Beiträge von Ralf

    Tove Ditlevsen war eine dänische Schriftstellerin, die von 1917 bis 1976 gelebt hat.
    Worum geht es? Es geht um eine Schriftstellerin, die sich mit einer Menge Selbstzweifel und Depressionen herumschlägt. Unschwer ist zu erkennen, dass die Hauptperson in diesem "Roman" die Schriftstellerin selbst ist.
    Ihr Mann betrügt sie und prahlt auch noch vor ihr damit herum. Die Haushälterin hintergeht sie, macht gemeinsame Sache mit dem Ehemann und verführt nebenbei auch noch den fast erwachsenen Sohn. Die Hauptperson rutscht in eine Psychose ab, hört Stimmen, die aus dem Abfluss kommen und gerät in Verfolgungswahn. In diesem Durcheinander entdeckt sie ein Komplott der Haushälterin und ihres Ehemannes. Aus Wut, Verzweiflung und auch aus versuchter Rache, begeht sie einen Selbstmordversuch. Dieser scheitert. Sie wird in die Entgiftungsklinik eingeliefert und dort gerettet. Doch damit beginnt eigentlich das Martyrium. Sie wird in die geschlossene Abteilung einer Nervenklinik verlegt. Dort wird sie Opfer der rigiden Behandlungsweise, die damals, in den sechziger Jahren, vorherrschte. Sie bringt alle Gesichter durcheinander, sieht Menschen, die gar nicht da sind. Auch die Stimmen aus dem Abfluss tauchen wieder auf. In ihren psychotischen Schüben geht alles drunter und drüber, doch sie wird von den Ärzten und dem Pflegepersonal in einer Einzelzelle allein gelassen. Diese Einzelzelle ist an und für sich nichts anderes als ein Waschraum.
    An dieser Stelle möchte ich nicht weiter erzählen, da sonst das Selbst-entdecken des Buches verloren gehen könnte.
    Warum ich das Buch gut finde? Es zeigt einem schonungslos die innere Welt eines psychotischen Menschen, es hat keine Distanz, weil man durch die Erzählweise direkt mit der Patientin verbunden wird. Schonungslos, offen, direkt, man kann nur hoffen, dass man selbst so etwas oder so etwas Ähnliches niemals erleben muss. Aber das Lesen kann ich nur empfehlen. Gruß, Ralf :D

    Ja klar, warum sollte ich nicht? Die Handlung der versch. Romane bringe ich nicht durcheinander. Wenn ich im Fernsehen einen Mehrteiler gucken möchte, der sich über mehrere Wochen erstreckt, kann ich doch zwischendurch auch andere Sendungen gucken, ohne dass ich alles durcheinanderwerfe. Also alles ganz einfach. Immer alles zu mir, was mich interessiert. Natürlich kann es auch mal passieren, dass mal eines auf der Strecke bleibt. Dann hat es sich aber wahrscheinlich auch nicht wirklich gelohnt. :D

    Fontane ist nicht ganz einfach. Bei ihm muss man gerne mal zwischen den Zeilen lesen. Wenn du einen guten Einstieg bei Fontane möchtest, solltest du dich mal an "Effi Briest" herantrauen. Aber wie gesagt, Fontane ist nicht ganz einfach und auch nicht unbedingt als Urlaubsliteratur zu empfehlen. Aber wenn man sich auf den Ton Fontanes einlassen kann und will und einem die Langatmigkeit auch nicht auf den Keks geht, wird man bald merken, wie toll er eigentlich ist. Also, nur Mut und traue dich einfach mal an Effi heran. Gruß, Ralf

    Jens Rehn, 1918 in Flensburg geboren, war im II Weltkrieg U-Boot-Offizier. Er starb 1983 in Berlin.


    Sein Buch „Nichts in Sicht“ handelt von zwei Männern, einem amerikanischen Bomberpiloten und einem deutschen U-Boot-Matrosen, die mitten im Mittelatlantik auf einem Rettungsboot dümpeln. Der Amerikaner ist schwer verletzt und sein Todeskampf dauert cirka drei Tage. Diese Agonie wird mit hoher Präzision beschrieben.
    Auch sein unfreiwilliger Leidensgenosse kommt nicht davon. Rettung naht nicht, denn es ist „Nichts in Sicht“. Der Deutsche weiß nicht, was er mit der Leiche anfangen soll, da entschließt er sich, sie über Bord zu werfen. Doch das Rettungsboot dümpelt nur, es gibt keine Strömung und die Leiche scheint ihn zu verfolgen.
    Er erinnert sich an seine Liebste und untersucht zwischendurch die Brieftasche des Amerikaners, die er ihm, bevor er die Leiche über Bord warf, abnahm. Auch der Amerikaner hatte eine Liebste. Er vergleicht die beiden Mädels miteinander. In seinem Fieberwahn, er hat nichts mehr zu essen und zu trinken an Bord, steigt die Leiche des Amerikaners wieder an Bord. Das ist natürlich nur ein Alptraum.
    Ab und zu wirft der Deutsche einen Blick auf die Kimm, doch es ist immer noch „Nichts in Sicht“.
    Was daraufhin beschrieben wird, habe ich in der Literatur noch nie entdecken und lesen können. Minutiös wird der Todeskampf des Deutschen beschrieben.
    Dieses Buch ist meines Erachtens nichts für schwache Nerven. Wer sich gerne an Stephen Kings fiktionaler Welt laben mag, wird hier erst richtig schockiert. Denn dies ist bestimmt irgendwo mal so oder so ähnlich geschehen.
    Auszug aus dem Klappentext: „Die Dünung war vollständig eingeschlafen. Die Sonne brannte auf die reglose See. Über dem Horizont lag leichter Dunst. Der Einarmige beobachtete unablässig die Kimm. Der Andere schlief. Es war nichts in Sicht.“ – So beginnt eines der beeindruckendsten Bücher über den Krieg und dessen letzte Konsequenz: Das Sterben in großer Einsamkeit.


    Nicht nur schockiert, sondern auch fasziniert habe ich dieses Buch gelesen, welches meiner Ansicht nach keinem Interessierten verborgen bleiben sollte.


    Mit der Hoffnung bei einigen Lesern Interesse an diesem Buch geweckt zu haben, verbleibe ich mit Grüßen, Ralf.

    Hier möchte ich nur einmal ganz kurz wiedergeben, was mir mit einer ehemaligen Nachbarin passierte:
    Ich schenkte ihr das Buch vor ein paar Jahren zu Weihnachten und sie sagte, dass sie es gerne würde lesen wollen. Dann verging Zeit, einiges an Zeit. Nach einem halben Jahr fragte ich mal nach, wie ihr das Buch gefalle, und sie sagte, dass sie nach den ersten zwanzig Seiten "keinen Bock" mehr gehabt, und es wieder weggelegt hatte. Ich war ein wenig enttäuscht, ließ mir aber nichts anmerken. Nach einem weiteren halben Jahr kamen wir wieder darauf zu sprechen und sie sagte, dass ich das Buch wiederhaben könne, wenn ich es möchte, sie hätte immer noch nicht richtig angefangen. Ich sagte OK. 14 Tage später sprach sie mich auf der Straße an und rüttelte mich an der Schulter. Sie schüttelte richtig und rief laut: "Wie kannst du mir nur ein so tolles Buch geben und dann nicht sagen, dass es so toll ist?" Sie war richtig aus dem Häuschen. Sie erzählte mir dann noch, dass sie das Buch, immerhin sind es, denke ich mal, etwas mehr als 700 Seiten, in fast einem "Rutsch" durchgelesen hatte. Zwei Tage und zwei Nächte lang. Nun hat sie das Buch doch behalten und fragt mich immer wieder gern, ob ich nicht mal ein gutes Buch für sie wüsste. :wink:
    Liebe Grüße von Ralf

    Oops, Wo bin ich denn hier gelandet? So viele negative Stimmen zu diesem Schelmenroman. Es steht doch schon im Klappentext, dass Baudolino ein Lügner ist. Er "weissagt" Dinge, die sich dann später als korrekt erweisen. Nicht, weil er es gesagt hat, sondern weil es eben so kam. Die Suche nach dem Johannes gab es oft und immer wieder. Ich weiß nicht, wie man dieses wundervolle Buch nicht mögen kann. Ebenfalls die "bekloppte" Art und Weise, wie man mit Reliquien umgeht, wird hier herrlich parodiert. Auch der Verrat an Friedrich, der am Ende gar kein Verrat war, und sein komisch anmutender Tod. So herrlich konstruiert. Ich liebe Baudolino und würde jedem empfehlen, es noch einmal zu versuchen. Es lohnt sich. :study: