Haruki Murakami - Nach dem Beben

  • In sechs kurzen Erzählungen setzt sich Haruki Murakami mit den Reaktionen der japanischen Medien und Bevölkerung auf das große Erdbeben in Kobe auseinander. Dabei kann man diese sechs Erzählungen noch einmal grob unterteilen in drei eher fantastisch-kafkaeske und drei rein narrativ-realistische Erzählungen.


    Mir persönlich gefallen dabei die realistischen Erzählungen besser: „Alle Kinder Gottes tanzen“, „Thailand“ (obwohl es auch hier einen leicht fantastischen Moment gibt, der aber nicht eigentlich verstörend wirkt) und „Honigkuchen“. „Alle Kinder Gottes tanzen“ hat mit religiösem Fanatismus zu tun und der Suche nach der eigenen Identität in einer Umwelt, die eigentlich den Wert von eigener Identität leugnet. „Thailand“ hat auch wieder etwas mit dem zu tun, das man in sich trägt, aber hier ist tatsächlich etwas da. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist hier das Leben mit Hass. Außerdem hat hier Murakami erstmals – für diesen Rezensenten – eine weibliche Hauptfigur, was wirklich eine interessante Abwechslung darstellt. „Honigkuchen“ ist eine sehr traditionelle Erzählung und ist emotional vielleicht am eindringlichsten, weil hier das Fantastische außer in einem wiederkehrenden Traum eigentlich keine wirklich Rolle spielt.