Beiträge von buecherwand13

    Wer ist die Liebe und wer ist Marie? Was ist Realität, was Phantasie?

    Ein Anrufer bei einer Sexhotline, der so gar nicht in das übliche Schema zu passen scheint? „Ich bin Yvonne und ich werde mich jetzt um dich kümmern“, so leitet die Stimme am anderen Ende der Telefonleitung das Gespräch ein. Doch anstatt dass sich beide Gesprächspartner anonym bleiben und das Gespräch mit der Befriedigung der männlichen Bedürfnisse endet, werden hier auch persönliche Informationen ausgetauscht. Das Gespräch endet, ohne dass es zum Höhepunkt kommt. Doch im Laufe der Geschichte bzw. der einen Nacht, ruft der Mann immer wieder an und die aus verschiedensten Gründen getrennten Gesprächsfäden werden immer wieder aufgenommen. Dabei versuchen sich Mann und Frau gegenseitig kennenzulernen, fragen den anderen, erzählen von sich. Doch was ist Wahrheit, was Phantasie? Und was hat es mit der geheimnisvollen Marie auf sich, in die der Mann sich verliebt hat und die ihm – angeblich – die Nummer dieser Sexhotline gegeben hat?

    Eine Liebesgeschichte als Dialog zwischen Anbieterin und Anrufer einer Sexhotline zu erzählen, ist auf jeden Fall eine außergewöhnliche Idee, die mich von Anfang an neugierig gemacht hat. Auch wenn sich die Informationen der Gesprächspartner immer wieder als (möglicherweise) unwahr herausgestellt haben, so blieb doch bis zum Ende die spannende Frage: Was ist Realität und was Phantasie, die mich das Buch bis zum überraschenden Ende in einem Rutsch hat durchlesen lassen. Da es nicht allzu dick ist, ist dies auch problemlos möglich. Durch immer neue Wendungen und die beiläufige Berührung moralischer Fragen (z.B. Gibt man einen gefundenen Lottoschein zurück, der einen Millionengewinn enthält?) bleibt es bis zum Schluss spannend, auch wenn es durchgängig „nur“ aus dem Dialog der Protagonisten besteht.

    Eine angenehme, unterhaltsame Lektüre für alle, die sich auch gern mal auf etwas Ungewöhnlicheres einlassen.

    Meine Bewertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Endloses Geschmachte ohne wirkliche Handlung


    Auf einer Party trifft Caro, 35 und Single, auf einen Mann, der sie den ganzen Abend mit Blicken verfolgt. Als sie ins Gespräch kommen, behauptet er, sie von irgendwoher zu kennen. Auch Caro kommt er seltsam vertraut vor, obwohl sie keine Ahnung hat, wer es sein könnte. Ohne dass sie wissen, wer der andere ist, landen sie am Ende des Abends gemeinsam bei Caro im Bett. Bald klärt sich auch auf, woher sie sich kennen, doch mit dieser Erkenntnis ist nichts mehr so unbeschwert wie vorher. Obwohl beide sich stark zu dem anderen hingezogen fühlen, beschließen sie „nur befreundet“ zu sein. Für beide beginnt eine endlose Zeit der Sehnsucht nach dem anderen und des dennoch einander auf Distanz Haltens.

    Eigentlich hätte mich der Einstieg in das Buch schon abgeschreckt. Mehrere Seiten sehnsüchtige Berührungen, Vorspiel und Sex der Protagonisten, ohne dass man diese wirklich kennengelernt hat, finde ich nicht wirklich prickelnd. Der Rest des Buches lässt sich mit zwei Sätzen zusammenfassen: Ich fühle mich so toll bei ihm/ihr und habe solche Sehnsucht nach ihm/ihr, aber ich darf keine Beziehung zulassen. (Ich merke gerade, das war sogar nur ein Satz). Warum dies so ist und was sich daran im Laufe der Zeit ändert, wird nur in so homöopathischen Dosen erzählt, dass ich viele Seiten überblättert habe (immer noch dasselbe Geschmachte, das dem anderen gegenüber nicht zugegeben werden kann) und es mich am Ende auch nicht mehr wirklich interessiert hat. Ich habe mich beim Lesen selten so gelangweilt. Schade eigentlich für die wenigen Passagen, in denen Personen oder Situationen interessant beschrieben werden und doch ein wenig Handlung passiert.

    Vielleicht gibt es ja romantischere Mädels als mich, die gerne ein paar Stunden mit der ununterbrochen schmachtenden Sehnsucht zweier Protagonisten verbringen. Wer, so wie ich, auch bei seichter Literatur etwas mehr Handlung oder Entwicklung erwartet, für den ist das Buch eine absolute Enttäuschung.

    Meine Bewertung: 2/5 Sternen:bewertung1von5::bewertung1von5:

    Interessante Charaktere und spannende Handlung vor historischem Hintergrund

    Ilse wächst Anfang des 20. Jahrhunderts als Tochter eines Architekten in Thüringen auf und interessiert sich selbst zunehmend für Architektur. Doch kann sie ihren Traum von diesem Beruf verwirklichen, in einer Branche, die von Männern dominiert wird? Der zeitliche Schwenk in die 1950er Jahre zeigt, dass Ilse es trotz des Kriegs geschafft hat, Architektur zu studieren und sich für ein Großprojekt in Ost-Berlin, den Wiederaufbau der Stalinallee zu bewerben. Doch vor Ort nimmt ihr Vorsprechen eine ganz neue Wendung. Die Leser erfahren, dass sie sich nicht als Ilse, sondern als deren Schwester Marga beworben hat. Unerwartet wird die Situation vor allem dadurch, dass sie plötzlich vor deren Mann Helmut steht, der – wie seine Frau Marga – eigentlich in Russland bei einem Unfall ums Leben gekommen sein sollte. Ilse steht vor der Entscheidung, die Wahrheit auf den Tisch zu legen und damit ihren Traum von dem Entwurf eines ganz neuen Wohnviertels aufzugeben oder einen Deal mit Helmut einzugehen.

    Das Buch ist sehr gut geschrieben und recherchiert. Die Stalinallee und die Träume und Vorstellungen der Protagonisten sind so anschaulich beschrieben, dass ich als Leserin das Bedürfnis verspürte, dies mit der Realität abzugleichen und die jetzige Karl-Marx-Allee und das Café Sylvia in Berlin demnächst einmal vor Ort zu besuchen. Nur am Anfang tat ich mich etwas schwer, in die Handlung und die Charaktere hineinzukommen. Häufig werden vorangehende Ereignisse angedeutet und erst viel später erklärt. In meinen Augen unnötig und teilweise etwas nervig. Warum im ersten Teil des Buches die Handlung immer zwischen 1940 und 1950 hin- und hersprang blieb mir ebenso ein Rätsel und verwirrte mich zunehmend, so dass ich nach der Hälfte beschloss, zunächst den älteren Handlungsstrang und dann erst den jüngeren zu lesen. Dies machte das Nachvollziehen der Charaktere, ihrer Erlebnisse und Motive deutlich einfacher und tat m.E. der Spannung keinen Abbruch. Erleichtert stellte ich fest, dass der zweite Teil des Buches chronologisch aufgebaut und zu lesen war. Bis zum Ende blieb allerdings die Frage, warum am Anfang jedes Kapitels eine Kurzzusammenfassung des Inhalts steht. Auch diese habe ich nach drei Kapiteln einfach ignoriert, um mir nicht die Spannung beim Lesen zu nehmen.

    Mein Fazit: Interessante Charaktere in spannender, angenehm zu lesender Schreibweise vor gut recherchiertem historischem Hintergrund, was über die einzelnen für mich unverständlichen und überflüssigen Stilmittel hinwegsehen lässt.


    Meine Bewertung: 4/5 Sterne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Goldige Weihnachtsgeschichte aus ganz anderer Perspektive

    Die Schafe der Herde fühlen sich sicher, weil sie sich immer von ihren Hirten beschützt wissen. Fühlt sich ein Schaft nicht wohl, so kann es sich immer zu den Hirten ans Feuer flüchten und weiß, dass es dort getröstet wird. Doch eines Tags sehen die Schafe in der Nacht plötzlich grelle Lichter und komische Flugobjekte und ausgerechnet in dieser Nacht sind die Hirten verschwunden! Was sollen sie nun tun? Was bedeuten die Lichter und warum haben sie die Hirten gerade jetzt, wo sie sie so dringend bräuchten, verlassen? Die Schafe sind verwirrt und aufgeregt und machen sich auf eine abenteuerliche Reise, um den Ereignissen auf den Grund zu gehen.

    Das Hörbuch ist wirklich sehr hörenswert. Die verschiedenen Schafe sind sehr gut charakterisiert und werden vom Autor mit sehr passenden und individuellen Stimmen gesprochen. Dadurch wird die Geschichte mehr zu einem Hörspiel als zu einem reinen Hörbuch. Es entwickelt sich eine Geschichte, die durch die liebevolle und goldige Handlung, aber auch durch die tolle Vertonung nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene in ihren Bann zieht und mit den Schafen auf ihrer abenteuerlichen Reise mitfiebern lässt.

    Ein sehr schönes Hörbuch, das aus einer ganz eigenen Perspektive auch von Weihnachten, aber vor allem von Gemeinschaft und Zusammenhalt und dem individuellen Beitrag eines jeden Mitglieds handelt.

    Meine Wertung: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Nicht das, was ich erwartet hatte – eher im Stil eines Sophie Kinsella-Romans

    Die Autorin ist Ende 20 und auf der Suche nach einem Job, als sie zufällig an die Möglichkeit gerät, als Stenografin für Präsident Obama zu arbeiten. Welche Erlebnisse sie dabei in den nächsten fünf Jahren ihrer Arbeit für das Team von Obama hat, welche Freundschaften sie schließt sowie ihr Liebesleben sind Inhalt der nächsten 460 Seiten des Buches. Der Name Obama kommt dabei – gefühlt – ungefähr fünfmal vor, politische Gegebenheiten werden in wenigen Nebensätzen abgehakt. Primär berichtet das Buch ähnlich eines Tagebuchs davon, welche Orte Beck bereist, welche Erlebnisse sie dort an den Bars und im Flieger der Air-Force One hat und – last but not least – von ihrer Hin- und Hergerissenheit zwischen zwei Männern.

    Ich gebe zu, ich habe nur etwa ein Drittel des Buches – plus die letzten drei Kapitel – gelesen. Bereits nach 60 Seiten fing ich mich an zu fragen, ob denn irgendwann auch noch Obama, das politische Klima im Weißen Haus oder politische Ereignisse thematisiert würden. Ich begann mich zu langweilen, da sich die Darstellungen immer wieder um dieselben Themen drehten: „Liebe ich und bleibe ich bei Sam, wann meldet Jason sich wieder und für wen entscheide ich mich? Und: was habe ich als völlig unpolitisch Denkende und Uninteressierte graue Maus eigentlich im Weißen Haus zu suchen?“ Das Buch ist zwar sprachlich gut zu lesen, erinnerte mich aber von der Erzählung her leider allzu oft an Tagebucheinträge von Teenagern. Präsident Obama, von dem ich (offensichtlich völlig zu Unrecht) erwartete, vielleicht interessante Interna zu erfahren, tritt in dem Buch nur nebenbei als neckender Mann im Fitnessstudio auf.

    Wer Romane von Sophie Kinsella liebt, bei denen sich die Protagonistinnen häufig auch am falschen Platz fühlen und Orientierung im Leben suchen, dem könnte das Buch gefallen. Für alle die sich einen Einblick hinter die politischen Kulissen der amerikanischen Präsidentschaft erhoffen, absolut enttäuschend.


    Meine Wertung: :bewertung1von5:

    Alte Liebesbriefe mit Auswirkung in die Gegenwart

    Die eher chaotische Christine zieht zurück in ihren eher übersichtlichen, biederen Herkunftsort. Vor allem will sie dort näher bei ihrem Freund Stefan sein und damit auch Ordnung und Sicherheit in ihr eigenes Leben bringen. Tatsächlich bekommt sie von Stefans Eltern das Angebot, als Bürokraft in ihrem großen Möbelhaus zu arbeiten und somit auch berufliche Sicherheit. Doch gleichzeitig beginnt sich auch das Chaos wieder in ihrem Leben auszubreiten. Ihre Großmutter, bei der sie praktisch aufgewachsen war und mit der sie ebenfalls mehr Zeit verbringen will, stirbt plötzlich und hinterlässt ihr Liebesbriefe an einen Christine dahin bisher völlig unbekannten Mann. Mit diesen verbunden ist die Bitte, dieses unvollendete Kapitel zu schließen, indem Christine sie zum Adressaten bringen soll. Christine ist hin und her gerissen, zwischen dem geordneten Leben mit ihrem Freund einschließlich sicheren Job und dem abenteuerlich anmutenden Auftrag ihrer Großmutter, für den sie nach Kanada reisen muss. Doch dieses Buch wäre kein Liebesroman, wenn Christine in der Sicherheit verbleiben würde und so reist sie natürlich nach Kanada und begibt sich auf die Suche nach der angeblich großen Liebe ihrer Großmutter.

    Der Anfang des Buches erschien mir ein wenig sprachlich schlicht geschrieben (und warum muss Christines Heimatort ausgerechnet den plakativen Namen „Schutzingen“ tragen?), doch mit der Zeit schaffte es die Autorin, mich mit ihrer Geschichte in den Bann zu ziehen. Die abwechselnde Handlung zwischen Briefen einer längst vergangenen Zeit und dem, was Christine auf ihrer Reise erlebt, hat mir gut gefallen. Weniger spannend fand ich allerdings, dass die aktuelle Geschichte von Christine doch etwas klischeehaft und sehr vorhersehbar war. Spannend machte das Buch eigentlich nur die Liebesgeschichte ihrer Großmutter.

    Angenehme Lektüre für einen gemütlichen Nachmittag, die aber keinen besonders bleibenden Eindruck hinterlässt.

    Meine Wertung: Durchschnittliche :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Spannender, nicht gerade einfacher Krimi in ungewöhnlichem Schreibstil

    Nach dem (freiwilligen?) Tod des Vorbesitzers Ambrosius Wells ziehen Anfang November der junge A. und seine jugendliche Begleiterin in das große victorianische Herrenhaus Axton House ein, in dem es angeblich spukt. Von den Gerüchten scheinbar gänzlich unbeeindruckt, erkunden sie nach und nach das große Haus und entdecken dabei seine Geheimnisse, die in einem großen Geheimnis münden. Dieses scheint mit einer Zusammenkunft seines Vorbesitzers mit neunzehn weiteren Männern jeweils kurz vor Weihnachten verbunden zu sein. Doch welche Rolle spielen sie nun als neue Besitzer selbst in dem Spiel? Die Frage wird umso drängender, je mehr A. von Träumen heimgesucht wird, die bedrohlich und anziehend zu gleich sind.

    Bereits die Aufmachung des Buches – Titelblatt, Trennseiten, unterschiedliche Dokumente – verspricht, dass es sich hier nicht um den üblichen 08-15-Krimi handelt. Auch bei den Hauptcharakteren A. und Niamh (spricht sich Nief) handelt es sich um besondere, etwas mysteriöse Personen, die aufgrund der Stummheit von Niamh eine ganz eigene Art der Kommunikation verwenden. Und wer ist die immer wieder in Briefen von A. adressierte Tante Liza? Existiert sie überhaupt oder dient sie nur als ein Mittel zur Reflexion von A.s Gedanken?

    Die Aufmachung des Buches, die geheimnisvollen Charaktere und die spannende Story des Buches ergänzen sich meiner Meinung nach perfekt. An die Nutzung unterschiedlicher Dokumente (Briefe, Tagebucheinträge, Tonaufnahmen, Videoaufnahmen) muss man sich als Leser klassischer Krimis zunächst gewöhnen, dann üben sie aber einen starken Sog aus, der mich sehr gefesselt hat. Die Geschichte ist komplex, spannend und kreativ und nimmt zunehmend – bis zur letzten Seite an Fahrt auf.

    Empfehlenswert für nicht allzu zart besaitete Fans besonderer Literatur. Ein Mystery-Fan muss man dabei nicht unbedingt sein, aber aufgeschlossen für Ideen des (noch) nicht Erklärbaren.

    4,5 von 5 Sternen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Olivia Birch ist Ärztin und war die letzten Monate in Liberia im Einsatz bei der Behandlung von Opfern des Haag-Virus. Nun ist sie auf dem Weg, sieben Tage um Weihnachten mit ihrer Familie in deren englischem Ferienhaus zu verbringen. Aufgrund der Ansteckungsgefahr müssen diese Tage gemeinsam, ohne Kontakt zur Außenwelt verbracht werden, um sicherzustellen, dass Olivia sich nicht mit dem Virus infiziert hat. Je näher wir die einzelnen Familienmitglieder kennenlernen, umso klarer wird, dass jeder Geheimnisse mit sich trägt, die er aus den unterschiedlichsten Gründen vor den anderen verbergen möchte. Dass dies in einer solch intensiven gemeinsamen Zeit nur für eine gewisse Zeit gelingen wird, ist recht bald absehbar. Doch wie werden sich die Tage für diese vier Personen entwickeln, die eher wie eine Zweckgemeinschaft als wie eine Familie wirken?

    Das Cover des Buches hat mich sofort angesprochen, weil es schön gestaltet ist und dabei die Situation der Familie sehr gut verbildlicht. Das „Wir“ im Titel ist allerdings für den überwiegenden Teil des Buches unpassend – aber vielleicht auch gerade deshalb gewählt. Dass jedes Familienmitglied vor allem um sich selbst und seine eigene Welt kreist, verbildlicht die Autorin sehr schön auch dadurch, dass jeweils kapitelweise aus der Perspektive einer Person geschildert wird. Das Buch ist insgesamt gut zu lesen, berührt hat es mich allerdings nie wirklich. Dies mag einerseits an der geringen Emotionalität der Familienmitglieder liegen (mit Ausnahme des unehelichen Sohns Jesse), die sich allesamt in sich zurückgezogen zu haben scheinen. Aber auch das Innenleben der handelnden Personen hätte von der Autorin mehr ausgeschrieben werden können. So konnte ich mich mit keinem von ihnen wirklich identifizieren oder irgendwie mitfiebern.

    Empfehlenswert, um für ein paar gemütliche Stunden in die Probleme und Beziehungen einer fiktiven Familie einzutauchen. Wer mitleiden oder mitfiebern will oder psychologisch oder gesellschaftlich herausfordernde Literatur erwartet, sollte – trotz der vielfältigen angerissenen Themen wie humanitäre Einsätze, Gesellschaftsstellung, Krebserkrankung, Homosexualität oder Fremdgehen (und diese Liste ist keinesfalls vollständig) – lieber zu etwas anderem greifen.

    Liebesroman mit Sogcharakter

    Hanna ist eine erfolgreiche Designerin. Hart hat sie gearbeitet, um an den Punkt zu kommen, an dem sie am Beginn des Buches steht: Sie erhält einen begehrten Preis und in der Folge eine Reihe von Anfragen für lukrative Projekte. Doch schnell wird deutlich, dass Hanna diesen Erfolg nicht wirklich genießen kann, weil sie die zielstrebige Arbeit und den unermüdlichen Einsatz in den letzten Jahren vor allem einem Grund verdankt: In Wahrheit hat sie vor allem deshalb so viel gearbeitet, um ihre wahren Gefühle nicht zuzulassen und eine Verletzung zu überdecken, die ihr in ihrer Jugend zugefügt wurde und die sie bis heute nicht wirklich überwunden hat. Als ihr früherer Ziehvater sie zu seinem 65. Geburtstag einlädt, sucht sie zunächst Ausreden. Sie ist sich bewusst, dass ein Besuch der Feier damit verbunden sein könnte, dass sie Josh, ihre damalige Liebe und der Grund für ihre tiefe Verletzung, dort treffen und damit gezwungen sein könnte, sich mit ihm und der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

    Für mich war die Geschichte von Hanna und Josh ein intensives Eintauchen in die Gefühle und Erfahrungen der beiden Protagonisten. Die Autorin beschreibt Situationen, Gedanken und Emotionen auf eine intensive Art und Weise, die es mir schwer gemacht hätten, das Buch zur Seite zu legen, bevor es zuende war. So habe ich es an einem Stück innerhalb eines Tages gelesen und mit Hanna mitgelitten und mitgefiebert.

    Ein empfehlenswertes Buch, um es sich an einem regnerischen Tag auf der Couch gemütlich zu machen und von wahrer Liebe zu träumen, die trotz Hindernissen Jahrzehnte überdauert.

    Fazit: Geschmackssache, mir waren es zu viele bekannte Wortspiele


    Wer denkt nicht auch manchmal, dass er es nicht leicht mit sich selbst hat? Mich hat der Titel des Buches von Anne Vogd jedenfalls direkt angesprochen, zumal ich in einem ähnlichen Alter bin wie sie und leider das Leben manchmal viel zu schwer und zu ernst nehme. Daher habe ich mir ein paar vergnügliche Stunden erhofft, die mir einen etwas humorvolleren und distanzierteren Blick auf die kleinen Herausforderungen des Alltags verschaffen.

    Im Großen und Ganzen schafft es dieses Buch auch, Dinge etwas leichter und mit einem etwas entspannteren Blick zu betrachten. Daher war es ganz unterhaltsam zu lesen. Lustig wird es aber bekanntermaßen bei Dingen, die mit Überraschung verbunden sind. Davon bietet das Buch leider aus meiner Sicht insgesamt zu wenig. Wirklich laut gelacht habe ich nur an einzelnen Stellen – durchaus ein paar Sätzen, von denen es sich lohnt, sie zu unterstreichen und noch einmal zu lesen, wenn es zu ernst oder stressig wird (z.B. ihr Hinweis, dass sie als Passwort nur noch „falsch“ wählt, weil ihr dann das Programm beim Eintippen eines anderen Wortes immer den hilfreichen Hinweis gibt: „Ihr Passwort ist falsch“). Der überwiegende Teil der Witze oder Wortspiele, mit denen das Buch in einer zugegebenermaßen großen Zahl aufwartet war mir allerdings bereits bekannt (wie z.B. die Aussage: „Wer immer scheitert, ist doch auch zuverlässig“), so dass mich das Buch insgesamt nicht wirklich vom Hocker gerissen hat.

    Das Cover ist übrigens Geschmacksache. Meine Tochter erlaubte mir das Buch in ihrer Anwesenheit nur zu lesen, indem ich es in ein anderes Papier hüllte. Der Anblick machte sie aggressiv. Ich selbst fragte mich nur die ganze Zeit, warum die Autorin über weite Strecken über ihre angeblich zu vielen Pfunde, schlechtes Aussehen und Cellulite philosophiert, wenn sie auf dem Cover doch eher als Hungerhaken rüberkommt.

    Verwirrender Schreibstil, anstrengend zu lesen - absolut nicht mein Fall


    Das Buch beginnt aus der Sicht von River Cartwright, der eine Zielperson verfolgt, um einen Anschlag zu verhindern. Bald wird jedoch klar, dass er die falsche Person im Blick hat. Weißes T-Shirt, blaues Hemd oder blaues T-Shirt, weißes Hemd? Hatte er die Beschreibung falsch in Erinnerung oder wurde sie ihm falsch weitergegeben? Klar wird jedenfalls, er hat den Einsatz vermasselt. Daher wird er in eine Abteilung abgeschoben, die genau für solche Fälle gegründet wurde: Agenten, die sich schwerwiegende Fehler geleistet haben und die mit unbefriedigenden Aufgaben so lange beschäftigt werden bis sie von selbst kündigen: die Slow Horses mit ihrem Chef Jackson Lamb.

    Ich war bereits vor einiger Zeit über eine sehr gute Rezension der Agentenserie mit Jackson Lamb gestolpert und wollte daher gern eins der Bücher lesen. Dann hat es mich jedoch leider sehr enttäuscht. Ich werde auf jeden Fall keine weiteren Bände lesen. Selten habe ich mich bei einem „Krimi“ so gelangweilt und war so genervt über den Schreibstil. Etwa nach der Hälfte des Buches war ich sogar kurz davor, es beiseite zu legen, was bei mir nur sehr selten vorkommt. Im ersten Drittel des Buches passiert – abgesehen von dem zunächst spannenden Einstieg – eigentlich nichts, außer dass die Slow Horses einer nach dem anderen vorgestellt werden. Ein besonders klares Bild hatte ich aber danach trotzdem nicht von ihnen. Dann kommt ein Drittel, in dem mehrere, eigentlich spannende Handlungsstränge nebeneinander ablaufen. Diese sind jedoch so dargestellt, dass ständig von einem zum anderen gesprungen wird und jeder nur maximal über eine Seite verfolgt wird. Bei jedem Sprung muss man sich wieder neu einfinden: Welcher Strang ist dies jetzt, welche Personen sind beteiligt, was war zuvor passiert? Dies empfand ich als sehr nervig. Im dritten Drittel wurde es dann glücklicherweise wieder etwas besser, die Handlung und die Personen haben mich dennoch nicht wirklich überzeugt.

    Hochgelobte Agentenserie, die offensichtlich ihre Anhänger hat, mein Fall war das Buch nicht.

    unterhaltsam, aber sehr amerikanisch


    Jennifer ist bereits Mutter zweier erwachsener Töchter als sie gebeten wird, in der Vorschule ihres 5-jährigen Sohnes als Elternsprecherin zu fungieren. Ausgehend von den sehr launischen E-Mails, die sie in ihrer Funktion als Elternsprecherin an die Eltern der Klasse schreibt, werden die Leser auch in die persönlichen und privaten Hintergründe von Jen mitgenommen, die sich im Laufe des Buches mehr oder weniger turbulent entwickeln.

    Da ich selbst längere Jahre Elternsprecherin war, kenne ich einige Elterncharaktere aus eigener Erfahrung und musste daher auch an der einen oder anderen Stelle herzhaft lachen. Insgesamt ist der schulische und private Alltag in Deutschland aber doch recht unterschiedlich gestaltet, so dass ich das Buch zwar unterhaltsam zum Lesen fand, es aber keinen wirklichen bleibenden Eindruck hinterließ.

    Der Titel sollte übrigens eher "aus dem Leben einer Vorschulmutti" heißen, da noch einiges mehr als reine Begebenheiten einer Elternsprecherin erzählt wird.


    Humorvoller Einblick hinter die Fassade der Jugend in einer Kleinstadtidylle

    Benedikt Jäger, Chirurgensohn und damit Mitglieder der Upper-Class der Kleinstadt Weiden in der Oberpfalz, geht auf die örtliche Oberschule und ist – standesgemäß – Mitglied der dortigen Tennismannschaft. Als solches bekommen er und seine Teammitglieder zu Beginn des Buches von ihrem Trainer eine Ballonfahrt spendiert. So wie sie dabei tatsächlich abheben und die Stadt, in der sie leben, von oben aus der Distanz betrachten, nimmt der Autor die Leser mit in einen sehr unterhaltsamen und humorvollen Blick hinter die Kulissen der – wie sich immer mehr herausstellt - vielfach so unechten Kleinstadtidylle (super verbildlicht im Cover des Buches!). In Tagebuchform lässt Benedikt uns an drei Monaten seines Lebens teilhaben und deckt dabei sehr unterhaltsam auf, was wirklich hinter seiner eigenen Fassade, der seiner Eltern und anderer Menschen in seinem Leben steckt.

    Ich habe beim Lesen mitgelitten und geschwankt zwischen Zurückversetzt sein in die eigene Jugend und Erleichterung, dass ich selbst nie zu solchen Maßnahmen greifen musste. Das Buch war sehr unterhaltsam zu lesen und wurde gegen Ende (für meinen Geschmack leider erst recht spät) auch noch mal richtig spannend.

    Die bildliche Schreibweise und der trockene Humor des Ich-Autors haben mir sehr gut gefallen. Insgesamt ein unterhaltsames und gut mal zwischendurch zu lesendes Buch.

    Unterhaltsamer Krimi mit latenter Gesellschaftskritik


    Bülent Rambichler ist alles andere als ein typischer Kommissar. Das Ermitteln auf der Straße liegt ihm so gar nicht, lieber sitzt er still am Schreibtisch und tut vorzugsweise nichts. Die Polizeilaufbahn hat er nur aufgrund der Vermittlung seines Vaters aufgenommen. Dieser ist es auch, der ihn anfordert und damit unfreiwillig zu einem echten Einsatz verhilft, als im Heimatdorf eine junge Frau tot aufgefunden wird. Nicht zuletzt aufgrund des Arbeitseifers seiner jungen esoterisch angehauchten Kollegin, nimmt Bülent wohl oder übel die Ermittlungen auf. Verzwickt wird die ganze Sache, als sein früherer bester Kumpel, heute ein dorfbekannter Trinker, in den Verdacht gerät, die junge Frau ermordet zu haben.

    Der Krimi ist sehr unterhaltsam zu lesen, weil die Figuren sehr anschaulich beschrieben werden und in nicht zu hohem Maße auch etwas überzeichnet dargestellt sind. Dadurch entsteht auch die eine oder andere Situationskomik. Dennoch bleibt das Buch nicht oberflächlich, sondern setzt sich implizit mit Vorurteilen und Gesellschaftskritik auseinander.

    Ich würde mich freuen, wenn es demnächst mehr von Rambichler gibt.

    Überraschend nachdenklich


    Ava ist in der typischen Situation einer Mutter mit (fast) erwachsenen Kindern. Diese gehen ihre eigenen Wege, nutzen dabei aber gleichzeitig den Service von Hotel Mama allzu gern. Die Ehe mit ihrem Mann hat sich auseinandergelebt und bräuchte dringend eine Auffrischung. Gleichzeitig ist Ava auf der Suche nach einer neuen Orientierung in ihrem Leben, das sie trotz eingespielter Bahnen immer weniger auf die Reihe zu bekommen scheint. Das scheinbar geregelte Leben bricht von einem Tag auf den anderen zusammen, als ihr Mann sie zu verlassen droht und Ava einen Nervenzusammenbruch erleidet. Beim anschließenden Klinikaufenthalt lernt sie Weggefährten kennen, die trotz oder gerade wegen ihrer Verschiedenartigkeit nach und nach zu ihren Freunden werden.


    Liv Aiken gelingt es auf unterhaltsame und gleichzeitig zum Nachdenken anregende Art und Weise, die Einstellungen und Lebensentwürfe der Hauptpersonen mit einander in Verbindung zu bringen. Mir hat das Buch besonders deshalb sehr gut gefallen, weil es dafür spricht, Neues zu wagen und eigefahrene Wege zu überdenken. Es vermittelt die Botschaft, dass jeder Mensch trotz oder gerade wegen seiner Eigenarten ganz besondere Fähigkeiten hat. Etwas schade finde ich, dass Titel und Cover meine Vorstellung vom Inhalt dieses Buches in eine völlig andere Richtig gelenkt hätten. Ohne die Leseprobe hätte ich es vermutlich nicht gekauft.


    Insgesamt war das Buch für mich überraschend nachdenklich und tiefgründig und trotzdem sehr unterhaltsam.
           

    Schöner Liebesroman mit politisch-historischem Hintergrund

    Obwohl Isa bereits vergeben ist, kann sie sich bei einer ersten Begegnung mit ihm Bens Anziehung nicht entziehen. Doch nach und nach stellt sich heraus, dass das Zusammentreffen keinesfalls zufällig war und Ben ein Ziel verfolgt, dessen Wurzeln in der politischen Anschlägen Brasiliens der 70er Jahre liegen. Parallel entwickeln sich zwei Liebesstränge im Heute und in der Vergangenheit, die gleichermaßen von Hin-und-Hergerissenheit zwischen Anziehung und Abstoßung gekennzeichnet sind.
    Trotz des doch etwas sehr schnulzigen Covers, hatte der Roman für mich eine gute Mischung an Emotionen, Romantik und Spannung. Interessant wurde die Handlung vor allem auch durch die zusätzlichen politischen Hintergründe und die Frage, wie die Geschichten im Jetzt und im Damals zusammenhängen. Für meinen Geschmack, hätten die politischen-historischen Anteile noch etwas mehr ausgebaut werden können.
    Zu empfehlen, für alle, die ein wenig Romantik mögen, aber trotzdem eine spannende Handlung erwarten.

    Angenehme Urlaubslektüre mit sizilianischem Flair


    Moni ist im Ruhestand, auch wenn sie sich nach dem Geschmack ihrer Tochter noch zu viel in deren eigene Apotheke einmischt. In der Seniorenresidenz, in die ihre Tochter sie genötigt hat, ist aber auch einfach nichts los. Plötzliche Abwechslung kommt in Monis Leben, als sie den Anruf einer in Sizilien lebenden Deutschen erhält, die beim Entrümpeln eine Filmaufnahme von ihr und ihrer früheren sizilianischen Liebe Vinzenzo gefunden hat. Obwohl lange her, scheinen Moni die intensiven Gefühle plötzlich wieder ganz nah. Und was ist dran an dem Gerücht, Vinzenzo sei gar nicht tot, wie Moni seit damals glaubt, sondern lebendig auf Sizilien gesehen worden? Gegen den Widerstand ihrer Tochter und mit Unterstützung ihres Enkels Jan macht Moni sich auf die aufregende Reise nach Sizilien.


    Ich fand die Geschichte sehr angenehm und unterhaltsam zu lesen. Die Charaktere und Situationen waren gut beschrieben und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Ein bisschen Romantik und Spannung war auch dabei, wobei ich mir von Beidem etwas mehr gewünscht hätte. Alles in allem war die Handlung doch recht vorhersehbar.


    Als Urlaubslektüre ohne allzuviel Anspruch, auch für Balkonien, durchaus zu empfehlen.