Beiträge von Biografiefan

    24. Jan 1945: In Peenemünde-West wird eine geflügelte Version der A4/V2-Rakete, die A4b, entwickelt in der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde, erstmals erfolgreich gestartet.


    Das erinnert mich an diesen Wälzer, der seit Jahren auf meinem SUB liegt:

    Ein Leitmotiv des Romans "Die Enden der Parabel" ist die deutsche V2-Rakete, mit der praktisch alle Figuren auf die eine oder andere Weise in Verbindung stehen, und ihre Entwicklung auf dem Prüfstand VII in Peenemünde.

    Zu diesem Thema gibt es auch eine DDR-Ausgabe von Ruth Kraft, als Zweiteiler.


    Insel ohne Leuchtfeuer
    Authentische Vorkommnisse in der außergewöhnlichen Atmosphäre der Heeresversuchsstelle Peenemünde (Großrakete V 2) bilden den historischen Hintergrund für einen Roman, der dichterische Erfindung und reiches Tatsachenmaterial zu einem eindrucksvollen Bild vereint. Im Mittelpunkt des Romangeschehens steht die bürgerliche Halbjüdin Eva Leonhard.

    Verlag der Nation 1965
    Sonderausgabe für die kleine Hausbibliothek



    Menschen im Gegenwind
    Und sie vergaß es nie! – mit diesem Versprechen ließ Ruth Kraft in ihrem Erfolgsroman „Insel ohne Leuchtfeuer“ das Mädchen Eva die Hölle von Dresden überleben. Zwölf Jahre danach begegnen wir Eva Leonhard erneut: als Journalistin in einer süddeutschen Stadt, als Stiefkind des Wirtschaftswundersegens, voller getäuschter Hoffnungen.

    Ihre Liebe zu dem Atomphysiker Hans Tiefenbach, der, aus den USA zurückgekehrt, von Konzerndirektoren umworben wird, erschwert und fördert zugleich die Entscheidung: Mut zur Wahrheit oder Preisgabe der als richtig erkannten Werte? Sie wählt die Wahrheit und steht damit im Gegenwind – wie das Arztehepaar Kamprad, die Lehrerin Maria Velgert, der Journalist Rubyschewski, die Arbeiter Winduck und Briesang.

    Auch Tiefenbach muß sich entscheiden. Das Schicksal Professor Obergs führt ihm vor Augen, daß es keine „Inseln“ des Ausweichens, keine „schöne Physik“ an sich gibt.

    Aus der Vielzahl menschlicher Konflikte, politischer und naturwisschenschaftlicher Fakten erwächst ein Gesellschaftsroman, mit dem Ruth Kraft wiederum ihr episches Talent unter Beweis stellt.

    Verlag der Nation Berlin 1965

    Lizzie drückte meine Hand. Wie ich ihr von den Lippen lesen konnte, flüsterte sie: "Und was, wenn er dich wirklich heiraten möchte?"

    Die arme Lizzy begriff nicht, daß es das letzte war, was ich mir gewünscht hätte: Meine Talente auf immer zurückstellen, nur um in der zweiten Reihe hinter dem Meister zu stehen? Und meine Freiheit aufgeben, damit er jungen Männern, die er begehrte, nachjagen konnte? Niemals.

    "Werden Sie sich Ihren Kontostand bei Harper's demnächst auch rahmen lassen, meine hochbezahlte Freundin?"

    Oh, der Versuch, die Freude über meinen kleinen finanziellen Erfolg mit ihm zu teilen, war also ein Fehler gewesen! Mein Gesicht glühte.

    "Natürlich nicht. Und Publikumsgunst macht aus mir noch nicht einen so schöpferischen Geist, wie Sie es sind, Harry. Mein Werk reicht nicht an den Saum des Ihren. Dessen bin ich mir vollkommen klar."

    "Meine liebe Fenimore, ich wäre schon mit einem Bruchteil Ihres finanziellen Erfolgs sehr zufrieden. Wenn ich doch nur das Geheimnis von euch schriftstellernden Frauen lüften könnte. Nun ja." Er hielt inne.

    Nichts ärgert einen Mann mehr als Eine Frau, die in einem Revier Erfolg hat, das er für sich beansprucht.

    Die US-amerikanische Schriftstellerin Constance Fenimore Woolson starb am 24. Januar 1894. Über deren Freundschaft mit Henry James schrieb Elizabeth Maguire in ihrem Buch "Fenimore".

    Elizabeth Maguire schreibt in Romanform über die Bekanntschaft zwischen Constance Fenimore Woolson, Großnichte von Fenimore Cooper, und Henry James. Sie lässt - ich benutze mal den Buchtitel - Fenimore - in der Ichform erzählen.

    Von ihrem Großonkel hat sie die Weisheit,


    "...man muß die Leser stets im ungewissen über das lassen, was als nächstes passiert. Die Menschen geben es nicht gerne zu, aber was sie in Wirklichkeit wissen wollen, ist, wie es ausgeht - am Schluß." (S. 27)


    39 Jahre alt ist Fenimore, als ihre Mutter stirbt und sie sich nun endlich auf die Reise nach Europa machen kann. Seit zwanzig Jahren schon schrieb sie Geschichten und Skizzen, verdiente also ihr eigenes Geld. Sie galt als erster "weiblicher Regionalautor". (S. 31)

    Doch sie hatte sich noch um eine Schwester und Nichte zu kümmern. Und ihre Reise konnte sie nur machen, wenn sie die beiden mitnahm. Und fahren muss sie, will sie doch unbedingt Henry James kennenlernen.


    Fenimore genoss die Überfahrt nach England. Den beiden anderen Frauen erging es da schlechter. Sie wurden seekrank. In London stellte Fenimore ihre Bedürfnisse hintan. Doch dann platzte ihr der Kragen:


    "Achtet ihr mich so wenig, daß ich über meine Zeit und meine Gesellschaft nicht einmal so wie ein sechzehnjähriges Mädchen in den Ferien bestimmen darf?" (S. 41)


    Ihr Wunsch, endlich Henry James zu treffen, erfüllte sich noch nicht. Sie erfuhr, dass er sich in Paris aufhielt, und so beschloss sie, nach Frankreich aufzubrechen. Doch dort verfehlte sie ihn, er war mittlerweile in Italien. Und er hatte absolut keine Lust oder Zeit, sich mit einer zweitklassigen Schreiberin zu treffen. Doch dann sollte es doch endlich klappen:


    "In den nächsten Wochen machte Henry James mich zu seiner Aufgabe. An seiner Seite besichtigte ich viele herrliche Bilder. Er wollte, daß ich die Dinge so sah wie er. Darin war er wie die meisten Männer. Aber in anderen Dingen war er vollkommen anders - eine Quelle, von der ich am liebsten ewig getrunken hätte. Ich wünschte mir, so zu denken und zu fühlen wie der Künstler in ihm." (S. 48)


    Die Freundschaft zwischen den beiden war wohl nicht ganz problemlos.


    "Ich lief vor Harry fort. Und seinetwegen ließ ich King zurück, ohne zu wissen, wann ich ihn je wiedersehen würde und ob überhaupt. Plötzlich fühlte sich die Freundschaft mit Harry, um die ich mich so bemüht hatte, wie ein Joch an. Die Heftigkeit, mit der ich es am liebsten abgeschüttelt hätte, überraschte mich." (S. 98)


    Er sah es nicht gerne, dass sie sich mit anderen Männern traf und legte ihr brieflich nahe, sich von ihnen zu trennen.


    Fenimore hatte Probleme mit den Ohren. Das artete in Abständen zu starken Kopfschmerzen aus. Bevor sie an einen Spezialisten geriet, der sich tatsächlich um ihre Ohren kümmerte, hatte sie schon viele Ärzte konsultiert, die tatsächlich von ihr verlangten, sich nackt auszuziehen, damit sie ihren Bauch abklopfen konnten, um die hysterischen Wurzeln ihres Problems herauszufinden.


    Auf dem Hügel von Bellosguardo in Florenz fand Fenimore ein Haus für sich. Es war noch gar nicht richtig fertig, da quartierte sich Henry James schon bei ihr ein. Als sie eines Tages von einem Spaziergang zurückkam, sah sie Henry auf der Terrasse, wie er sich vom Sohn des Koches "verwöhnen" ließ. Als sie ihn später darauf ansprach, gerieten sie in Streit und am nächsten Morgen war er weg.


    Henry James neidete ihr ihren Erfolg. In der Zeitschrift "Harper's" tat er so, als bewundere er ihr Werk, doch "ließ der Meister es in Wirklichkeit aber nur klein erscheinen, heimatverhaftet und - was am schlimmsten war - weiblich. [...] Denn Zeile um Zeile hatte er das hinterlistige Porträt nicht nur eines Werks, sondern auch seiner Schöpferin entworfen." (S. 145/146)


    Es war eine eigenartige Freundschaft. Fenimore hatte Henry gegenüber ihre Geheimnisse. So erzählte sie nichts über die Männer, mit denen sie sich traf oder über ihren Gesundheitszustand. Sie wusste, dass das Themen waren, die ihm unangenehm waren, andererseits nahm sie ihm so die Möglichkeit, sich als wahrer Freund zu erweisen. Aber nein, hier war sie egoistisch, weil sie weiterhin mit ihm zusammensein wollte.

    Ein Arzt, der sich anscheinend nicht weiter mit ihrer Krankheit befassen wollte, verschrieb ihr Laudanum. Dr. Baldwin, der Arzt, der sich als einziger für ihre Krankheit interessierte und ihr helfen wollte, half ihr, von der Droge wieder runterzukommen.

    Bei ihrem Ohrproblem konnte ihr anscheinend niemand helfen. Selbst die Spezialisten, die ihr Dr. Baldwin empfahl, entpuppten sich als unwillig, ihr tatsächlich zu helfen: "Die Begeisterung, mit der Ärzte einer fünfzigjährigen Frau Betäubungsmittel verschreiben, erstaunt mich immer noch. Ich glaube, sie würden alles tun, um uns zum Schweigen zu bringen. Unsere tatsächlichen Probleme langweilen sie offenbar zutiefst." (S. 230/231)


    Und dann eröffnete ihr ein Arzt, dass ihre Ohrenschmerzen von einem Tumor her stammen und er sich wundere, dass sie immer noch lebt.


    Bis zur letzten Seite ist mir Henry James nicht mehr sympathisch geworden.

    Am 24.1.1862 wurde Edith Wharton geboren, sie starb 1937


    Wie hoch darf der Preis für einen Lebenstraum sein? Und wie bleibt man sich auf dem Weg dorthin treu? In kraftvollen Bildern erzählt Edith Wharton vom schmerzhaften Prozess künstlerischen Reifens. Pünktlich zum 150. Geburtstag der vielfach ausgezeichneten amerikanischen Klassikerin liegt dieser bewegende Entwicklungsroman nun erstmals in deutscher Sprache vor.Für den jungen Vance Weston, den Sohn eines Immobilienspekulanten, hält die Zukunft ein komfortables Leben in der amerikanischen Provinz bereit. Doch der zarte 19-Jährige mit der lebhaften Fantasie hat eigene Pläne. Sein Herz führt ihn ins New York der Roaring Twenties – in die ersehnte Metropole des Geistes und der Literatur, aber auch der Macht und des Geldes. Auf den kometenhaften Aufstieg zum Liebling der Society folgt allzu rasch die große Ernüchterung. Vances einziger Lichtblick: die umsichtige Heloise Spear. In einem verlassenen Haus hoch über dem Hudson River hatte sie ihm einst die Augen für die Schönheit der Literatur geöffnet.

    Danke für die Erinnerung an dieses Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.

    Ich stehe auch auf und will gehen, und der Wirt sagt: "Nur ein Bier, das lohnt sich doch nicht. Das macht einen doch nur traurig."

    "Ich muss noch weiter."

    "Achso, du drehst die Zoorunde! Zum Schwarzen Ochsen, Zum Kater, Zum Nilpferd und dann über die Moldau Zu den zwei Katzen, Zum Goldenen Tiger, Zu den Bärchen und, nicht zu vergessen, Zum kleinen Hirschen. Wenn eine Kneipe in der Altstadt einen Tiernamen hat, ist es eine gute Kneipe. Man kann natürlich noch weiterziehen, auch am Heiligen Abend. Mache ich auch oft, das ist eine schöne Tradition. Ich mag es auch, meinen Gästen dabei zuzusehen, wie sie sich hier in Tiere verwandeln. Aber es sind alles ganz nette Tiere. Ein betrunkener Ochse prügelt sich nie, ein betrunkener Ochse geht einfach schlafen..."

    Weihnachten in Prag

    Das erste Mal im Leben ging ich am Prager Hauptbahnhof verloren. Das erste, aber nicht das letzte Mal. Ich war sechs, und es war ein paar Tage vor Weihnachten. Heute bin ich älter, steige aus dem Zug und lasse die Menschen an mir vorbeiströmen. Ich stehe inmitten der hohen Halle aus Glas und Stahl. Heute ist nicht ein paar Tage vor Weihnachten. Heute ist Heiligabend.

    Camilla Collett wurde als Camilla Jacobine Wergeland am 23. Januar 1813 in Kristiansand, Norwegen, geboren. Sie war eine norwegische Schriftstellerin und gilt heute als erste norwegische Frauenrechtlerin.
    Sie wurde auf einem Mädcheninternat in Kristiania und einer von Herrnhutern geleiteten Schule in Christiansfeld (Schleswig) ausgebildet und ging danach öfter auf Auslandsreise. In Hamburg kam sie mit den Schriften der literarischen Bewegung Junges Deutschland in Berührung. Für ihren Brief- und Tagebuchstil orientierte sie sich an ihrem Vorbild Rahel Varnhagen.
    Verheiratet war sie seit 1841 mit dem liberalen Juristen und Literaturkritiker Peter Jonas Collett, der ein wichtiger Gesprächspartner für sie wurde und sie zum Schreiben anregte.
    Es gibt nur einen Roman von Camilla Collett: „Die Töchter des Amtmanns“. Er erschien 1854 und 1855 in zwei Bänden. Mit diesem Werk und ihren weiteren Schriften übte Camilla Collett nicht nur großen Einfluss auf die allmählich entstehende Frauenbewegung Norwegens aus, sondern auch auf Schriftsteller wie Jonas Lie, Henrik Ibsen und Alexander Kielland. Sie kämpfte gegen die allein ökonomisch motivierte Versorgungsehe und forderte Respekt für die Empfindung der Frauen.
    Des Weiteren veröffentlichte sie Erzählungen, ihre Memoiren und Schriften.
    Am 6. März 1895 starb Camilla Collett in Kristiania, heute Oslo.

    Die Töchter des Amtmanns
    Aus dem Norwegischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Berit Klein.
    Für einen Mann wird die Betrachtung einer enttäuschten Liebe in den seltensten Fällen etwas Demütigendes an sich haben. Wenn er bei sich selbst weiß, dass er alles aufgeboten hat, was in seiner Macht steht, um auf die Geliebte zu wirken, dass er kein Mittel unversucht gelassen hat, um die Unerbittliche zu besiegen, so kann er ruhig sein, er hat sich nichts vorzuwerfen. Er hat sein Bestes getan. Er kann sich sicher bei der Betrachtung seiner Leiden ausruhen, sie besingen, wenn er kann, und sich selbst und andere rühren, während die Hoffnung auf einen neuen Kampf, eine neue Liebe süß aus dem abgemähten Grund hervorsprießt.
    Wenn sie hingegen bei sich selbst weiß, dass sie alles getan hat, was in ihrer Macht steht, um sich vor dem Geliebten zu verbergen, dass sie kein Mittel unversucht gelassen hat, um ihr Gefühl zu besiegen, dass sie ihre Sehnsüchte getötet hat, sorgfältig jeden furchtsamen Keim der Hoffnung herausgerissen hat, und wenn sie dieses Werk der Selbstzerstörung wie jene wilden Fakire, ohne eine Miene zu verziehen, hat vollstrecken können, dann, ja, dann hat sie ihr Bestes getan, aber es ist deshalb nicht gesagt, dass sie ruhig sein kann.

    Das Gedächtnis des Publikums ist kurz. Schon fielen das Interesse und die Aufregung, die die Ermordung von George Alfred Vincent Marsh, des vierten Lords Edgware, entfacht hatte, der Vergessenheit anheim.Mein Freund Hercule Poirot wurde öffentlich nie in Verbindung mit diesem Fall genannt, was - ich muß dies hinzufügen - seinen eigenen Wünschen entsprach. Die Ehre des Erfolges heimste daher ein anderer ein, und das war Poirots Absicht. Überdies betrachtete er von seinem ganz privaten Standpunkt aus den Fall als eine seiner Nieten. Er schwört auch heute noch, daß ihn lediglich die zufällige Bemerkung eines gänzlich fremden Passanten auf die richtige Fährte gebracht habe.

    Am 21. Januar starb die tschechische Schriftstellerin und Sammlerin von Volksmärchen Božena Němcová. Ihr Roman "Die Großmutter" (Babička) gehört zu den bekanntesten Klassikern der tschechischen Literatur.


    Im sogenannten Großmuttertal Babiččino údolí steht ein Denkmal. Der Film, "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel", der alljährlich zur Weihnachtszeit im TV-Programm läuft, stammt aus ihrer Feder.

    Ihr eigenes Leben wurde unter dem Titel "Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern" verfilmt.


    Inhalt

    Die Titelfigur der Großmutter Magdalena Novotná zählt zu den schönsten Frauengestalten der Weltliteratur


    In dem 1855 erschienenen Werk schildert die Dichterin ihre idealisierten, poetisch ausgeschmückten Kindheitserinnerungen, zum Trost gegen die harte, von Armut, Krankheit und Schicksalsschlägen geprägte Wirklichkeit. Die Großmutter steht im Mittelpunkt der 18 Bilder aus dem ländlichen Leben und die anheimelnde, doch keineswegs konfliktlose Atmosphäre der "guten alten Zeit" wird in ihrem Leben und Wirken eingefangen. Kein geringerer als Franz Kafka schwärmte von der "Sprachmusik" des Werkes und ließ sich durch den Stoff inspirieren.

    Die Schweizer Schriftstellerin Cécile Ines Loos starb am 21. Januar 1959. Die Werke von Cécile Ines Loos sind zumeist autobiografisch geprägt.


    Inhalt

    Michaela Tanner, die Hauptfigur des Romans, wächst als Pflegekind behütet bei einer wohlhabenden, weltoffenen Verlegerfamilie auf. In einer vornehmen Umgebung soll das Kind mit einer liebevoll-strengen Erziehung zu einem gesellschaftsfähigen und ordentlichen Menschen heranwachsen. Die Umstände bringen es jedoch mit sich, daß Michaela in eine Anstalt kommt, wo Strenge, Unnachgiebigkeit und Sturheit herrschen. Triumphe der Erzieherinnen und Lieblosigkeit sind die Stichworte für die Erziehung nach religiösem Vorbild.

    Carola Stern starb am 19. Januar 2006.

    "Wie soll es gelingen, ausgerechnet mein Leben mit seinen Fluchtbewegungen und Brüchen in wechselvollen Zeiten als schöne, stimmige Einheit zu begreifen? In mehrfacher Bedeutung des Begriffs bleibt es ein Doppelleben."


    Carola Sterns "Doppelleben", welch ein Genuss ist es gewesen, über das Leben dieser Frau zu lesen. Sie hat einen einmaligen Schreibstil, das habe ich schon bei ihrer Biografie über Rahel Varnhagen erleben können.


    Mit den letzten Sätzen in ihrem Buch spricht mit Carola Stern aus tiefstem Herzen:


    "Doch schmerzt es mich, angesichts wachsender sozialer Ungerechtigkeit am Ende meines Lebens dazustehen ohne Antworten, ohne Perspektive, wie eine menschenwürdige Gesellschaft für alle erreicht werden kann. Es ängstigen mich Eigennutz und Habgier, die Unbarmherzigkeit von Unternehmern, die Resignation Betroffener, ihr Murren, das sich kaum noch in Empörung äußert, ein neuer Rechtsradikalismus und die Gleichgültigkeit, mit der er hingenommen wird. Ich bin einer jener "Gutmenschen" geworden, einer jener törichten Alten, die den Verlust von Werten, von Zivilcourage und Solidarität beklagen und von den Jungen oft belächelt werden. Das kann ich ertragen. Aber den Wandel des Zeitgeistes - ja, den würde ich noch gern erleben."


    Die Autobiografie erschien 2001 bei rororo Sachbuch. Auf den gewünschten "Wandel des Zeitgeistes" werden wir wohl noch lange warten müssen. Momentan sieht es eher danach aus, als ob alles schlimmer wird.

    Dies schrieb ich 2006. Vom "Wandel des Zeitgeistes" sind wir noch weiter entfernt als damals.

    Am 18. Januar 1886 wurde die schwedische Schriftstellerin Clara Nordström geboren. Ich hab mir gerade eben ihre Biografie bestellt.


    Clara Nordström (Geburts- und Künstlername von Clara Elisabeth von Vegesack), eine in Schweden geborene, doch hauptsächlich in Deutschland tätige Schriftstellerin und Übersetzerin, finde ich in keinem meiner Lexika.


    Sie wurde am 18. Januar 1886 in Karlskrona, Schweden, geboren. Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr war sie aus gesundheitlichen Gründen ans Bett gefesselt. Es folgte der Besuch verschiedener Privatschulen in Växjö. Mit siebzehn kam sie nach Hildesheim und Braunschweig; hier lernte sie die deutsche Sprache.


    1905 heiratete sie den 15 Jahre älteren Armin Reiche, Oberlehrer an der Realschule in der Altstadt (Bremen). Sie zogen nach Bremen und bekamen 1906 den Sohn Gustav Adolf. Obwohl die Ehe glücklich verlief, folgte 1909 die Scheidung.

    Nach einer kurzen Stippvisite zurück nach Växjö zog sie im gleichen Jahr nach Deutschland. Sie wollte in Berlin Fotografin werden, musste aber nach ihrer Ausbildung und Praktikum den Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. In München, wohin sie 1912 zog, um Schriftstellerin zu werden, lernte sie Siegfried von Vegesack kennen. Sie heirateten in Stockholm, zogen nach Berlin und bekamen die Tochter Isabel. Vegesack wurde krank, sodass die Familie 1917 auf einen Bauernhof bei Dingolfing und später nach Großwalding bei Deggendorf zog. Das Paar bekam noch zwei Kinder: Tochter Karin starb nach wenigen Tagen, Sohn Gotthard kam 1923 zur Welt und fiel 1944.

    Clara Nordströms erster Roman "Tomtelilla" erschien 1923 in Deutschland und in Schweden, alle weiteren Werke nur auf Deutsch.

    Das Ehepaar lebte sich auseinander, 1929 ließ sich Clara Nordström auf Wunsch ihres Mannes scheiden. Sie begann Lesungen in ganz Deutschland zu halten und baute 1938/39 ein Haus im Schwarzwald. Während des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte sie von Deutschland aus Artikel im Den Svenske Folksocialisten, Organ der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei Sven Olov Lindholms. 1944 sollte sie in Königsberg im schwedischen Programm des deutschen Reichssenders Königsberg aus ihren Texten lesen, musste aber 1945 nach Hamburg fliehen.

    Ihr Leben lang war sie immer wieder schwer erkrankt, und sie setzte sich sehr mit ihrem Glauben auseinander. Das spiegelt sich in ihren Figuren wieder. Sie wechselte die Konfession, zog 1950 wieder nach Stuttgart, wurde Oblatin des Hl. Benedikt in einer Klosterkirche und ließ sich 1952 schlussendlich am Ammersee nieder, um in Bayern Lesungen halten zu können.

    Clara Nordström starb am 7. Februar 1962 in Mindelheim, wo sie auch begraben wurde.

    Ich lese das Buch gerade und bin versucht, es nach knapp 200 Seiten doch noch abzubrechen. Das meiste - was die Buchhandlung und die Autoren betrifft - ist mir aus "Shakespeare and Company" von Sylvia Beach bekannt. Dort schreibt sie selbst auch, wie James Joyce sie quasi tüchtig ausgenutzt hat.


    Dieses Genre Romanbiografie scheint nicht für mich geschaffen. Kaum eine, die ich gelesen habe, hat mich überzeugen können. Eine große Ausnahme ist "Der Kuß - Kunst und Leben der Camille Claudel" von Anne Delbeè: Delbeé, Anne: Der Kuß - Kunst und Leben der Camille Claudel