Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

Buch von Nam-Joo Cho, Jan Henrik Dirks

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

Die koreanische Bestsellerautorin Cho Nam-Joo widmet sich in diesem Entwicklungsroman einem Frauenleben, das geprägt ist von Armut und der immensen Scham, mit Mitte 30 noch unverheiratet zu sein. Manis Familie lebt in einem der ärmsten Stadtteile von Seoul. Ihr Vater arbeitet in einem Imbiss und ihre Mutter ist erwerbslos. Als kleines Mädchen träumte Mani davon, rhythmische Sportgymnastin zu werden, inspiriert durch Fernsehbilder der Olympischen Spiele 1988 in Seoul. Als Kind fängt sie mit dem Turnen an, muss aber schnell einsehen, dass sie im Vergleich zu anderen kein Talent hat. Sie wird ein einfaches, unerfülltes Leben führen, auch geprägt von der Demütigung, mit Mitte dreißig noch keine eigene Familie zu haben. Die Nachricht von der Stadtteilsanierung lässt die Immobilienpreise in die Höhe schießen, gleichzeitig erfährt Manis Familie zufällig, dass die Sanierung abgeblasen werden solle. Als ein Fremder ihr Haus kaufen will, ist die Familie uneins darüber, ob sie diesem gutmütigen Mann die Wahrheit sagen oder ihn täuschen soll. Ihr ganzes Leben lang haben sie sich an das Prinzip der Ehrlichkeit gehalten. Welche Entscheidung werden sie treffen, wenn sie vor dem größten Dilemma ihres Lebens stehen?
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Bewertungen

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

    Hinterm Mond
    Wo ich wohne ist der Mond ganz nah, sozialkritischer Roman von Cho Nam-Joo, 282 Seiten erschienen bei Kiepenheuer&Witsch.
    „Aus kleinen Handlungen entsteht das Leben, aus vielen Leben entsteht die Welt“
    Mani Mitte dreißig, ist Koreanerin, sie lebt in Seoul ist unverheiratet und lebt noch bei ihren Eltern. Die Familie haust in einem heruntergekommenen Viertel auf kleinstem Raum. Die Mutter ist geistig zurückgeblieben, der Vater betreibt einen schlecht laufenden Imbiss und Mani hat gerade ihren Job verloren. Als das Stadtviertel saniert werden soll, könnten sie das Haus mit Gewinn verkaufen, doch zufällig erfahren sie, dass die Sanierung abgeblasen werden soll. Stets ist die Familie arm, aber ehrlich geblieben. Welche Entscheidung werden sie treffen?
    Die Kapitel sind in angenehmer Leselänge und passend zum Inhalt mit Titeln versehen. Der Schreibstil ist flüssig, in moderner, einfacher Umgangssprache. Die Protagonistin erzählt, auch immer wieder in deftigen Worten, im Ich-Stil. (z.B. beim Schildern der sanitären Einrichtung und das Verrichten der körperlichen Ausscheidungen). Das Schriftbild wird belebt durch die kursive Schreibweise von Songs, Filmen, Serien und auch Lebensweisheiten. Besondere Begriffe sind mit Fußnoten markiert, die am Ende des Buches erklärt werden. Die Dialoge sind schlagfertig und besonders Manis Mutter nimmt bei Debatten mit ihrer Familie kein Blatt vor den Mund.
    Insgesamt gab es keine Spannung oder ungeahnte Wendungen im Buch, trotzdem habe ich mich angenehm unterhalten gefühlt. Die Protagonistin erzählt in zwei verschiedenen Zeitebenen. Schonungslos und direkt über ihre Kinderjahre, ihren Wunsch rhythmische Sportgymnastin zu werden, nachdem sie die rumänische Turnerin Nadia Comaneci in einem Video bewundert hat. Auch über ihr Scheitern, einfach weil die Begabung fehlt, über ihre Arbeitslosigkeit und ihre Ehelosigkeit. Einfach über ihr Leben, das freudlos ereignislos und emotionslos verlaufen ist. Was für ein perspektivloses trauriges gescheitertes Leben.
    Mir hat Mani leidgetan, wenn es das Erstrebenswerteste ist was man sich von einem zukünftigen Ehemann wünscht, dass er ein Sitzklo besitzt, das finde ich tragisch. Bei der Arbeit nie wertgeschätzt, als Kind gemobbt. Ihre Mutter ist eine traurige Figur, die in einem wohlhabenden Elternhaus aufgewachsen ist. Mit Mani schwanger musste sie heiraten. Von der ihr eigener Vater sagt, sie wäre ein debiles Dummerchen, sie hat Probleme mit dem Lesen und auch mit dem Zurechtfinden. Trotzdem hat sie es Mani ermöglich auf eine Privatschule mit Turnprogramm zu gehen. Der Vater der durch unlukrative Jobs und einen schlechtgehenden Imbiss versucht die Familie zu ernähren, selbst er macht den Eindruck vom Leben nichts mehr zu erwarten. Resignation in der gesamten Familie.
    Durch das Buch habe ich Einblick ins südkoreanische Milieu erhalten, das man sich hierzulande so gar nicht vorstellen kann. Leider ohne besondere Höhen und Tiefen geht es durchs Buch dahin. Ich hätte gerne gewusst wie das Leben der Familie Go weitergeht. Leseempfehlung für die Fans von asiatischer Literatur.
    3,5 Sterne.
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  • Rezension zu Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

    Schon seit 36 Jahren lebt Mani mit ihren Eltern in demselben Haus im Seouler Viertel S-dong, doch nun steht ein Umzug an und damit die Hoffnung, von der Armut der Unterschicht in die Mittelschicht aufzusteigen. Mani als Frau trägt neben den Makeln des fehlenden Geldes und ihrer Arbeitslosigkeit noch einen weiteren: sie ist unverheiratet und wohnt noch immer mit ihren Eltern zusammen. Wird der Umzug in ein neues Viertel wirklich die gewünschte Veränderung bringen?
    „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ ist der zweite, auf Deutsch erschienene Roman der südkoreanischen Autorin Cho Nam-Joo; die Übersetzung stammt von Jan Henrik Dirks. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Protagonistin Mani in der Ich- und Vergangenheitsform. Der Titel des Romans ergibt schon bald einen Sinn, denn das Viertel S-dong befindet sich auf steilen Hügeln, die sich dem Mond entgegen recken.
    Hier träumte Mani seit ihrer Kindheit von einer Karriere als Kunstturnerin, doch dieser Traum sollte sich aufgrund der fehlenden Mittel und, ehrlich gesagt, auch ihrer fehlenden Begabung nicht erfüllen. Diese Erfahrung hat ihr Leben geprägt und zwar deutlicher, als die im Klappentext erwähnte Schande des Unverheiratet-Seins. Hier hätte ich mir einen etwas stärkeren Blick auf die Rolle der Frau in Korea und speziell die Erwartungen an junge Frauen gewünscht.
    Das zweite zentrale Thema ist die Armut der Familie. Der Vater bemüht sich, Frau und Tochter zu ernähren, doch die Zeiten haben sich geändert und sein Imbiss hat nicht mehr so viele Kunden wie früher. Manis Job hingegen wurde von ihrer Firma gestrichen, um Geld zu sparen und die Mutter kann selbst nicht arbeiten. Als der Familie ein Angebot gemacht wird, ihr Haus an einen Investor zu verkaufen, klammert sich die Familie an diese Hoffnung, doch es scheint, als wollte man sie betrügen – kann ihr Traum noch wahr werden oder sind all ihre Ersparnisse verloren?
    Fazit: Ein nüchterner Roman über Armut und verlorene Träume, der sich so auch in einem deutschen Plattenbau abgespielt haben könnte. Cho Nam-Joos vorangegangene Bücher konnten mich mehr abholen.
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  • Rezension zu Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

    Klappentext/Verlagstext
    Manis Familie lebt in einem der ärmsten Stadtteile von Seoul. Ihr Vater arbeitet in einem Imbiss und ihre Mutter ist erwerbslos. Als kleines Mädchen träumte Mani davon, rhythmische Sportgymnastin zu werden, inspiriert durch Fernsehbilder der Olympischen Spiele 1988 in Seoul. Als Kind fängt sie mit dem Turnen an, muss aber schnell einsehen, dass sie im Vergleich zu anderen kein Talent hat. Sie wird ein einfaches, unerfülltes Leben führen, auch geprägt von der Demütigung, mit Mitte dreißig noch keine eigene Familie zu haben.
    Die Nachricht von der Stadtteilsanierung lässt die Immobilienpreise in die Höhe schießen, gleichzeitig erfährt Manis Familie zufällig, dass die Sanierung abgeblasen werden solle. Als ein Fremder ihr Haus kaufen will, ist die Familie uneins darüber, ob sie diesem gutmütigen Mann die Wahrheit sagen oder ihn täuschen soll. Ihr ganzes Leben lang haben sie sich an das Prinzip der Ehrlichkeit gehalten. Welche Entscheidung werden sie treffen, wenn sie vor dem größten Dilemma ihres Lebens stehen?
    Die Autorin
    Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman »Kim Jiyoung, geboren 1982« hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft und war auch in Deutschland ein großer Bestseller. Cho Nam-Joo lebt in Korea.
    Inhalt
    Mani Go ist knapp 40 Jahre alt, als sie gemeinsam mit ihren Eltern in eine Wohnung außerhalb von Seoul zieht. Im Vergleich zu ihrem winzigen Holzhäuschen in der Stadt bringt der Umzug der Familie bescheidenen Komfort, aber auch die Unsicherheit, ob der Vater hier wieder einen kleinen Laden oder Imbiss betreiben kann und Mani eine neue Hilfsarbeit findet.
    In Rückblicken auf zwei entscheidende Phasen im Leben der Icherzählerin Mani führt Cho Nam-Joo ihre Leser:innen in den von Armut und Unwissenheit geprägten Alltag der Familie Go. Manis Mutter hat offenbar eine leichte geistige Behinderung; sie kann kaum lesen und findet sich nur in ihrer vertrauten Umgebung zurecht. Über das Thema wird nicht gesprochen, so dass für mich offen blieb, ob Manis Vater das Problem bewusst war. Während der Olympischen Spiele 1988 begeistert sich die 8jährige Mani für die Kunstturnerin Nadia Comaneci und beschließt, selbst Turnerin zu werden. Mutter Go will ein einziges Mal für ihre Tochter (und damit stellvertretend für sich) etwas Außergewöhnliches erreichen und meldet sie an einer Privatschule mit Sport-Schwerpunkt an. Die Folgen sind ihr jedoch nicht bewusst und Mani gerät in die peinliche Situation all der Kinder, deren Eltern mit einfachster Schulbildung zwar im Alltag zurechtkommen, aber an Bürokratie und Verwaltung ihres Landes scheitern.
    Mani hat bisher u. a. als Bürobotin gearbeitet, jedoch keine betriebliche Ausbildung erhalten. So beschreibt sie in direkter, origineller Umgangssprache wie sie am Arbeitsplatz formal von Miss Go zu Manager Go aufsteigen, jedoch nichts über ihre Firma und die Welt außerhalb lernen konnte. Bevor es zum Umzug aus der Stadt kam, hatte Mani durchschaut, dass sie und ihre Eltern Immobilien-Spekulanten und Politikern nicht gewachsen sind, konnte aufgrund ihrer Vereinsamung jedoch keine Hilfe suchen.
    Fazit
    Cho Nam-Joo erzählt aus der Sicht einer circa 40Jährigen die beinahe groteske Geschichte eines Lebens in Armut, deren Figuren arm bleiben, weil die Codes gebildeter Mitmenschen für sie nicht zu entschlüsseln sind. Manis Schicksal, direkt und mit leichter Ironie erzählt, kann stellvertretend für alle Jugendlichen stehen, die niemand darauf vorbereitet hat, die Rolle ihrer überforderten Eltern zu übernehmen.
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Ausgaben von Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah

Hardcover

Seitenzahl: 288

Besitzer des Buches 6

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