Edward Rutherfurd - Die Prinzen von Irland / Dublin: Foundation / The Princes of Ireland

  • Originaltitel: Dublin - The Foundation
    Originalverlag: Century, Random House, London
    Übersetzung von Sabine Herting, Wieland Grommes
    Seiten: 671
    Verlag: Blessing
    ISBN: 3896671898



    Kurzbeschreibung von Amazon
    Von der dramatischen Liebesgeschichte zwischen Deirdre und dem keltischen Krieger Conall, der um 430 die Macht der Druiden herausforderte, über die Fremdherrschaft der Wikinger bis zu den Aufständen gegen die englischen Besatzer im 16. Jahrhundert zeichnet dieser packende historische Roman die Entwicklungslinien von sieben Familien nach, deren Schicksale eng mit dem Aufstieg Dublins verbunden sind. – Edward Rutherfurds neues Epos stürmte in England und Amerika die Bestsellerlisten. Im 5. Jahrhundert ist Dubh Linn (»dunkler Teich«) kaum mehr als eine Furt im Marschland mit einer Wassermühle und ein paar Bauernhöfen. Hier herrscht Fergus, der Viehhändler und Clanhäuptling. Er achtet die keltische Tradition, bis er miterleben muss, dass deren Hüter, die Druiden, seiner Tochter Deirdre und seinem Schwiegersohn ein übermenschliches Opfer abverlangen. Erst am Ende seines langen Lebens wird Fergus Zeuge, wie die Macht der Druiden gebrochen wird: Der ebenso charismatische wie gerissene Patrick, ein früherer Sklave, bekehrt immer mehr Menschen zum Christentum, auch Deirdres Sohn. Nach der Invasion der Wikinger wird Dublin 841 eine bedeutende Hafenstadt. Fergus' Nachfahren müssen zwischen den Besatzern und den alteingesessenen Familien lavieren, um ihren Besitz in stürmischen Zeiten zu wahren. Nur zögernd schließen sie sich dem großen irischen Fürsten Brian Boru an, der die Wikinger 1014 in der dramatischen Schlacht von Clontarf endgültig besiegt. Aber Dublins Unabhängigkeit ist schon bald aufs Neue gefährdet: Die englischen Tudorkönige haben die Bedeutung der Stadt an der Liffey-Mündung erkannt und versuchen sie zu erobern. Auf unnachahmliche Art verbindet Edward Rutherfurd die wichtigsten Ereignisse der irischen Geschichte mit einer spannenden Familiensaga. Mitreißend schildert er die wechselhaften Schicksale von Händlern, Rittern und Mönchen, von Söldnern, Schmugglern und Tagedieben. Im Mittelpunkt seines Romans stehen jedoch jene Frauen und Männer, die keine List und kein Wagnis scheuen, um ihre Sehnsucht nach Liebe und Leidenschaft zu stillen.



    Über den Autor
    Edward Rutherfurd wurde in Salisbury geboren, studierte in Cambridge und lebte lange Jahre in Dublin. Seine Romane SARUM (1990), LONDON (1998 ) und DER WALD DER KÖNIGE (Blessing, 2000) wurden internationale Bestseller.



    Meine Meinung
    Der Roman „Die Prinzen von Irland“ macht die Geschichte dieser Insel am Rande Europas erlebbar. Über 11 Jahrhunderte verfolgt Edward Rutherfurd die Geschichte der Stadt Dublin, die einst als Dubh Linn (dunkler Teich) kaum mehr als eine kleine Ansiedlung an der Liffey-Mündung war. Dabei orientiert er sich an den wichtigsten historischen Ereignissen. Wir lernen Deirdre kennen, deren Mann im keltischen Ritual als Blutopfer geopfert wird. Sankt Patrick kreuzt unseren Lesefluss, aber auch die Wikinger, das „Book of Kells“ und die Invasion und Besetzung Irlands durch die Engländer werden dem Leser nahegebracht. Es ist ein Roman über Blutfehden und Druiden, Könige und Schlachten, aber vor allem ist es ein Roman, der die Sehnsucht der Menschen nach einem friedlichen Leben und der Liebe aufzeigt. Immer wieder kommt es zu Zeitsprüngen, das ist auch nicht anders möglich, da 11 Jahrhunderte auf knapp 700 Seiten beschrieben werden. Für mich stellte das aber kein Problem dar, denn der Zusammenhang zum früheren Geschehen wurde gut dargestellt. Beim Lesen ist mir immer wieder aufgefallen wie sehr Irland Rutherfurd am Herzen liegen muss. Seine Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind einzigartig, obwohl es mir zumindest zu Beginn des Buches etwas zu ausführlich war. Aber es ist alles nachvollziehbar, von den Beschreibungen bis hin zu den historischen Fakten, was von gründlicher und ausgiebiger Recherche zeugt. Trotz des großen Zeitrahmens, den dieses Buch umschließt, gibt es doch immer wieder Passagen, die Längen in sich bergen. Ich habe jedoch nie die Lust zum Weiterlesen verloren. Das Nachwort sollte unbedingt Beachtung finden, wenn man das gelesen hat, wird klar, was Fiktion und was Realität war. Es rundet das ganze Buch ab, dann ist ist das Irland-Feeling perfekt.
    Trotz der von mir angemerkten Kritikpunkte, bin ich gespannt auf die Fortsetzung der Irlandsaga. Der 2. Teil „Die Rebellen von Irland“ steht schon auf meinem Wunschzettel.


    Dieses Buch ist ein gelungener historischer Roman und gehört für alle Liebhaber der grünen Insel sicherlich zur Pflichtlektüre, ich könnte mir aber auch gut vorstellen, dieses Buch als Vorbereitung auf eine Irlandreise zu lesen, man erfährt viele interessante Einzelheiten, die kein Reiseführer bietet.


    edit:
    Anmerkung:
    Dieses Buch wird im Englischen unter verschiedenen Titeln angeboten, was den Leser schon verwirren kann. „Dublin: Foundation", „The Princes of Ireland" und „Dublin" sind die mir bekannten Titel.

  • Hallo Karthause,
    danke für die sehr schöne Rezension. Glaube das wäre auch etwas für mich und habe es deshalb auf meine Wunschliste gesetzt.
    Das Buch auch als Reiseführer - ein praktischer Nebeneffekt!
    Gruß Wirbelwind


    :study: Charlotte Bronte, Jane Eyre

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Hallo Wirbelwind,


    den Reiseführer ersetzt das Buch nicht so ganz, es sei denn du willst auf den Spuren und Pfaden des hl. Patrick wandern. :wink: Aber eine interessante Ergänzung zum Reiseführer wäre es auf jeden Fall.

  • Klar als Ergänzung - so hatte ich es eigentlich auch verstanden. :lol:
    Gruß Wirbelwind


    :study: Charlotte Bronte, Jane Eyre

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Danke für diese Rezi, Karthause. Ich habe das Buch auf englisch noch im Regal stehen, werde mich wohl demnächst mal dran machen. Habe mal bei Amazon geschaut wegen der Fortsetzung, davon wusste ich gar nichts. Da gibt es ein Buch, das sich "The Rebels of Ireland" nennt und eines, das "Ireland. Awakening" heißt - weißt du, ob das dasselbe Buch ist? Aus den Rezis bei Amazon wurde ich nicht ganz schlau. :-k

  • JuleBule


    "The Rebels of Ireland" sind 100 %ig die Fortsetzung von „The Princes of Ireland". Bei "Ireland. Awakening" bin ich mir nicht nicht so sicher. Aber soviel ich weiß, hat Rutherfurd nur 2 Irlandbücher geschrieben. Es könnte also sein, dass wie beim 1. Teil jeder Verlag seinen eigenen Titel vergibt. :roll:

  • Um dieses Buch eiere ich schon seit einiger Zeit herum und wußte nicht so recht, ob es gut ist. Aber jetzt setze ich es auf meine Liste...muß ja meinen SUB wieder mal ein bißchen aufstocken :uups: Danke für die tolle Rezi!

    Viele Grüße
    Bine


    Wer keinen Mut zum Träumen hat, hat keine Kraft zum Kämpfen.


    Ich :study: "Stirb ewig" von Peter James

  • Dieses Buch habe ich gerade während meiner stationären Reha im Original unter dem Titel "Dublin" gelesen, bzw. ich bin noch dabei.
    Der Rezension stimme ich zu: wenn man den Anfang "geschafft" hat (die ersten Kapitel in Rutherfurds Romanen sind immer etwas zäh), lässt sich sehr gut weiterlesen.
    Ich hoffe, dass der zweite Teil bald verfügbar ist.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich muss sagen mir gefällt das Buch von Anfang an recht gut. Natürlich dauert es immer eine Weile, bis alles Charaktäre vorgestellt sind, aber ich finde der Autor hat das gut gemeistert. Ich freue mich schon aufs Weiterlesen.
    Der zweite Teil ist übrigens mittlerweile unter dem Titel "Die Rebellen von Irland" erschienen.

  • Für die Liebhaber der englischen Originale:
    Der zweite Band ist inzwischen als Taschenbuch erhältlich:


    Edward Rutherfurd: Ireland Awakening

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich hab das Buch gestern Abend beendet.
    Es war ein großes Vergnügen es zu lesen allerdings, als es sich schon dem Ende zuneigte wurde es für mich immer schwieriger mich zu konzentrieren. Ich denke der Grund dafür war es , dass man in dem Buch immer neue Protagonisten kennenlernt, eben Generationen. Man hat keine Zeit sich mit denen anzufreunden. Nichtsdestotrotz bin ich nicht enttäuscht. Am Anfang hatte ich noch die Befürchtung, dass der Roman zu wenig historisch ist, sonder eher so schmökermäßig, diese Befürchtung hab ich dann schnell ablegen müssen. Man erfährt sehr viel über die Geschichte Irlands und muss aufpassen, dass man nicht durcheinander kommt, so viele Informationen bekommt man auf einmal. Alles in allem, ich fand das Buch sehr schön, und bin auch ein bisschen klüger geworden dadurch, also ist auf jeden Fall empfehlenswert.

  • Ähnlich wie in "London" erzählt Edward Rutherfurd in "Dublin: Foundation" die Geschichte Dublins in Episoden, die jeweils um einen bedeutenden Wendepunkt oder eine wichtige Entwicklung in der Historie der Stadt herum angesiedelt sind.


    Es beginnt im 5. Jahrhundert, zur Zeit der Hochkönige, als Dublin nicht mehr als eine winzige Siedlung an einer Flussmündung ist, mit der mystisch angehauchten, tragischen Liebesgeschichte zwischen der hübschen Deirdre, die eigentlich einem anderen Mann versprochen ist, und dem Fürstensohn Conall, dem man eine rätselhafte Prophezeiung gemacht hat.


    Einige Jahre später reist ein Bischof namens Patrick durch die Lande und versucht die Menschen zum Christentum zu bekehren. Schon damals ist die Bevölkerung plötzlich gespalten in Christen und die Anhänger der traditionellen druidischen Religion.


    Mit der Ankunft der ersten Wikinger ändern sich die Machtverhältnisse auf der Insel. Die Neuankömmlinge gewinnen an Einfluss und stehen schließlich den Alteingesessenen in erbitterten Kämpfen gegenüber, immer wieder, jahrzehnte-, ja gar jahrhundertelang, bis die Engländer unter Heinrich VIII. das Land vereinnahmen wollen und neue religiöse Strömungen für zusätzliche Verwerfungen sorgen.


    Der rote Faden, der diese über mehr als tausend Jahre verstreuten Einzelgeschichten verbindet, sind die Familien, die dort im Mittelpunkt stehen, wie etwa die Nachfahren von Deirdre und Conall und einiger anderer Figuren, die uns in den ersten Kapiteln begegnen.


    Rutherfurd vermittelt sehr viel Faktenwissen auf sehr ansprechende Art. Trockene Geschichtslektionen braucht hier niemand zu befürchten, genausowenig den Erklärbärmodus mit umständlich in wörtliche Rede verpackten Erläuterungen. Die historischen Entwicklungen sind wunderbar eingebettet in die persönlichen Schicksale fein gezeichneter, nuancierter Charaktere und fließen ganz natürlich in die Erzählung ein.


    So erfährt man quasi nebenbei nicht nur von Monarchen und Machtkämpfen, Schlachten und Eroberungen, sondern lernt auch, während man mit den Figuren mitfiebert, so einiges über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse in den verschiedenen Epochen, über das Alltagsleben der Menschen, ihre religiösen Glaubensinhalte und Gebräuche und, was ich besonders spannend fand, über die Entstehung vieler Orts- und Eigennamen.


    Sehr hilfreich ist (zumindest in meiner englischen Ausgabe), dass die Aussprache der oft kompliziert aussehenden irischen Namen im Anhang angegeben ist, außerdem gibt der Autor in kurzen Vor- und Nachworten noch ein paar zusätzliche Hinweise zum geschichtlichen Hintergrund.


    Eine mitreißende Geschichtsstunde über Dublin und ganz Irland, bevölkert von tollen Charakteren, in der gerade am Anfang die Grenzen zwischen der Realität und dem Reich der Legenden noch leicht durchlässig erscheinen und die den Zauber der grünen Insel großartig einfängt.