Überarbeitungsschritte für Manuskripte

  • Ich bin gerade dabei, mein zweites Manuskript systematisch zu überarbeiten. Dabei fiel mir einmal mehr auf, dass ich neben den Schritten, die ich mir aus anderen Quellen zusammengesucht habe, auch eigene Akzente setze. Das brachte mich zu der Frage, ob andere Autoren im Büchertreff in dieser Hinsicht nicht zusätzliche Arbeitsschritte einbauen.


    Ich möchte hier einmal einen Anfang machen. Aus anderen Quellen habe ich mir für die Überarbeitung folgende Schritte abgeschaut:


    Suche und gezielte Reduktion von
    -Füllwörtern
    -Gleichzeitigkeitsindikatoren
    -Passivkonstruktionen
    -Indirekter Wahrnehmung
    -langen Sätzen
    -formalen Fehlern, Formatierungsfehlern, einfachen Stilfehlern (wie Wortwiederholungen)
    -Passagen, die gekürzt werden können (insbesondere am Beginn jeder Szene)
    - langen Dialogen (die werden nicht notwendigerweise gekürzt. Ich prüfe auch, ob Unterbrechungen eingebaut werden können/sollten)


    Dazu kommen bei mir(ohne dass ich Anspruch erheben würde, etwas davon erfunden zu haben):
    - die Kontrolle für jede einzelne handelnde Person, ob ich hinreichend und zum richtigen Zeitpunkt eine äußere Beschreibung eingebaut habe
    - der gezielte Einbau von einfachen, Personenspezifischen Marotten
    - die separate Anpassung des Sprachstils jeder einzelnen Person
    - Im ersten Roman kam noch die durchgängige Kontrolle und Korrektur der Erzählperspektive dazu, weil ich da viele Fehler machte.


    Natürlich lese ich das Manuskript auch mehrfach ganz und bearbeite unspezifisch alles was mir auffällt. Aber das waren so weit die Schritte, die ich separat angehe.


    Wie haltet ihr das?

  • Also so speziell überarbeite ich meine Bücher nicht. Allerdings lese ich sie mir immer und immer wieder durch korrigiere am laufenden Band, drucke das Ganze aus und korrigiere dann noch einmal analog. Dann lasse ich das Ganze ein paar Wochen (oder sogar Monate) sacken und lese es dann noch einmal. Durch den langen Zeitraum erhalte ich einen recht großen Abstand zum Buch, sodass ich im Anschluss neutraler drauf schauen und es somit noch besser beurteilen kann. Als letzten Schritt gebe ich das noch einigen Bekannten zu lesen, bei denen ich mir ihrer kritischen Stimmen sicher bin. Das dauert natürlich, bis das Buch dann in den Verkauf geht - bei meinem Hausmeister, der in ein paar Tagen zu haben ist, waren das fast eineinhalb Jahre. Aber bisher habe ich mit diesem Ablauf immer die besten Erfahrungen gemacht.


    Bei deiner Auflistung hast du im Übrigen die Adjektivitis vergessen. Zu viele Adjektive können so ziemlich jede gute Geschichte verderben :wink:
    Weiterhin ist es auch wichtig, auf die richtige Zeit zu achten.
    Und was den Punkt "lange Dialoge" betrifft - du solltest immer darauf achten, dass bei einem Dialog immer zwei Personen beteiligt sind - und meistens geht es dann wie bei einem Ping-Pong-Spiel hin und her. In den wenigsten Fällen kann eine Person einen längeren Monolog anbringen, ohne dass sie unterbrochen wird. Damit es also glaubwürdig rüberkommt, ist es oftmals besser, Einwendungen zuzulassen.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Bei deiner Auflistung hast du im &Uuml;brigen die Adjektivitis vergessen. Zu viele Adjektive k&ouml;nnen so ziemlich jede gute Geschichte verderben &nbsp;:wink:&nbsp;<br />


    Die Adjektivitis (zu viele Adverben verursachen das gleiche Krankheitsbild) hatte ich nicht vergessen. Sie gehören aber zu den Schritten, die ich nur ausühren kann, indem ich den Text vollständig lese. Für alle anderen Schritte gibt es Hilfsmittel und Abkürzungen (z.B. einen Makro zum Markieren von Füllwörtern, Gleichzeitigkeitsindikatoren und Worten, die auf Passivkonstrukte hindeuten). Ein Programm, das alle Adjektive und Adverben markiert, fehlt mir dagegen.


    Allerdings lese ich sie mir immer und immer wieder durch korrigiere am laufenden Band, drucke das Ganze aus und korrigiere dann noch einmal analog.


    Dieses Procedere kann natürlich durch nichts ersetzt werden. Allerdings finde ich es als Autor ermüdend, mein eigenes Werk schon in einer Phase, in der es noch voller Mängel steckt, immer und immer wieder zu lesen. Auch deshalb gehe ich bestimmte Punkte zeitig systematisch an. Ein anderer Grund ist, dass ich definitiv auch bei noch so häufigem Lesen nicht in der Lage bin, manche Mängel hinreichend gut manuell aufzuspüren. Dazu müsste ich wohl professioneller Lektor, Deutschlehrer oder dergleichen sein.


    Ein Beispiel? Als ich mein jetziges Manuskript zum ersten Mal ganz las, dachte ich: "Super, ich habe ja diesmal kaum Füllwörter." Falscher hätte ich mit dieser Annahme kaum liegen können. Nachdem ich alle typischen Füllwörter mit einem Makro markiert hatte und die tatsächlich subtil störenden beseitigt hatte, fehlten über 6000 Wörter und das Manuskript liest sich noch deutlich angenehmer.

  • Nicht zu vergessen, das Manuskript am Ende auf Logikfehler abzusuchen.
    Immer wieder stolpere ich bei meinen Texten über diese Fehler,
    besonders bei Krimis, wo es sehr auf exakte Aussagen und subtile Wahrnehmungen ankommt,
    muss genauestens durchdacht werden, wer was wann sagen und denken darf. Es muss alles stimmig sein,
    der Leser sollte nicht die Stirn runzeln, weil er etwas nicht versteht oder nicht nachvollziehen kann.
    Sehr hilfreich ist der 10-Punkte-Überarbeitungs-Tipp vom Autor Andreas Eschbach.


    http://www.andreaseschbach.com…en/10punkte/10punkte.html


    lg, Christine

  • Sehr hilfreich ist der 10-Punkte-&Uuml;berarbeitungs-Tipp vom Autor Andreas Eschbach.


    Danke für den Link. Tatsächlich war das die Quelle, auf die ich mich am Anfang bezogen habe. Unterschlagen hatte ich aus dieser Liste (wie Divinia angemerkt hatte) die Adjektivitis (weil sie sich nur durch vollständiges Lesen des Textes bearbeiten lässt) und die Markierung von gutem und schlechtem (weil ich das nicht mache). Übrigens nutze ich zwar die von Eschbach aufgeführten Schritte als solche, arbeite aber bei der Überarbeitungsvorbereitung nicht Abschnittsweise. Aber das ist wieder ein Thema für sich.


    Und was den Punkt &quot;lange Dialoge&quot; betrifft - du solltest immer darauf achten, dass bei einem Dialog immer zwei Personen beteiligt sind - und meistens geht es dann wie bei einem Ping-Pong-Spiel hin und her.


    Das ist genau der Punkt, der im Kern mit langen Dialogen gemeint ist. Wie Pingpong können sie eint&ouml;nig werden, wenn es lange immer hin und her geht. Das muss geprüft und ggf. geändert werden.


    Nicht zu vergessen, das Manuskript am Ende auf Logikfehler abzusuchen.


    Das darf natürlich nicht fehlen. Hier sehe ich nur für spezielle Fälle Möglichkeiten, Fehler ohne Studium des ganzen Textes auszubügeln. Z.B. werde ich in meinem Text wohl noch eine Wortsuche nach Sekunde, Minute, Stunde und weiteren Begriffen laufen lassen, die in der fremden Welt niemand kennen kann.


    Ein weiterer Punkt, der bisher noch nicht genannt wurde, sind die Absätze. Ich pers&ouml;nlich bin von Natur aus immer erst mal zu geizig mit den Dingern. Schon vor dem ersten Lesen werde ich da einfach noch einmal &uuml;ber das Dokument scrollen, und schauen, wo es lange keine Absätze gibt. Dann werde ich beim nächsten Lesedurchgang nicht mehr dauernd (sondern nur noch manchmal) unterbrochen, wenn wieder ein Absatz fehlt.

  • Z.B. werde ich in meinem Text wohl noch eine Wortsuche nach Sekunde, Minute, Stunde und weiteren Begriffen laufen lassen, die in der fremden Welt niemand kennen kann.

    Jein. Es mag zwar in fremden Welten solche Dinge wie unsere Maßangaben nicht geben, trotzdem solltest du nicht in Versuchung geraten, zu viele neue Begriffe in deine Geschichte zu bringen, die den Leser irritieren könnten. Wenn es denn nämlich so ist, musst du auch jedes Tier und jeden Gegenstand anders als hier benennen, da diese Dinge in einer fremden Welt auch definitiv anders heißen müssten.


    Ein weiterer Punkt, der bisher noch nicht genannt wurde, sind die Absätze. Ich persönlich bin von Natur aus immer erst mal zu geizig mit den Dingern. Schon vor dem ersten Lesen werde ich da einfach noch einmal über das Dokument scrollen, und schauen, wo es lange keine Absätze gibt. Dann werde ich beim nächsten Lesedurchgang nicht mehr dauernd (sondern nur noch manchmal) unterbrochen, wenn wieder ein Absatz fehlt.

    Das ist tatsächlich ein wichtiger Punkt. Fehlende Absätze bedeuten für das Lesen auf dem E-Reader, dass der Leser vor einer Textwand steht, was im Endeffekt unwahrscheinlich anstrengend zu lesen ist. Also lieber im Zweifelsfall einen Absatz mehr als einen zu wenig einbringen.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Martin Hühn schrieb:
    Z.B. werde ich in meinem Text wohl noch eine Wortsuche nach Sekunde, Minute, Stunde und weiteren Begriffen laufen lassen, die in der fremden Welt niemand kennen kann.


    Jein. Es mag zwar in fremden Welten solche Dinge wie unsere Maßangaben nicht geben, trotzdem solltest du nicht in Versuchung geraten, zu viele neue Begriffe in deine Geschichte zu bringen, die den Leser irritieren könnten. Wenn es denn nämlich so ist, musst du auch jedes Tier und jeden Gegenstand anders als hier benennen, da diese Dinge in einer fremden Welt auch definitiv anders heißen müssten.


    Was diesen Punkt anbetrifft habe ich mich sicher ungenau ausgedrückt. Hier ging es mir nicht darum, in der Überarbeitung noch einmal neue Besonderheiten der Sprache meiner Fantasywelt einzuführen. Es ging vielmehr darum, bestehende Setzungen auch konsequent umzusetzen. Die Zeitwörter hatte ich als Beispiel gewählt, weil ich da schon einen Einzelfehler entdeckt hatte.


    Ein anderer Autor verwendet vielleicht gerne die Redewendung "Er verstand nur noch Bahnhof" oder "Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein", schreibt aber Mittelalterromane. So etwas darf da aber auf keinen Fall jemand sagen oder denken (und wenn die Formulierungen auch im restlichen Text fehlen würden, wäre ich als Leser glücklicher). Solche Dinge beim einfachen lesen zu finden, kann schwierig werden, weil sie uns gewohnheitsmäßig richtig vorkommen. Bei Verdacht auf solche Fälle, kann also eine gezielte Suche hilfreich sein. Das meinte ich.


  • Danke für den Link mit dem 10-Punkte-Überarbeitungsplan


    Ich schreibe zwar keine Bücher, aber als Fachjournalistin verfasse ich regelmäßig längere und kürzere Texte u.a. fürs Internet.
    Für mich ist Fakten-Checken während der Überarbeitungsphase sehr wichtig. Das könnte auch bei Autorentexten, die viel Recherche erfordern, eine gute Idee sein. Bei Texten fürs Internet muss man natürlich auch drauf achten, regelmäßig Absätze einzubauen, interessante Überschriften und Zwischenüberschriften zu finden etc. Das dürfte aber für Romane und Erzählungen nicht im Vordergrund stehen.


    Den Text ruhen zu lassen, bevor man weiter dran arbeitet, ist immer eine gute Idee, sofern das zeitlich machbar ist.
    Und es ist auch immer eine gute Idee, da noch eine geduldige Person drüber lesen zu lassen.


    Ganz wichtig: Irgendwann muss man in Bezug auf die Überarbeitung einen Schlusspunkt setzen, bevor man den ganzen Text kaputt korrigiert. Fehler suchen, finden, ausbessern, überarbeiten - alles schön und gut. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem der Text davon nicht mehr besser wird. Es lässt sich nicht vermeiden, dass irgendwo noch der eine oder andere Fehler übersehen wird.


    Was mir persönlich immer gut hilft, ist das laute Vorlesen meines eigenen Textes. Da merke ich dann recht schnell, wo es noch hakt.
    Ich habe in einem Interview mit Sarah Kirsch, der mittlerweile leider verstorbenen Lyrikerin, gelesen, dass sie das auch schätzte bzw. sie meinte, sie habe oft erst bei Lesungen vor Publikum gemerkt, ob der Text funktioniert oder nicht.


    Diese Methode kann ich empfehlen, auch wenn das für längere Texte vielleicht nicht machbar ist, aber für kürzere Passagen, die noch nicht ganz stimmig sind, könnte das vielleicht eine gute Sache sein.

  • Wichtig zu erwähnen wäre auch, dass man nicht mit der 10 Punkte-Liste jedes Mal einen Re-Run der Korrektur braucht. Nach guter Übung der Punkte geht einem das recht schnell ins Blut über. So dass man beim Lesen automatisch auf mehrere Fehlerquellen gleichzeitig zusteuern kann. Habe mich persönlich nämlich zu Beginn immer dabei ertappt die Punkte abzuarbeiten - dabei geht aber auch Lesegefühl verloren. Vielleicht wäre die Textharmonie auch so ein Punkt, der mit auf die Liste könnte. Melodie, erzeugt durch Interpunktion und starke/weiche Worte zu Beispiel. In meinem Fall lese ich die Sätze durchaus schon einmal vor, um herauszufinden, woran es hakt. Wo ich nicht zustimmen kann ist der Punkt mit den langen Dialogen. Das ist Genre-spezifisch und kommt sicherlich im Krimi weniger gut, als zum Beispiel in einem Historien-Roman. Aber auch Autoren wie John Katzenbach haben in ihren Thrillern Dialoge, die über eine Seite in Anspruch nehmen können. Es kommt auf die Informationsdichte an und die Verteilung innerhalb des Dialoges. :)

  • Wichtig zu erwähnen wäre auch, dass man nicht mit der 10 Punkte-Liste jedes Mal einen Re-Run der Korrektur braucht. Nach guter Übung der Punkte geht einem das recht schnell ins Blut über. So dass man beim Lesen automatisch auf mehrere Fehlerquellen gleichzeitig zusteuern kann.


    Wie schön wäre es, wenn ich das uneingeschränkt bestätigen könnte. Leider muss ich für mich feststellen, dass ich beim (ungemein wichtigen!) allgemeinen Lesen zwar fast immer irgendwelche Punkte finde, die Erfordernisse der Liste damit aber allenfalls streife. Ich würde jedem, der es für sich nicht sicher anders weiß, raten, sich nicht darauf zu verlassen, mehrere dieser Punkte in einem Aufwasch abhandeln zu können. Mein o.g. Beispiel mit den Füllwörtern zeigt, wie sehr Einschätzung und Realität auseinander liegen können (und das ist ja nun nicht mehr mein erster Schmöker).


    Habe mich persönlich nämlich zu Beginn immer dabei ertappt die Punkte abzuarbeiten - dabei geht aber auch Lesegefühl verloren.


    Deswegen versuche ich die meisten dieser Punkte mit automatisierten Methoden (Der Wichtigste Faktor dabei, ist immer erst Markierungen anzubringen, die dann gelöscht werden können, wenn entweder eine Änderung gemacht wurde, oder eben die Prüfung ergab, dass gar keine Fällig und erwünscht ist) gestützt weitgehend abzuarbeiten, bevor ich den Text mit freiem Lesen wirklich optimiere.


    Wo ich nicht zustimmen kann ist der Punkt mit den langen Dialogen. Das ist Genre-spezifisch und kommt sicherlich im Krimi weniger gut, als zum Beispiel in einem Historien-Roman. Aber auch Autoren wie John Katzenbach haben in ihren Thrillern Dialoge, die über eine Seite in Anspruch nehmen können. Es kommt auf die Informationsdichte an und die Verteilung innerhalb des Dialoges.


    Ich würde sagen, schon das Beispiel mit dem Thriller spricht gegen eine allzu starke Genrespezifität dieses Punktes. Einig sind wir uns, denke ich, darüber, dass beim Thema lange Dialoge viel mehr Ermessensspielraum besteht, als bei anderen der Punkte. Aber das heißt noch lange nicht, dass es sich nicht lohnen würde, jeden langen Dialog einzeln zu prüfen.

  • Ich würde jedem, der es für sich nicht sicher anders weiß, raten, sich nicht darauf zu verlassen, mehrere dieser Punkte in einem Aufwasch abhandeln zu können.


    Selbstverständlich. Vielleicht war es auch unsicher ausgedrückt. Es sollte nicht klingen, als würde man alle zehn Punkte in einem Rutsch lesen können. Deshalb schrieb ich, dass man mehrere Fehlerquellen ansteuern kann. Mehrere sind meiner Meinung nach schon zwei. So wollte ich vermeiden, dass der Leser denkt, er müsste bei 500 Seiten Text mit zehn Punkten abzuhaken 5000 Seiten lesen, um sein Produkt zur Vollendung zu bringen. Man sollte seinen eigenen Text nie in ein Folterinstrument verwandeln :wink:


    Aber das heißt noch lange nicht, dass es sich nicht lohnen würde, jeden langen Dialog einzeln zu prüfen.


    Eine Durchsicht jeglicher Textstellen ist lohnenswert. Lange Dialoge haben insbesondere einen großen Haken - sie vermitteln den Atem der Person. Ich lese oft von langen Dialogen in gehetzten Szenen, was direkt den körperlichen Stress aus der Sache nimmt. Furchtbar! :roll:


    Überdies hast du meinen konkreten Vorschlag nicht besprochen. Was hältst du also von der Textmelodie? Lautes Vorlesen - ja/nein?


    Vielleicht wäre die Textharmonie auch so ein Punkt, der mit auf die Liste könnte. Melodie, erzeugt durch Interpunktion und starke/weiche Worte zu Beispiel. In meinem Fall lese ich die Sätze durchaus schon einmal vor, um herauszufinden, woran es hakt.

  • Lautes Vorlesen ist meiner Meinung nach sehr sehr gut um zu merken, ob der Text fließt oder nicht. 8) Besonders, wenn jemand anderes einem vorliest - oder man sich selbst aufnimmt und sich die Aufnahme dann mit einem Tag Abstand in Ruhe anhört - und dabei sofort Markierungen im Text anbringt, wo man etwas ändern müsste.

  • &Uuml;berdies hast du meinen konkreten Vorschlag nicht besprochen. Was h&auml;ltst du also von der Textmelodie? Lautes Vorlesen - ja/nein?


    <p>&nbsp; &nbsp; Raiko Oldenettel schrieb:<br />
    &nbsp; &nbsp; Vielleicht w&auml;re die Textharmonie auch so ein Punkt, der mit auf die Liste k&ouml;nnte. Melodie, erzeugt durch Interpunktion und starke/weiche Worte zu Beispiel. In meinem Fall lese ich die S&auml;tze durchaus schon einmal vor, um herauszufinden, woran es hakt.

    </p>


    Darauf kann ich nur mit einem anderen Zitat von Dir antworten:


    Man sollte seinen eigenen Text nie in ein Folterinstrument verwandeln


    <p><img alt="wink" src="http://www.buechertreff.de/wcf/js/3rdParty/ckeditor/plugins/smiley/images/wink_smile.png" style="height:23px; width:23px" title="wink" /></p>


    Aber im Ernst: Ich pers&ouml;nlich komme mit Vorlesen nicht gut genug zurecht um damit Mängel im Text aufzuspüren. Dabei wäre ich zu sehr abgelenkt von meinen Mängeln in der Vorlesekunst. Die Sprachmelodie kann ich besser ´hören´, wenn ich beim Lesen die Klappe halte. Meinen erstem und meinen letzten Lesedurchgang versuche ich von allzuviel Korrekturen freizuhalten (ersteren durch ignorieren, letzteren durch vorheriges eliminieren der meisten Mängel), damit ich mich an meinem Werk freuen kann beim Lauschen auf die Melodie nicht vom Geschrei der vielen Fehlern abgelenkt werde.


    Eine Ausnahme sind lyrische Passagen, die ich in einigen Fällen auswendig lerne, vortrage und dabei ggf. noch abändere. In seltenen Fällen lese ich auch einen Satz, bei dem ich im Stillen rausgefunden habe, dass da etwas nicht richtig klingt auch einmal laut. Dass ich dieses Mittel f&uuml;r mich kaum nutzen kann, heißt allerdings nicht, dass ich es ablehnen würde.


    Ich lese oft von langen Dialogen in gehetzten Szenen, was direkt den k&ouml;rperlichen Stress aus der Sache nimmt. Furchtbar!


    Ja, szenengerecht sollte die Länge eines Dialogs sein.


    Allerdings würde mir dieser Fehler so gar nicht erst passieren, weil ich mich beim Schreiben in Situation und Charaktere hineinversetze. Das lässt Spielraum für jede Menge spannungskillende Fehler, die in einer Korrekturphase gezielt beseitigt werden müssen. Aber eigentlich nicht für diesen.


    Der Hauptpunkt, was lange Dialoge anbetrifft, ist ist sowieso nicht die Länge an sich, sondern mehr die fehlende Unterbrechung. Damit meine ich nicht, dass stets nach drei Wortwechseln der nächste Feind hereingestürmt kommen sollte, oder dergleichen. Aber wenn sich gelegentlich jemand einen Gedankten zu den gesprochenen Worten genehmigt, eine Geste macht oder so, wird der Dialog viel lebendiger (alles nicht übertreiben!). In einigen Fällen kann es auch nicht schaden, eine Unterbrechung einzubauen, um Szenerie und Begleitumstände noch einmal hervorzuheben. Sonst kann der Leser nämlich leicht den Eindruck bekommen, das alles würde in seinem gemütlichen Lesesessel gesagt und nicht im wilden Dschungel, wo ständig Vögel schreien und Frösche quaken (um ein Beispiel zu nennen). Die Liste ließe sich erweitern.


    An diesen speziellen Anforderungen liegt es, dass ich meine,

    Eine Durchsicht jeglicher Textstellen ist lohnenswert.

    wird dem nicht ganz gerecht.

  • Aber im Ernst: Ich pers&ouml;nlich komme mit Vorlesen nicht gut genug zurecht um damit Mängel im Text aufzuspüren. Dabei wäre ich zu sehr abgelenkt von meinen Mängeln in der Vorlesekunst. Die Sprachmelodie kann ich besser ´hören´, wenn ich beim Lesen die Klappe halte. Meinen erstem und meinen letzten Lesedurchgang versuche ich von allzuviel Korrekturen freizuhalten (ersteren durch ignorieren, letzteren durch vorheriges eliminieren der meisten Mängel), damit ich mich an meinem Werk freuen kann beim Lauschen auf die Melodie nicht vom Geschrei der vielen Fehlern abgelenkt werde.


    Das höre ich nicht zum ersten Mal. Tatsächlich mögen viele es nicht einmal bei der Vorbereitung eines Vortrages den Text laut vor zu lesen. Was die Qualität der Vorträge nicht schmälert. Konkretisiere bitte noch einmal deinen Wunsch nach Ergänzungspunkten. Soll das eine Liste zur allgemeinen, oder eine Liste für deine spezielle Anwendung sein? Denn für dich hast du diese Technik ja bereits ausgeschlossen.


    Allerdings würde mir dieser Fehler so gar nicht erst passieren, weil ich mich beim Schreiben in Situation und Charaktere hineinversetze.


    An diesen speziellen Anforderungen liegt es, dass ich meine,
    Raiko Oldenettel schrieb:
    Eine Durchsicht jeglicher Textstellen ist lohnenswert.
    wird dem nicht ganz gerecht.


    Ich sollte mehr mit Smileys um mich werfen - und du nicht alles zu ernst nehmen. :wink:

  • <p>

    Soll das eine Liste zur allgemeinen, oder eine Liste f&uuml;r deine spezielle Anwendung sein?

    </p>


    <p>Ich m&ouml;chte da wirklich keine Vorschriften oder Einschr&auml;nkungen vornehmen, nur weil ich den Thread er&ouml;ffnet habe. Ich bringe aber in meine Antworten A) gelegentlich meine eigene Perspektive ein und weise B) gelegentlich auf meine urspr&uuml;ngliche Intention hin, Punkte zu sammeln, die sich als einzelne, gesonderte &Uuml;berarbeitungsschritte behandelt werden k&ouml;nnen, ohne jedes Mal ein vollst&auml;ndiges Textstudium zu bedingen. Es ist mir wichtig, dass das nicht ganz vergessen geht.</p>


    <p>Abgesehen davon begr&uuml;&szlig;e ich aber sehr, dass das Thema &Uuml;berarbeitung hier breiter besprochen wird. Schlie&szlig;lich gab es dazu noch keinen Thread. Also immer raus damit! <img alt="smiley" src="http://www.buechertreff.de/wcf/js/3rdParty/ckeditor/plugins/smiley/images/regular_smile.png" style="height:23px; width:23px" title="smiley" /></p>


    (Edit: Bisher habe ich geduldig die Gemeinheiten wieder entfernt, die der Texteditor mit Umlauten und Anführungszeichen angestellt hat. Heute schenke ich mir das (zum Geburtstag). Ich hoffe ihr könnt den Text trotzdem lesen und noch mehr hoffe ich, dass das nervige Problem nicht mehr auftritt, wenn ich nicht mehr aus Norwegen eingeloggt bin.)

  • Ein ganz wichtiger Punkt, der schwer zu kontrollieren ist, fiel mir (aus gegenenem Anlass) gerade noch ein: Die Kontrolle auf die Verwechslung von Protagonistennamen.


    Auch die höchsrangigsten Autoren mit großartigen Lektoren scheinen davor nicht gefeit zu sein. Außer im konkreten Verdachtsfall ist es ja auch kaum praktikabel, jede einzelne Erwähnung eines Namens gesondert zu überprüfen.


    Dabei gibt es kaum einen Einzelfehler, der einen Leser mehr stören könnte, wenn er entdeckt wird.

  • @Martin Hühn: alles Gute zum Geburtstag, nachträglich :) ich hoffe, Du hattest einen angenehmen Tag


    Die Verwechslung von Protagonistennamen geht gar nicht, das stimmt, aber das kommt auch in den richtig gut lektorierten Büchern vor, dann allerdings so irgendwann gegen Ende. :)

  • Die Erfahrung, erst beim Einüben zu öffentlichen Lesungen zu merken, dass manche Stellen nicht flüssig sind, kenne ich.
    Beim letzten Überarbeitungsschritt (nach Papyrus-Check) mache ich mir die Mühe und lese Kapitel für Kapitel selbst vor.
    Es braucht Zeit, aber es lohnt sich. Auch Logikfehler -wie Namensverwechslungen- fallen dann garantiert auf,
    man konzentriert sich zum Schluss, wenn der Text sitzt, ja erst auf wirklichke Feinheiten,


    lg
    Christine