Freitag DREI
Das Kapitel fängt mit einer Art Regieanweisung an. Ripley leidet unter seinen Albträumen. Vergessen bringt dieser Schlaf garantiert nicht. Und trotz der Wärme, die überraschenderweise an diesem Tag kam, geht es Ripley so gar nicht gut. Wenn er auch seine Lage nach gewohnter Manier überspielt. Er müsste unbedingt etwas essen, schafft es aber nicht einmal aufzustehen, ohne sich direkt wieder hinsetzen zu müssen. Keine Energie mehr.
Und nun noch ein paar weitere Eindrücke von seiner Kindheit. Die erste die er miterleben musste war wie ein Soldat getötet wurde. Da war Ripley ungefähr zehn.
Zitat von Seite 153
Meine wahnsinnige Mutter schleppte mich gerade in die Praxis von einem dieser Dracula-Nervenklempner, die ich damals noch am RVH-Krankenhaus aufsuchen mußte.
Das hätte ich fast überlesen. Dann sind diese ganzen vorherigen Erlebnisse nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Wie ich es schon geahnt habe. Hier noch ein Link zu Falls Road (Wikipedia). Gewehrsalven beginnen. Was fast schon alltäglicher Wahnsinn ist. Jedermann bringt sich in Sicherheit. Ripleys Mutter hält den britischen Soldaten eine Standpauke, dass sie sich doch bitteschön woanders hinzubringen hätten. Klar, sie dürften wohl die erste Wahl des Heckenschützes sein. Heftig...
Eine "fette" Krankenschwester (wie Ripley so nett bemerkt), zockelt mit ihrem Fahrrad entlang, bekommt nichts von ihrer Umwelt mit und der Heckenschütze schießt in ihre Richtung (im Hinterkopf habe ich behalten, dass er nicht direkt auf sie geschossen hatte). Falls es sein Ziel war die britischen Soldaten aus ihrem Versteck zu locken, dann wäre es ihm mit einem noch jungen Soldaten, der die Krankenschwester in Sicherheit bringen wollte, gelungen. Er trifft ihn direkt. Ripley muss sich mitansehen wie er stirbt. Wie es sich später herausstellt war der Heckenschütze gerade mal dreizehn. Dreizehn! Wie viel Hass muss es da in der Bevölkerung gegeben haben , dass schon so junge Menschen geschossen und gezielt getötet haben.
Interessant fand ich, was Ripley meint, ich zitiere jetzt nicht den ganzen Abschnitt, sondern nur sein Resümee:
Zitat von S. 156
Dennoch war dies kein Grund, daß die ganze Zeit weitergestorben werden mußte.
Weist eindeutig darauf hin, dass er sich nicht von der ganzen Gewalt um ihn herum anstecken gelassen hatte.
Recherchiert habe ich noch über Amritsar, Bloody Sunday und die Velt Camps (S. 157 in der dt. Ausgabe erwähnt). Zu letzterem habe ich jetzt nichts gefunden. Vielleicht weiß jemand was von euch darüber? Ich habe nur eine Menge Campingplätze in Irland angeboten bekommen.
Und nun zur zweiten Kindheitserinnerung Ripley musste mit ansehen wie "jemand geteert und gefedert wurde" (S. 157). Da war er auch um die 10 Jahre alt. Das Opfer war ein Mädchen namens Mary Sharkey. Ihr "Vergehen" war es, dass sie sich mit einem Korporal eingelassen hatte und ein Kind von ihm erwartete. Das verärgert Leute von der Turf Lodge. (Hört denn dieser Wahnsinn nie auf, ich muss an die Bilder all der Frauen denken, die sich mit Soldaten der deutschen Wehrmacht eingelassen hatten und ähnlich bestraft wurden). Hier habe ich noch etwas über Turf Lodge gefunden.
Was dann folgt war nur schrecklich. Menschen können unendlich grausam sein. Die Anwohner schienen wohl mit der Strafaktion einverstanden zu sein, aber fanden wohl auch, dass es mit der öffentlichen Demütigung nackt und kahl rasiert genug wäre. Ich mag mir die Schmerzen von dem Mädchen gar nicht vorstellen.... Keiner hat den Mut die jungen Leute in ihrer Grausamkeit zu stoppen. Bis auf einem. Und das war äußerst überraschend. Ripleys Stiefvater hat genügend Zivilcourage um das arme Mädchen loszubinden und wegzubringen. Dafür musste er später mit seinem Leben bezahlen. Schockierend auch zu lesen, wie lange der Krankenwagen gebraucht hatte, um zu kommen, ganze drei Stunden.... Bis dahin war Ripleys Stiefvater Bobby Bogle tot.
Ripley litt sehr unter diesen Erlebnissen, seinem Kummer und der Trauer über den Tod seines Stiefvaters.
Und auch jetzt wo er sich wieder daran erinnert hatte, um sich an uns den Leser zu wenden, fällt er wieder in den Schlaf zurück, das für ihn Vergessen bedeutet.
Puh, im Augenblick trifft mich die Geschichte ziemlich. Wenn man sich die Lebensumstände vorstellt, die zu der Zeit in Irland geherrscht hatten... Mag sich jetzt naiv lesen, aber ich hoffe doch nun auf etwas Optimismus für unseren Helden oder wenigstens einen Hauch noch davon lesen zu dürfen. Wobei ich mir das mittlerweile gar nicht mehr vorstellen kann.