Ein Sonntag mit Elena

Buch von Fabio Geda, Julia Nachtmann

Bewertungen

Ein Sonntag mit Elena wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein Sonntag mit Elena

    Mehr als nur ein Sonntag
    Ein feiner, kleiner Roman – ein Herzensbüchlein. „Buch“ mag ich es nicht so recht nennen. Es gehört in die Kategorie, die nur auf den ersten Blick kurz und einfach sind. Hinter der so wunderbar daher geplauderten Handlung verbergen sich Untiefen, über die der Leser unweigerlich nachzudenken beginnt. Der Effekt, den das Buch in mir ausgelöst hat, ist in etwa vergleichbar mit „Seide“ von Alessandro Baricco. Auch dieses Werk war täuschend kurz und einfach – aber so voller Bedeutungsebenen, dass es noch lange nachhallte.
    Ein wenig wich es ja schon vom Klappentext ab. Der „Sonntag mit Elena“ steht bei weitem nicht so im Fokus wie gedacht. Im Original heißt das Buch auch nur „Una domenica“, also einfach „Ein Sonntag“, und das finde ich viel passender.
    Erzählt wird die Geschichte auch nicht vom Titelhelden, also dem alten Mann, der beinahe vergeblich ein ganzes Mittagsmenü gekocht hätte. Nein, erzählt wird alles von Giulia, seiner mittleren Tochter, im Rückblick. Sie muss die Ereignisse wohl von ihrem Vater geschildert bekommen haben. Was merkwürdig ist, weil sie sich in letzter Zeit nicht so nahe standen. Und weil der Vater doch ganz gewiss nicht die Gedanken von Elena zum damaligen Zeitpunkt gewusst haben kann! Aber das ist wohl künstlerische Freiheit.
    Giulia ist auch in gewisser Weise Künstlerin – sie arbeitet fürs Theater, befasst sich also beruflich mit der Umsetzung von Geschichten. Sie erzählt die Geschichte jenes Sonntags auch nicht chronologisch. Sie kommt vom sprichwörtlichen Hölzchen aufs Stöckchen. Sie schiebt immer wieder Szenen und Erinnerungen aus dem Familienleben mit ein, oder Ereignisse aus ihrem eigenen Alltag. Gespiegelt durch das gemeinsame Mittagessen ihres Vaters mit Elena und ihrem Sohn, ergeben sich so für Giulia – und den Leser! - etliche Fragen, die jedoch angenehm offen bleiben.
    Schon in der Leseprobe hatte ich den Verdacht gehabt, dass in dieser Familie so einiges unter den Tisch gekehrt worden ist. Die Ehe der Eltern scheint nur oberflächlich glücklich gewesen zu sein. Der Vater war sehr oft beruflich aus Reisen – aber war er das wirklich? Man kann nur vermuten, dass die Mutter davon gewusst hat. Aber sie hat tapfer alles geschluckt, hat die Kinder ihre innere Einsamkeit nicht spüren lassen.
    Giulia umkreist die Rätsel in ihrer Familie wie ein Wolf seine Beute. Ganz gelöst werden die Fragen nicht. Aber immerhin geschieht eine Annäherung. Am Ende treffen sich die Kinder allesamt im Krankenzimmer des Vaters wieder – und auch Elena ist da, denn sie ist Krankenschwester geworden. Das Ende ist ein wenig offen, aber versöhnlich. Und die Bedeutung jenes einen Sonntags für alle Beteiligten wird erst im Rückblick klar.
    Mir hat gerade diese Offenheit sehr gut gefallen, und die Fähigkeit des Autors, tiefgründige Fragen indirekt anzureißen. Die Erzählung ist eben noch lange nicht „vorbei“, sobald die letzte Seite gelesen wurde! Auch die Sprache hat mich verzaubert. Immer wieder standen da Sätze, die ich mir am liebsten abgeschrieben hätte. Doch, der Vergleich mit Baricco ist berechtigt. Auch der war ein Sprachkünstler.
    Ich bin sehr angetan von diesem für mich neuen Autor, und werde mich sicher auch nach den „Krokodilen“, die „im Meer schwimmen“, umschauen. Ich kann den „Sonntag mit Elena“ nur wärmstens empfehlen!
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Ausgaben von Ein Sonntag mit Elena

Hardcover

Seitenzahl: 240

E-Book

Seitenzahl: 197

Besitzer des Buches 3

Update: