Klappentext:
Eine marode Villa, Geldsorgen, eine betagte Mutter, zwei Töchter mit unpassenden Freunden, eine schlecht bezahlte, langweilige Stelle beim Einwohnermeldeamt - so sieht Ellens trister Alltag aus. Geschieden und nicht mehr ganz jung, sieht sie die Zukunft nicht gerade in rosigem Glanz. Nur ein Märchenprinz könnte sie retten, Ellen aber mag nicht an Wunder glauben.
Da taucht ein gutaussehender Mann auf und behauptet, ihr Halbbruder zu sein. Dank einiger Gentests kommen erstaunliche Familiengeheimnisse ans Licht. Die Einladung zu einer Mittelmeer-Kreuzfahrt erscheint Ellen als Höhepunkt ihres Lebens. Doch nicht nur die Illusion einer letzten großen Liebe geht über Bord ...
Die Autorin:
Ingrid Noll wurde 1935 in Shanghai geboren und studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Sie ist Mutter dreier erwachsener Kinder und vierfache Großmutter. Nachdem die Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie Kriminalromane zu schreiben, die allesamt sofort zu Bestsellern wurden. "Die Häupter meiner Lieben" wurde mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet und, wie andere ihrer Romane, auch erfolgreich verfilmt.
Krimi, 332 Seiten
Meine Meinung:
Meistens landen die Krimis von Ingrid Noll gleich auf der Bestseller-Liste. Warum, ist klar. Einfache Schreibe. Stellt keine großen Ansprüche an den Leser und trifft somit die große Masse derer, die einfach nur gute Feierabendunterhaltung wünschen. Für Zwischendurch und zum Abschalten also bestens geeignet. Aber mehr auch nicht. Der Biss und der schwarzer Humor der ersten Bücher geht der Autorin zwar zunehemend verloren, aber wenigstens hat sie durch lange Jahre Schriftstellerdasein noch immer eine Hand für eine manchmal kluge Wortauswahl und gelungene Satzkonstruktionen. Ihr gelingt ein klarer einfacher und somit gut lesbarer Schreibtstil und ein Buch von ihr ist immer sehr schnell ausgelesen. Positiv finde ich auch bei diesem Krimi, das die Autorin auf den nervenzerreibenden und ewig gleichen (bei den meisten Thrillern ist das ja der Fall) Showdown verzichtet, bei dem der Held (meistens durch Naivität oder überzogenem Mutanfall) in die Fänge des Täters gerät und in allerletzter! Sekunde doch noch gerettet werden kann. Das ist manchmal schon fast wieder ermüdend, weil es so oft der Fall ist.
In diesem Krimi wird bereits im Prolog angedeutet, wer hier zu Schaden kommt. Da erhält die Oma Hildegard einen Anruf ihrer Enkelin Amalia, die sich auf einer Kreuzfahrt mit ihrer Mutter befindet und der Oma berichtet, dass die nervige Ortrud plötzlich verschwunden ist. Im Laufe der Geschichte wird klar, wer Ortrud ist. Nämlich die dem Alkohol sehr zugetane Ehefrau von Gerd. Und Gerd ist der Mann, der plötzlich im Drei-Generationenhaus (Oma Hildegard, ihre Tochter Ellen und ihre Enkeltochter Amalia) auftaucht und behauptet, ein Halbbruder Ellens zu sein.
Daraufhin tagt der Familienrat, fünf Kinder kommen da zusammen und beratschlagen, was zu tun ist. Ein Gentest muss her! Der bringt dann auch ganz überraschende Erkenntnisse und Oma Hildegard hat auch noch ein Geständnis abzulegen. Nach einigen Aufregern, trifft es sich dann ganz gut, dass Gerd und seine Ehefrau Ortrud eine Kreuzfahrt antreten wollen und dafür vier Plätze bezahlt haben. Denn ursprünglich sollte ihr Sohn samt Freundin mitkommen, die dann aber doch verhindert sind. Somit werden zwei Plätze frei, die Gerd für die Schererein und Aufregungen, die er durch sein Auftauchen verursacht hat, Ellen und Amalia als "Wiedergutmachung" anbietet. Und die Reise beginnt.
Ellen verliebt sich in Gerd und Ortrud ist im Weg. Was ist zu tun? Eine spontane Handlung führt zu einem vorläufig gewünschten Ergebnis, aber letztendlich ergeben sich dann doch noch Zweifel, ob die richtige Person über Bord gegangen ist.
Wie immer bei Ingrid Noll, sind es die Frauen, die hier die Entscheidungen treffen. Und die Männer sind meistens erst einmal Objekt der Begierde und entpuppen sich recht oft als Fehlentscheidung. Auch hier ist es nicht viel anders und die Polizei kommt auch wieder nicht ins Spiel (oder jedenfalls nur gaaanz weit außen am Rande, schließlich kommt es hier zu einem Todesfall. ). Also ein Krimi, wie man ihn von der Autorin gewohnt ist.
Mein Fazit: Gut geschrieben in einer klaren und einfach zu lesenden Sprache. Ein kleiner Kriminalroman, den man ganz gut für zwischendurch aus seinem Lesestapel herausziehen kann. Gut geeignet auch als Urlaubslektüre, vorzugsweise bei Kreuzfahrtreisen.
Meine Berwertung: