Beiträge von Ralf

    OMG Und meine Frau hat angedroht, sich das Buch zu kaufen. Dann werde ich es bestimmt auch lesen und die Mechanismen, die die Stephenie Meyer benutzt, mit denen vergleichen, die im Buch "Deutscher Kitsch" von Walther Killy beschrieben werden. Das wird mir bestimmt viel Spaß machen, dieses Jugendbuch zu verreißen. :twisted:

    Im Gegensatz zum kitschigen Musical, welches heute nichts anderes mehr ist als der profane Ersatz für die frühere Operette, verzichtet Stevenson weitestgehend auf den kitschigen Schmus. Natürlich ist die Geschichte romantisch, doch an und für sich wollte Stavenson nur deutlich machen, dass es eben mind. zwei Seelen in einer Brust gibt. Gut und Böse. Denn jeder hat eine "dunkle" und eine "helle" Seite an sich.

    Stewart O`Nan wurde 1961 in Pittsburgh geboren. Er arbeitete
    einige Jahre als Flugingenieur, studierte dann Literaturwissenschaft und lebt
    heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Connecticut. Für sein Erstlingswerk
    „Engel im Schnee“ bekam er 1993 den William-Faulkner-Preis.



    „Alle, alle lieben dich“ ist ein Buch über ein Verschwinden.
    Das Verschwinden einer jungen Frau und wie ihre Umwelt darauf reagiert. Das
    junge Mädchen, sie heißt Kim(berly) und ist bei ihrem Verschwinden 18 Jahre
    alt, wohnt noch zuhause bei ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester. Sie
    verlebt ihren letzten Sommer vor dem College und wohnt in einem behüteten
    Elternhaus mit den alltäglichen und nicht besonders hervorzuhebenden Problemen.
    Sie fährt ihr eigenes Auto, welches sie von der Großmutter geerbt hat, hat
    Freunde, raucht ab und zu „Gras“ und benimmt sich ansonsten so, wie man es von
    einem Teenager „erwartet“.


    Doch mit einemmal ist sie weg. Sie will von zuhause aus noch
    Freunde besuchen, danach zu ihrem Job an einem Drugstore, doch dort kommt sie
    niemals an. Wo ist Kim? Mit dieser Frage beschäftigen sich binnen Kurzem nicht
    nur die Eltern, sondern auch die Polizei. Doch diese wiegeln ab. Kim ist
    erwachsen, sie könnte „ausgerissen“ sein. Doch die Eltern wollen davon nichts
    wissen. Sie vermuten ein Verbrechen oder Unfall. Die Polizei, vertreten durch
    den Sheriff des Countys, nimmt widerstrebend die Ermittlungen auf. Wertvolle
    Zeit vergeht.


    Doch Kim wird nicht gefunden. Die Polizei befragt die ganzen
    Verwandten, Bekannten und Freunde und es gibt eine Menge Spuren, die jedoch im
    Sande verlaufen, weil fast jeder der Freunde und Nachbarn irgendwie etwas zu
    verstecken und zu verheimlichen hat. Die Eltern sind mittlerweile verzweifelt
    und trauen auch der Polizei nicht mehr. Sie werden selbst aktiv. Sie rufen zu
    Suchaktionen auf, sie mobilisieren die Nachbarschaft, den Ort, den Kreis, das
    Land. Sie sammeln Sponsorengelder und investieren in die Suche nach ihrer
    Tochter. Doch vergeblich. Das Ende will ich aus dem Klappentext zitieren:
    „Subtil und einfühlsam erzählt bis hin zu einem erlösenden und zugleich
    schrecklichen Finale.“ Zitat Ende.


    Warum ich das Buch so gut finde?


    Ganz einfach. Stewart O`Nan erzählt so plastisch und
    deutlich, wie man sich fühlen muss, wenn ein geliebter Mensch auf einmal so
    verschwindet. Man ist in diesem Buch sehr nah an den Eltern dran, ja man kann
    schon fast die Gedanken der entsprechenden Person mitfühlen. Die Hoffnungen,
    die Bemühungen, die Argumente, die sie den Polizisten vorbringen und den
    Widerstand, den sie dort spüren. Wie kann man sich da fühlen? Stewart O`Nan
    lässt einen teilhaben. Ganz und gar.


    Schüler bei mir an der Schule erzählten von einem
    Biologie-Exkurs, dass sie an einem literarischen Versuch Empathie üben und
    bewusst machen sollten. Ich habe diesen Versuch hier an diesem kleinen Stück
    Literatur an mir selbst ausprobiert und ich übertreibe nicht, wenn ich sage,
    dass ich erschreckt, erstaunt und zugleich positiv überrascht war, so rabiat in
    einen Strudel von Emotionen gezogen zu werden.


    Wer ein wenig Zeit hat, vielleicht auch an einem solchen
    oder ähnlichen Experiment teilzunehmen, sollte sich das Buch holen und es
    einfach mal ausprobieren. Er/Sie wird es nicht bereuen.


    LG Ralf

    Liebste Bonprix
    Mit dem Verschieben meines Beitrags bin ich sehr zufrieden. Dank dafür. Und dank für das Lob. :uups: Ich werde mich gern weiter bemühen, Rezensionen zu verfassen. Die nächste habe ich schon ins Auge gefasst. :winken:

    Wirbelwind
    Ich hatte auch das Gefühl, dass es evt. bei Historischem stehen müsste, oder doch bei Klassiker, weil es ja einige Klassiker imitiert? Ich war mir einfach nicht ganz sicher. Vllt. wird es ja noch in ein besser passenderes Forum verschoben?
    @Yael
    Natürlich darfst du fragen: Es war "Ricochet Teil I und II" von Tangerine Dream.

    Charles Palliser studierte in Oxford und lehrt heute
    Literatur des 20. Jahrhunderts an der schottischen Universität Strathclyde. Er
    arbeitete zwölf Jahre an der Recherche und dem Niederschreiben seines
    Erstlingswerkes Quincunx.


    Wer finstere Winkel, finstere Typen, aufrechte Kerle und
    hinterhältige Schurken, eine zarte Liebesgeschichte, Verrat, Mord und
    Totschlag, Geheimniskrämerei und Puzzle liebt, kommt hier voll auf seine
    Kosten. Ich sage es gleich vorweg: Meine Ausgabe hat knapp tausend Seiten und mir
    ist, ehrlich gesagt, keine einzige langweilig geworden. Diese Geschichte liest
    sich wie ein ICE in voller Fahrt. Sie ist nur sehr schwer zu bremsen,
    atemberaubend, bildgewaltig, furios.


    Zuerst einmal möchte ich den Titel erklären: Es gibt fünf
    Familien, die in verschiedenen Generationen miteinander verknüpft sind. Diese
    Familien haben alle unterschiedliche Wappen, die sich aber doch alle ähneln. Die
    Anordnung einer fünf auf einem Würfel nennt man Quincunx. Und so sind die Rosen
    in den verschiedenen Wappen angeordnet. Eine präzisere Beschreibung lasse ich
    jetzt weg. Das darf sich der interessierte Leser selbst erschließen.


    Im ersten Kapitel werden wir Zeuge eines Gesprächs zwischen
    Herrn Recht und Herrn Billig. Das sind natürlich nicht ihre richtigen Namen und
    es verwirrt ein wenig, weil man von der Geschichte so ja noch nichts weiß.
    Davon soll man sich nicht aus dem Takt bringen lassen. Im zweiten Kapitel
    treffen wir dann auf den Protagonisten John. Er ist ca. elf Jahre alt und seine
    Herkunft liegt im Dunkeln. Seine Mutter spricht nicht mit ihm darüber. Sie
    leben im mittleren England Mitte des 19. Jahrhunderts und John weiß nicht, dass
    seine Mutter an und für sich mit ihm inkognito und versteckt lebt. Doch sie
    werden entdeckt. Irgendjemand hat Interesse daran, sie aufzuscheuchen.
    Gleichzeitig investiert Johns Mutter das spärliche Vermögen in Haus- und
    Grundstückanteile in London. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich erzähle, dass
    sie alles verliert. Doch nicht nur das, ihr betrügerischer Anwalt stürzt sie noch
    in hohe Schulden. Doch das weiß sie zu dem Zeitpunkt noch nicht. Mittellos und
    des Versteckes beraubt, reisen sie nach London. In London angekommen trifft es
    sie knüppeldicke. Die Schulden drücken und der Gerichtsvollzieher ist hinter
    ihr her. Doch John ist inoffizieller Erbe eines riesigen Vermögens, doch sie
    traut sich nicht, ihr Recht einzufordern. Außerdem weiß sie, dass das Testament
    versteckt wird. Nun beginnt eine beispiellose Hetzjagd mit Hinweisen und
    Verschleierungen. Ich will offen sein und sagen, dass die Mutter die erste
    Hälfte der Geschichte nicht überlebt. Mehr Details verrate ich aber jetzt
    nicht. Der Junge ist mittlerweile alt genug, die Tagebuchaufzeichnungen seiner
    Mutter zu lesen. Das erhellt so einiges. Er verbündet sich mit Freund und Feind
    und kommt dem Testament sukzessive näher. Dabei durchstreift er ganz London.
    Von der Oberschicht ins Irrenhaus, von der Erziehungsanstalt, in die er
    entführt wird und die sich als Tötungsmaschine entpuppt, bis in die Londoner
    Kanalisation. Er schmiedet Bündnisse mit seinen Feinden, verliert Freunde und
    gewinnt neue hinzu.
    Wird er am Ende gewinnen?
    Wenn ja, wie?
    Wenn nein, warum nicht?
    Gewinnt er die Liebe seines Lebens?
    Ich darf verraten, dass sie Henrietta heißt.


    Mein Fazit:


    Ein begeisterndes und verschlingenswertes Buch, atemlose
    Hetze wird mit unglaublichen Schilderungen der damaligen Lebensverhältnisse
    gepaart. Hinzu kommt, dass die Erlebnisse des John komplett in der ersten
    Person Singular geschrieben sind. Die Ich-Form lässt keine Distanz zum
    Protagonisten aufkeimen. Man bleibt immer mittendrin und wer über ein bisschen
    Empathie verfügt, „stürzt“ regelrecht in das Buch hinein.


    Charles Dickens’ Oliver Twist mag an vielen Stellen ein
    wenig als Vorlage gedient haben. Auch Motive des Arthur Conan Doyle-Vorgängers
    Wilkie Collins sind zum Teil zu finden. Es gibt bestimmt noch viel mehr
    Anspielungen auf literarische Größen, die ich gar nicht alle aufzählen kann.


    Zum Schluss will ich noch erzählen, dass ich beim ersten Mal
    lesen eine CD hörte, ein ganz bestimmtes Lied. Und weil ich so mit Lesen
    beschäftigt war, legte ich keine neue CD ein, wenn sie fertig gespielt war. Ich
    drückte immer nur auf wiederholen. Daher prägte sich die Musik zusammen mit dem
    Buch ein. Heute sind beide Dinge für mich untrennbar miteinander verbunden.


    Meine Ausgabe hat ein ausführliches Namenverzeichnis,
    detaillierte Karten aus dem London des 19. Jahrhunderts und einen detaillierten
    Familienstammbaum, damit man „endlos“ schmökern kann.


    Ich habe das Buch im Laufe der Jahre bestimmt drei oder vier
    Mal gelesen und habe immer wieder Neues entdeckt und viele kleine Geheimnisse
    entschlüsselt. Ein Buch für seeeehr laaaange Winterabende.


    LG Ralf.

    Dann gehöre ich anscheinend nicht zu den Genre-Liebhabern, denn ich bin mit den Meisten hier einer Meinung, dass dieses Buch der absolute Fehlgriff ist. Wie sehr ist doch Quincunx ein Glücksgriff gewesen. Gibt es zu diesem Buch eigentlich noch keine Rezension?

    Als ich "Quincunx" von Charles Palliser las, bekam ich eine DoppelCD von Tangerine Dream herein. Ich fackelte nicht lange und hörte die CD immer wieder rauf und runter, während ich das Buch las. Wer das Buch kennt, weiß, dass es knapp tausend Seiten hat und unwahrscheinlich rätselhaft und spannend ist. Und seitdem ist das Buch mit der Musik verknüpft. Das fand ich fantastisch. Bei Büchern, bei denen ich mich mehr konzentrieren muss, ist das "nebenbei" Musik hören allerdings störend. Da mache ich das Radio aus und den Fernseher sowieso.

    Die Rezension erinnert mich so ein wenig an das Buch "Gesichter" von Tove Ditlevsen. Dort schildert sie ihre eigene Einweisung in eine Entgiftungsklinik und danach die Überstellung in eine Psychiatrie nachdem sie einen Suizidversuch begang. Auch Tove Ditlevsen schildert in ihrem Buch den Horror in einer geschlossenen Klinik. Da ich "Gesichter" schon mehrfach gelesen und auch aus dem dänischen ins Deutsche übersetzt habe, kenne ich den Text sehr genau. Nun werde ich mir auch diesen Erfahrungsbericht einmal antun. Vergleichen lassen sich diese Bücher sicherlich nicht. Dank an dich. Tom.


    LG Ralf


    Ich bin mal so frei und stelle den Link mit rein:


    "Gesichter" von Tove Ditlevsen

    jap, und wie. Die Bücherei war mein zweites zuhause. Ich las alles, was mir in die Quere kam. Und das war sehr viel. Ich will nicht behaupten, dass ich immer alles verstanden hatte. Wohl kaum. Und wenn ich daran denke, dass ich auch Konsalik las und die Gespenster-Krimi-Reihe vom Bastei-Verlag, könnte mir heute noch schlecht werden. Aber bei solchen Büchern wie "Die Schatzinsel" von R.L. Stevenson war ich natürlich hin und weg.

    Hmm, uff, wenn ich nie auf Kritiken anderer "hören" darf und mir immer selbst ein Bild von dem jeweiligen Buch machen müsste, dann hätte ich eine nicht zu bewältigende Flut von Büchern zu lesen. Dann müsste mein Tag nicht 24 Stunden, sondern mind. 48 Stunden haben. Natürlich kann das Buch auch noch andere Aspekte haben, die ich jetzt nicht berücksichtigt habe, doch alles in allem denke ich mal, dass ich mir das Buch nicht kaufen werde. Dafür ist mir meine Zeit zu kostbar.

    Nun war ich gerad mal ein wenig neugierig und dachte mir, da könnte ich auch mal bei AMazon gucken, ob die sich auch alle so positiv überschlagen. Ja, fast alle. Nur einer nicht. Und der sprach davon, dass Hitler die Stadt Leningrad als "Stadt der Diebe" bezeichnet haben soll. Wenn das stimmt, dann ist dieser Titel ja nachträglich noch einmal eine Beleidigung derer, die dort lebten. Außerdem schreibt der negativ-Kritiker, dass das Buch schlampig recherchiert sei und selbst die Aufgabe die Eier für die Hochzeitstorte zu besorgen, völliger Schwachsinn sei. Denn die Leute, die diesen Auftrag gaben, saßen doch an den Quellen und hatten jederzeit Zugriff auf alles, was noch zu haben war. Somit wäre der ganze Plot für'n Hintern. Außerdem gibt es Verfolgungen, so schreibt der Negativ-Kritiker weiter, die völlig unsinnig sind, denn anscheinend verflüchtigen sich die Eierdiebe, obwohl sie auf dem Schnee deutliche Spuren hinterlassen müssen. Außerdem haben die beiden Protagonisten auch noch in einem Bordell Sex, in dem sich eigentlich nur deutsche Offiziere aufhalten. Dabei ist der eine der beiden Protagonisten Jude. Alles in allem kann es natürlich doch sein, dass die Geschichte unter'm Strich gut ist. Aber denn doch wohl nur für die Sparte Fantasy.

    Nun habe ich mir nicht die Mühe gemacht, alle Beiträge zu dieser Frage zu lesen, doch ich möchte trotzdem meinen Senf dazugeben. Es wurde schon so oft behauptet, dass das Buch als Medium tot sei. I-Net, tragbare Computer als E-Book, Fernsehen und Video-Spiele sollen die Totengräber des Buches sein. Und wie sieht es in der Realität aus? Seit Jahren haben die Buchhändler wachsende Verkaufszahlen zu verbuchen. Ein regelrechter Ansturm auf das Buch läuft schon seit Jahren. Und da soll es am Sterben sein? Das verstehe ich nicht. Und ich kann auch nicht nachvollziehen, dass es Leute gibt, die ein elektronisches Buch mit ins Bett nehmen. Überhaupt PC und Fernseher würde ich niemals mit ins Bett nehmen, ein Buch schon. Die Seiten eines Buches sind immer flimmerfrei, im Gegensatz zu diesen ganzen mehr oder weniger tollen Monitoren.

    Shalom Auslander ist in der jüdisch-orthodoxen Gemeinde in
    New York aufgewachsen. Bisher von ihm erschienen ist der Kurzgeschichtenband
    „Vorsicht, bissiger Gott“ und nun die Erinnerungen „Eine Vorhaut klagt an“


    Shalom Auslander schreibt von seiner Kindheit in einer
    ultra-orthodoxen Gemeinde in New York. Er beschreibt ausführlich die
    Repressalien seiner Glaubensmitglieder. Das geht schon beim Essen los. Es gibt
    mehr als siebzig Regeln dafür, was man zu welcher Zeit essen darf und was
    nicht. Auch die Sabbat-Regeln sind peinlich genau einzuhalten. Bei
    Nichteinhaltung der entsprechenden Regeln bestraft Gott entweder sofort oder in
    einer späteren Existenz im Himmel oder in der Hölle. Shaloms Leben wird geprägt
    von Schuld, schlechtem Gewissen und Reue. Er probiert das Leben aus, doch
    Pornohefte, Fast Food und Drogen können ihn nicht von seinem schlechten
    Gewissen heilen. Auch sein späterer Psychotherapeut kann ihm kaum helfen. Auf
    die Frage seines Therapeuten, ob er denn wirklich glaube, dass Gott ihn ständig
    beobachte und strafen wolle, sagt Shalom, dass er das nicht glaubt, sondern
    dass er es weiß. Shaloms Frau kommt am Ende des Buches zu einem vernichtenden
    Fazit: Sie meint, dass theologischer Missbrauch wesentlich schwerer wiegt als
    jeder körperliche Missbrauch.


    Mein Fazit:


    Dieses Buch ist als Satire angelegt und soll auf lustige
    Weise den Wahnsinn von Dogmen extremistischen Glaubens veranschaulichen. Zuerst
    habe ich auch viel gelacht, doch je weiter ich in dem Buch fortschritt, desto
    kleinlauter wurde mein Lachen. Bei der Behauptung, dass theologischer
    Missbrauch am schwersten wiegt, war es mit meiner Kicherei zu Ende. Ich
    überlege, ob ich mit diesem Wissen das Buch noch ein weiteres Mal lesen will. Doch
    dann weiß ich, dass ich wahrscheinlich bei den einen oder anderen Stellen
    weinen und nicht lachen werde, und bin glücklich, dass ich all diesen Horror
    nicht am eigenen Leib erleben musste.


    LG Ralf.

    Ich fand das Buch auch nicht wirklich gut. Und die Statementschreiberin über mir ist wohl einem alten und doch immer wieder sehr wirksamen Werbetrick hereingefallen. Ich würde jede Wette eingehen, dass Frank McCourt dieses Buch nie gelesen hat. Und wenn doch, dann bestimmt nicht so darauf reagiert.

    Ich habe das Buch ja auch gelesen und ich habe mich gefragt, warum reden die Familienmitglieder bei dem Treffen nicht miteinander darüber? Sie reden zwar, aber nur Banalitäten. Warum kommen die Dinge, die wirklich wichtig waren und sind, nicht zur Sprache? Anne Enright beantwortet diese Frage ja sogar. Sie lässt die Protagonistin sagen, dass das Miteinander reden ja eh nichts mehr ändern würde. Würde es das tatsächlich nicht? Jeder Verhaltenstherapeut würde sich bei einer solchen Argumentation mit Grausen abwenden. Weil der genau weiß, dass das falsch ist. Anne Enright hat ein fantastisches Buch und ein Plädoyer für die Psychotherapie geschrieben.