Kurzbeschreibung bei amazon
Köln, 1260. Die eigensinnige junge Madlen betreibt mit großer
Begeisterung die vom Vater geerbte Brauerei. Seit früher Jugend hat sie
alles gelernt, was es über das Bierbrauen zu wissen gibt. Nach dem
unerwarteten Tod ihres Mannes steht jedoch ihre Zukunft auf dem Spiel:
Als Witwe darf Madlen nach den Regeln der Zunft die Brauerei nur für ein
Jahr allein weiterführen, danach droht ihr der Verlust des Braurechts
und damit ihres ganzen Lebensinhalts - es sei denn, sie verheiratet
sich wieder. Der ehemalige Kreuzritter Johann scheint kein allzu
passender Kandidat zu sein, denn er hat eine dunkle Vergangenheit und
hasst Bier. Aber Madlen kann nicht wählerisch sein ...
Eigene Beurteilung
Im Mittelalter waren Frauen tatsächlich in der Brauereibranche tätig, die Zünfte, die sich damals noch nicht "Zünfte", sondern "Bruderschaften" nannten, ließen jedoch ungern Frauen als eigenständige Braumeisterinnen walten. So muss auch die junge Madlen nach dem Tod ihres Mannes Konrad innerhalb eines Jahres einen Braumeister heiraten, um ihren Betrieb weiterführen zu können. Die beiden zur Auswahl stehenden Brauer, von denen einer sogar in sie verliebt ist, sagen ihr nicht zu, so heiratet sie Johann, einen ehemaligen Kreuzritter, den es auf der Suche nach seiner vor Jahren verschollenen Schwester in ihre Schänke verschlagen hat. Johann mag kein Bier, aber er versteht etwas vom Brauen, da er mit seinem schwer verletzten Freund und Kriegsgefährten Veit für einige Zeit in einem Kloster untergekommen war.
Das Zusammenleben der "unwilligen" Eheleute gestaltet sich nicht einfach, was nicht nur an ihrer anfangs mangelnden Vertrautheit liegt, sondern vor allem daran, dass beide einflussreiche Feinde haben, die Madlen um ihren Besitz und Johann um sein Leben bringen wollen. So erleben Madlen, Johann und ihre Hausgenossen, der Brauereiknecht Caspar, die Lehrjungen Willi und Berni, die Magd Irmla und Madlens betagter Großvater Cuntz allerlei gefährliche Abenteuer. Eine Bedrohung stellen auch die finsteren Spitzbuben dar, die 15 Jahre zuvor Johanns Mutter emordet und seine Schwester vergewaltigt und beinahe getötet haben.
Die Charakterisierung einiger Romanfiguren tendierte mir ein bisschen zu sehr in Richtung Schwarz-Weiß-Malerei: Johann ist zu heldenhaft geraten, die "Bösen" sind abgrundtief schlecht und Jacop, der Sohn eines weiteren Brauereibesitzers, ist geradezu unglaublich dumm und naiv. Besser gelungen ist die Ausarbeitung der Charaktere der Protagonistin Madlen und des Scharfrichters Hermann, deren Wesen gute und schlechte Eigenschaften zeigt. Madlen ist äußerst tüchtig und fleißig, aber sie ist auch eine eifersüchtige, oft keifende Schreckschraube...
Sehr interessant sind die Fakten, die der Leser über die mittelalterliche Bierbrauerei erfährt. Lange vor der Einführung des Reinheitsgebots wurden dem Bier allerlei Kräuter, teilweise sogar Bilsenkraut, beigefügt und nicht selten gab es aus Aberglauben heraus auch wenig appetitliche Zusätze wie den Finger eines Toten oder Pisse. Die Autorin hat hier offenbar sehr gründlich recherchiert und dem Roman neben einem Glossar mittelalterlicher Begriffe auch noch ein Nachwort mit "Details zur Kölner Biergeschichte" beigefügt.
Der Erzählstil von Charlotte Thomas hat mir sehr gefallen. In den relativ kurzen Kapiteln, die sich auf vier große Teile verteilen, erzählt sie ansprechend, flüssig und oft auch spannend, sodass man das Buch zügig lesen kann. Wäre es kein Roman, sondern ein Wein, könnte man ihn als "süffig" bezeichnen.
Für Freunde historischer Romane, die im Anspruch über die gängigen "Die ...in"- Titel hinausgehen, die aber gleichzeitig nicht so schwierig sind, dass sie zusätzliche Recherchen des Lesers erfordern, sondern vor allem der guten Unterhaltung dienen, vergebe ich eine Leseempfehlung.