Beiträge von Coldblood

    Inhalt: Es beginnt alles ganz harmlos. Nur der verheerende Sturm, welcher über Hanau hinwegfegt, kündet das Unheil bereits an. Die 78—jährige Patriarchin Johanna Jansen hat sich entschlossen in ein Wohnstift zu ziehen. Deshalb möchte sie ihre nahen und fernen Verwandten noch einmal um sich versammeln, um ihnen diesen Entscheid mitzuteilen. Dieses Unterfangen erweist sich jedoch als weit schwieriger, als gedacht, da die übrigen Familienmitglieder alle ihre ganz eigenen (mehr oder weniger grossen) Sorgen haben.


    Meine Meinung: Die Ängstlichen ist in meinen Augen ein sehr gelungener Familienroman, der mich vom Anfang bis zum bitteren Ende gefesselt hat. Tabulos, mit schwarzem Humor gespickt und auch einer gewissen Liebe zu seinen Figuren erzählt Peter Henning die Schicksale der einzelnen Mitglieder der Familie Jansen, die alle etwas gemeinsam haben. Sie haben Angst. So ist da beispielsweise Johannas ältester Sohn, der sich allem Anschein nach mit einer tödlichen Krankheit konfrontiert sieht, während ihr Enkel Ben um die Liebe seines Lebens bangen muss. Gleichzeitig flieht Helmuts jüngerer, schizophrener Bruder Konrad aus der Psychiatrie und seine Schwester ist soeben ihrem untreuen Ehemann auf die Schliche gekommen.
    Das Einzige was man Henning vorwerfen kann ist, dass er es bis zum Ende nicht schafft, einen richtigen Zusammenhang zwischen den einzelnen Familienangehörigen zu schaffen. Das ändert jedoch nichts an der spannenden Erzählweise und de einzigartigen Sprache, in die ich mich von der ersten Seite an verliebt habe.
    Das Buch ist wahrlich ein Spiegel unserer heutigen Gesellschaft. Wer nicht durchhält und Haltung bewahrt, geht unter. So ernüchternd diese Erkenntnis auch sein mag.


    Fazit: Wer in diesen kalten und dunklen Tagen lieber etwas herzerwärmendes liest, sollte mit der Lektüre von Die Ängstlichen besser bis zum nächsten Frühling warten. Denn besser geht es einem nach dem Lesen dieses Buches bestimmt nicht. Eher im Gegenteil. Auch wenn gewisse Passagen durchaus humorvoll geschrieben sind, so überwiegt am Ende doch fast immer die Tragik. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so.


    Meine Wertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Wie es scheint, hat hier im Forum so gut wie niemand das Buch gelesen. Schade. Denn Atemschaukel ist in meinen Augen wirklich ein äusserst gelungenes, wenn auch sehr trauriges Werk, welches den Literatur-Nobelpreis sicher verdient bekommen hat.


    Für meinen Geschmack ist das Buch leider etwas zu kurz. Ich mag eher dicke Bücher. Dafür hat es aber keine Längen. Man muss sich nur erst etwas an den Stil von Herta Müller gewöhnen. Dann erwartet einen sehr bewegendes Leseerlebnis.

    Inhalt: Zwanzig Jahre lang war Arn Magnusson als Tempelritter im Heiligen Land und ebenso lange war er von seiner Familie in Götaland und seiner Geliebten Cecilia getrennt. Nun ist er endlich heimgekehrt, um sich mit seiner Geliebten zu vermählen. Doch das Glück des Paares ist nur von kurzer Dauer, als der erbitterte Streit um die Krone Götaland in einen verhängnisvollen Krieg stürzt.


    Meine Meinung: Meiner Meinung nach ist “Rückkehr“ leider der bisher mit Abstand schwächste Teil der Kreuzritter-Reihe. Der Krieg zwischen den königlichen Geschlechtern wird auf nur wenigen Seiten abgehandelt und auch die Liebesgeschichte zwischen Arn und Cecilia kommt irgendwie nicht richtig in Fahrt. Von Romantik scheint Guillou jedenfalls nicht allzu viel zu verstehen, was er im Übrigen auch schon in den ersten Beiden Bänden bewiesen hat. Dafür kennt er sich mit den politischen Verhältnissen dieser Zeit bestens aus. Diese sind im Grunde genommen auch ganz interessant. Allerdings wird das Ganze so unspektakulär erzählt, dass einem die Lust am Lesen relativ schnell vergeht. Hinzu kommt, dass man es irgendwie kaum glauben kann, dass Arn fast im Alleingang die Gründung des neuen schwedischen Reiches organisiert, nur weil im Heiligen Land, wo er die letzten zwanzig Jahre seines Lebens verbracht hat, scheinbar alles besser ist, als in seinem Heimatland.
    Der Grund warum ich dem Buch trotzdem drei Sterne gegeben habe ist in erster Linie auf mein grosses Interesse an den Tempelrittern, dem Mittelalter allgemein und der Skandinavischen Geschichte zurückzuführen. Wer mit all diesen Dingen nichts anfangen kann, darf getrost noch einen oder sogar zwei Sterne abziehen.


    Fazit: Obwohl ich den dritten Teil der Kreuzritter-Reihe nicht so berauschend fand, werde ich mir wohl auch noch den vierten und letzten Band zu Gemüte führen, der für das Frühjahr 2010 angekündigt ist. Wer sich schon für die ersten beiden Teile nicht erwärmen konnte, braucht “Rückkehr“ hingegen gar nicht erst zu lesen. Schliesslich gibt es derzeit genügend spannendere Alternativen über die sagend umwobenen Tempelritter auf dem Markt.


    Meine Wertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    gaensebluemche: Ich habe ca. einen Monat gebraucht, um es zu lesen. Durchschnittlich habe ich so 20-25 Seiten pro Stunde geschafft, da ich öfters gewisse Passagen mehrmals lesen musste, um sie wirklich zu verstehe. Die grösste Schwierigkeit sind allerdings die elend langen Sätze, welche sich teilweise über eine halbe Seite erstrecken, was anfangs doch etwas gewöhnungsbedürftig war. Genauso wie die vielen (rund 400) Fussnoten, welche etwa 200 Seiten des Buches einnehmen. Man muss also immer wieder hin und her blättern, was dank zwei Lesebändchen aber sehr gut funktioniert.
    Es ist also wirklich ein etwas anderes und teilweise echt anstrengendes Leseerlebnis. Aber glaub mir, es lohnt sich! ;)


    taliesin: Freut mich, dass ich dich für das Buch begeistern konnte. Bin auf deinen Eindruck schon sehr gespannt. :)

    Habe wie angekündigt soeben mein bisher dickstes Buch, Unendlicher Spass von David Foster Wallace beendet. Wie ich herausgefunden habe hat der Roman allerdings "nur" 1547 und nicht 1648 Seiten, wie fälschlicherweise auf Amazon zu lesen ist.


    Für all diejenigen welche es interessiert: Hier geht es zur Rezension des Buches. :wink:

    „Wenn Sie nach einem Monat Lektüre aus diesen Seiten heraustreten, sind Sie ein besserer Mensch. Es ist verrückt, aber auch schwer zu leugnen. Ihr Verstand ist gestärkt, weil er einen Monat lang trainiert wurde, und was noch wichtiger ist, Ihr Herz ist praller.“ Diese schöne Aussage stammt von Dave Eggers aus dem Vorwort 2006 und stimmt, wenn auch nur teilweise. Denn ein besserer Mensch wird man durch das Lesen dieses Buches sicherlich nicht. Dafür erweitert es den eigenen Wortschatz ungemein und lässt einen die heutige Konsumgesellschaft etwas kritischer betrachten.


    Inhalt: Doch fangen wir ganz von vorne an. Um was geht es in dem rund 1550 Seiten starken Roman den eigentlich? Die überbordende Handlung spielt in naher Zukunft in einem Amerika, das mit Kanada und Mexiko die Organisation der nordamerikanischen Nationen bildet und von radikalen Separatisten in Kanada bekämpft wird. Zu den diversen Protagonisten zählen unter anderem der begabte Hal Incadenza, welcher an der Enfield Tennis Academy kurz E.T.A., studiert, sein verstorbener Vater James, der einen Film gedreht hat, welcher so unterhaltsam ist, dass man sich von ihm nicht mehr abwenden kann und deshalb verdursten und verhungern, sowie Ex-Junkie Don Gately, der als Betreuer in der Drogen-Entzugsanstalt Ennet House tätig ist. Sie, genauso wie viele andere Figuren in Unendlicher Spass, sind bzw. waren auf irgendeine Weise süchtig. Sei es nun nach Drogen, Erfolg oder eben Unterhaltung.


    Meine Meinung: Obwohl es in dem Roman viel um Sucht und andere ernste Themen wie den Tod, Misshandlungen, Gewalt etc. geht, hat man des Öfteren etwas zu lachen. Denn immer wieder gibt es sehr unterhaltsame Passagen, die vor Ironie und Gesellschaftskritik nur so strotzen. Hinzu kommt die schier unglaubliche sprachliche Kreativität von DFW, welche der Übersetzer, Ulrich Blumenbach, meiner Meinung nach wirklich sehr gut ins Deutsche übertragen hat. Hut ab dafür! Nicht zuletzt ihm habe ich es zu verdanken, dass ich nun doch noch in den Genuss dieses Meisterwerks der amerikanischen Literatur gekommen bin. Allerdings ist es auch auf Deutsch fast unmöglich alles zu verstehen. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen. Genauso wenig wie vom schier unendlichen Umfang des Buches. Ansonsten verpasst man womöglich noch eines der, wenn nicht sogar das literarische Ereignis dieses Jahres.


    Meine Wertung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Hallo Coldblood.
    habe zwar schon mal von D.F.Wallace gehört, aber nie etwas von ihm gelesen. Lohnen sich die 1648 Seiten?


    :study: Schluss mit cool - T.C. Boyle

    Ich bin jetzt etwa auf Seite 900 angelangt und es hat sich bis jetzt auf alle Fälle gelohnt. Definitiv eines der besten Bücher, welche ich je gelesen habe. Auch wenn es wirklich nicht einfach zu lesen ist und sehr viel Konzentration und Durchhaltewillen benötigt.
    Sobald ich das Buch ferig gelesen habe, werde ich auf alle Fälle noch eine ausführliche Rezension darüber schreiben. Mitte nächster Woche sollte es soweit sein. ;)