Ein unmögliches Angebot

Buch von Lily Brett, Brigitte Heinrich, Melanie Walz

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein unmögliches Angebot

    Klappentext:
    In der jüdischen Gemeinde in Melbourne bleibt nichts verborgen, Jeder kennt jeden, jeder wird beobachtet, alles wird kommentiert. Und eines verbindet sie alle: Ihre Eltern haben den Holocaust überlebt. Und sie leiden am „Trauma der zweiten Generation“. Sie essen zuviel oder zuwenig, sind traurig ohne Grund, haben Angst, allein auf die Straße zu gehen. Und sind gierig nach dem Leben. Sex spielt eine große Rolle in diesem Roman, und Lily Brett erzählt mutig und unverblümt. Ruthie Brot macht sich Sorgen um ihren Vater Moishe, der seiner verstorbenen Frau nachtrauert. Doch dann taucht plötzlich ein „chinesisches Mädchen“ auf, und Moishe überrascht seine Tochter mit neuem Lebenswillen. Ruthie, von ihrem Ehemann Eddie vernachlässigt, beginnt eine Affäre mit Abe Lipshitz, dem Liebhaber ihrer Freundin. Auch Harry, der Ehemann von Eddies Schwester Susan, hat eine Affäre. Er ist in Diane verliebt, bis er plötzlich feststellt, dass es Susan und nicht Diane ist, die es ihm ermöglicht, mit seiner Vergangenheit zu leben.
    Zur Autorin:
    Lily Brett wurde 1946 in Deutschland geboren. Ihre Eltern heirateten im Ghetto von Lodz, wurden im KZ Auschwitz getrennt und fanden einander erst nach zwölf Monaten wieder. 1948 wanderte die Familie nach Brunswick in Australien aus. Mit neunzehn Jahren begann Lily Brett für eine australische Rockmusik-Zeitschrift zu schreiben. Sie interviewte und porträtierte zahlreiche Stars wie Jimi Hendrix oder Mick Jagger.
    Heute lebt die Autorin in New York. In regelmäßigen Kolumnen der Wochenzeitung "DIE ZEIT" hat Lily Brett diese Stadt porträtiert. Sie ist mit dem Maler David Rankin verheiratet und hat drei Kinder. (Suhrkamp-Verlagsseite)
    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: What God wants
    Erstmals erschienen 1991 bei Birch Lane Press, New York
    Aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Heinrich und Melanie Walz
    Aus der personalen Perspektive mehrerer Personen erzählt
    325 Seiten
    Persönliche Meinung:
    Das Buch ist über weite Strecken ein Episodenroman, lediglich einer Figur, Rosa, die von Australien nach New York zieht, wird ein längerer Abschnitt gewidmet.
    X ist der Bruder von A, der Ehemann von B und der Freund von C und hat ein Verhältnis mit der Frau von D. A hat ein Verhältnis mit dem Mann von C und ist Schwester von D, der mit B ein Verhältnis hat und der ein Auge auf die Frau von C geworfen hat.
    Soll ich weitermachen?
    So ähnlich liest sich das Buch. Das Personal ist eine verwirrende Menge von sich überschneidenden Mengen – Geschwister, Eheleute, Eltern, Kinder, Freunde, … Es ist schwierig, sie einander zuzuordnen. Aber es ist nicht notwendig.
    Es geht ums Vö…n, ein Wort, das vor allem im ersten Drittel auf fast jeder Seite mindestens ein-, zweimal gebraucht wird. Merkwürdigerweise sprechen vor allem Frauen mit Freundinnen / Schwestern ganz konkret über Vorlieben beim Sex, männliche Körperteile und Details aus ihren Betten, den ehelichen und neben-ehelichen. (Tut man das wirklich so?)
    Die Gehörnten kämpfen oder ergeben sich oder schließen die Augen. Chaotisch wird’s allemal, in den Ehen und in den Affären. Große Lieben erweisen sich als nicht alltagstauglich, denn aus dem Prickeln des Verbotenen lässt sich kein Dauerzustand machen.
    Was allen gemeinsam ist: Sie sind Juden und Kinder der Generation, die den Holocaust überlebt hat. Auf ihren Schultern lastete die Verantwortung, mit den Traumata der Eltern zu leben, die Klagen zu ertragen, das Unausgesprochene zu hören und vor allem die Erwartung, ihren Eltern ein neues besseres Leben und einen neuen Sinn zu verschaffen.
    Doch diese Last ist für viele zuviel. Gleichwohl sind sie gezwungen, sie zu tragen.
    Oft sind es seltsame Wege, die der Druck sich nach außen sucht. Stellvertretend für die Eltern werden die Kinder psychisch krank, suchen Zerstreuung im Geldausgeben oder im Essen oder halt im Sex.
    Am stärksten wirkt die Ratlosigkeit der zweiten Generation. Sie weiß nicht mit den Schrecken aus der Vergangenheit der Eltern umzugehen. Aber es gibt auch nicht DIE Eltern. Manche von ihnen schweigen die Jahre in Nazideutschland tot, manche nutzen sie als Druckmittel gegen ihre Umgebung, andere spielen die Vergangenheit herunter, manche flüchten sich in Krankheiten, Jammer und Klagen. Eine Aufarbeitung findet auch unter den Opfern nicht statt. Sie bleiben Opfer ihrer Vergangenheit und erwarten alles von der Zukunft – ihren Kindern also – oder sie erwarten gar nichts mehr.
    Das Buch bietet dem Leser ein Wechselbad an Emotionen: Die tragikomischen Liebesabenteuer, die erotischen Gespräche und Praktiken, die absurden Verflechtungen innerhalb der Familien und der Paare stehen gleichberechtigt neben dem Horror mit einigen detaillierten Beschreibungen aus dem KZ. Man schüttelt den Kopf, man lacht vor sich hin, und dann bleibt der Atem stocken.
    Leider ist der Mittelteil, in dem sich alles um Rosa, ihre Psychotherapien und ihre Agoraphobie dreht, darunter ein 17seitiger Brief, den sie an ihre Freundin schreibt, langatmig und monoton geraten. Sonst wäre das Buch rundherum eine Empfehlung wert.
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Ausgaben von Ein unmögliches Angebot

Taschenbuch

Seitenzahl: 325

Hardcover

Seitenzahl: 336

Besitzer des Buches 4

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