Inhalt:
Der junge Ingenieur, Jean-Baptiste Baratte, bekommt in Versailles, vom Minister persönlich, den Auftrag den Friedhof der Unschuldigen zu zerstören - samt der dazugehörigen Kirche. Jean-Baptiste möchte diesen Auftrag nicht annehmen, aber diese Option gibt es nicht: Was der König will, wird getan! Er macht sich also auf ins Paris des Jahres 1785 und nimmt dort sein Quartier bei der Familie Monnard. Von seinem Zimmer aus sieht er den Friedhof der Unschuldigen. Der Friedhof, der das ganze Viertel vergiftet. Hunderttausende von Toten wurden hier beerdigt, die meisten in riesigen Massengräbern. Die Ausdünstungen dieses Friedhofs lassen Lebensmittel verderben und selbst der Atem der Anwohner hat den Geruch der Toten. Auch Ziguette, die hübsche Tochter seiner Vermieter, hat diesen Atem. Jean-Baptiste geht zuerst in die Kirche Les Innocents und findet dort, verblüfft, den Organisten Armand de Saint-Méard. Armand, ein Filou, nimmt sich des Ingenieurs an und zeigt ihm das Viertel. Sie essen und trinken zusammen und reden über Politik. Es ist die Zeit vor der französischen Revolution und es steht die Frage im Raum, ob man zur Partei der Vergangenheit oder der Zukunft gehört. Armand bringt Jean-Baptiste zu einem Schneider, der ihm einen Anzug der Moderne verpasst. Zunächst weiß niemand, was der Ingenieur vorhat, doch der Minister will, dass die Arbeiten beginnen. Jean nimmt Kontakt zu dem Totengräber und seiner Tochter auf. Jeanne zeigt ihm die Armengräber. Sie weiß von ihrem Vater, welche Gräber die ältesten sind. Jean beginnt mit den Vorbereitungen: Er besorgt 30 Männer aus den Bergwerken von Valenciennes, Holz, Pferde, Werkzeuge, Zelte für die Unterkunft der Männer. Nun geht es, wie ein Lauffeuer im Viertel um, was der normannische Ingenieur vorhat. Doch, außer ein paar verbalen Attacken, bleibt die befürchtete Reaktion weitgehend aus - nur Ziguette ist nicht mehr an einem Tisch mit ihm, seit klar ist, was er da tut. Die Arbeiten beginnen und erst jetzt wird Jean klar, was sie wirklich bedeuten: Es ist eine furchtbare Arbeit, die nur ertragbar ist, mit einer regelmäßigen Schnapsration für die Männer und rauchenden Pfeifen. Die Menge der Knochen sprengt die Vorstellungskraft. Jeanne, die Tochter des Totengräbers wird der gute Geist der Männer, ebenso wie Lisa, die Lebensgefährtin von Armand. Lecour, ein Freund, mit dem Jean, während seiner Zeit in Valenciennes zusammengearbeitet hat, fungiert als eine Art Vorarbeiter. Hinzu gesellen sich zwei Ärzte, die Untersuchungen über die Toten anstellen wollen. Doktor Guillotin (!), der sich später selbst den Titel " Arzt im Friedhof der Unschuldigen" gibt, ist ein sympathischer Mann, dessen Anwesenheit den Menschen noch sehr von Vorteil sein wird. Die Arbeit geht voran, doch Vorkommnisse, die gefährlich, tödlich, aber auch amouröser Natur sind, bringen Jean-Baptiste an den Rand seiner Kraft. Wird er es schaffen, seinen Auftrag auszuführen und was passiert mit ihm selbst in dieser Zeit?
Meinung:
Das Buch von Andrew Miller liest sich flüssig. Man bekommt einen Eindruck dieser, so unruhigen, Zeit vor der französischen Revolution. Die Figur des Jean-Baptiste ist sympatisch, ebenso wie die, der meisten anderen Protaganisten. Die Handlung ist interessant, zumal es den Friedhof wirklich gegeben hat. Doch mir fehlt so Einiges bei diesem Roman. Es bleiben für mich zu viele Fragen offen, auf die ich jetzt, um nicht zu viel zu verraten, nicht näher eingehen will. Die Handlung bleibt so an der Oberfläche und ich hätte mir etwas mehr Tiefe gewünscht. Deshalb von mir nur drei Sterne. Wer einen angenehm zu lesenden Roman mit historischem Hintergrund lesen möchte, liegt bei diesem Buch nicht falsch.