Das andere Tal

Buch von Scott Alexander Howard, Anke Caroline Burger

  • Kurzmeinung

    Maesli
    Eine ungewöhnliche Geschichte, mit viel Phantasie und spannend bis zum Schluss.
  • Kurzmeinung

    easymarkt3
    Macht über das eigene Schicksal

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das andere Tal

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.
Weiterlesen

Bewertungen

Das andere Tal wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

(3)
(3)
(1)
(0)
(0)

Meinungen

  • Eine ungewöhnliche Geschichte, mit viel Phantasie und spannend bis zum Schluss.

    Maesli

  • Macht über das eigene Schicksal

    easymarkt3

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das andere Tal

    In welche Richtung würdest Du gehen?
    Wer eine Chance auf eine der begehrten, prestigeträchtigen und machtversprechenden Ausbildungen im Conseil haben möchte, muss einen Aufsatz schreiben. Es geht um die Frage, in welche Richtung man gehen würde, hätte man denn die Chance dazu. Es gibt nur zwei Wege aus dem Tal, nach Westen in die Vergangenheit oder nach Osten in die Zukunft. Die gleiche Stadt, die gleichen Personen aber jeweils 20 Jahre zeitversetzt und ein Tal reiht sich an das nächste. Niemand weiß, wieviele es sind. Odile ist 16 und bewirbt sich um einen solchen Ausbildungsplatz. Sie ist eine Außenseiterin, ohne Freunde und eigentlich auch ohne wirkliche Ambitionen. Eines Tages entdeckt sie sogenannte Besucher, also Personen aus einem anderen Tal, die jemanden aus ihrer Familie aus der Ferne sehen dürfen. Diese Besuche sind selten und werden unter extrem strengen Auflagen nur gewährt, wenn ein Todesfall bevorsteht. Trotz der Masken, die die Besucher tragen müssen, erkennt Odile die Personen und weiß daher auch, wer sterben wird. Diesen Vorfall nimmt sie in ihren Aufsatz für das Conseil auf und wird zum Auswahlverfahren zugelassen.
    Der Autor hat ein Gedankenexperiment geschaffen, das viel Platz für philosophische Fragestellungen läßt. Der Roman ist eine Mischung aus Coming-of-Age, Dystopie und ein bisschen Zeitreise, eingebettet in eine zeitlose Gegenwart ohne Computer und Handy, aber mit Auto, Prügelstrafe und scharf bewachten Grenzen. Die Entwicklung von Odile und ihre zarte Freundschaft gerade mit der Person, die offenbar sterben wird, hat mich sehr berührt. Die Handlung wird konsequent aus der Sicht von Odile erzählt, in einer Sprache, die die Handlung in den Vordergrund rückt. Das Tal und seine "Regierung" nehmen im Laufe der Handlung immer mehr Gestalt an und doch bleiben bis zum Schluss Fragezeichen. Der Autor hat hier eine sehr komplexe und auch durchdachte Gesellschaft erschaffen, die man allerdings so annehmen muss, wie sie geschildert wird. Würde man bestimmte Verhaltensweisen etc. hinterfragen, gibt es Logiklücken. Der zentrale Konflikt: Darf man in die Vergangenheit eingreifen? Ein außergewöhnliches, stellenweise sehr bedrückendes Buch, mit dessen Protagonistin ich zwar mitgefiebert habe, die mir aber nicht so nahe gekommen ist. Dafür wirkte sie auf mich zu distanziert und oft auch passiv. Der Roman wird mich noch einige Zeit gedanklich beschäftigen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Das andere Tal

    Erscheint am 20.3.
    Klappentext/Verlagstext
    Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.
    Der Autor
    Scott Alexander Howard lebt in Vancouver, British Columbia. Er wurde an der Universität von Toronto in Philosophie promoviert und war Postdoktorand in Harvard, wo er sich mit der Beziehung zwischen Erinnerung, Emotionen und Literatur beschäftigte. Das andere Tal ist sein erster Roman.
    Inhalt
    In ihrem letzten Schuljahr ist Odile Ozanne 16 Jahre alt und wird nach den Sommerferien wie ihr Altersjahrgang eine Ausbildung beginnen. Die Icherzählerin wirkt am Beginn des letzten Sommers ihrer Kindheit planlos, ihre Mutter jedoch dringt darauf, dass Odile am Conseil, dem Auswahlverfahren für den Öffentlichen Dienst, teilnimmt. Die Handlung spielt in einem in den Bergen gelegenen französischsprachigen Dorf, das durch martialisch drohende Stacheldrahtzäune und engmaschige Kontrolle von den Nachbartälern abgetrennt ist. Nur wenn Odile die Spielplatzschaukel bis an den höchsten Punkt antreibt, erhält sie eine Ahnung davon, wie die Welt draußen sein könnte. Die Nachbartäler repräsentieren Vergangenheit und Zukunft ihrer Bewohner. Es ist leicht vorstellbar, dass Begegnungen zwischen den Zeitzonen die Emotionen hochkochen lassen könnten, mit unvorhersehbaren Folgen für die Menschen der Gegenwart, und darum verhindert werden müssen.
    Obwohl Odiles Lehrer Pichegru nicht völlig überzeugt von ihrer Eignung ist, schlägt er sie für das Conseil vor. Die Prüflinge erhalten Modell-Anfragen vorgelegt von Bürgern, die ein letztes Mal als Besucher im Nachbartal ihre Angehörigen in der Vergangenheit sehen möchten z. B. wegen unheilbarer Krankheit. Die 16-Jährigen sollen für oder gegen die jeweilige Anfrage plädieren. Jede Woche scheiden mehrere Prüflinge aus, die anschließend noch die Chance auf andere Ausbildungsplätze in der Stadtverwaltung haben. Dass ausgerechnet Jugendliche ihre Eignung für ethisch brisante Fragen beweisen sollen, könnte verwundern. Woher sollten sie die Lebenserfahrung und die Reife haben, um die evtl. Folgen für Antragsteller, Angehörige und die verantwortlichen Wachleute vorauszusehen? Odile stand unter besonderem Druck, weil ihre Mutter von ihr erwartete, dass die mit dem Bestehen des Conseils ihrer beider Lebensstandard erhöht. Als Odile die Auswirkungen der Lehr-Fälle auf ihren eigenen Lebenslauf erkennt, scheint es für sie keinen Ausweg aus dem Bewerbungsmarathon mehr zu geben …
    Fazit
    Scott Alexander Howard legt einen philosophisch-dystopischen Coming-of-Age-Roman vor, der deutschen Leser:innen bedrückend vertraute Bilder von Stacheldrahtzäunen, bewaffneten Wachmannschaften und Bespitzelung der Bürger liefert. Das düstere Szenario und die von der Welt entfernt aufgewachsene Heldin haben mich sofort in Odiles Geschichte eintauchen lassen.
    Auch wenn durch die Abwesenheit von Kleinkindern und Schwangeren Odiles Welt sehr reduziert wirkt, empfinde ich die Logik des totalitären Systems nachvollziehbar. Die Schülerin und spätere Berufstätige wirkt in ihrem Bericht sehr ernst und verantwortungsvoll. Natürlich habe ich mich gefragt, ob sie die Widersprüche des Systems erkennt und ob es für ihre Generation kleine oder große Fluchten geben könnte.
    Im informativen Nachwort erfahren wir Howards Motiv für seine Spekulative Fiktion; es sollte erst nach dem Roman gelesen werden. Aufgrund von Odiles Alter zu Beginn das Romans auch für Jugendliche empfohlen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Das andere Tal

    Das Setting von "Das andere Tal" hat mich sofort neugierig gemacht. Ein Tal mit einem See und einer Stadt, eingefasst von einer Gebirgskette im Westen und einer Steppe im Osten, das sich in beiden Himmelsrichtungen wiederholt, wobei die Täler in Ostrichtung jeweils 20 Jahre versetzt in der Zukunft liegen, und in Westrichtung entsprechend jeweils 20 Jahre in der Vergangenheit. Besuche in einem Nachbartal sind nur in Trauerfall erlaubt, streng reglementiert und müssen von speziellen Gremien, den sog. Conseils, beider Täler genehmigt werden. Die Besucher dürfen sich u.a. nicht zu erkennen geben, nicht eingreifen und nur aus der Ferne beobachten.
    Die Geschichte um die Ich-Erzählerin Odile Ozanne besteht aus zwei Teilen. Im ersten ist Odile 16 Jahre alt und wird zufällig Zeugin eines Besuchs aus dem Osten, in dem sie die Eltern von Edme erkennt, einem Jungen, zu dem sie sich hingezogen fühlt. Aufgrund dieser Beobachtung weiß sie, dass Edme bald sterben muss. Der zweite Teil spielt 20 Jahre später. Mehr möchte ich über den Inhalt nicht verraten.
    Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, und die Geschichte hat mich von Anfang an gepackt. Allerdings habe ich mich etwas über die Figurenzeichnung gewundert. Odile erschien mir seltsam unbeteiligt und emotional kühl, fast gleichgültig. Angesichts Edmes bevorstehenden Todes und ihrer ersten Verliebtheit hätte ich erwartet, dass sie stärker mit dem Schicksal hadert, Edme beschützen möchte und innere Konflikte um ihr Vorwissen eine größere Rolle spielen. Die anderen Figuren wirkten auf mich eher eindimensional und durchschaubar, es fehlten mir Ambivalenz und persönliche Entwicklungen. Generell empfand ich die Atmosphäre als auffällig kühl und empathiearm, was für einen Roman, in dem emotionale Belastung und starke Trauer angesichts eines Schicksalsschlags mit ausschlaggebend sind für eine Besuchserlaubnis in einem anderen Tal, beinahe paradox wirkt.
    In welcher Zeit die Handlung spielt, bleibt unklar. Es gibt bereits Strom und Autos, dennoch wirkt die Welt antiquiert, vieles bleibt vage. Telefone oder andere technische Errungenschaften werden nicht erwähnt, die Grenzbefestigung ist spartanisch, höhere Bildung und Universitäten scheint es nicht zu geben, wie Waren und Rohstoffe importiert werden, die im Tal nicht selbst hergestellt oder gewonnen werden, wird nicht erklärt. Die Täler scheinen sich diesbezüglich zu ähneln, technischer Fortschritt ist nicht erkennbar.
    Der promovierte Philosoph Scott Alexander Howard bietet mit seinem Roman ein philosophisch höchst interessantes Gedankenspiel, das bemüht ist, die üblichen Widersprüche in Zeitreiseromanen zu vermeiden. Da mir als Mathematikerin Logik und Stringenz sehr wichtig sind, ist dies für mich ein großer Pluspunkt. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass Howard hier seiner Leserschaft noch deutlich mehr zutraut. So erfährt man nur oberflächlich von der Arbeit des Conseils und des Archivs, innere Strukturen bleiben unklar, und die Chance einer wirklich tiefgründigen Auseinandersetzung mit den Entscheidungskriterien für oder gegen eine Besuchspetition, der Abwägung von Nutzen und Risiken für den Einzelnen und die Gemeinschaft im Tal, die Ängste der Bevölkerung bei bevorstehenden Besuchen, bleibt ungenutzt. Auch sind die Folgen von Störungen, die durch
    Besucher aus einem Nachbartal hervorgerufen werden können (absichtlich oder unabsichtlich), bei genauerem Hinsehen deutlich komplexer, als es im Buch zunächst den Anschein hat. Da ich nicht spoilern möchte, ist es schwierig zu beschreiben, worauf ich hinaus möchte. Nur so viel: Wenn ein Besuch aus dem Osten im Tal eine Störung verursacht, d.h. den Fortgang des Lebens in irgendeiner Weise beeinflusst, hat dies Auswirkungen auf die Existenz der Menschen in diesem und allen östlichen Tälern. Mit Voranschreiten der Zeit wird jedoch auch im ersten Tal westlich 20 Jahre später der Zeitpunkt erreicht, zu dem im Ausgangstal die Störung stattgefunden hat (und entsprechend 40/60/80... Jahre später in den noch weiter westlich gelegenen Tälern). Um Kontingenz zu erreichen, müsste nun ein Besuch aus dem Ausgangstal im Westtal dieselbe Störung hervorrufen. Doch was ist, wenn die damalige Störung im Ausgangstal gerade dazu führt, dass der Grund für den auslösenden Besuch nicht mehr gegeben ist, etwa weil der zugrundeliegende Trauerfall hierdurch vermieden wurde? Dass dies dem Autor natürlich bewusst ist, klingt ansatzweise an, als Odile in Teil 2 Zeugin eines Fluchtversuchs wird und Überlegungen über die Konsequenzen für sich anstellt. Leider arbeitet Howard dies nicht stärker aus. Wendet man diesen Gedanken konsequent im Nachhinein auf das Buch an, erscheint manches in einem anderen Licht.
    Mich hat dieses Buch noch mehrere Tage, nachdem ich es beendet hatte, sehr beschäftigt, insbesondere hinsichtlich der komplexen Zusammenhänge, die sich erst bei gründlichem Durchdenken offenbaren. Bezüglich der Bewertung bin ich hin- und hergerissen. Einerseits haben mich die Idee des Buches und insbesondere die Handlung im zweiten Teil wirklich begeistert, dennoch bleibt das Gefühl zurück, dass hier das philosophische Potenzial des Gedankenexperiments nicht weit genug ausgeschöpft wurde.
    4 Sterne.
    Weiterlesen

Ausgaben von Das andere Tal

Hardcover

Seitenzahl: 352

Besitzer des Buches 4

  • Mitglied seit 17. Mai 2013
  • Mitglied seit 12. April 2021
  • Mitglied seit 18. Juni 2015
  • Mitglied seit 12. März 2019
Update: