Ich war lange der Überzeugung, Dystopien könnten gar nichts für mich sein. Ich habe dann Justin Cronins "Der Übergang" gelesen und war positiv von diesem Trilogieauftakt überrascht. Bald darauf lockte Frau Poznanski mit "Die Verratenen" - ebenfalls erster Band einer Trilogie. Sollte ich mein Glück wirklich zweimal herausfordern? Lange bin ich um dieses Buch herumgeschlichen und habe es schließlich von @Squirrel zum Geburtstag bekommen. Sowas aber auch.
Es war natürlich klar, dass ich das Buch umgehend ausprobieren musste.
Schon die ersten Seiten sprachen mich an. Ich wurde direkt in die Geschichte geworfen wie ein Nichtschwimmer ins tiefe Wasser und war beeindruckt von der Welt, die Ursula Poznanski erschaffen hat. Alles wirkte steril, eindrucksvoll, durchdacht, mächtig, unpersönlich und dennoch anziehend. So trist und karg die technologische neue Welt, in der "Die Verratenen" spielt, auch ist, so begeistert war ich von ihr. Sie fühlte sich authentisch an und (leider) gar nicht so weit hergeholt. Dass sie darüber hinaus im heutigen Berlin angesiedelt ist, das man selbst kennt und schon oft gesehen hat, machte die Sache für mich noch spannender.
Doch auch mit ihren Charakteren konnte mich die Autorin wiedermal begeistern. Sie wirkten auf mich keinesfalls flach oder farblos. Im Gegenteil hatte ich den Eindruck, es hier mit sehr tiefgreifenden, gefächerten Figuren zu tun zu haben. Nicht jede Eigenschaft muss explizit an- oder ausgesprochen werden, um existent zu sein.
Ria, die Protagonistin der Geschichte, ist für mich sehr gelungen. Sie wirkt recht kühl, teilweise sogar forsch und unnahbar. Sieht man genauer hin, lässt sich jedoch weitaus mehr erkennen, als die Oberfläche vorzugeben scheint. Wer das Buch noch lesen möchte, sollte ruhig mal darauf achten. Ich empfand sie jedenfalls als sehr stimmig.
Sie ist aber nur ein Beispiel für zahlreiche, in meinen Augen eindrucksvolle Charaktere, die Frau Poznanski in diesem Buch verarbeitete. Keine von ihnen war für mich zu viel, störend oder an den Haaren herbeigezogen. Sie alle hatten ihren berechtigten Platz und konnten mich - ob mit großer oder kleiner Rolle - fesseln und begeistern.
Die Geschichte selbst ist beeindruckend erzählt und hat mich oft froh darüber sein lassen, nicht in Rias Welt zu leben. Die Handlung ist spannend, nicht überladen und weist dennoch keine Längen auf. Zumindest wären mir keine aufgefallen. Somit war "Die Verratenen" für mich sehr kurzweilig und ich habe mich stets auf das Weiterlesen gefreut.
Was könnte ich also sonst vergeben als ? Ich kann diesen Trilogieauftakt zu meinen Jahreshighlights 2014 zählen und bin schon unglaublich gespannt auf die Fortsetzung.