Beiträge von Biografiefan

    Dann fiel ihr die violette Hyazinthe ein, die jemand ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.

    Noch einmal stand sie vor der feuchtblauen Blüte und roch den erregenden Duft, ganz verloren an diese gewalttätige Schönheit. Nach drei Tagen wurden die glänzenden Blumenblätter matter und auch der Duft wurde schwächer. Am fünften Tag plötzlich, gegen Abend, strömte die Hyazinthe einen so wilden Geruch aus, daß man die Fenster aufreißen mußte. Die Spitzen der blauen Blüten bogen sich in schamlosem Todeskampf zurück und aus ihrer Mitte kam dieser süße und verzweifelte Geruch, der langsam zum Gestank des Todes wurde. Eine Stunde später stand die Blume welk und erschlafft und Elisabeth trug sie aus dem Zimmer.


    Marlen Haushofer: Eine Handvoll Leben

    Die ersten Monate im Internat verbrachte Elisabeth wie ein Mensch, den man brutal ins Wasser geworfen hat und der jetzt um sein Leben schwimmt, wild vor Todesangst und nicht imstande, um sich zu blicken. Nur ganz langsam konnte sie damit anfangen, ein wenig Ordnung in das Chaos von Eindrücken zu bringen. Diese Bemühungen, von wenig Erfolg gekrönt, sollten sie nun jahrelang beschäftigen.


    Marlen Haushofer: Eine Handvoll Leben

    Marlen Haushofer: Eine Handvoll Leben


    Im Mai 1951 starb in einer österreichischen Kleinstadt ein gewisser Anton Pfluger an den Folgen eines Autounfalls. Auf dem Weg von seinem Landhaus in die Stadt fuhr er nämlich, ohne jeden ersichtlichen Grund, gegen einen Alleebaum und zog sich einen Schädelbruch und innere Verletzungen zu. Da er nicht mehr das Bewußtsein erlangte, nahm man an, eine plötzliche Übelkeit hatte ihn befallen. Anton Pfluger hatte wenige Tage zuvor seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert und vielleicht dabei des Guten etwas zuviel getan.

    Inhalt (aus einer anderen Ausgabe)


    Eine junge Frau täuscht ihren Tod vor, um von ihrer Familie fortzugehen. Nach Jahren gesellschaftlicher und häuslicher Fesseln will sie aus der Rolle der Ehefrau, Mutter und Geliebten ausbrechen: ein eigenes Leben aufbauen, statt ein fremdbestimmtes Doppelleben zu führen.

    Jahre später kehrt sie zurück in das Haus, das sie einst verließ – unerkannt vom eigenen Sohn, voller Erinnerungen und doch ohne Reue.

    "Eine Handvoll Leben" ist Marlen Haushofers erster Roman und verdichtet die verschiedenen Lebensentwürfe einer Frau, die sich für den Weg in die Unabhängigkeit entscheidet.



    Ich weiß, dies ist nicht annähernd eine Rezension. Aber dieses Buch hat hier anscheinend noch niemand gelesen oder etwas drüber geschrieben. Und da ich Marlen Haushofer mittlerweile liebe, möchte ich wenigstens drauf aufmerksam machen.


    So ein Lesen habe ich noch nicht erlebt. Ich wusste nicht, worum es geht, eine Inhaltsangabe oder Klappentext gibt es bei dieser Gesamtausgabe nicht.

    Keine Frage, das Buch ist gut zu lesen, entwickelt einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Habe mir auch ein paar schöne oder interessante Stellen rausgeschrieben.

    Aber: Bis zum Ende hin wusste ich irgendwie nicht, worum es eigentlich ging. Waren Betty und Elisabeth ein und dieselbe Person? Oder war die eine die Ältere, die sich an die Jüngere erinnert?

    War ich beim Lesen nicht konzentriert genug? Außer dem allgemeinen Weltgeschehen, das ich mehr oder weniger erfolgreich verdrängen kann, plagen mich derzeit keine Probleme, die mich hätten ablenken können.

    Eine Aufklärung habe ich dann im Nachwort erfahren. Mit diesem Wissen wäre es sicher ein anderes Lesen gewesen. Mit etwas Abstand werde ich es also irgendwann noch einmal lesen.

    Am 20. Februar 1973 starb Brigitte Reimann. Kürzlich habe ich "Die Geschwister" von ihr gelesen und kann es von herzen empfehlen.


    Die Geschichte spielt noch vor dem Mauerbau. Viele Menschen machen sich auf in den Westen. Was macht das mit denen, die zurückbleiben. Diese Zerrissenheit, aber auch das Verhältnis zwischen Partei und Künstlern fängt Brigitte Reimann wunderbar ein.

    Wir fahren wieder in dichtem Nebel. Gefleckte graue Möwen fliegen ganz niedrig mit dem Schiff. Es sind ganz andere Möwen als die, die ich bis jetzt gesehen habe. Sie fliegen mit knappen, derben Flügelschlägen. Ihre stumpfen, verbissenen Gesichter sehen nach Kampf und Zähigkeit aus. In ihrem Anblick ahne ich zum erstenmal die unerbittliche Natur der Arktis.



    Wir haben Vollmond. Was das bedeutet auf der vereisten Glatze der Erde, davon kann sich kein Mitteleuropäer einen Begriff machen. Uns ist es, als zerflössen wir im Mondlicht und als zehrte es uns auf. Es nützt nichts, wenn wir nach einer Mondscheintour zurückkehren in die Hütte unterm Schnee. Es ist, als verfolgte uns das Licht überallhin. Das ganze Bewußtsein ist grelle Helle, das ganze Bewußtsein verlangt zurück zum Mond.



    Der Mediziner bewundert mein gesundes Aussehen und meine "unvergleichliche Seelenruhe".

    Kunststück, wenn, wie hier, das Tagewerk nur aufs Lebensnotwendigste eingestellt ist und Tag und Nacht Zeit bleibt, der Natur zu leben. In unserer weiteren Unterhaltung bedauern wir alle Menschen der europäischen Städte, besonders die Hausfrauen, die, ohnedies abgehetzt vom beständigen Kampf mit Ruß, Staub, Motten und Mäusen, sich noch gegenseitig verpflichtet fühlen zu äußerem Schein. Wir sprechen weiter von Europas Kulturgenüssen, die uns dort so wertvoll sind, zum Beispiel die Musik, ohne die wir doch kaum zu leben vermögen, die die Seele erhebt und das Gemüt leicht macht. Merkwürdig genug, aber der Hunger nach Musik fehlt hier ganz. Unser Gemüt ist leicht, die Seele ist in einem dauernden Zustand der Erhebung. Die Natur scheint alles zu enthalten, was der Mensch für sein Gleichgewicht braucht.



    Manchmal steigen wir auf die Berge. Nicht um Ausschau zu halten über das Eis. Nicht auf Schiffe warten wir. Nein, wir sind so wie alle Spitzbergener, die sich fürchten vor dem ersten Frühjahrsschiff. Nur nichts soll kommen, unseren Frieden zu stören!

    Die lockende Arktis

    In einer Hütte in der Arktis zu leben, war von jeher meines Mannes Wunschtraum gewesen. Wenn in unserem europäischen Heim irgend etwas nicht stimmte, Kurzschluß, Rohrbruch, oder gar der Mietzins gesteigert wurde, meinte er immer wieder, so was könnte in einer Hütte in der Arktis nicht vorkommen.

    Anschließend an eine wissenschaftliche Expedition blieb mein Mann in Spitzbergen, betrieb mit seinem Kutter Eismeerfang und, wenn alles vereist war, im Winter auf dem Festlande Pelztierjagd. Briefe und Telegramme kamen aus dem hohen Norden: "Laß alles liegen und stehen und folge mir in die Arktis."

    Nur eines ihrer vielen Werke (Prosa, Sachbücher, Jugendbücher) wurde ins Deutsche übersetzt: "Wenn du mich liebtest", übersetzt von Christa und Johannes Jankowiak, 1981 im Aufbau-Verlag Berlin und Weimar in der Reihe Edition Neue Texte erschienen.

    Danuta Bieńkowska (31. Januar 1920 - 20. August 1992) war nicht nur eine fleißige Schriftstellerin, sie hat auch viele Werke aus dem Rumänischen übersetzt.

    Und noch eine interessante Sache am Rande: Die polnische Wikipedia hat wesentlich weniger Informationen als die deutsche.

    Danuta Bieńkowska machte 1937 in Posen ihr Abitur und studierte an der dortigen Universität Medizin. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kam sie nach Rumänien und konnte in Bukarest ihr Studium fortsetzen. 1943 wurde sie Mitglied der Rumänischen Kommunistischen Partei und leitete nach Abschluss des Studiums für einige Zeit ein Krankenhaus im heutigen Moldawien.

    Im Juli 1945 - wieder zurück in Polen - war sie in Breslau als Ärztin tätig, engagierte sich politisch und trat verschiedenen Vereinen bei. Von 1949 bis 1951 arbeitete sie als medizinische Beraterin in der Anstalt für Arbeitersiedlungen (Zakład Osiedli Robotniczych) in Warschau.

    1948 debütierte Danuta Bieńkowska in der Zeitung Trybuna Dolnośląska mit ihrer Erzählung "Zdrada". Sie trat im selben Jahr dem Verband der Polnischen Literaten bei. Sie konzentrierte sich dann aufgrund einer Erkrankung auf ihr literarisches Schaffen; leitete in der Wochenzeitung Żołnierz Polski den Literaturteil und arbeitete von 1965 bis 1974 als Literaturkritikerin in Głos Pracy.

    Ihre Werke wurden anscheinend hauptsächlich in polnischen Monatszeitschriften veröffentlicht.


    Danuta Bienkowska: Wenn du mich liebtest


    Inhalt
    Große Erwartungen knüpft Jadwiga an ihre erste Arbeitsstelle auf dem Lande, nachdem sie das unterkühlte intellektuelle Elternhaus in Warschau verlassen hat, um sich aus eigener Kraft ein sinnerfülltes Leben aufzubauen. Mit wachen Augen beobachtet sie die Menschen in ihrem täglichen Tun, verfolgt sie voll innerer Spannung die neue Umgebung, die sich nur allmählich erschließt. Gewiß, in dieser ihr zunächst fremden dörflichen Welt einen festen Platz zu finden, setzt sie ihr ganzes fachliches Können für die Bewältigung der Aufgaben auf dem Staatsgut ein, was ihr mit der Zeit die Sympathien der Mitarbeiter einbringt. Dennoch spürt sie, daß ihr, einer unverheirateten Frau in verantwortlicher Position, die volle Anerkennung versagt bleibt.
    Innerlich zutiefst verletzt, überprüft sie noch einmal ihre Haltung, vergleicht sie ihre Vorstellungen von Arbeit und persönlichem Glück mit dem Los der Frauen im Dorfe. Sie weiß, daß sie die überkommenen Denkweisen nicht akzeptieren kann. Wird sie aber den Mut haben, gegen die noch bestehenden Barrieren anzugehen? Oder wird auch sie, enttäuscht und resigniert, in eine wenig befriedigende Partnerschaft flüchten?


    Buchbeginn
    "Wenn wir heiraten, wirst du endlich anfangen, wie ein Mensch zu leben", sagte Zygmunt mit solcher Überzeugung, daß mir der Mut fehlte, ihm zu widersprechen...


    Zitat
    Nur daß ich mich nicht zur Hüterin des häuslichen Herdes eignete.
    Ich erwähne das bloß deshalb, weil ich damals erst begriff, welch ein hartes Leben mich erwartete, wie schwer es mir fallen würde, mich ganz der Berufsarbeit hinzugeben, ohne Rückhalt in einem gut geordneten Zuhause zu haben, wo ständig jemand darauf bedacht war, mir zu helfen, mich mit Fürsorge zu umgeben.

    Moin tosmanen, ich denke, ich schwenke nun doch langsam zu E-Books über. Immer öfter kommt es vor, dass mir selbst in frisch gekauften Büchern, die mein Regal noch nicht von innen gesehen haben, Bücherwürmer über den Weg laufen. Gerade wieder in meinem aktuellen Buch - gekauft am 24. Dezember 2023.

    Colette war eine sehr erfolgreiche Erzählerin, eine Dichterin der Natur und der Instinkte, der Tiere, der kleinen irdischen Dinge und Genüsse. Priesterin der Sinne und des Körpers nannte man sie, erotische Empfindungen stellte sie rückhaltlos dar. Auf zartblaues Papier schrieb sie ihre zarten, lavendelduftenden Geschichten, deren zentrale Themen Begegnen, sich-Finden und der Abschied Liebender war. Ihre Werke sind teilweise autobiografisch.

    Am 28. Januar 1873 wurde Colette in Saint-Sauveur-en-Puisaye geboren. Sie heiratete 1893 den 15 Jahre älteren Schriftsteller Henry Gauthiers-Villars (Willy) und zog mit ihm nach Paris, in die Rue Jacob. Er lebte seine Affären vor ihren Augen aus, sperrte sie in der Wohnung ein, damit sie ihre Kindheits- und Schulerinnerungen aufschrieb. Die daraus entstandenen Claudine-Romane verkaufte er ungeniert unter seinem Namen.
    Ihr Vater, der Offizier war, starb im Jahre 1905. Ein Jahr später trennten sich Colette und Willy und lassen sich 1910 scheiden. In diesem Jahr wird ihr Roman „La Vagabonde“ für den Prix Goncourt vorgeschlagen.
    Colette nimmt bei Georges Waag Unterricht in Tanz und Pantomimik. Bis 1912 tritt sie in verschiedenen Varietés und Theater in Paris, der Provinz und außerhalb Frankreichs auf.
    1912 stirbt auch ihre Mutter (Sido). Im gleichen Jahr heiratet Colette Henry de Jouvenel. Tochter Colette de Jouvenel (Bel-Gazou) wird 1913 geboren.
    Colette arbeitet journalistisch, wird 1920 Ritter der Ehrenlegion.
    Nachdem sie sich 1923 von Henry de Jouvenel trennt, wird die Ehe 1925 geschieden. Sie lernt Maurice Goudeket kennen, verkauft das Landhaus in der Bretagne und kauft La Treille Muscate in Saint-Tropez.
    1928 wird sie zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. sie eröffnet ein Schönheitsinstitut in Paris, schreibt wöchentliche Theaterkritiken und hält umfangreiche Vorträge. Sie heiratet Maurice Goudeket, wird 1935 in die Académie Belge gewählt und 1936 Commandeur der Ehrenlegion. La Treille Muscate wird 1938 verkauft und die endgültige Übersiedlung in die Rue de Beaujolais Nr. 9 (Palais-Royal) findet statt. 1944 wählt man sie in die Académie Goncourt. In den 1940er Jahren konnte sie wegen einer zunehmenden Arthritis nur noch im Liegen schreiben.
    Ihr letztes Lebensjahrzehnt ist sie an den Rollstuhl gefesselt. Ein Jahr vor ihrem Tod wird sie noch Grand Officier der Ehrenlegion. Am 3. August 1954 stirbt Colette. Sie bekommt als erste Frau ein Staatsbegräbnis ohne kirchliches Zeremoniell.

    Paul Claudel nannte sie „Frankreichs größte Schriftstellerin“, und sein großer Gegenspieler André Gide war ausnahmsweise einer Meinung mit ihm: „Ich kann mir nicht helfen – aber diese Frau ist ein Genie!“

    Ihre Biografin Germaine Beaumont schreibt: „Colette hat alles mit ewig jungen Augen betrachtet und trug in sich eine große und alte Weisheit. Es war eine Weisheit, nicht aus Büchern erworben, sondern eine, die in ihrem tiefsten Innern ruhte, zur Freude der Gegenwart, Vorbild für kommende Zeiten und Kronzeuge für die frische, unmittelbare und dauernde Lebendigkeit der französischen Sprache.“


    Am bekanntesten ist wohl ihre autobiografische "Claudine"-Reihe, die auch verfilmt wurde: https://www.buechertreff.de/bu…dine-colette-reihenfolge/

    Ich lese noch einen Weihnachtsnachschlag :)


    Mein Mann und ich haben gerade von unserer Tochter, die für ein Jahr in der Welt unterwegs ist, per Videochat erfahren, dass sie Weihnachten nicht nach Hause kommt. Ich musste mächtig kämpfen, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Glücklicherweise ging gerade die Ladenglocke, sodass für mich das Gespräch zu Ende war.

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    9. Chattys Bücherblog, buechereule, Skippycat, Biografiefan - 8
    10. Affenkaelte, *Bücherwürmchen*, tom leo - 7
    11. countrymel, lio, freddoho Motte - 5
    12. Tiniii, Madl10, - 4
    13. cocodrilla, Sushan, Gaymax, Bast, Aloysius X. L. P. - 3
    14. Fridoline, Thomson, flohmaus, E-Krimi, Valrike, xxmarie91xx, Verri - 2