Autor Stiff Chainey
Titel Nihilistic Degenerator: Von Abschaum und Untermenschen
Seitenzahl 140
Verlag Esoterick
Genre Psychothriller?
Preis 16,90€
Erscheinungsdatum Juni 2009
Inhalt bei amazon.de
Nihilistic Degenerator ist ein intensives Portrait verdrängter Realität: Eine brachiale Momentaufnahme, die zugleich Spiegelbild einer kaputten Gesellschaft, als auch die Demontage jedes moralinsauren Gutmenschentums ist. Fade Begriffe wie "Gesellschaftskritik" greifen hier nicht und sind auch zu einfach, denn sie erfassen das subversive Wesen des Degenerators nicht.
Stiff Chainey ist weder naiver Moralist, noch gutgläubiger Reformist. Er gibt keine selbstgerechten Antworten. Er will den gesamten Status Quo dekonstruieren. Die Gesellschaft und das Individuum erschüttern.
In das narrative Zentrum rückt Chainey Individuen, die er als „Abschaum und Untermenschen“ bezeichnet. Es sind diejenigen Menschen der Masse, die sich dumpfer Befriedigung hingeben, die ihr Leben nicht als „Delikatesse“ begreifen wollen, sondern lieber der Lüge von Sicherheit erliegen und sich mit den vielschichtigen modernen Versionen von Brot und Spielen betäuben.
Seine Vision ist tatsächlich die des Übermenschen, im Sinne eines selbstbemächtigten, frei denkenden Individuums, der sich keinem Massenzwang und keiner Sklavenmoral unterwirft.
Im tiefsten Herzen ist Stiff Chainey ein ambivalenter Anarchist, der unpopuläre Meinungen und Ansichten vertritt. Er ist heimatlos, keiner Szene zugehörig, mit einem sehr eigensinnigen, aus diversen Subkulturen inspirierten Stil. Die transgressive Natur seiner Werke polarisiert und stößt manchen unbedarften Leser ab.
Niemand hat jemals behauptet, Stiff Chainey schreibe für den Mainstream. Er schreibt für, wie er es nennt, a few outstandig individuals, die seine Vision teilen.
Meine Meinung
Gesellschaftskritisch, widerlich, ekelhaft, erschütternd, mutig, irre, wahnsinnig, beängstigend, horrormäßig, psycho, aggressiv, tabulos, klar, streng, überraschend, gruselig, ernüchternd, brutal, pur.
Dies waren meine Empfindungen bei der Lektüre dieses Buches.
Der Autor Stiff Chainey war mir bis dato völlig unbekannt. Ich war beim Stöbern auf amazon.de auf dieses Buch gestoßen und alleine das Cover und der Titel haben mich angeschrieen: LIES MICH!
Was ich erwartete? Ganz klar: die pure Brutalität und hemmungslose Offenbarung einer Pseudogesellschaft, in der wir alle leben. Ich wollte das harte Wort lesen, ich wollte Ehrlichkeit und erwartete, dass das Buch einen aufrüttelt und einem vor Augen führt, was wir in unseren schlimmsten Träumen fürchten.
„Nihilistic Degenerator“ besteht aus vielen Kurzgeschichten, welche verschiedenen Themen befassen, u.a. Vergewaltigung, Massenmord, Sex, Drugs & Rock n Roll. Ich bin ein recht hartgesottener Mensch und lese nichts lieber als Psychothriller. Hier muss ich erwähnen, dass ich froh war, dass dieses Buch aus mehreren Kurzgeschichten, bzw. Kapiteln besteht, denn die einzelnen Geschichten waren teilweise so hart und heftig, dass ich nach jeder erst einmal eine Auszeit brauchte.
Stiff Chainey schreibt deutlich, klar und tabulos. Er nennt alles beim Namen. Hier ist nichts zensiert worden und gerade dies macht den Lesegenuss aus: Verbale Äußerungen unterhalb der Gürtellinie und detaillierte Beschreibungen machen jede Kurzgeschichte zu einem irren Höllentrip.
Das Kopfkino wird enorm angeregt und so durchlebt man von Kurzgeschichte zu Kurzgeschichte einen Horror- und Splatterfilm nach dem anderen. Was bei FSK 18 Movies zensiert wird, ist hier genau beschrieben. Eine enorme Belastung für die Psyche, aber was anderes habe ich schon alleine durch das Cover nicht erwartet. Und es war auch das, was ich wollte.
Erschreckend fand ich, dass einige „Messages“, welche die Geschichte vermitteln bzw. herüberbringen wollen, gar nicht so abwegig waren. Der erste Gedanke war meistens: „Boah, ist das krank!“ und „Wie kann man so was nur schreiben?“ bzw. „So was würde es niemals in echt geben.“ Doch wenn man nicht gerade in einer heilen Welt aufgewachsen ist, wie dieser, die uns oft im TV vorgespielt wird, weiß man ganz genau: Oh doch, es kann und es wird’s wahrscheinlich auch.
Der Sprachstil ist auf der einen Seite sehr deutlich, klar und intensiv gefühlsbetont, auf der anderen Seite aber auch oft leicht philosophisch, sodass man auf jeden Fall beim Lesen bzw. nach jeder Geschichte erst mal ins Nachdenken kommt. So war dies jedenfalls bei mir. Ich musste das Gelesene oft erst einmal sacken lassen und genauer drüber nachdenken, was der Autor nun wirklich meint (meinen könnte) und wie ich es für mich auf meine Welt anwenden bzw. ob ich gar Beispiele für finden kann. Hier kam wieder das Gefühl auf, dass vieles gar nicht so abwegig zu sein scheint...
Ein Fazit zu finden, bzw. dieses Buch zu bewerten, fällt mir sehr schwer. Ich konnte es nicht einmal wirklich einem Genre zuordnen. Es ist schwer verdauliche Kost und wirklich nur für Leser „geeignet“, welche wissen, auf was sie sich hier einlassen. Ich denke, dem „Otto-Normal-Leser“ wird dieses Buch einfach nur anekeln und er wird es nach drei Seiten weglegen und den Autor als gestört und krank betiteln.
Meiner Meinung und meinem Gefühl nach, ist dieses Buch eines von vielen Beispielen, wie kaputt unsere Welt in vielen Bereichen ist/sein könnte und wie vor allem die Medien, der Staat und die Geselleschaft diesen Problemen entfliehen wollen.
Für mich ein wahrer Geheimtipp unten den „richtig“ harten Sachen und ein Erlebnis, welches mir viel Erschrecken und beinah schlaflose Nächte bereitet hätte.
von