Thomas von Aquin: Die Summa Theologiae: Werkinterpretationen

Buch von Andreas Speer, Thomas von Aquin

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Thomas von Aquin: Die Summa Theologiae: Werkinterpretationen

Anders als im englischsprachigen und französischsprachigen Raum gibt es bisher weder eine gute deutsche Übersetzung dieses Schlüsselwerks noch ein einführendes Buch, das die zentralen Themen verständlich und zugleich wissenschaftlich behandelt. Dieses Desiderat behebt der vorliegende Band mit Werkinterpretationen, die anhandder Hauptthemen der thomasischen Philosophie (und Theologie) in die Gesamtkonzeption der Summa theologiae einführen. Der Überblick über den Stand der Forschung stellt gerade für den universitären Unterrichtsbetrieb ein umfassendes Handbuch dar. Er richtet sich nicht nur an das Fachpublikum, sondern gleichermaßen an eine interessierte Öffentlichkeit.
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Bewertungen

Thomas von Aquin: Die Summa Theologiae: Werkinterpretationen wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Thomas von Aquin: Die Summa Theologiae: Werkinterpretationen

    Vorbemerkung:
    Die Summa ist ein gewaltiges Werk, das bislang in keiner vollständigen Übersetzung in deutscher Sprache vorliegt. Das über 3000 Seiten umfassende Gesamtwerk der Philosophie und Theologie des Thomas von Aquin wird daher auch kaum ein Leser in einem Zug und hintereinander bewältigen wollen und können. Andreas Speer, Kölner Professor für Philosophie, hat die enorme Leistung erbracht, die wichtigsten Kommentare und die neuesten Ergebnisse der Thomas - Forschung in diesem Buch zu verarbeiten.
    Thomas von Aquin wurde 1225 im italienischen Roccasecca geboren als Sohn und siebtes Kind des Grafen Landulf von Aquino.
    Gestorben ist er 1274 im Kloster Fossanova.
    Mit fünf Jahren kam er als Oblate in das Kloster Montecassino, ein für überzählige Adelssöhne übliches Verfahren und war für den Aufstieg in der Kirchenhierarchie vorgesehen.
    T. studierte in Neapel Kirchengeschichte und trat in den Dominikanerorden ein, den Predigerorden, gegen den Willen seiner Familie, die andere Pläne hatte. Um ihn dem Einfluss des Bettelordens zu entziehen, liess ihn seine Familie überfallen und im Kloster Roccasecca unter Arrest stellen. Doch T. blieb bei seiner Entscheidung, schliesslich gab seine Familie ihn frei. Er ging nach Köln um bei dem dort lehrenden Albertus Magnus zu studieren. Er wurde dessen Schüler und Assistent und kehrte als Magister nach Italien zurück, wo er in Rom und Neapel lehrte. Schliesslich ging Thomas nach Paris, wo er seine Summa Theologiae, die er in Rom begonnen hatte, nach jahrelanger Arbeit beendete.
    Konzeption:
    Thomas von Aquin war einer der Hauptvertreter der mittelalterlichen Scholastik. Was heisst das?
    Die Wissenschaft des Mittelalters war eine Buchwissenschaft, die sich ausschliesslich auf Texte bezog. Besonders evident war das in der Theologie, die die biblischen Texte schon seit der Antike durch Kommentare antizipierte.
    Man notierte zum Teil wild zwischen den Zeilen und am Rand der Texte die eigenen Erläuterungen und Kommentierungen mit Interlinear und Marginalglossen. In der Scholastik wurde dieses System ausgebaut, man sprach jetzt von der Glossa Ordinaria, einer Kompilation des Textes, der Vers für Vers voranschritt mit dem Ziel einer Gesamtexegese des biblischen Befunds.
    Diese Kommentare wurden in dialektischer Form, d.h. in der Diskursbearbeitung angelegt. Die Schule von Paris vertrat dabei eine Wort für Wort - Kommentierung mit immer stärker anwachsenden Glossenapparaten, Parallelkommentaren und Lückensubstitutionen. Diese Systematik der Scholastik findet man auch für Canones, Synodialbeschlüsse und Dekrete.
    Die Summa ist gegliedert in drei Hauptteile, die Quaestiones, die wiederum in die Artikel unterteilt sind und dialektisch vorgehen.
    Einleitung ist jeweils ein Einwand, auf den das Gegenargument und die Analysis folgt.
    Behandelt werden Moraltheologie, allgemeine christliche Ethik, Christologie, Gotteslehre Sakramente, Tugendlehre, Kirchenväter und Philosophen.
    Ausserdem gibt es das Thomasische " quidam", schwierig zu beurteilende Sonderkommentare und Verordnungen.
    Bedeutung:
    Dem Werk kommt eine allgemeine philosophische Bedeutung zu, in dem Thomas von Aquin die überlieferten Fragmente der Texte des Aristoteles, Platon und Sokrates, wie auch den spätantiken Neuplatoniker Boethius in seine Kommentare aufnimmt, adaptiert und so in der christlichen Theologiediskussion verankert.
    Es ist umstritten, ob Thomas sein Werk auch als eine Art Gesetzesentwurf verstanden hat im Sinne von: "Was soll ich tun".
    Wohl eher nicht, sagt die neuere Forschung, dazu ist die Kommentierung in sich zu kontrovers. Eine strenge Gegenüberstellung von Gesetz und Gnade ist bei Thomas nicht vorgesehen.
    Thomas bezieht die Phänomene Glaube und Wissen aufeinander und sich selbst. Dabei ist Gott das Sein selbst. Sein Wesen fällt - im Gegensatz zu allem Geschöpflichen - mit seinem Sein zusammen. Von diesem Sein Gottes ist dementsprechend das endliche Sein aller Geschöpfe zu unterscheiden.
    Alles endliche Sein ist auf das unendliche Sein Gottes bezogen.
    Die Quaestiones disputatae sehen also die Frage nach dem Sein bezogen auf die Erkenntnisfähigkeit des Menschen in den Dingen Gnade, Vorsehung, Rechtfertigung und Glaube.
    Beispiel, 180.Kapitel vom beschaulichen Leben:
    […]
    ( Übers. Anm.d.Verf.)
    Die Welt bildet für Thomas eine Einheit aus unzähligen Elementen. Nur eine planerische Intelligenz kann für die ihr innewohnende Ordnung verantwortlich sein: Gott
    Alle Dinge und Wesen zeichnen sich durch abgestufte Eigenschaften aus. Etwas ist wärmer, größer oder höher als etwas anderes, auf der obersten Stufe kann immer nur Gott stehen. Gott existiert als erste Ursache der Bewegung und gleichsam als "unbewegt Bewegender"
    Allen Dingen ist es möglich, zu sein oder nicht zu sein. Es muss jedoch eine erste Ursache geben und die ist Gott.
    Das Ziel der Thomaischen Betrachtungen ist das "beschauliche Leben".
    Das war nicht im Sinne von Beschaulichkeit gedacht, als idyllisches Nichtstun, sondern:
    "Zweck aller Beschaulichkeit ist die Wahrheit, also eine Tätigkeit der Vernunft"
    ( 2.Metaph.moral.18)
    Andreas Speer ( geb. 1957) ist Professor für Philosophie an der Universität zu Köln und leitender Direktor des Thomas- Instituts.
    Anmerkung:
    Dieses gewaltige Werk beschäftigt auch mich nun schon dreissig Jahre, nicht ständig, aber immer wieder. Keineswegs könnte ich behaupten, alles davon gelesen zu haben oder auch nur teilweise im Kopf zu behalten. Aber gewisse Sentenzen und Auszüge schleichen sich in die eigenen Gedanken ein. Hilfreich war der Text für mich immer als Erdung, als Sicht auf die Philosophie des Mittelalters und der Scholastik, wenn ich anfing, historische Dinge nach unseren heutigen Maßstäben zu (ver) beurteilen.
    Dann ist man aber kein Historiker, sondern ein Schwadroneur. Davor kann Thomas von Aquin bewahren, alleine durch seine Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit. Wie Theodor Haecker es formulierte:
    "Beurteile die Geschichte immer um eine Nuance gerechter, als man es von dir verlangt."
    Andreas Speer ist das in hervorragender Weise gelungen, in einer unprätentiösen, klaren und verständlichen Sprache.
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Ausgaben von Thomas von Aquin: Die Summa Theologiae: Werkinterpretationen

Taschenbuch

Seitenzahl: 448

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