Klappentext:
Jahre ist es her, dass Tom zusammen mit seinem Freund Huck St. Petersburg unsicher machte. Jahre, dass er die Stadt verließ, um als Detektiv zu arbeiten. Jahre, in denen er sich einen Namen gemacht hat, das Attentat auf Präsident Lincoln aber nicht verhindern konnte. Seither hat Tom kein Auge mehr zubekommen. Um an der Hochzeit seines Halbbruders Sid teilzunehmen, kehrt er in seine Heimatstadt zurück. Dort aber erwartet ihn keine Hochzeitsfeier, sondern Tante Pollys Beerdigung. Sie wurde heimtückisch erschlagen. Eigentlich hat sich Tom geschworen, nie wieder als Detektiv zu arbeiten. Doch unter Verdacht steht ausgerechnet sein bester Freund Huckleberry Finn ...
Meine Meinung:
Tom Saywer ist erwachsen geworden und kehrt nach 10jähriger Abwesenheit in seine Heimatstadt St. Petersburg zurück. Doch nicht nur er hat sich verändert. Sein Bruder Sid will heiraten, Tante Polly wurde ermordet, Huckleberry Finn steht unter Mordverdacht, Joe Harper ist jetzt Sherif und Becky Thatcher ist noch immer sauer auf Tom, weil der sie vor 10 Jahren einfach sitzen lassen hat.
Mark Twain selber ließ seinen Helden Tom Saywer als Detektiv arbeiten, Simon Rost führt diese Idee eine Stufe weiter. Man trifft auf all die Figuren, die man aus den Büchern kennt, aber sie haben sich durch ihre Erlebnisse (unter anderem den Amerikanischen Bürgerkrieg) weiterentwickelt. Der Erzählton ist deshalb auch nicht mehr so heiter und sorglos wie in Twains Büchern, passt dafür aber zu den erwachsenen Charakteren. Das ganze ist verpackt in einen verzwickten Kriminalfall,der immer undurchdringlicher wird, je weiter Tom darin herumstochert. Er weiß irgendwann selber nicht mehr, wem er trauen kann und wer in die Ereignisse um Pollys Tod verstrickt ist. Doch obwohl ihn Zweifel plagen, beißt er sich hartnäckig fest, stellt unbequeme Fragen und eckt durch seine undiplomatische Art immer wieder an. Als wäre das noch nicht genug, muss er sich auch noch mit einem Ermittler aus Washington auseinandersetzen, der den Tod von Lincoln untersucht, und sich über seine Gefühle zu seiner Jugendliebe Becky Thatcher klar werden.
In St. Petersburg herrschen rauhe Sitten, doch dem Autor gelingt es, diese zu schildern, ohne allzu sehr ins blutige Detail zu gehen. Spannung erzeugt er nicht durch Schockeffekte, sondern allein durch erzählerische Elemente. Der Kriminalfall ist geschickt aufgebaut: falsche Fährten, jede Menge Verdächtige und ein Motiv, auf das man nicht von alleine gekommen wäre. Doch die Auflösung ist schlüssig, genau wie der Täter.
Fazit:
Simon X. Rost versucht nicht Mark Twain zu kopieren, sondern schafft mit den Figuren Twains etwas eigenes, das sich jedoch gut in den Kanon fügt. Den halben Punkt Abzug gibt es für die Sache mit den Hunden, auch wenn einem die grausigen Details erspart bleiben.