"Der Schmerz der Engel" von Jón Kalman Stefánson
ist ein Buch, bei dem ich mir sehr schwer tue, ihm mit einer Rezension gerecht
zu werden.
Der Junge, um den es hier geht, ist ein sehr nachdenklicher und poetischer
Junge. Er soll den Landpostboten Jens auf seiner Reise durch die Fjorde
begleiten um ihm bei seiner Angst vor dem Meer zu helfen. Die Landschaft durch
die sie kommen ist durchgängig weiß und feindlich. Klirrende Kälte,
schmerzendes weiß und Stunde um Stunde sind sie ohne Schutz unterwegs. Ein
Kampf gegen die Naturgewalten. Nur ab und zu erreichen sie eine bewohnte Hütte,
in der sie sich doch nur kurz erholen um ihren Zeitplan einzuhalten. Die
Erschöpfung nagt an ihnen und mehr als einmal müssen sie mit dem Tod, der sich
wie ein angenehmer Schlaf, eine angenehme Müdigkeit anschleicht kämpfen. Die
Schweigsamkeit von Jens lässt den Jungen mit seinen Gedanken allein und sind
neben dem nackten Überleben der beiden die Hauptgeschichte.
Ich halte "Der Schmerz der Engel" für ein außergewöhnliches Buch. Die
äußere Handlung beschränkt sich auf dem Kampf um Leben und Tod, ein immer
gleich schwerer und gleichbleibender Kampf. Die Erschöpfung nimmt zu und immer
unkontrollierter bilden sich Gedanken. Auf eine gewisse Weise kommen sich Jens
und der Junge immer näher, ohne wirkliche Freundschaft zu schließen. Der Junge,
der sich Gedanken macht über seine scheinbar beginnende Sexualität, Liebe, den
Tod, das Leben. Seine Art, mit der Belastung umzugehen, Gedichte zu rezitieren
um der Einsamkeit entgegenzuwirken und sein Gefühlsleben zu ordnen.
„Der Schmerz der Engel“ regt zum Nachdenken an und rückt
einem sein eigenes Innenleben vor Augen.
Es ist intensiv und einfach – anders.