Evangeline

Buch von D. W. Buffa, Gunnar Kwisinski

Bewertungen

Evangeline wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,9 Sternen.

(2)
(2)
(2)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Evangeline

    Eventuell hätte man das Buch auch unter die Kategorie Krimi/Thriller einordnen können, da es an einigen Stellen im Internet als „Gerichtsthriller“ öder Ähnliches bezeichnet wird. Für mich persönlich hatte das Buch allerdings wenig mit Grisham o.Ä. gemeinsam, deshalb habe ich mich für die „neutralere“ Kategorie Romane/Erzählungen entschieden.
    Zum Inhalt:
    Die Umschiffung von Afrika auf der mit allen Annehmlichkeiten ausgestatteten, mit der besten Technik ausgerüsteten und mit einer achtköpfigen Mannschaft versehenen Segelyacht „Evangeline“ sollte für die 19 Passagiere ein Luxusurlaub mit einem Hauch von Abenteuer werden – es wurde ein Alptraum. Die „Evangeline“ sinkt in einem Sturm innerhalb von nur wenigen Minuten, nur 14 von den knapp 30 Menschen an Bord können sich auf eines der Rettungsboote flüchten, ein Rettungsboot, auf dem es kaum Platz, wenig Wasser und Nahrung gibt und schon gar nicht ausreichend für 14 Personen. Der Alptraum ist noch lange nicht zu Ende. Erst nach 40 Tagen wird das Rettungsboot von einem Frachter entdeckt, mit nur noch 6 Überlebenden, mehr tot als lebendig, und einer Leiche an Bord, der Kopf, Hände und Füße fehlen…
    Der Kapitän der Evangeline, Vincent Marlowe, ist einer der Überlebenden. Er steht vor Gericht für etwas, dass kaum jemand in Worte fassen mag. Er ist für den Tod von 6 Menschen verantwortlich, und doch steht bei der Gerichtsverhandlung nicht zur Debatte, ob er sie getötet hat. Verhandelt wird die Frage, ob er keine Wahl hatte, ob seine Handlungsweise ein Fall des Notstands war, ob es „notwendig“ war, dass 6 Menschen starben, um durch ihr Blut und Fleisch das Überleben der anderen zu sichern…
    Meine Meinung:
    Es fällt mir abschließend sehr schwer, das Buch zu beurteilen. Ich habe es sehr schnell ausgelesen und war davon sehr beeindruckt. Es ist eines der Bücher, das mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird, weil es sehr zum Nachdenken anregt und eine ganze Menge Fragen aufwirft. „Was hätte ich getan“, „wie würde ich in der Rolle der Jury entscheiden“, „wo sind die Grenzen von Moral, Recht, Rechtfertigung und Gerechtigkeit“ sind nur einige davon – und zumindest ich kann und will sie mir selbst nicht beantworten. Der Grenzbereich des Rechts und der Moral (und das daraus resultierende Dilemma), in den man im Laufe der Verhandlungen geführt wird, ist sehr anschaulich und detailliert beschrieben (manchmal vielleicht ein wenig zu langatmig oder sich wiederholend). Die religiösen Elemente, die an einigen Stellen erwähnt wurden, haben mich fast gar nicht berührt, und mich vermutlich deswegen auch nicht gestört. Dafür fand ich die „philosophisch“ geprägten Dialoge umso interessanter, wenn auch manchmal zu zäh.
    Leider hat das Buch auch seine Schwächen. Mir hat beispielsweise nicht gefallen, dass der Gesundheitszustand des Verteidigers derart viel Handlungsraum eingenommen hat, und seine beste Freundin (die praktischerweise die Rollen der Ärztin, bemutternden Glücke und „Lebensretterin“ in einer Funktion übernimmt), ging mir unglaublich auf den Keks. Außerdem fand ich es schade, dass einige der Figuren der Passagiere der Evangeline so blass geblieben sind und insbesondere bei den Todesopfern nur zwei eine bedeutendere Rolle erhalten haben, die anderen blieben größtenteils unerwähnt, oft sogar namenlos. Generell sind einige Charaktere etwas klischeehaft gezeichnet, das Ende war vorhersehbar und an manchen Stellen wird mir das Ganze zu „amerikanisch“. Auch konnte ich die Zielsetzung des Verteidigers, d.h. sein Plan/Vorgehensweise, nicht so ganz nachvollziehen, aber ich habe auch nicht wirklich viel Ahnung von amerikanischem Recht und Gerichtsbarkeit.
    Die Handlung spielt hauptsächlich im Gerichtssaal (bis auf die Zwischensequenzen, die den Verteidiger Darnell zwischen Verhandlungstagen begleiten). Es gibt keine Rückblenden, was das Buch vermutlich um einiges schwerer zu lesen gemacht hätte, weil es noch mehr unter die Haut gegangen wäre (hätte natürlich auch die noch größere Gefahr von Kitsch, Klischee, Übertreibung etc. beinhaltet) – dennoch muss ich zugeben, dass es mir persönlich als Setting besser gefallen hätte als der Gerichtssaal. Es war teilweise ein wenig anstrengend, dass sich durch die Zeugenaussagen wirklich scheinbar immer wieder alles noch einmal gewendet hat, immer wieder ein neues Detail zum Vorschein kam, dass das ganze Drama erneut in ein anderes Licht stellt. Aber diese Vorgehensweise des Autors hatte auch seinen Reiz.
    Alles in allem ein nicht ganz einfaches Buch mit einem sehr speziellen, sehr „anspruchsvollen“ Thema, das für mich eigentlich nur in der Umsetzung Schwächen zeigt, mich aber nichtsdestotrotz durch das Thema selbst sehr gefesselt und beschäftigt hat.
    Weiterlesen

Ausgaben von Evangeline

Hardcover

Seitenzahl: 360

Taschenbuch

Seitenzahl: 358

Besitzer des Buches 13

Update: