Edgar Cantero - Mörderische Renovierung / The Supernatural Enhancements

  • Spannender, nicht gerade einfacher Krimi in ungewöhnlichem Schreibstil

    Nach dem (freiwilligen?) Tod des Vorbesitzers Ambrosius Wells ziehen Anfang November der junge A. und seine jugendliche Begleiterin in das große victorianische Herrenhaus Axton House ein, in dem es angeblich spukt. Von den Gerüchten scheinbar gänzlich unbeeindruckt, erkunden sie nach und nach das große Haus und entdecken dabei seine Geheimnisse, die in einem großen Geheimnis münden. Dieses scheint mit einer Zusammenkunft seines Vorbesitzers mit neunzehn weiteren Männern jeweils kurz vor Weihnachten verbunden zu sein. Doch welche Rolle spielen sie nun als neue Besitzer selbst in dem Spiel? Die Frage wird umso drängender, je mehr A. von Träumen heimgesucht wird, die bedrohlich und anziehend zu gleich sind.

    Bereits die Aufmachung des Buches – Titelblatt, Trennseiten, unterschiedliche Dokumente – verspricht, dass es sich hier nicht um den üblichen 08-15-Krimi handelt. Auch bei den Hauptcharakteren A. und Niamh (spricht sich Nief) handelt es sich um besondere, etwas mysteriöse Personen, die aufgrund der Stummheit von Niamh eine ganz eigene Art der Kommunikation verwenden. Und wer ist die immer wieder in Briefen von A. adressierte Tante Liza? Existiert sie überhaupt oder dient sie nur als ein Mittel zur Reflexion von A.s Gedanken?

    Die Aufmachung des Buches, die geheimnisvollen Charaktere und die spannende Story des Buches ergänzen sich meiner Meinung nach perfekt. An die Nutzung unterschiedlicher Dokumente (Briefe, Tagebucheinträge, Tonaufnahmen, Videoaufnahmen) muss man sich als Leser klassischer Krimis zunächst gewöhnen, dann üben sie aber einen starken Sog aus, der mich sehr gefesselt hat. Die Geschichte ist komplex, spannend und kreativ und nimmt zunehmend – bis zur letzten Seite an Fahrt auf.

    Empfehlenswert für nicht allzu zart besaitete Fans besonderer Literatur. Ein Mystery-Fan muss man dabei nicht unbedingt sein, aber aufgeschlossen für Ideen des (noch) nicht Erklärbaren.

    4,5 von 5 Sternen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Originaltitel: The Supernatural Enhancements


    Zum Autor:

    Edgar Cantero ist Katalane, Filmjunkie, vertilgt Tonnen von Nudeln, vergöttert Frauen, zeichnet Comics und schreibt Romane. Für die meisten Leute sind nur die letzten zwei Punkte irgendwie von Wichtigkeit. Edgars Muttersprachen sind Spanisch und Katalanisch, und in letzterer machte er auch seine ersten Schritte als Autor. The Supernatural Enhancements (2014) ist der erste Roman, den er auf Englisch verfasst hat. Sein neuester Roman Meddling Kids wird gerade in den USA verfilmt.


    Klappentext nach Amazon:

    In Tagebucheinträgen, Briefen, Überwachungskameraaufnahmen, Tonaufzeichnungen und verschlüsselten Nachrichten wird eine außergewöhnliche Geschichte erzählt, die für Gänsehaut sorgt, die Tradition der Geisterhausgeschichten aber auf eine völlig neue Ebene führt. Einige Monate nachdem der letzte der Wells Söhne aus seinem Schlafzimmerfenster im Axton House – leider vergaß er, es vorher zu öffnen – gesprungen ist, bezieht ein eigenartiges europäisches Pärchen das verlassene Anwesen. A. ist 23 und entpuppt sich als der unvorhergesehene Erbe. Niamh ist eine stumme jugendliche Punkerin, die er selbst als seine Gefährtin oder Beschützerin beschreibt. Dass das Anwesen von Geistern heimgesucht werden soll, macht die beiden nur noch neugieriger auf ihr neues, bequemes – da reiches – Leben. Aber die Geister, die in diesem Haus herumspuken, sind bei weitem nicht das dunkelste Geheimnis von Axton House. Und nicht das mörderischste …

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • CANTERO - EIN NEUER LOVECRAFT?

    Was als allererstes im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge springt ist dieses tolle Cover. Zwar wurde es total in schwarz/weiß in feinen Abstufungen gehalten, aber so gut gestaltet, dass es ein absoluter Hingucker ist. Über dem Rahmen des Covers sind ringsum Titel zu lesen, die ganz sicher dem Autoren viele Inspirationen lieferten für dieses Buch (z. B. The Juggernaut: Das ist eine fiktive Figur, die in amerikanischen Comics von Marvel Comics erscheint).

    Der Roman von dem jungen Katalanen Edgar Cantero setzt ein großes Spukhaus in den Mittelpunkt des Geschehens. Es befindet sich in Point Bless/Virginia und nennt sich das Axton House nach seinen ersten Bewohnern, die sich Sklaven hielten und äußerst grausam und brutal waren. Die Bewohner der Neuzeit, die beiden Wells, kamen jeweils durch einen nebulösen Fenstersturz um Leben. Sie gehörten einer geheimen Gesellschaft an, deren Mitglieder sich jährlich zur Wintersonnenwende in dem Haus trafen, um sich einem mysteriösen Ritus zu unterwerfen. Sie warten zu einem bestimmten Zeitpunkt auf die Offenbarungen einer kristallenen Speicherkugel. Das jährliche Treffen rückt immer näher und jetzt ist der Erbe der Gastgeber.

    A. (so der Name, der im gesamten Buch nicht konkretisiert wird) lebt seit kurzem in den USA, weil er von dem ihm völlig unbekannten Cousin 4. Grades, Ambrose Wells, dieses große Anwesen und dazu eine Menge Geld erbte. Der junge Mann ist 23 Jahre alt und mit ihm gemeinsam bewohnt seine 17jährige irische, stumme Gefährtin Niamh (sprich: Nief) das Haus. Auf Wunsch einer zunächst nicht näher vorgestellten Tante Liza soll sie auf A. aufpassen und ihn beschützen. Was so alles passiert, nachdem die beiden jungen Leute das scheinbar verfluchte Haus in Beschlag nehmen, ist gleichzeitig phantasiebeladen als auch horrormäßig erzählt.

    „Mörderische Renovierung“ ist eine Spukgeschichte der besonderen Art. Für mich war dieser Roman ein durch und durch ungewöhnliches Leseformat. Es ließ sich auf keinen Fall leicht lesen wegen der ständig wechselnden Arten der Berichterstattung wie u. a. Tagebucheinträge, Protokolle, wissenschaftliche Beiträge, Briefe, Botschaften zum Dechiffrieren, Videos u. v. mehr. Diese wechseln sich fortwährend ab mit der normalen Erzählweise. Ich empfand es als sehr anstrengend, da zudem die Mysterien, die Rätsel kein Ende zu finden scheinen. Erst fast zum Schluss kommt etwas Erhellung in die ganze Geschichte. Trotzdem war die Erzählweise für mich widerspenstig, sehr ungewöhnlich. A. und Niamh sind sehr geduldige, ausdauernde, mit einer großen Wißbegier ausgestattete Charaktere. Ihre persönliche Beziehung zueinander ist mehr als seltsam. Alles dies zusammen faszinierte mich an diesem Buch und schließlich blieb ich dran. Das Ende überraschte mich und ließ mich etwas ratlos zurück.

    Mein Fazit:

    “Mörderische Renovierung” (Originaltitel: The Supernatural Enhancements) - übrigens ein Titel, den ich nicht sehr passend finde – ist phantastische Horrorliteratur mit übernatürlicher Atmosphäre und einigen Ungereimtheiten.

    Wer Lovecraft mag, wird auch dieses Buch mögen!


    Ich bewerte mit vier von fünf Sternen und empfehle den Roman für alle, die Fantasie gepaart mit Horror mögen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • A. , Student Anfang zwanzig, hat das unverschämte Glück ein riesiges Anwesen in Virginia zu erben. Das Axton House mit einer Vielzahl an Ländereien. Gut den Cousin vierten Grades, Ambrose Wells, hat er nie getroffen, noch nicht einmal von ihm gewusst und das dieser sich dann auch noch als vermögend herausstellt kommt A. doch sehr unwahrscheinlich vor. Aber nun begibt er sich zusammen mit seiner sehr jungen und stummen Freundin Niamh (ausgesprochen Nief) in die Vereinigten Staaten nach Virginia. Kein Studentenleben mehr, er hat ausgesorgt. Na gut etwas anrüchig ist die Geschichte schon, der Cousin hat sich das Leben genommen, genau wie dessen Vater 30 Jahre zuvor. Merkwürdig ist auch, dass der Butler (für A. irrwitzig einen Butler zu haben der mit in der Erbmasse „steckt“) verschwunden ist.


    Kaum sind die beiden Europäer in das riesige, düstere Haus eingezogen beginnen A. schreckliche Alpträume zu quälen und er sieht nachts eine Erscheinung im Bad. Niamh, ganz pragmatisch, stattet das Haus mit diversen Kameras und Aufnahmegeräten aus, sie will elektronische Stimmenphänomene aufzeichnen.


    A.. untersucht in der Zwischenzeit mal die diversen Arbeitsstätten seines verstorbenen Verwandten, denn dieser hat im gesamten Haus diverse Schreibtische platziert, und stolpert über einen rätselhaften Umschlag mit der Aufschrift „AESCHYLUS“. Nachdem sich A. und Niamh mit diversen manuellen Chiffriermethoden vertraut gemacht haben, entdecken sie dass der Brief dem verschwundenen Butler zugestellt werden sollte. Es bleibt jedoch nicht bei diesem einen Rätsel und bei derselben Dechiffrierung. Ebenso geheimnisvoll ist, dass der Verstorbene, der als Eigenbrötler galt und immer zurückgezogen gelebt hat, jedes Jahr kurz vor Weihnachten ausgesuchte Gäste zu einem großen Bankett eingeladen hat.


    Dieses Buch ist rein inhaltlich einfach genial. Zusammengesetzt aus Ambroses Tagebuchaufzeichnungen, seinen und ihren Briefen an die Tante Liz, Niamh’s Notizen, A.‘s Traumjournal, Video- und Tonbandaufzeichnungen und diversem anderen, kreiert Edgar Cantero einen einzigartigen spannenden und gruseligen Mix aus Horror, Mystery und Thriller. Diese Zusammensetzung ist für mich beispiellos und birgt eigentlich die Gefahr, dass der Autor sich verzettelt. Das geschieht jedoch zu keiner Zeit. Mühelos folgt man dem Geschehen. Dabei ist seine Erzählweise so plastisch, das man mit Gänsehaut beladen durch das Labyrinth hinterherschleicht, die unzähligen versteckten Winkel und Ecken dieses Gemäuers durch die Kameraperspektive erspäht und sich natürlich vor dem „Hausgeist“ fürchtet.

    Die Ausflüge in die Welt der Kryptographie und den damit verbundenen manuellen Entschlüsselungsverfahren waren für mich persönlich etwas zu langatmig, für die Aufklärung allerdings sinnvoll.

    Den ganzen Plot finde ich phantasiereich, kreativ und teilweise auch dezent amüsant, dies äußert sich insbesondere bei den (schriftlichen) Dialogen vom Niamh und A..

    Unvorhersehbar und auch verblüffend jedoch mit Glaubwürdigkeit (sofern man das in diesem Genre erwarten kann) ausgestattet ist, ist das Ende.

    Eigentlich gibt es überhaupt gar keine Beanstandungen, jedoch muss ich den Geruch des Buches stark kritisieren. Ich liebe druckfrische Bücher, dieses jedoch stank entsetzlich. Ich bin in solchen Dingen überhaupt nicht empfindlich, hier viel es mir wirklich schwer den ersten hundert Seiten zu folgen. Also für alle nachfolgenden Leser, die ein eingeschweißtes Buch besitzen, der Hinweis erst ein zwei Tage auslüften, für den ultimativen Lesegenuss.


    Fazit: Ein fabelhafter Ausflug ins Mysteriöse, cool und ideenreich umgesetzt.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Edgar Cantero - Mörderische Renovierung“ zu „Edgar Cantero - Mörderische Renovierung / The Supernatural Enhancements“ geändert.
  • Mein Fazit

    Das Cover und der Klappentext haben mich sofort angezogen und ich war sehr gespannt, denn beim ersten Durchblättern hab ich schon gemerkt, dass hier ein außergewöhnlicher Stil zum Tragen kommt: Es ist ein Mix aus Tagebucheinträgen von Protagonist A., der mit seiner Gefährtin Niamh das Axton House bezieht, sein Erbe von einem entfernten Cousin, der sich aus dem Fenster zu Tode gestürzt hat.


    Niamh ist stumm und trägt zur Geschichte mit ihren Notizen bei, mit denen sie sich mit A. austauscht.

    Es gibt auch beschriebene Szenen von Kameraeinstellungen, Texten aus Büchern, einer Handycam, einem Traumjournal oder auch Tagebüchern. Also ein sehr abwechslungsreicher Mix, der das Lesen besonders gemacht hat.


    Die erste Hälfte fand ich auch wirklich grandios gemacht und hat die Spannung in die Höhe getrieben, was hinter den Spukgeschichten um das "Geisterhaus" steckt, ab dann verliert es sich etwas und hat für mich sehr nachgelassen. Auch weil ich mir mehr Mystery und Grusel erwartet hatte.


    Wenn es dann an die Aufklärung geht wird es wieder etwas fesselnder, denn trotz allem wollte ich natürlich wissen, welches Geheimnis sich verbirgt. Die Idee ist wirklich cool, aber es hat mir die Faszination dafür gefehlt - was echt schade war, da es definitiv mal was neues war.

    Trotzdem hat es mich etwas unbefriedigt zurückgelassen ...

    3 Sterne von mir