Der Autor: David Foenkinos, 1974 geboren, Schriftsteller und Drehbuchautor, studierte Literaturwissenschaften an der Sorbonne und Jazz am CIM. "Nathalie küsst" ist sein achter Roman, der ihn in Frankreich zu einem sensationellen Erfolg führte. Seine Bücher sind weltweit in mehr als 15 Sprachen übersetzt. [...] "Nathalie küsst" wird soeben von Foenkinos' Bruder Stéphane gemeinsam mit David Foenkinos und mit Audrey Tautou in der Rolle der Nathalie verfilmt.
Inhalt: Paris. Eine zufällige Begegnung wird zu einem ersten Rendezvous. Die warmherzige Nathalie und der charmante Francois führen eine Beziehung, wie sie im Buche steht. Sie gehören zusammen, das steht außer Frage. Doch ein Moment zerstört alle Träume: Ein Unfall reißt Francois aus dem Leben und Nathalie fällt in eine unbändige Ohnmacht. Wie lebt man mit dem Verlust der Liebe? Kann man sie jemals wieder empfinden?
Meine Meinung: Nathalie ist ein Mensch, den man einfach gern haben muss: hilfsbereit, warmherzig. Ihr ganzes Leben lebt sie nach den Regeln und man wünscht ihr einfach einen Mann wie Francois, der genauso herzensgut ist. Ihr erstes Treffen mag weniger Zufall als Schicksal sein. Und dann bestellt Nathalie auch noch Aprikosensaft: Francois muss diese junge Frau einfach heiraten. Ihr Beziehung ist traumhaft, beide Seiten zeichnen dieselbe Zufriedenheit ab. Wie ungerecht empfindet es der Leser, als ihr Glück zerstört wird!
So stark der Autor das Bild einer perfekten Welt zu Anfang beschreibt, so brutal wird Nathalies gebrochenes Leben erzählt. Sie bekommt kaum mit, was passiert. Die Tage streichen vorbei, doch nicht mit der Glückseligkeit einer Verliebten, sondern mit der Sehnsucht einer Einsamen. Angst, Trauer, etwas anderes wird dem Leser nicht nahgebracht. Doch im Hintergrund steht auch immer der Anfang des Wiederaufrichtens, was man sich so sehr für die Protagonistin wünscht: Der Entdeckun einer neuen Liebe.
Besonders wird das Buch durch die Sichtwechsel gemacht. Nicht nur Nathalie steht im Mittelpunkt, Francois mag es ebenso sein oder Nathalies Chef. Die Geschichte wirkt immer größer, Handlungen ziehen weite Kreise. Doch auch eine Zutatenliste, Fussballergebnisse, die Entfernung zwischen Paris und Moskau und Lyriks entwickeln eine Beziehung zu dieser Geschichte, so zusammenhangslos und unwichtig es auch zu Beginn scheint.
Alles trägt dazu bei, sich auch emotional darauf einzulassen, in dem Geschehen zu verschwinden. Nathalie und Francois lassen den Leser lieben, Nathalies Tränen rechtfertigen eigenes Weinen und ihr Wiederaufstehen bringt Glück und Hoffnung auch außerhalb der Geschichte.
Auch wenn manchmal alles zu perfekt und idealisiert erscheint, was einen kleinen Kritikpunkt kostet, so sind es doch die genaue Zeichnung der Personen, die Komplexität und die
Bildhaftigkeit der Geschichte, die das Buch einmalig und so wunderbar
machen.
Fazit: "Nathalie küsst" ist ein wundervolles Buch über die Liebe und ihren Schmerz, das einen berührt und nicht loslässt, sondern immer weiter mit sich zieht. Gefühle zu zeigen, ist erwünscht und nicht nur für zart besaitete Leser möglich.