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Harte Zeiten wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Harte Zeiten

    Klappentext:
    Finnland im Jahr 1867: Ein eisiger, nicht enden wollender Winter zieht sich bis in den Juni. Erst am Mittsommertag zeigt sich die Frühlingssonne, die Felder liegen brach, an Ernte ist nicht zu denken. Hunger, Krankheit und Tod sind die Folge. Diese»harten Zeiten« bilden die Kulisse, vor der Karl August Tavaststjerna ein Bild der erschreckenden sozialen Gegensätze und des gesellschaftlichen Umbruchs in seinem Land zeichnete. Während sich die Oberschicht auf den Gutshöfen dem Luxus hingibt, kämpfen die Armen ums Überleben.
    Eines der bedeutendsten Werke des skandinavischen Realismus. Der Klassiker von 1891 in einer aktuellen Übersetzung mit einem kenntnisreichen Nachwort von Klaus-Jürgen Liedtke. (von der Verlagsseite kopiert)
    Zum Autor:
    Karl August Tavaststjerna (1860-1898) arbeitete als Architekt, Schriftsteller und Redakteur. Von Strindberg beeinflusst, gilt er als bedeutendster Vertreter realistischer finnlandschwedischer Literatur des 19. Jahrhunderts. (von der Verlagsseite kopiert)
    Allgemeine Informationen:
    Untertitel: Erzählung aus Finnlands letzten Notjahren
    Originaltitel: Hårda tider
    Erstmals erschienen 1891
    Neu übersetzt von Klaus-Jürgen Liedke
    Erzählperspektive des unsichtbaren Beobachters
    18 Kapitel, Anmerkungen und Nachwort des Übersetzers, schematische Karte Finnlands, Zeittafel von Tavaststjernas Biographie
    271 Seiten
    Inhalt:
    Auf dem Gut Kotkais lebt die Familie des Amtsrichters Blume mit sieben Kindern, Großvater und Tante. Auf die Älteste, Louise, hat Nachbar Hauptmann Thoreld ein Auge geworfen, obwohl er viel älter ist.
    Nach einem frühen Frosteinbruch erfriert die Ernte schon im Sommer. Die Kleinbauern und Katenbewohner darben, ziehen durchs Land auf der Suche nach Arbeit und Essen, und die Menschen erfrieren und verhungern. Die Löhne beim Eisenbahnbau fallen, weil sich immer mehr Männer um die harte Arbeit drängen.
    Auf den Herrensitzen merkt man hingegen wenig davon. Aber während Blumes sich bemühen, das harte Los der umherziehenden Armen zu lindern, feiert Thoreld rauschende Feste. Und verheiratet seine Geliebte, eine Magd, an einen Hallodri und Betrüger, um unbelastet um Louise zu freien.
    Eigene Meinung / Bewertung:
    Wenn ein über 120 Jahre altes finnisches Buch neu übersetzt und veröffentlicht wird, dann sicher nicht nur, weil Finnland Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war.
    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann in Finnland eine nationale Selbstbesinnung, die zu Konflikten mit Russland führte. Die Holzwirtschaft entwickelte sich, mit dem Bau der Eisenbahn wurde begonnen. Aber die finnische Regierung war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie Pläne und Strategien zur Eindämmerung der Hungersnot entwickelt hätte.
    Der im Klappentext genannte „skandinavische Realismus“ scheint unserm Naturalismus zu entsprechen, denn Taveststjernas Roman ist ein Paradebeispiel für die literarische Epoche dieses Naturalismus, Sozialkritik inbegriffen: Hier die Herren, die Arbeit, Lohn und ein Dach über dem Kopf besitzen und verteilen, dort die armen Schlucker, denen der strenge Winter auch den letzten Acker erfrieren lässt. Doch Schwarz-Weiß-Malerei ist dem Autor fremd. Auf beiden Seiten gibt es die Mitfühlenden, Solidarischen und Hilfsbereiten, und gleichzeitig die Gleichgültigen, die Ausbeuter und die Profiteure.
    Frau Blume stellt so viele Arbeiter wie möglich auf ihrem Gut ein und kümmert sich bis zur Selbstaufgabe um Kranke, Arme und Verhungernde. Kalle Pihl, der Frau und Kinder in Österbotten verließ, um anderswo – angeblich – besser bezahlte Arbeit zu finden, ergaunert sich Papiere, die ihn als ledig ausweisen, heiratet nochmals und wirft seine rechtmäßige Ehefrau mit den Kindern bei Eis und Schnee aus dem Haus.
    Zwischen den beiden Polen sitzt Louise. Ihre Gedanken um die Ungerechtigkeit finden eine Antwort: Gott belohnt gute Menschen wie sie, ihre Familie und den Hauptmann, bestraft die Sünder mit Missernte und Hunger.
    Tavaststjerna, der nach Aussagen des Übersetzers im Nachwort das Hungerjahr 1867 selbst erlebte, schildert die Auswirkungen des Frühjahrs, das ein Winter war, des Sommers, der nur wenige Wochen Frühling war, und des Herbstes, der ein Winter war.
    Helle Sommernächte Anfang August – und es beginnt zu frieren, zu schneien; Getreidehalme mit Eiskristallen brechen wie trockene Hölzer und werden mittags von der hoch stehenden Sonne verbrannt; das Getreide, noch unreif, welkt; tiefgefrorene Kartoffeln faulen vor der Ernte; es ist nicht nur eine einzige Katastrophe, die über die Landwirtschaft hereinbricht. Und wer kann sich nach einer Missernte neues Saatgut oder Dünger leisten auf die Gefahr hin, dass im nächsten Jahr dasselbe noch mal passiert?
    Aber dennoch: Die Eisnebel über den Feldern, die gleißende Sonne am Mittag und die grauen, langen Tage des Winters - faszinierende, unbekannte Bilder entstehen im Kopf des Lesers.
    In jedem Kapitel beschreibt Tavaststjerna Licht, Temperatur und Eigenarten des Wetters; dies aber nicht als Seiten füllende Beschreibungen, sondern eingebettet in die jeweilige Episode der Handlung.
    Ein besonderes Augenmerk verdient der Übersetzer, dessen Sprache den Duktus des 19. Jahrhunderts mit dem des 21. Jahrhunderts vereinbart. Seine Erklärungen zu Begriffen und Hintergründen in den Anmerkungen und im Nachwort machen neugierig, sich weiter mit diesem Land zu beschäftigen.
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Ausgaben von Harte Zeiten

Taschenbuch

Seitenzahl: 272

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