Martina Wildner - Das schaurige Haus

  • Hendrik berichtet dem Leser über sein schauriges Haus. Er ist mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder Eddi ins Allgäu umgezogen. Ihr neues Haus liegt abseits vom Dorf neben dem Pestkirchleich und stand zehn Jahre lang leer. Die Dorfgemeinschaft macht es der Familie nicht leicht und besonders Hendrik leidet in der Schule und in seiner Freizeit sehr unter dem Mobbing anderer Schüler. Als dann auch noch Eddi merkwürdige Alpträume bekommt und Hendrik von mysteriösen Morden erfährt, die sich in diesem Haus und im gesamten Ort zugetragen habe, ist er sicher, dass auf dem Haus ein schrecklicher Fluch lastet.



    Der Einstieg in das Kinderbuch wird dem Leser leicht gemacht, da Hendrik als Ich-Erzähler die Geschichte um das schaurige Haus auf einfache Art und Weise darlegt. Die Erlebnisse erscheinen alle authentisch: Die Familie muss wegen einem Arbeitgeberwechsel des Vaters umziehen, nicht jeder in der Familie freut sich darüber, der Einstieg in das Dorfleben und in die Schule fällt den einzelnen Charakteren schwer und als ungewöhnliche Ereignisse auftreten, wecken diese Hendriks Neugier und er will herausfinden, was für ein Fluch auf seinem neuen Zuhause liegt. Durch die realitätsnahe Schilderung fühlt man mit Hendrik mit, der am meisten unter dem Mobbing der anderen Kinder leidet und man kann sich schnell in die etwas düstere Atmosphäre hineinversetzen, denn Hendrik hat schon recht - so ganz mit rechten Dingen geht es in seinem neuen Zuhause nicht zu.

    Zitat

    ">>;Vertragen sich eigentlich Schnecken mit Haus und Schnecken ohne Haus?<<, fragte Eddi. >>Oder werden die nackten versuchen, den anderen die Häuser zu klauen?<<" (Seite 7)

    Der Roman ist auf einem kindlichen Niveau geschrieben, teilweise sehr süß (siehe Zitat), aber eben auch schaurig und spannend. Zwei Sachen haben mich allerdings etwas gestört. Zum einen wird in dem Buch immer nur gesagt, dass die Familie aus C. kommt. Nie wird der Ort selber genannt. Ich habe nicht verstanden, warum aus diesem Ortsnamen so ein Geheimnis gemacht wurde und fand es stören immer wieder Sätze zu lesen wie: "Das war in C. aber besser" oder "In C. hatten wir ...". Ich hätte mir gewünscht, dass der Ortsname einfach genannt oder komplett ausgespart wird.



    Ein zweiter Kritikpunkt ist die bayrische Sprache, die teilweise in dem Kinderbuch auftaucht. Sie passt natürlich generell gut in die Geschichte, schließlich ist die Familie nach Bayern gezogen und da sie selbst aus Sachsen kommen, gibt es nun einmal Sprachbarrieren, aber beim Lesen war es schön störend. Zum einen wird nur manchmal auf Bayrisch gesprochen, ein anderes Mal sprechen dann alle Hochdeutsch, das wirkt etwas willkürlich und zum anderen sind zwar etliche Begriffe hinten im Buch übersetzt, aber mir wäre es lieber gewesen, wenn diese einfach per Fußnote unten auf der jeweiligen Seite gestanden hätten, denn immer wieder zwischen der aktuellen Seite und dem Ende hin und her zu springen, hat mir nicht so gut gefallen. Des Weiteren werden die einfacheren Begriffe nicht übersetzt und ich zweifle daran, dass 11-Jährige bereits so ein gutes Gefühl für den Bayrischen Akzent haben, dass sie dieses von alleine verstehen. Es sind nicht so viele bayrische Textpassagen vorhanden, dass dieses nun den potentiellen Leser abschrecken sollten, aber es ist mir einfach beim Lesen aufgefallen und ich hätte mir eben eine Umsetzung per Fußnote gewünscht, das hätte das Lesen etwas einfacher gemacht.



    Die Handlung wird immer spannender und auch als Erwachsene war ich sehr an der Auflösung interessiert. Hendrik gelingt es nämlich viele Puzzlestücke zusammen zu suchen und diese auch zusammen zu setzen. Das ganze verschafft eine gruselige Atmosphäre. Das Ende hat mich dann leider enttäuscht, allerdings auch nur, weil sich die Autorin für ein kindgerechteres Ende entschieden hat, als ich es mir gewünscht hätte. Da es sich um ein Kinderbuch handelt und ich es daher auch aus der Sicht eines Kindes zu beurteilen versuche, würde ich sagen, dass Kinder mit dieser Aufklärung sicherlich zufrieden gestellt und mit dem Buch ihre Freude haben werden.


    Fazit: Ein schaurig schöner Lesespaß für Kinder. 4/5 Sterne


    Gebundene Ausgabe: 205 Seiten
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 11 - 12 Jahre
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  • Ich gebe es zu – das Buch stand längere Zeit ungelesen bei mir herum. Genau das, was mich bei Rezensionen von Zeit zu Zeit richtig nervt, nämlich eine Auseinandersetzung mit dem Cover, hielt mich vom Lesen ab. Und außerdem: wie schaurig kann ein Jugendbuch schon sein?
    Ein paar Stunden später kann ich sagen: sehr schaurig. Selbst für mich als erwachsene Leserin gab es einige Szenen, in denen ich mich wirklich ein bisschen gegruselt habe. Ich bin mir sehr sicher, dass junge Leserinnen und Leser den dunklen Keller mit der geheimnisvollen Tür, die zunächst nicht aufgeht, sehr gruselig finden werden. Auch die unheimlichen Nachrichten, die Hendrik und seine Familie bekommen, sind nicht ohne, finde ich.
    Am Ende kann man also wirklich sagen, dass es Martina Wildner wirklich gelungen ist, ein richtig grusliges Buch für Kinder und Jugendliche zu schreiben, in dem neben der unheimlichen Geschichte um das Spukhaus auch Themen wie Freundschaft, erste Liebe, Familienzusammenhalt, Ausgrenzung und Mobbing in der Schule vorkommen, ohne dass der pädagogische Zeigefinger immer sichtbar wäre, der einem suggeriert, was man jetzt aus dieser oder jener Situation zu lernen hat. Gerade das ist für mich ein weiterer echter Pluspunkt.
    Völlig überzeugend ist die Atmosphäre, die die Autorin hier aufbaut – das Dorf wirkt sehr düster und unheimlich, und es wird gerade genug beschrieben, um die Vorstellungskraft in Gang zu setzen, ohne dass zu viel vorgegeben würde. Das war wirklich gut und hat mich sehr überzeugt.
    Die Nominierung für den Deutschen Jugendliteraturpreis hat dieser Roman meiner Meinung nach voll und ganz verdient.
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