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Sie wurden nicht zur Legende wie die schöne Kaiserin Sisi von Österreich, aber die drei Gemahlinnen der deutschen Hohenzollernkaiser haben regen Anteil an der Geschichte ihrer Epoche genommen und waren hoch gebildete Frauen, die sich für ein liberaleres Deutschland einsetzten: Augusta von Sachsen-Weimar (1811–1890), Viktoria (1840–1901), königliche Prinzessin von Großbritannien, und Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein (1858–1921).
Beschreibung:
Kaiserin Augusta war die Frau Kaiser Wilhelms I., und ist am liberalen Hof in Weimar aufgewachsen. Ihr Vater, der Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Coburg, überließ zwar die Erziehung seiner Frau Maria Pawlowna, einer russischen Großfürstin und Enkelin Katharinas der Großen, aber er war eher liberal gesinnt, als gutmütiger und leutseliger Landesvater sehr beliebt, und der Weimarer Hof galt unumstritten als deutsche Kulturmacht und berühmter "Musenhof". Augusta wurde, den aristokratischen Gepflogenheiten entsprechend, sehr streng erzogen. Etikette und Repräsentation gingen ihr im Lauf der Jahre in Fleisch und Blut über und wurden ihr ganzes Leben lang von ihr strikt über alles andere gestellt. Trotzdem war Augusta vielseitig gebildet und hochintelligent, was ihr später zum Verhängnis werden sollte, da weder Wilhelm I. noch die Berliner Gesellschaft es schätzten, dass eine Frau sich politisch interessierte, aktiv mitreden und intellektuell nicht aufs Abstellgleis gestellt werden wollte.
Viktoria, die sich selbst "Kaiserin Friedrich" nannte, war die Tochter von Queen Viktoria und Albert, Prinz von Sachsen-Coburg-Gotha, und heiratete 1858 Friedrich Wilhelm von Hohenzollern, der 1888 als Friedrich III. deutscher Kaiser und König von Preußen wurde, aber bereits nach 99 Tagen an Kehlkopfkrebs starb. Die Ehe mit Vicky war glücklich, aus ihr ging u.a. der spätere Kaiser Wilhelm II. hervor. Leider versagte Vicky als Mutter gänzlich, sie erzog ihre Kinder mit größter Härte, Unduldsamkeit und einem ungeheuren Ehrgeiz, unter dem vor allem Sohn Wilhelm extrem zu leiden hatte, der mit einem verkrüppelten Arm geboren wurde und mit unachgiebiger, gefühlloser Strenge gedrillt wurde.
Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein, im Familienkreis Dona genannt, heiratete 1881 eben diesen Wilhelm, der als Kaiser Wilhelm II. in die Geschichte einging. Anders als Augusta und Vicky war Dona weder sonderlich gebildet noch intellektuell aufgeschlossen. Alles, was sie interessierte, waren ihr Mann und ihre Kinder. Sie war immer für ihre Kinder da und wurde von ihnen heiß geliebt, musste sich jedoch damit abfinden, dass Wilhelm II. bereits nach dem ersten Ehejahr mehrere Mätressen hatte und sich in Gesellschaft seiner sanften, lieben, biederen Frau äußerst langweilte. Fürstin Daisy von Pless meinte einmal, Dona "sei ganz wie eine gute, stille, sanfte Kuh, die kalbt, langsam Gras frisst und widerkäut". Eine bissige Anmerkung, die aber deutlich zeigt, wie widersprüchlich die Ansprüche in höchsten Kreisen am Frauen damals waren. Intellektuell interessiert, hochgebildet und politisch aufgeschlossen durfte eine Frau auf keinen Fall sein. Mitreden wollen durfte sie schon gar nicht. Beschränkte sie sich jedoch auf ihr Muttersein und die Familie und hatte sie sonst keine Interessen, galt sie als dumm, provinziell und öde. Dona vergötterte ihren Ehemann, ließ niemals auch nur ein Wort der Kritik an ihm gelten, und war blind für Wilhelms Fehler und seinen bedenklichen politischen Kurs, den er einschlug. Auch das wurde ihr als Versagen vorgehalten.
Alle drei Frauen verdeutlichen mit ihrem Leben und ihrem Schicksal, wie schwer es damals war, auch für Frauen der Aristokratie, ein nur halbwegs selbstbestimmtes und würdiges Leben führen zu können. Sie wurden verheiratet, wie es politisch passte, sie mussten sie ihren Ehemännern fügen und eine Rolle übernehmen, die gleichsam die Quadratur des Kreises verlangte, und waren zudem einem Erziehungsstil ausgesetzt, der sie wiederum ihre eigenen Kinder oftmals mit großer Härte und Unnachsichtigkeit behandeln ließ, weil sie es nie anders kennengelernt hatten. Wenn man sich das Leben dieser drei deutschen Kaiserinnen anschaut, ist man nur froh und erleichtert, dass man in einer anderen Zeit leben und ein anderes Leben führen darf. Sympathisch ist mir persönlich keine der Frauen, aber die Autorin schildert sie so lebendig, so anschaulich, dass die Lektüre dieses Buches nicht nur anregend, sondern auch sehr unterhaltsam ist.
Fazit:
Sehr gut geschrieben, flüssig und wunderbar zu lesen, vom Umfang her auch für Leser gut geeignet, die sich nicht durch dicke historische Wälzer quälen wollen. Mir sagt die Autorin so sehr zu, dass ich mir nun ein weiteres Buch von ihr vornehmen werde und mich schon darauf freue.
Viereinhalb Sterne: und eine klare Leseempfehlung!