Niccolo Ammaniti - Ich habe keine Angst / Io non ho paura

  • Dieses Buch war in Italien über ein Jahr auf den Bestsellerlisten, und mir gefällt nach den ersten Seiten der Erzählstil schon sehr gut. Man kann die Hitze im Sommer 1978 fast fühlen, in dem die Geschichte spielt.


    Kurzbeschreibung
    Das halb verhungerte Wesen, das der neunjährige Michele bei einem seiner sommerlichen Streifzüge entdeckt, hat Ähnlichkeit mit einem Menschen. Tatsächlich ist es ein kleiner Junge, der in der Nähe eines verfallenden Hausesin einem abgedeckten Erdloch kauert. Michele ist entsetzt, als er herausfindet, dass das Kind entführt wurde und dass seine eigenen Eltern die Hände dabei im Spiel haben. Er beschließt, dem Jungen zu helfen, koste es, was es wolle ...


    Über den Autor
    Niccolò Ammaniti, geboren 1966, gilt in Italien als größtes Erzähltalent seiner Generation. Er hat bislang vier Bücher veröffentlicht, von denen sein neuestes, der Roman „Die Herren des Hügels“ mit dem Premio Viareggio ausgezeichnet wurde. Damit ist Niccolò Ammaniti der bislang jüngste italienische Schriftsteller, dem dieser Literaturpreis zuerkannt wurde. Der Roman wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt, allein in Italien über 180.000 Mal verkauft und von Oskar-Preisträger Gabriele Salvatores verfilmt.


    bei amazon.de ist ein auszug aus dem buch zu finden.

  • ich habe es zu ende gelesen, aber weiterempfehlen würde ich es nicht unbedingt. dass es so lange auf den bestsellerlisten gewesen ist, kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. zu meinen lieblingsbüchern zählt es definitiv nicht. auch bei diesem buch habe ich ab und an einen absatz übersprungen, um schneller fertig zu werden.

  • Ich wollte es auch gerade notieren, aber gut, dass du nochmal BEshcied gesagt hast :roll:

    Liebe Grüße


    Kiki :-,


    Bücher sind kein geringer Teil des Glücks. Die Literatur wird meine letzte Leidenschaft sein.
    Friedrich der Große

  • Aus der Amazon.de-Redaktion
    Kurzbeschreibung
    Das halb verhungerte Wesen, das der neunjährigen Michele bei einem seiner sommerlichen Streifzüge entdeckt, hat Ähnlichkeit mit einem Menschen. Tatsächlich ist es ein kleiner Junge, der in der Nähe eines verfallenden Hauses in einem abgedeckten Erdloch kauert…


    Wir befinden uns einer süditalienischen Landschaft in einem kleinen Dorf, Acqua Traverse welches in einem unbestimmten Gebiet liegt, und nur aus vier Häusern und einer alten Villa aus dem achtzehnten Jahrhundert besteht, kein Dorfplatz, nur eine Strasse die Hauptstrasse. Vier Häuser in den Weizenfeldern. Es ist 1978, Sommer und sehr heiss. Die Kinder sind zu Hause, die Schule ist geschlossen, wegen den Ferien. Es ist eine kleine Schar von Kindern, die die Landschaft von Acqua Traverse durchstreift. Kinder verschiedenen Alters zwischen 5 und 12 Jahren. Michele ist eines dieser Kinder und der Erzähler der Geschichte, damals neun Jahre alt.
    Der Vater von Michele ist LKW-Fahrer und möchte sein Leben, welches in wochenlang von der Familie fernhält ändern, die Mutter eine Hausfrau ist immer noch eine Schönheit und sehr resolut. Dann noch die kleine Schwester Maria welche immer an den Fersen ihres Bruders hängt.
    Von den vielen Spielen welche die Kinder organisieren gehören auch Fahrten mit ihren Fahrrädern übers Land, auf der Suche nach Aufregungen, wie junge Forscher fühlen sie sich. Einer dieser Ausflüge nun führt die „Bande“ zu einem verlassenen Haus, hinter den Hügeln, zwischen den hohen Weizenfeldern. Hier nun hat Michele die Begegnung welche im tagelang schlimmste Alpträume beschert, sein Leben auf den Kopf stellt. Ihn verändern, er den Mut findet zu entscheiden…


    Es wäre möglich noch viel mehr über dieses Buch zu schreiben, mit welchen Können der Autor die Orte beschreibt, die Intensität mit der er Gefühle der Protagonisten betont, welche starke Bindung die Kinder vereint, alles wunderschön gezeichnet. Jedoch muss man es selber lesen um diese Empfindungen zu spüren. Die Erzählung von Niccolò Ammaniti hat mich sehr berührt, seine Fähigkeit diese Tragödie aus der Sicht eines Kindes, in einer einfachen direkten Art, wieder zu geben ist absolut überzeugend.


    Was mich hier etwas überrascht diese Rezension unter Krimi/Thriller zu finden, was meiner Ansicht nach völlig falsch ist und somit nicht unbedingt den Leser anderer Lektüre anspricht.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

    Einmal editiert, zuletzt von serjena ()

  • Das wäre ein klassischer Fall für meine Wunschliste.


    Bis ich bei booklooker nachgesehen habe: Ab 44 € aufwärts. Am günstigsten ist es bei Amazon gebraucht zu bekommen: 36,40 €. Man muss also auf eine Flohmarktkiste warten, deren Besitzer keine Ahnung vom Wert seiner Schätzchen hat.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Bis ich bei booklooker nachgesehen habe: Ab 44 € aufwärts. Am günstigsten ist es bei Amazon gebraucht zu bekommen: 36,40 €. Man muss also auf eine Flohmarktkiste warten, deren Besitzer keine Ahnung vom Wert seiner Schätzchen hat.


    Das sind ja wirklich "unverschämte" Preise. Mein Buch kostete 9.50 €, das sieht man doch wieder mal welche Steigerung die Preise von einem Land ins andere erfahren.
    Ich wünsche dir Marie, dass du dennoch eine Gelegenheit findest dieses Buch zu "ergattern" zu einem angemessen Preis :wink:
    LG
    Serjena


    Wollte ich ja auch noch erwähnen das Buch wurde verfilmt. Jedoch den Film habe ich noch nicht gesehen, bin mir allerdings am überlegen ob ich dies nun noch nachholen sollte. die Kritiken sind sehr unterschiedlich ausgefallen, aber welche Kritiken sind den schon zu 100 % aussagekräftig :roll:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

    Einmal editiert, zuletzt von serjena ()

  • Was mich hier etwas überrascht diese Rezension unter Krimi/Thriller zu finden, was meiner Ansicht nach völlig falsch ist und somit nicht unbedingt den Leser anderer Lektüre anspricht.

    Ich hätte es dort wohl nie gefunden. Nun steht es auf meiner Wunschliste. Und das gleich zweimal - als TB und HC.

    Das wäre ein klassischer Fall für meine Wunschliste.


    Bis ich bei booklooker nachgesehen habe: Ab 44 € aufwärts. Am günstigsten ist es bei Amazon gebraucht zu bekommen: 36,40 €. Man muss also auf eine Flohmarktkiste warten, deren Besitzer keine Ahnung vom Wert seiner Schätzchen hat.

    Ich habe ein bisschen bei Amazon geguckt - die HC-Ausgabe erschien unter dem Titel "Die Herren des Hügels" und kostet ab 13€. Finde ich zwar immer noch unverschämt für ein gebrauchtes Buch... :roll:

  • erscheint neu bei Eisele


    Süditalien in den späten 70ern: Es ist ein drückender, flimmernder Sommer, in dem sich das Leben des neunjährigen Michele für immer verändert. Auf einem der Streifzüge durchs Dorf entdeckt er mit seinen Freunden ein altes, verfallenes Haus – in das Michele allein einsteigen soll. Was als Mutprobe beginnt, wird für den Jungen im Laufe des Sommers zum Albtraum, denn in dem Haus findet er einen am Fuß gefesselten, verwahrlosten Jungen. Michele behält seine Entdeckung für sich, füttert und pflegt den Jungen. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass nicht nur er im Dorf ein Geheimnis zu haben scheint …

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :study: -- Landsteiner - Sorry, not sorry

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Der Autor heißt Ammaniti, nicht Ammantini - vielleicht könnte das noch jemand in der Überschrift anpassen? :)

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Niccolo Ammantini - Ich habe keine Angst“ zu „Niccolo Ammaniti - Ich habe keine Angst / Io non ho paura“ geändert.
  • Der Autor heißt Ammaniti, nicht Ammantini - vielleicht könnte das noch jemand in der Überschrift anpassen? :)

    Kann jemand, nämlich ich :lol:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Ich habe die englische Ausgabe letztes Jahr auf einem Flohmarkt entdeckt und direkt verschlungen. Meine Rezension von damals:


    Der Sommer 1978 ist unerträglich heiß. Auch der neunjährige Michele Amitrano und seine Freunde leiden unter der Hitze, aber das hält sie nicht davon ab, jeden Tag draußen zu verbringen. Auf einer ihrer Erkundungstouren stoßen sie auf ein abgelegenes Haus. Als Michele das Haus näher untersucht, stößt er auf ein Versteck. Aber über das, was er in dem Versteck findet, darf er mit niemandem reden.


    Die Geschichte wird von Michele erzählt. Von Anfang an hatte ich den Eindruck, als ob er mit einer gewissen Traurigkeit auf die Ereignisse in jenem Sommer zurückblicken würde. Was wie ein Abenteuer beginnt, wird immer mehr zu einer bedrückenden Situation. Nicht nur, dass Michele nicht über das reden darf, was er im Haus findet. Plötzlich kommen seltsame Männer ins Dorf, die sich immer wieder mit den Erwachsenen treffen. Auch über diese Treffen darf niemand reden. Michele kann das Schweigen nicht ertragen und versucht auf eigene Faust, das hinter das Geheimnis zu kommen.


    Ich bin schneller als Michele hinter das Geheimnis des Hauses gekommen. Allerdings habe ich lange nicht verstanden, wie weit die Erwachsenen in Micheles Dorf in die Sache verstrickt waren. Auch Michele hat das nicht begriffen, was die Situation immer gefährlicher machte. Das konnte ich als Außenstehende zwar sehen, aber ich konnte nicht eingreifen, sondern nur zusehen.


    Es ist ein eher ruhiger Krimi. Die Geschichte lebt von der Spannung, die sich von Anfang an aufbaut und die fast mit den Händen zu greifen ist. Das Ende lässt Spielraum für eigene Interpretationen, auch wenn ich nicht an einen guten Ausgang glauben kann.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Klappentext/Verlagstext

    Süditalien in den späten 70ern: Es ist ein drückender, flimmernder Sommer, in dem sich das Leben des neunjährigen Michele für immer verändert. Auf einem der Streifzüge durchs Dorf entdeckt er mit seinen Freunden ein altes, verfallenes Haus – in das Michele allein einsteigen soll. Was als Mutprobe beginnt, wird für den Jungen im Laufe des Sommers zum Albtraum, denn in dem Haus findet er einen am Fuß gefesselten, verwahrlosten Jungen. Michele behält seine Entdeckung für sich, füttert und pflegt den Jungen. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass nicht nur er im Dorf ein Geheimnis zu haben scheint …


    Inhalt

    Die Kinder von Acqua Traverse bilden eine eingeschworene Gemeinschaft unter Führung von „Totenkopf“ Antonio Natale; denn der Ort besteht aus nur fünf Häusern. Im brütend heißen Sommer 1978 muss der neunjährige Michele seine kleine Schwester Maria beaufsichtigen. Aber welche Mutproben mit der Clique kann ein Junge bestehen mit einer Fünfjährigen im Schlepptau, die unbedingt bei allem dabei sein will? Nur wegen Maria verliert Michele den Wettbewerb, nur wegen ihr muss er zur Strafe in ein entlegenes Haus einsteigen – und findet dabei einen gleichaltrigen Jungen, offensichtlich schon länger angekettet in einem abgedeckten Erdloch. Michele will dem traumatisierten Jungen helfen, doch an wen könnte er sich in seinem winzigen Kosmos wenden? Er und Maria sind streng und mit körperlicher Gewalt erzogen worden, u. a. mit der Mär, dass nachts draußen ein Schwarzer Mann sein Unwesen treibt. Die Welt außerhalb des Dorfes kennt nur der Vater, der als LKW-Fahrer regelmäßig in „den Norden“ fährt, wo die Menschen weniger arm sein sollen. Je stärker die Zeit drängt, um so stärker wachsen Micheles Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Erwachsenen. Der Schwarze Mann hält sie offenbar nicht davon ab, nachts draußen unterwegs zu sein und sich bei seinen Eltern zu treffen. Ausgerechnet Vaters Kumpel Sergio, der unheimlichste Besucher, soll mit Michele zusammen in dessen Zimmer schlafen!


    Aus der Distanz von über 20 Jahren beschreibt Ammanitis Icherzähler einen Konflikt seiner Kindheit, konsequent aus der Perspektive des Neunjährigen, der allein ein Problem lösen muss und den Erwachsenen nicht trauen kann. Zu Micheles Kosmos gehören archaische Rollenbilder, die der 11-jährigen Barbara den einzig denkbaren Platz zuweisen, die Gewalt dulden und in der allein heterosexuelle Personen „ein Mann“ sein können. Ammanitis erwachsenen Leser:innen fallen die Widersprüche natürlich eher auf als dem Jungen; der Abstand zwischen Micheles Beobachtungen und seinem allmählichen Verstehen sorgt für Spannung.


    Fazit

    Den in jeder Hinsicht engen Kosmos eines Neunjährigen beschreibt Amanitti anschaulich und konsequent aus dessen Perspektive, nicht immer linear und damit sehr glaubwürdig. Durch Konzentration auf den winzigen Weiler und die moralischen Fragen, denen Michele sich gegenüber sieht, eine ideale Klassen- oder Literaturkreis-Lektüre.


    (zuerst erschienen ital. 2001, dt. 2004)


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :study: -- Landsteiner - Sorry, not sorry

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Der Roman "Ich habe keine Angst" des italienischen Autors Niccolò Ammaniti wurde vom Eisele Verlag zusammen mit "Fort von hier" neu aufgelegt. Zeitgleich erscheint auch Niccolò Ammanitis neuestes Werk "Intimleben".



    Ich hatte zuvor noch nichts von Niccolò Ammaniti gelesen, der Klappentext machte mich jedoch neugierig.


    Das süditalienische Örtchen Acqua Traverse mit gerade einmal vier Häusern und einer alten Villa ist Schauplatz der Geschichte und Heimat des neunjährigen Michele und seiner Familie. Der Sommer 1978 ist sengend heiß, die sechs Kinder des Dorfes vertreiben sich die Zeit. Eines Tages findet Michele beim Spielen in einem abgelegen Haus ein Loch im Boden, in dem ein gleichaltriger Junge angekettet liegt. Michele kehrt immer wieder zu dem Loch zurück, zunächst unschlüssig und überfordert, nähert er sich dem Jungen immer weiter und bringt ihm Essen und spricht mit ihm. Die Antworten sind allerdings wirr, da der Kleine offenbar schwer traumatisiert ist. Durch Zufall erfährt Michele, dass der Junge ein Entführungsopfer ist, und je mehr er über die Hintergründe erfährt, desto unglaublicher und auswegloser wird die Situation.


    Ammanito zeichnet ein trostloses Bild dieses kleinen armseligen Dörfchens. Die Häuser sind heruntergekommen, alles wirkt schmutzig, es gibt nicht einmal fließend Wasser. Michele, seine kleine Schwester Maria und die Nachbarskinder sind weitgehend sich selbst überlassen, die Eltern kümmern sich wenig, Liebe und Zuwendung fehlen. Auch die Kinder gehen wenig freundschaftlich miteinander um, haben Spaß daran, sich gegenseitig zu demütigen oder ein Huhn aus Langeweile zu töten. Trotz der Sommerhitze im Buch fröstelt einen beim Lesen. Je weiter das Buch fortschreitet, desto größer wird das Grauen. Einzig Michele und in Andeutungen auch das Nachbarskind Barbara scheinen sich ihre Menschlichkeit bewahrt zu haben.


    Ammaniti lässt den Protagonisten Michele rückblickend als Erwachsener die Ereignisse dieses Sommers 1978 erzählen. Vieles bleibt vage, doch als Leser*in kann man sich die Zusammenhänge erschließen. Der Autor erschafft eine düstere, beklemmende Atmosphäre, und er konterkariert die emotionale Kälte durch sentimentale Schlagertexte, etwa als der skrupellose und unberechenbare Felice abwechselnd zweistimmig "Parole, parole" trällert. Mich hat die Stimmung im Buch immer wieder an William Goldings Herr der Fliegen erinnert, das mich als Jugendliche sehr beeindruckt hat.


    Wahrlich kein leichter, aber ein sehr bewegender Roman, der menschliche Abgründe aufzeigt und unbedingt lesenswert ist.