reisebücher bis er sich dann dem Schreiben von Jugendbüchern widmete. Zu "Der Herr der Nussknacker" wurde er von Erzählungen seines Großvaters inspiriert, der im Ersten Weltkrieg als Maschinengewehrschütze an der Westfront gedient hatte.
    Meine Meinung:
    Damals spielten Jungs gerne mit Soldaten und so ist es naheliegend, dass Johnny auch die Kriegsberichte seines Vaters nachspielte. Zuerst versucht der Vater alles Negative von seinem Sohn fernzuhalten, schreibt fröhlich und locker, auch dann noch als er im Einsatz war. Doch der Verlust von Freunden und die Grausamkeit des "Alltags" drückte sich bald auch in den Gesichtern und der Körperhaltung seiner Figuren aus. Johnny reagiert zuerst wütend, fühlt sich hintergangen, aber dann begegnet er einem Mann in Uniform und alles ändert sich.......
    Ein sehr einfühlsames Buch, das den Krieg und seine Folgen erklären soll. Es ist ab 12 Jahre empfohlen. Natürlich ist die Reife der Knackpunkt. Ich würde es nur dann in diesem Alter zum Lesen vorlegen, wenn es der Jugendliche in Begleitung eines Erwachsenen liest. Damit möchte ich vermeiden, dass es nicht vorzeitig abgebrochen wird, womöglich zu einem Zeitpunkt, in welchem der Krieg noch verherrlicht und als etwas Tolles dargestellt wird. Schließlich hat die Geschichte auch einen Reifeprozess. Ansonsten gefiel mir das Buch gut - es ist spannend, flüssig und nachvollziehbar. Die Idee mit den geschnitzten Soldaten finde ich orginell. Der Krieg wird realistisch dargestellt und nicht beschönigt. Dabei sind Freundschaft und Vertrauen ein wichtiger Faktor.
    Doch auch für Erwachsenen ist es eine fesselnde, einfache Geschichte. Ich fand sie interessant zu lesen!
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind
    T.C.Boyle, Der Samurai von Savannah
    Weiterlesen

Ausgaben von Der Herr der Nussknacker

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

Hardcover

Seitenzahl: 224

Besitzer des Buches 5

Update: