Viele Menschen schreiben Gedichte, Geschichten oder
Erinnerungen - und glauben, es sei unbezahlbar, daraus ein Buch zu machen. Dank "Books on Demand" stimmt das nicht mehr.
Es zum ersten Mal in der Hand zu
wiegen, reinzublättern, die eigenen
Sätze schwarz auf weiß zu
lesen - den Traum vom Buch träumen viele.
Früher scheiterte er meist, weil sich kein
Verlag fand, der das Selbstgeschriebene haben
wollte. Heute ist das anders: Knapp 40
Euro plus zwei Euro Monatsgebühr kostet
es, dann kann das eigene Buch in Buchhandlungen
oder bei Amazon und ähnlichen
Internetshops bestellt werden wie
jedes andere auch. Die Idee und die Firma
dahinter heißen "Books on Demand" -
"Bücher auf Nachfrage". Und das bedeutet:
Jedes Buch wird erst gedruckt und geliefert,
wenn es jemand kauft. Es gibt kein
Lager und keine Auflage, nur einen großen
Raum mit Druckern in Hamburg. Die Bücher
aber sind wie die eines Verlages: mit
ISBN-Nummer, zwei Exemplaren in der
Deutschen Nationalbibliothek und Eintrag
im "Verzeichnis lieferbarer Bücher".
Sechs Millionen Exemplare wurden so
bislang gedruckt, jeden Monat erscheinen
rund 500 neue Titel bei "Books on Demand":
Sachbücher, Lyrik, Fotobände,
Romane. So wie "Natural Dog Food", ein
Sachbuch über die Rohfütterung von Hunden.
"Ich bin sehr stolz darauf ", sagt Autorin
Susanne Reinerth, und das zu Recht:
Rund 10.000 Exemplare hat die 26-Jährige
verkauft. Einen Verlag hätte die Tierheilpraktikerin
dafür kaum gefunden. "Ich
war mir aber sicher, dass es einen Markt
gibt", sagt sie, "und bei Books on Demand‘
konnte ich noch dazu bestimmen, wie
mein Buch aussieht, was es kosten soll und
was ich verdienen möchte."
Vier Euro Gewinn
Das alles passiert online auf www.bod.de. Der Weg zum Buch ist einfach und
standardisiert, sodass der Neuschriftsteller
kaum Fehler machen kann. Autoren legen
fest, wie viele Seiten ihr Buch haben soll,
senden ihr Manuskript ein und wählen ein
Umschlagbild aus. Am Ende steht die Entscheidung,
zu welchem Preis und mit wie
viel Gewinn sie das Buch verkaufen wollen
- bei 180 Seiten und 15,90 Euro Verkaufspreis
gehen pro Exemplar rund vier Euro
an den Autor. Der behält das Urheberrecht,
er muss aber darauf achten, dass sein
Buch keine Rechte anderer verletzt.
"So viele Menschen haben Geschichten
in der Schublade", sagt Moritz Hagenmüller,
der Geschäftsführer von "Books on
Demand", "und deren Ideen bringen wir in
den Buchhandel." Dabei sieht sich sein Unternehmen
nicht als Verlag oder als Bedrohung
renommierter Verlage: "Im Gegenteil",
sagt er, "einige große Verlage wie zum
Beispiel Suhrkamp lassen inzwischen auch
bei uns drucken." Er könnte sich auch
kaum als Gegner der Buchbranche darstellen,
denn "Books on Demand" ist eine
Tochter des Buchdienstleisters Libri, der
mit Verlagen sein Geld verdient. Dennoch
freut es Moritz Hagenmüller "guerillamäßig",
wenn Titel von "Books on Demand"
erfolgreich sind, die zuvor von Verlagen
abgelehnt wurden. "Dann können wir
denen mal zeigen: Es geht auch anders."
Lulu.com-Gründer Robert Young: Kostenlos zum eigenen Buch
Bekannte Autoren
Das Angebot von "Books on Demand"
ist riesig: 70.000 Titel sind auf dem Server
gespeichert und können auf Abruf zum
Buch werden. Einige verkaufen sich gut,
andere überhaupt nicht. Die Spannbreite
an Themen ist so groß wie die der Qualität.
Opas Flucht aus Posen steht neben einem
Band über "Fotomodelposen", ein Buch
über Trinkspiele konkurriert mit einem
über Nahtod-Erfahrungen. Inzwischen veröffentlichen
bei "Books on Demand" sogar
bekannte Autoren wie Elke Buschheuer
oder Hugo Egon Balder
Marianne Cranen, 56, hat das Tagebuch ihrer an Krebs verstorbenen Tochter veröffentlicht
Auf Platz 1 der Belletristik-Bestsellerliste
aber steht "Ich will nicht, dass ihr weint",
das Tagebuch der 16-jährigen Jenni, die
2004 an Krebs gestorben ist. "Ich erfülle
mit dem Buch einen Wunsch meiner Tochter",
sagt Jennis Mutter Marianne Cranen,
"sie hat das letzte Kapitel noch im Krankenhaus
ihrer Schwester diktiert." 11 000
Exemplare hat sie bislang verkauft, alle
Erlöse gehen an die Kinderkrebshilfe. Ein
Verlag hatte das Buch zuvor abgelehnt.
http://www.books-on-demand.de/
Quelle: Stern.de