Unter den Linden 6. Roman

Buch von Ann-Sophie Kaiser

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Unter den Linden 6. Roman

Drei Frauen, ein Wunsch: Die Welt entdecken Berlin, 1907: Die junge Wissenschaftlerin Lise kommt nach ihrer Promotion an die Friedrich-Wilhelms-Universität Unter den Linden, um bei Max Planck zu forschen. Dass Frauen in Preußen offiziell noch nicht an Universitäten zugelassen sind, kann sie nicht aufhalten. Schon bald arbeitet sie neben Otto Hahn. Das Schicksal führt sie mit zwei Frauen zusammen: Hedwig musste die Unterschrift ihres Mannes fälschen, um die Uni besuchen zu können – denn ohne die Zustimmung des Ehemannes geht nichts. Anni arbeitet als Dienstmädchen beim berühmten Friedrich Althoff und liest sich heimlich durch dessen Bücherregal. Die drei unterschiedlichen Frauen werden zu engen Verbündeten, die gemeinsam um ihr Glück, die Liebe und das Recht auf Wissen und Bildung kämpfen. Denn die Widerstände in der männlichen dominierten Universitätswelt sind hoch. Die Figur Lise erinnert an Lise Meitner (1878–1968); eine der bekanntesten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie war die erste deutsche Physik-Professorin und entdeckte die Kernspaltung. 'Ob Frauen studieren dürfen? Ob Frauen studieren können? Ob Frauen studieren sollen? Mir persönlich erscheinen diese Untersuchungen ebenso müßig, als wollte jemand fragen: Darf der Mensch seine Kräfte entwickeln? Soll er seine Beine zum Gehen gebrauchen?' Hedwig Dohm
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Bewertungen

Unter den Linden 6. Roman wurde insgesamt 13 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Unter den Linden 6. Roman

    Ein Jahreshighlight
    „Unter den Linden 6“ erzählt von den ersten weiblichen Studenten an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin. Im Mittelpunkt stehen Lise, die bei Max Planck Physik studieren möchte, Hedwig, die sich für Geschichte einschreiben will und Anni, die als wissbegieriges und neugieriges Hausmädchen nach Berlin kommt. Ann-Sophie Kaiser erzählt detailreich und sehr anschaulich, wie schwer es die ersten Studentinnen an der Berliner Uni hatten. Sie wurden von den Dozenten und Professoren abgelehnt, von den Kommilitonen verspottet und von den Männern nicht ernst genommen. Das lässt Lise und Hedwig aber nicht von ihrem Plan abbringen, an der Universität zu lernen, ihren Abschluss zu erlangen und in der Wissenschaft zu arbeiten. Sie kämpfen für mehr Gehör, für ihre Rechte und für Anerkennung. Die Geschichte ist packend und bewegend. Der Schreibstil schafft eine Atmosphäre voller Tatendrang, Wissensdurst und Kampfeswillen. Die Handlung wird sehr realitätsnah und detailreich geschildert. So bringt die Autorin zum Beispiel einige physikalische Aspekte als Inhalt von Lises besuchten Vorlesungen und ihrer wissenschaftlichen Arbeit ein, was für den Laien aber verständlich bleibt und nicht ausschweift.
    Die Geschichte ist nicht rein fiktional, denn Lise Meitner war eine der bekanntesten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts und kam wie im Buch beschrieben nach Berlin, um bei Max Planck zu lernen und zu arbeiten. Was real geschah oder von der Autorin ausgedacht wurde, ist im Nachwort genannt, ebenfalls wie Lise Meitners weiteres wissenschaftliches Leben. Neben der zielstrebigen Studentin gibt es noch eine Reihe von real existierenden Personen, die in der Geschichte auftauchen, wie die Wissenschaftler Max Planck, Otto Hahn, Max Laue und die Frauenrechtlerinnen wie Hedwig Dohm, Helene Lange und Ottilie von Hansemann.
    Fazit:
    Dieses Buch ist für mich ein Jahreshighlight. In konnte völlig in die packende Geschichte um die ersten Studentinnen in Berlin eintauchen und habe gebannt ihren Widerstand und ihren Kampf für mich Rechte und Anerkennung verfolgt. Die sympathischen Charaktere haben Tiefe und werden umfassend dargestellt. Vor allem hat mir gefallen, dass sehr viel Realität in dieser Geschichte steckt und viele bekannte Persönlichkeiten von damals im Buch eine Rolle spielen. Ich war richtig traurig, als ich das Buch beendet hatte. Ich vergebe volle fünf Sterne!
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  • Rezension zu Unter den Linden 6. Roman

    Über die Autorin (Amazon)
    Ann-Sophie Kaiser ist in Berlin geboren und lebt auch heute noch hier. Sie hat für ein kurzes Semester Physik an der Humboldt-Universität studiert, bevor sie erkannt hat, dass sie lieber etwas mit Schreiben machen möchte. Sie liebt es, in den Berliner Seen zu schwimmen und sich bei ausgedehnten Stadtspaziergängen durch die Kieze in das historische Berlin zurückzudenken. "Unter den Linden 6" ist ihr erster historischer Roman.
    Produktinformation (Amazon)
    Broschiert: 464 Seiten
    ISBN-10 : 3550200609
    ISBN-13 : 978-3550200601
    Größe und/oder Gewicht : 13.6 x 3.6 x 20.5 cm
    Herausgeber : Ullstein Hardcover; 2. Auflage (15. Juni 2020)
    Sprache: : Deutsch
    Der Beginn der Emanzipation
    Berlin 1907: Lise Meitner, eine junge Wissenschaftlerin kommt zur Friedrich-Wilhelms-Universität Unter den Linden. Sie ist ausgebildete Physikerin, hat in Wien promoviert und möchte nun bei Max Planck forschen. Doch in Preußen sind Frauen offiziell nicht zugelassen, was sie jedoch nicht aufhalten kann. Außerdem führt sie ihr Weg mit zwei anderen Frauen zusammen die sehr unterschiedlich sind: mit Hedwig, die die Unterschrift ihres Mannes fälschen muss um die Uni besuchen zu können und mit Anni, die als Dienstmädchen bei Friedrich Althoff arbeitet und sich heimlich durch dessen Bücherregal liest. Die drei Frauen werden zu engen Verbündeten und Freundinnen. Sie kämpfen um ihr Glück, die Liebe und das Re3cht auf Bildung und Wissen. Die männlichen Widerstände an der Universität sind hoch.
    Lise Meitner ist eine reale Person. Sie war die erste und eine der bekanntesten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts und die erste deutsche Physikprofessorin. Sie war die Entdeckerin der Kernspaltung.
    Meine Meinung
    Dieses Buch habe ich überraschend bei einem Gewinnspiel bei Vorablesen bekommen und mich auch sehr auf die Lektüre gefreut. Es ließ sich durch den angenehm unkomplizierten Schreibstil auch leicht und flüssig lesen. (Keine Unklarheiten im Text.) Ich war schon sehr gespannt, was ich so alles aus diesem Buch lernen würde, welche Dinge, die ich vorher nicht unbedingt wusste, ich erfahren würde. Ich wusste z.B. nicht, ab wann Frauen studieren durften, auch wenn mir klar war, dass dies Anfang des 20. Jahrhunderts noch nicht möglich war. Und das mussten ja auch die Freundinnen in diesem Buch erfahren. Es ist kein Buch das geladen mit Spannung daherkommt, aber es ist sehr interessant. Mir hat gut gefallen, wie Hedwig und Lise durchsetzen konnten, dass sie – wenn auch nicht immatrikuliert so doch – an den Vorlesungen teilnehmen konnten. Dass es nicht ohne den einen oder anderen (illegalen) Trick vonstattenging, ist auch klar. Ich war schnell in der Geschichte drinnen, konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzten. Bei Anni war mir eigentlich gleich klar, weshalb sie einen anderen Dienst antreten musste, wobei ich ihre alte Dienstherrin sogar noch bewunderte. Warum, das wird der Leser selbst lesen müssen. Gefreut habe ich mich darüber, war ihre neue Herrin ihr ermöglicht hat. Was Hedwigs Ehemann betrifft, so habe ich es eigentlich geahnt, dass es so kommt. Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Gut es war nicht die Spannung die ich sonst immer liebe, aber es war interessant, hat mich gefesselt und mich auch sehr gut unterhalten. Von mir eine Leseempfehlung sowie vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten.
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  • Rezension zu Unter den Linden 6. Roman

    Ich bin mit ziemich hohen Erwartungen in dieses Buch gestartet(ich habe im letzten Jahr sehr viel über Lise Meitner gelesen und war sehr gespannt, was in diesem Buch daraus gemacht wurde) und diese wurden letztlich auch nicht enttäuscht. Auch wenn eine der Hauptfiguren an die berühmte Physikerin Lise Meitner angelehnt ist, so ist es doch insgesamt ein unterhaltender Roman, der lediglich einen Teil ihrer Lebensgeschichte erzählt. Die Autorin hat auch ihren anderen Figuren genügend Platz für deren Entwicklung eingeräumt. Und das ist Ann-Sophie Kaiser für meinen Geschmack toll gelungen. Sie verbindet die real existierenden historischen Personen wirklich gut mit den frei erfundenen Teilen ihrer Geschichte zu einem tollem Gesamtbild.
    Das zentrale Thema sind die Frauenbewegung und die ersten weiblichen Studenten in Berlin. Welch ein Aufschrei in der Männerwelt! Frauen, die jetzt auch noch studieren wollen!
    Die Schwierigkeiten, einen solchen Platz überhaupt zu erhalten und auch all die Vorurteile und Gehässigkeiten, die den Frauen entgegen geworfen werden hat sie anschaulich beschrieben, genauso wie das gesellschaftliche Leben im Rest Berlins und deren verschiedenen sozialen Schichten. Besonders gut gefallen hat mir hier, dass die Autorin sogar die unterschiedlichen Ansichten innerhalb der Frauenbewegung einbezogen hat. Gemäßigt gegen radikal - die einen, die Schritt für Schritt ihr Ziel erreichen wollen; die anderen, die sogar vor Gewalttaten nicht zurückschrecken.
    Die drei Hauptfiguren und ihre erzählten Lebensgeschichten gefallen mir sehr gut. So unterschiedlich sie und ihre jeweilige Herkunft auch sind, vereint sie neben ihrer Freundschaft auch der Wille nach "mehr". So will sich Hedwig nicht einfach nur mit der Rolle als Ehefrau zufrieden geben; die neugierige Anni strebt nach fernen Geschichten durch die heimlich gelesenen Bücher und Lise kämpft darum als vollwertige Wissenschaftlicherin anerkannt zu werden. Und doch schleicht sich irgendwann die Frage ein - reicht das? Muss es nur ein Entweder / Oder geben? Geht nicht auch beides - Bildung/Beruf und Liebe?
    Am Ende kommt jeder der drei Frauen zu ihrer ganz persönlichen Einsicht, wie sie ihr weiteres Leben gestalten will. Und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ihnen bei ihrer Entwicklung und ihrem eigenen Weg der Emanzipation zu folgen. Ich habe mich über bocksture Männer geärgert und mich über jeden noch so kleinen Erfolg der Frauen mit ihnen gefreut. Für mich macht das ein gutes Buch aus.
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  • Rezension zu Unter den Linden 6. Roman

    In diesem Roman lernen wir drei Frauen kennen, die mit den Konventionen ihrer Zeit zu kämpfen haben. Lise hat in Wien studiert und möchte nun bei Professor Max Planck an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin forschen. Doch in Preußen sind Frauen nicht zum Studium zugelassen. Doch Lise lässt sich nicht beirren und arbeitet schon bald an der Seite von Otto Hahn. Zufällig lernt sie Hedwig und Anni kennen. Hedwig musste die Unterschrift ihres Mannes fälschen, um studieren zu können. Die wissbegierige Anni liest heimlich die Bücher ihres Dienstherrn. Die drei Frauen wollen nur eines – sie möchten das Recht auf die gleiche Bildung wie die Männer. Von diesem Traum lassen sie sich auch durch Widerstände nicht abbringen.
    Die Figur der Lise orientiert sich an der bekannten Physikerin Lise Meitner, die als erste deutsche Physikprofessorin die Kernspaltung entdeckte.
    Wir lernen die Geschichte aus den Perspektiven der drei Frauen kennen und sind daher ganz nahe an ihrem Schicksal.
    Die Charaktere sind lebendig und authentisch gezeichnet. Lise hat schon einiges geschafft, als sie nach Berlin kommt und hier mit den preußischen Regeln konfrontiert wird. Doch konsequent verfolgt sie ihren Weg weiter. Hedwig ist verheiratet und braucht daher die Erlaubnis ihres Mannes, um studieren zu dürfen. Sie trickst, um ihren Weg gehen zu können. Anni hat als Dienstmädchen kaum eine Chance auf Bildung, auch wenn sie nach Wissen strebt. Erst die Freundschaft mit den anderen Frauen eröffnet auch ihre Wege.
    Neben den fiktiven Figuren tauchen eine ganze Reihe von historisch belegten Personen in diesem Roman auf.
    Anfang des letzten Jahrhunderts ist es Frauen kaum möglich, zu studieren oder eine andere qualifizierte Ausbildung zu bekommen. Die Männer konnten darüber bestimmen, was sie den Frauen ermöglichten. Das sie keine weibliche Konkurrenz wollten, sondern lieber vom Heimchen am Herd umsorgt wurden, ergibt sich daraus. In privilegierten Kreisen wurden die Frauen auch als Aushängeschild betrachtet. Doch es gab Frauen, die sich damit nicht abfinden und die gleichen Rechte haben wollten. Auch wenn sie ständig Gegenwind verspürten, ließen sie sich nicht beirren und kämpften für ihre Rechte und die Rechte aller Frauen. Solche Frauen waren Lise, Hedwig und Anni, welche die Emanzipation ermöglicht haben. Es wurde ein langer Weg.
    Es ist ein sehr fesselnder Roman, den ich nur empfehlen kann.
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  • Rezension zu Unter den Linden 6. Roman

    Frauenpower für die Gleichberechtigung
    1907-1915 Berlin. Lise hat sich schon immer für Naturwissenschaften interessiert und ihr Studium in Wien absolviert. Nun möchte sie unter Professor Max Planck an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin Unter den Linden ihr Forschungen betreiben, aber hier werden ihr Steine in den Weg gelegt, da Frauen in Preußen zum Studium nicht zugelassen sind. Doch Lise lässt sich nicht von ihren Träumen abbringen und arbeitet bald an der Seite von Otto Hahn. Durch Zufall lernt sie Hedwig und Anni kennen, die ebenfalls so wissensdurstig sind wie Lise. Während Hedwig sich die Unterschrift zur Erlaubnis von ihrem Ehemann erschleichen musste, verschlingt die aus einfachsten Verhältnissen stammende Anni neben ihrer Tätigkeit als Dienstmädchen jedes Buch, das sie zwischen die Finger bekommt. Lise, Anni und Hedwig verbindet der Wunsch, dass Frauen das gleiche Recht auf Bildung haben wie die Männer und lassen sich von diesem Traum nicht abbringen…
    Ann-Sophie Kaiser hat mit „Unter den Linden 6“ einen unterhaltsamen historischen Roman vor der Kulisse des den bildungspolitischen Wandels vorgelegt und dem Leser drei unterschiedliche Frauenschicksale präsentiert, die in ihrem gemeinsamen Kampf für mehr Bildung eng zusammenwachsen. Der Schreibstil ist flüssig, sehr detailverliebt und bildhaft. Der Leser taucht schnell in die Handlung hinein und darf über Perspektivwechsel mit Lise, Hedwig und Anni drei mutige Charaktere kennenlernen, die zwar aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, jedoch ihr unbändiger Wissensdurst sie eint. Gemeinsam mit den drei Frauen nimmt der Leser an den Universitätsvorlesungen teil, darf Lise bei ihren Forschungen mit Otto Hahn über die Schulter schauen. Die Autorin hat für ihre Hauptprotagonistin die Physikerin Lise Meitner gewählt, die als eine der bedeutendsten Forscherinnen des vergangenen Jahrhunderts gilt und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kernspaltung war. Die Mischung mit fiktiven Protagonisten wie Anni und Hedwig ist sehr gelungen und lässt die damalige Zeit umso lebendiger wirken. Ihr mutiger Einsatz für mehr Recht auf Bildung und Gleichberechtigung war der Vorstoß für all die Möglichkeiten, die Frauen heutzutage offen stehen.
    Die Charaktere werden sehr lebendig in Szene gesetzt, wirken authentisch und glaubwürdig, was es dem Leser leicht macht, ihren Spuren zu folgen und ihnen über die Schulter zusehen. Lise ist eine Frau, die genau weiß, was sie will und alles dafür tut, um ihr Ziel zu erreichen. Sie lässt sich durch Schikane und abfällige Bemerkungen nicht aus dem Konzept bringen, auch wenn es sie verletzt, sondern verfolgt ihren Weg unbeirrt weiter. Sie ist mutig und auf eine gewisse Art selbstbewusst. Hedwig sitzt in einer arrangierten Ehe fest, jedoch ist sie zu allem entschlossen für mehr eigene Bildung und mehr Frauenrechte. Anni wirkt zu Beginn etwas zurückhaltender, doch ihre Eigenmächtigkeit und ihr Mut, sich heimlich bei ihrem Dienstherrn Bücher auszuborgen, um ihren Wissensstand zu erweitern, ist bemerkenswert, stammt sie doch aus einfachsten Verhältnissen.
    „Unter den Linden 6“ ist ein durchweg unterhaltsamer historischer Roman, der starken Frauen eine Bühne bietet und Dinge wie Gleichberechtigung, Emanzipation sowie das Recht auf Bildung in den Fokus rückt. Durch die Vermischung von Wahrheit und Fiktion ist die Geschichte kurzweilig und fesselnd. Verdiente Leseempfehlung!
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  • Rezension zu Unter den Linden 6. Roman

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Berlin, 1907: Die junge Wissenschaftlerin Lise kommt nach ihrer Promotion an die Friedrich-Wilhelms-Universität Unter den Linden, um bei Max Planck zu forschen. Dass Frauen in Preußen offiziell noch nicht an Universitäten zugelassen sind, kann sie nicht aufhalten. Schon bald arbeitet sie neben Otto Hahn. Das Schicksal führt sie mit zwei Frauen zusammen: Hedwig musste die Unterschrift ihres Mannes fälschen, um die Uni besuchen zu können – denn ohne die Zustimmung des Ehemannes geht nichts. Anni arbeitet als Dienstmädchen beim berühmten Friedrich Althoff und liest sich heimlich durch dessen Bücherregal. Die drei unterschiedlichen Frauen werden zu engen Verbündeten, die gemeinsam um ihr Glück, die Liebe und das Recht auf Wissen und Bildung kämpfen. Denn die Widerstände in der männlichen dominierten Universitätswelt sind hoch.
    Die Figur Lise erinnert an Lise Meitner (1878–1968), eine der bekanntesten Physikerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie war die erste deutsche Physik-Professorin und entdeckte die Kernspaltung.
    "Ob Frauen studieren dürfen? Ob Frauen studieren können? Ob Frauen studieren sollen? Mir persönlich erscheinen diese Untersuchungen ebenso müßig, als wollte jemand fragen: Darf der Mensch seine Kräfte entwickeln? Soll er seine Beine zum Gehen gebrauchen?" Hedwig Dohm
    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Ann-Sophie Kaiser ist in Berlin geboren und lebt auch heute noch hier. Sie hat für ein kurzes Semester Physik an der Humboldt-Universität studiert, bevor sie erkannt hat, dass sie lieber etwas mit Schreiben machen möchte. Sie liebt es, in den Berliner Seen zu schwimmen und sich bei ausgedehnte Stadtspaziergänge durch die Kieze in das historische Berlin zurückzudenken. "Unter den Linden 6" ist ihr erster historischer Roman.
    Allgemeines
    Erschienen am 15. Juni 2020 im Ullstein Verlag als broschiertes TB mit 464 Seiten
    Gliederung: Zwei Hauptteile mit nummerierten Kapiteln, die wiederum in kürzere Kapitel aus wechselnden Perspektiven aufgeteilt sind
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Berlin, 1907 bis 1915
    Inhalt
    Der Roman schildert das Leben dreier sehr unterschiedlicher Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine der Hauptfiguren ist eine historische Persönlichkeit, die beiden anderen sind fiktiv, ihre Lebensläufe wirken jedoch vor dem Hintergrund der Zeit glaubwürdig.
    Die berühmte Physikerin Lise Meitner (1878 – 1968) kommt aus Wien 1907 nach Berlin, um an der dortigen Universität zu forschen. Trotz ihres erfolgreich abgeschlossenen Studiums und ihrer Kompetenz wird sie den männlichen Physikern gegenüber immer wieder zurückgesetzt. Sie verdient für dieselbe Arbeit zunächst gar nichts und dann nur 60 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen, sodass sie ihren Lebensunterhalt mit Privatunterricht für junge Mädchen bestreiten muss.
    Hedwig Brügger ist eine wohlhabende Fabrikantentochter, die von ihrem Vater mit einem ungeliebten Mann verheiratet wurde. Als ihr Mann für längere Zeit in ein Sanatorium muss, schreibt sie sich als Gasthörerin an der Universität ein. Eine reguläre Immatrikulation ist Frauen 1907 noch nicht gestattet.
    Auch als Gasthörerin muss sie sich Diskriminierung und Respektlosigkeiten von den Studenten und Professoren aussetzen, sie ist jedoch nicht gewillt, sich das bieten zu lassen.
    Anni ist ein Dienstmädchen aus einer armen Bauernfamilie, das sich nichts sehnlicher wünscht als eine höhere Bildung. Sie schleicht sich nachts in die Bibliothek ihres Dienstherrn, Friedrich Althoff, und liest heimlich in den Büchern seiner Bibliothek.
    Eher zufällig begegnen sich die drei Frauen in Berlin und werden trotz ihres unterschiedlichen gesellschaftlichen Hintergrundes zu Freundinnen, vereint im Bestreben, für die Verbesserung der Situation der Frauen im Bildungswesen zu kämpfen.
    Beurteilung
    Der Roman gibt einen sehr guten Einblick in das Leben und die Gesellschaft Berlins (Preußens) zu Beginn des 20. Jahrhunderts, besonderes Augenmerk gilt dabei den (eingeschränkten) Rechten der Frauen, denen allein aufgrund ihres Geschlechts eine höhere Schulbildung und das Hochschulstudium verwehrt sind. Sogar der Status der Gasthörerin ist nur schwer zu erringen und selbst volljährige Frauen bedürfen der Genehmigung des Vaters oder des Ehemannes, um Vorlesungen zu hören. Professoren, die Frauen an der Universität gegenüber aufgeschlossen sind, bilden eine Ausnahme.
    Jede der drei Hauptfiguren hat ihr eigenes Schicksal, gemeinsam ist ihnen der Kampf gegen einengende Konventionen. Es wird aus wechselnden Perspektiven berichtet, was die Lektüre kurzweilig und abwechslungsreich macht. Dabei gelingt es der Autorin, jeder der drei Frauen eine detailliert ausgearbeitete Persönlichkeit zu verleihen.
    Der Erzählstil ist flüssig und anschaulich, manchmal ein wenig zu sentimental, auf jeden Fall erzeugt er beim Leser bleibende Eindrücke.
    In einem recht ausführlichen Nachwort werden Informationen zum weiteren Lebensweg Lise Meitners sowie zu den Tätigkeiten von diversen Frauenrechtlerinnen der Zeit präsentiert.
    Fazit
    Ein lesenswerter Roman, der eindrucksvoll verdeutlicht, welch unfassbarer Diskriminierung „bildungshungrige“ Frauen sich noch vor gut hundert Jahren ausgesetzt sahen!
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Ausgaben von Unter den Linden 6. Roman

Taschenbuch

Seitenzahl: 464

E-Book

Seitenzahl: 465

Besitzer des Buches 10

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