Beiträge von Igela

    Urlaubsfeeling!


    Lina lebt seit ihrer Geburt, das heisst seit 25 Jahren, auf Norderney. Lina ist in der glücklichen Situation in ihrem Traumjob arbeiten zu können. Im örtlichen Blumengeschäft " blühende Fantasie" arbeitet sie als Floristin und geht völlig in ihrem Beruf auf. Nur mit der Liebe hat Lina kein Glück und so ist sie seit drei Jahren Single. Als der neue Zivilstandesbeamte Bent um sie wirbt, ist Lina sofort verliebt. Ihr Freund aus Kindertagen, Mattis, spukt Lina jedoch immer noch im Kopf herum, denn kurz vor ihrem 18. Geburtstag war Lina heftig verliebt in ihn.



    Ein beträchtlicher Teil der Handlung spielt in dem Blumengeschäft, in dem Lina arbeitet. Immer wieder wird die Arbeit an den diversen Brautsträussen, Beerdigungskränzen und Wünschen ihrer Laufkundschaft thematisiert. Das wirkt sich sehr lebendig und dynamisch auf die Handlung aus, hemmt jedoch auch oft die Handlung neben den beruflichen Belangen. So ist die Liebesgeschichte eher einfach gestrickt und man weiss eigentlich von Beginn weg, auf was die Geschichte hinausläuft. Ich denke in beiden Beziehungen Linas hätte intensiviert werden dürfen. Denn so habe ich ihr ihre Verliebtheit nicht immer abgenommen. Weder zu Mattis noch zu Bent.


    Daneben ist das Buch wirklich unterhaltsam und das Leben auf der Insel ist wirklich toll beschrieben. Egal ob Krabbenessen oder Nachmittage im Strandkorb, das Urlaubsfeeling kam gut rüber. Eine kleine Insel bedeutet auch jede Menge Klatsch und Tratsch, der vorwiegend im Blumengeschäft, in dem Lina arbeitet, erörtert wird.


    Der Schreibstil der Autorin ist leicht, heiter und liest sich gut. Nur das Lektorat hat sich ein, zweimal Schnitzer geleistet. Wenn eine Kundin nämlich eine Kanne als Weihnachtsgeschenk für die Enkelin kauft und im Satz danach gesagt wird, dass sich die Enkelin wohl nicht über dieses Geburtstagsgeschenk freuen wird, hat das Lektorat nicht richtig aufgepasst.


    Lina ist eine quirlige und sehr sympathische Figur, der man die Sehnsucht nach einem Partner abnimmt. Meine Lieblingsfiguren waren Herr Schröder und Frau Merkel, die Grauhaarpapageien von Linas Bruder Oli. Die brachten richtig Pep in die Geschichte.

    "Möwensommer" ist ein Buch, bei dem man schon vom nächsten Urlaub träumen kann. Vielleicht ein Urlaub auf einer Insel?


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    Benötigt Anlaufzeit!


    Die Anwältin Lizzie Kitsakis arbeitet in einer New Yorker Kanzlei und ist erst mal sehr zurückhaltend, als ein alter Studienfreund sie anruft. Zach Grayson sitzt in der New Yorker Justizvollzugsanstalt und ihm wird vorgeworfen seine Ehefrau Amanda erschlagen zu haben. Lizzie, die sich eigentlich auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert hat, übernimmt der alten Freundschaft zuliebe den Fall. Je länger Lizzie an der Verteidigung arbeitet, desto mehr Ungereimtheiten tauchen auf.



    Die Geschichte ist in wechselnde Kapitel eingeteilt. Einmal die Kapitel, in denen die Anwältin Lizzie in der Gegenwart im Mittelpunkt steht. Dann wieder liest man, was die ermordete Amanda ein paar Tage vor ihrem Tod erlebt. Schlussendlich wurden auch noch kurze Kapitel, die Auszüge aus Zeugenbefragungen beinhalten, eingeschoben. Die Passagen mit Lizzie sind erst mal alles andere als spannend. Denn ausdauernd wird ihre Ehe mit ihrem alkoholkranken Mann erörtert, was für mich schon zu viel an Privatleben der Anwältin war. Diese Kapitel werden erst nach der ersten Hälfte des Buches spannender, als Lizzie endlich die Ermittlungen rund um Amandas Tod aufnimmt.

    In der Vergangenheit, in den Kapiteln über Amanda, herrscht zu Beginn eine ähnliche Langatmigkeit. Es dauert, bis die Geschichte endlich an Fahrt aufnimmt. Vorher wähnt man sich oft in einem Film, in dem die drei Freundinnen Amanda, Maude und Sarah über Kinder, Partys, Frauenfreundschaft, Ehe und Männer tratschen. Nach und nach blickt man als Leser dann hinter die Fassade einer perfekten Ehe und damit meine ich nicht nur die von Zach und der verstorbenen Amanda. Sondern auch die Beziehungen von Maude und ihrem Mann Sebe, sowie von Sarah mit Kerry werden thematisiert. Ab und zu dachte ich seufzend: Reiche Frauen und ihre Probleme …


    In den Ermittlungen, rund um den Mord an Amanda, erfährt man nicht viel über Untersuchungen von offizieller Seite her. Die sind in die Arbeit von Verteidigerin Lizzie integriert und zeigen gut, wie die Anwältin die Verteidigung ihres Mandanten aufbaut. Die Arbeit der Polizei wird nur am Rande gestreift.


    Die vielen Beziehungen, Ermittlungen, Zeitsprünge und Figuren machen die Handlung chaotisch. Ich hätte mir eine überschaubare Struktur gewünscht, damit mehr Spannung aufkommt. So wird diese leider unter vielen unrelevanten Details teilweise völlig erdrückt. Erst ab der Mitte habe ich mich an das hin und her gewöhnt und ich konnte mich auf die Geschichte so weit einlassen, dass ich sogar einigen Verdacht hegte, was mit Amanda genau geschehen ist.


    Praktisch alle Figuren bewegen sich in New Yorks High Society und haben Probleme und Sorgen, über die Otto Normalverbraucher nur den Kopf schütteln kann. Schockiert haben mich zum Beispiel die Helikoptermütter, die eine tägliche schriftliche Nachricht aus dem Ferienlager ihrer Kinder erwarten und, falls nicht wie gewünscht, ein Nervenbündel sind. Ein Cyberangriff auf die Mailadressen der Schule ihrer Sprösslinge lässt sie komplett auf dem Zahnfleisch laufen. Nicht meine Welt und so habe ich mich oft köstlich amüsiert.


    Dieser Thriller benötigt jede Menge Anlaufzeit und eigentlich wurde es erst auf den letzten 100 Seiten fesselnd. Dafür da mit vielen Ueberraschungen und gut gemachten Wendungen, die doch noch einiges an meiner Bewertung retten konnten.


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    Privatleben nimmt sehr viel Raum ein...


    Katja Sand von der Kriminalpolizei München hätte eigentlich mit ihrer Tochter Jenny genug zu tun, denn die 15-Jährige lässt sich mit einem älteren Jungen ein, der noch dazu dealt. So ist es aufreibend für Sand, als sie auch noch zu einem Tatort gerufen wird. Mitten in der Hitzewelle wird eine männliche Leiche in einem Baggersee bei einer Kiesgrube in Feldkirchen – West gefunden. Vieles deutet darauf hin, dass der Mann Suizid verübt hat. Die Ermittlungen nehmen ihren Lauf, da wird ein zweiter Toter entdeckt. Wieder eine männliche Leiche und wieder deutet alles auf Selbstmord hin.


    Dieser Thriller beginnt mit einer Szene, die grauenhaft zeigt, wie Kinder in ihren Familien oft Opfer von Missbrauch und seelischer Grausamkeit sind. Bewusst sachlich, da weder Namen, Alter noch spezifische Details verraten, wer dieses Kind ist, geht diese Szene trotzdem unter die Haut.


    Weiter folgt die eigentliche Hauptgeschichte, die Mordfälle, bei denen ich stets diese Eingangsgeschichte im Hinterkopf hatte. Oft habe ich gerätselt, wer dieses Kind ist und ob diese Vergangenheit ein Grund für die Morde sein könnten?

    Gefallen hat mir, dass man bis fast zum Schluss keine Verbindung ahnt und alles offen ist. Weniger gefallen hat mir, dass die privaten Sorgen der Ermittlerin mit ihrer Tochter so viel Raum einnehmen. Ausschweifend wird der Spagat zwischen Beruf und Muttersein von Sand beschrieben. Ausdauernd die Probleme, die sie mit der 15-jährigen, die in falsche Gesellschaft gerät, hat. Katja Sand trauert zudem ihrem Exfreund nach, ist alleinerziehend und hat grosse Beziehungsprobleme mit ihrer Mutter, die sich konstant einmischt und sie anruft. Zudem wird immer wieder ein Ereignis in ihrer Vergangenheit angetönt. Irgendwann einmal wartete ich mit Spannung darauf, was die Ermittlerin für ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit hat. Fast noch mehr, als auf die Auflösung des Mordes.


    „Trauma. Kein Entkommen“ ist der erste Band einer geplanten Trilogie rund um Katja Sand. Der Titel ist nicht nur gut gewählt, sondern zieht sich auch wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte. Theoretische Ausführungen über Traumata und das Thema, das hervorragend in die Kriminalgeschichte integriert wurde. Wenn nun im nächsten Band die persönlichen Belange etwas mehr in den Hintergrund treten, bin ich zufrieden!


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    Fiktiv ? Fiktiv !


    Queen Elisabeth ist not amused! Nach einem Fest auf Windsor Castle wird am nächsten Morgen der russische Pianist tot aufgefunden. Der junge Mann wird in einer kompromittierenden Situation gefunden und das königliche Polizeicorps, das M15, beginnt zu ermitteln. Sehr schnell sind sie sicher, dass Putin verantwortlich für den Tod des jungen Mannes ist. Die Queen ist damit nicht einverstanden und nimmt die Ermittlungen in die Hand.


    Ich bin ja normalerweise kein Coverkäufer oder jemand, der dem Cover nur eine Zeile in der Rezension widmet. Ich breche für „Das Windsor Komplott“ mit meiner Regel. Denn das pinke Cover widerspiegelt für mich die Queen, die knallige Farben mag, was man vor allem in ihrer Kleidungswahl sieht. Dieses Cover ist wirklich sehr gelungen und springt einen regelrecht an.


    Klar ist, dass dieser Krimi keine realen Bezüge hat. Weder zu den Personen, die auf Windsor Castle leben und arbeiten, noch zu Geschehnissen. Rein fiktiv sind der Plot, die Figuren und die Handlung. Es ist jedoch genauso, wie ich mir ein Leben auf einem königlichen Schloss vorstelle. Mit vielen Bediensteten, regnerischem Wetter, Ausritten mit Pony und Hunden, die nebenher trotten und eine Queen mit ganz viel Witz und Schalk. Ich konnte mir nicht helfen, aber ich hatte die Queen das ganze Buch über als Miss Marple in der Rolle von Margaret Rutherford vor Augen. Schrullig, zäh und pfiffig. Die Queen ist in dieser Geschichte, wie im realen Leben 90 Jahre alt, ihr Gemahl Philip 94-jährig. Ich hoffe, dass sie genauso agil sind wie in diesem Buch. Denn sie reitet auf ihrem Pony, gibt Feste und findet noch Zeit zu ermitteln. Auch wenn sie für viele Ermittlungen aus Diskretionsgründen ihre Privatsekretärin Rozie losschickt. Der königliche Gemahl Philip geht auf Reisen, fährt noch selbst Auto und damit abends zu einem Essen in die Stadt und ist sehr sarkastisch. Kleine eingebaute Spitzen wie "Man hatte genug Aerger mit der eigenen Familie“ (Seite 10) sorgen für Schmunzeln.


    Das Entsetzen ist also gross, als nach der grossen Party zum Easter Court der Pianist tot ist. Die Gespräche über die Art des Todes fand ich sehr erfrischend. Denn …ich sage es mal so… der junge Mann starb keinen konventionellen Tod.


    Leider waren am Fest ungefähr 50 Personen anwesend und so gestalten sich die Ermittlungen nicht nur für die Queen verwirrend. Auch für den Leser sind die vielen Namen, Figuren, Beziehungen und Ränge eine etwas irritierende Angelegenheit. Hier hätte ruhig gestrafft werden dürfen. Ueberhaupt empfand ich den Schreibstil, als ermüdend zu lesen. Die Autorin verliert sich immer wieder in Nebenerzählungen, die die Handlung zerstückeln. Die Sätze sind zum grossen Teil sehr lange gehalten und verschachtelt, was es schwer macht, den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren. Leider fand ich nur in den Szenen, in denen die Queen und / oder Philip im Geschehen integriert waren den erhofften englischen und trockenen Humor. Hier hätte ich liebend gerne mehr davon genommen.


    Es geht um Mord. Ein Mord, der bei der Einführung nur nebenbei erwähnt wird, um die Ermittlungen, aber auch um Pferderennen, die geliebten Corgies und Politik. Putin wird als grosser Anstifter zum Mord gehandelt, die Obamas sind sehnsüchtig erwartete und sympathische Gäste. Die Loyalität der Bediensteten ist sehr gross und „Nestbeschmutzer“ werden zur Raison gebracht. Wie gesagt, eine rein fiktive Geschichte?


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    Leseempfehlung!


    Thomas Rhode sitzt seit neun Jahren im Hochsicherungstrakt der Psychiatrie. Thomas Rhode ist ein kaltblütiger Mörder, er hat 11 Menschen getötet. Der letzte Mord an seiner Reinigungskraft wurde Rhode zum Verhängnis, denn seine 16-jährige Tochter Sam hat ihn dabei beobachtet. Nun, 9 Jahre später, treibt ein Serientäter sein Unwesen. Die Opfer sind mit einem Zettel versehen, auf dem steht „Mit den besten Empfehlungen von Thomas Rhode“. Der einzige Weg, den Serienmörder zu fassen, läuft über den inhaftierten Rhode. Der jedoch stellt Bedingungen, die das mühsam aufgebaute, neue Leben von seiner Tochter Sam über den Haufen werfen.




    Genau so soll ein Thriller sein: Schonungslos, brutal, blutig und sehr spannend. Ich bin absolut begeistert über das neue Werk von Patricia Walter. Wie auch bei ihren vorderen Thrillern konnte sie mich fesseln, begeistern und mitreissen. Das ist Thriller pur!!!


    In diesem Buch hat man es nicht nur mit einem Serientäter zu tun. Nein, gleich zwei treiben ihre perfiden und blutigen Fantasien auf die Spitze des gerade noch erträglichen. Mir lief es einige Male kalt den Rücken runter. Auf zwei Erzählebenen, in der Gegenwart und „Damals“, setzt sich nach und nach ein Bild zusammen, in dem man erkennt, wie ein Mensch mit der nötigen Veranlagung zum Serientäter heranwächst. Ich konnte mit Grauen zusehen, wie ein Junge mit Aggressionen, diese irgendwann einmal auslebt und immer weiter geht, bis er Menschen regelrecht niedermetzelt.


    Doch auch die Angehörigen kommen nicht zu kurz. In der Gestalt von Sam erfährt man, wie traumatisch es ist und wie sehr das ganze Leben durcheinandergewirbelt wird, wenn man das Pech hat mit einem verurteilten Serientäter verwandt zu sein. Ein ganz neuer Ansatz in einem Thriller, der mir sehr gefallen hat. Mir hat Sam unheimlich leidgetan, denn es gab da ein paar Passagen, da habe ich mich gefragt, ob Rhode auch nur ein kleines bisschen Vatergefühle hegt oder einfach nur seine Tochter quälen will? Sind all die Forderungen, die er stellt, nur ein perfides Psychospielchen? Diese Zweifel, die einmal gesät, mich durch das Buch getrieben haben, empfand ich als spannender Nebeneffekt zu den ganzen Morden.


    Psychologisch sehr gut ausgearbeitet sind nicht nur die Begegnungen zwischen Vater und Tochter, auch die Verbindung zwischen den beiden Tätern ist sehr gut überlegt und schlüssig.


    Ich denke dieser Thriller ist ein Vergnügen für hartgesottene Leser, die blutige und brutale Geschichten mögen. Denn die Story ist gespickt mit Leichen und ist so spannend, dass bei mir die Nacht zum Tag wurde!

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    Teil 4!


    Dr. Fred Abel vom Rechtsinstitut wird gebeten, eine Beurteilung für die Kinderintensivstation der Charité Berlin abzugeben. Er arbeitet beim BKA, in der Abteilung Extremdelikte und im Kindernotfall wurde ein 2-jähriges Mädchen schwer verletzt eingeliefert. Erst später wird klar, dass die Kleine die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao ist. Zudem wird in einem Boxclub eine Leiche, eingenäht in einen Boxsack, gefunden. Beide Fälle halten die Polizei und die Rechtsmedizin auf Trab.



    „Zerissen“ beginnt im Zeitablauf 2 Jahre nachdem der vordere Teil "Zerbrochen“ geendet hat. "Zerissen" ist der vierte Teil rund um das Team der Rechtsmedizin in Berlin. Ich denke, man kann sehr gut auch ohne Vorwissen diesen Teil lesen.


    Der Thriller beginnt seinem Genre entsprechend. Ein Mann ist auf der Flucht und es geht brutal zu und her. Dieser Szene folgt eine Passage, in der nachts im Rechtsinstitut gruselige Dinge geschehen. Solche Situationen und die Beschreibungen der Autopsien, die sehr detailliert sind, sind nichts für sensible Leser. Der Fall rund um das 2-jährige Mädchen, das mit einem schweren Schädel- Hirntrauma auf der Intensivstation liegt, lässt einen schaudern.


    Dr. Fred Abel muss sich gleich um zwei, nein eigentlich drei, Fälle kümmern. Beide ziehen viele Details und Figuren mit sich. So ist die Handlung sehr komplex und ab und zu fällt es schwer den Fokus auf dem Wesentlichen nicht zu verlieren. Für mich waren zum Beispiel die Ausführungen zu medizinischen Details und Autopsien zu detailliert und hätten gekürzt werden dürfen. Ohne Zweifel, Michael Tsokos weiss, wovon er schreibt, ist er doch Professor für Rechtsmedizin. Weniger Informationen, die zu sehr ins Detail gehen, hätten dem Spannungsbogen gutgetan. Ab der Mitte sind die vielen medizinischen Beschreibungen und Berichte Geschichte und die Spannung nimmt an Fahrt auf.


    Was ich zu Beginn nicht geglaubt habe: Die beiden Fälle verbinden sich auf ungeahnte Weise. Absolut unvorhersehbar und clever gestrickt.


    Mir gefiel schon in den vorderen Bänden Fred Abel unheimlich gut. Das ist auch in diesem vierten Band so. Die Figur ist toll charakterisiert und überzeugt. Abel ist ein Workaholic, top in seinem Beruf und lässt nicht locker, bis er findet, was er vermutet zu finden. Hier in „Zerissen“ wird seine Arbeit gegen Schluss mit seinem Privatleben verwoben. So wird es sehr schnell persönlich und ich finde, das war genau richtig und nötig. Zeigt es doch den taffen Rechtsmediziner von einer weicheren und verletzlicheren Seite.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Was für nervende Figuren bis zur Mitte!


    Marigold ist 66 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann Dennis und Tochter Suze in einem hübschen Haus mit Garten. Marigold sorgt für ihre Familie, zu der seit neustem auch noch ihre Mutter Nan gehört, die im Alter nicht mehr alleine leben mag und zu der Familie gezogen ist. Der Platz wird knapp, als sich die zweite Tochter Daisy von ihrem Freund trennt und wieder in das Elternhaus zieht. Kurz vor Weihnachten beginnt sich jedoch Marigold zu verändern. Sie ist oft müde, vergisst sehr viele alltägliche Dinge und weiss oft nicht mehr., was sie gerade getan hat.


    Mir hat, ehrlich gesagt, das eher altmodische Cover suggeriert, dass diese Geschichte auch eher altmodisch daher kommt. Tatsächlich ist die Figur Marigold vom Schlag Frau, die nicht nur ihren Mann Dennis von vorne bis hinten bedient. Auch die 25- jährige, also erwachsene Tochter, Suze wird gefragt, was sie essen möchte. Weder Mann noch Tochter krümmen einen Finger im Haushalt, was mir doch sehr alte Schule erscheint. Vor allem da Marigold auch noch den Einkaufsladen des Dorfes betreibt, also auch ausserhalb der Familie arbeitet.

    Die Geschichte mausert sich zu einer Familiengeschichte mit verwöhnten Mitgliedern, die mir alle unsympathisch waren. Da ist zuallererst die 25 Jahre alte Suze, die von Beruf Influencerin ist, ansonsten Hotel Mama geniesst und weder finanziell, noch anpackend zum Familienunterhalt beiträgt. Ein verwöhntes und pubertäres Mädel, das seine Laune bei Grossmutter und Eltern auslässt und auch ihren Freund einwickelt. Dann ist da noch die missmutige und konstant schlecht gelaunte Grossmutter Nan, die mich genauso genervt hat. Die 32 - jährige Daisy, die nach der Trennung von ihrem Freund aus Mailand zurückkehrt, ist auch nicht besser. Mutter Marigold organisiert die ersten Aufträge und fragt Leute an, ob Daisy ihre Haustiere malen kann, um so Geld verdienen zu können. Daisys neues Berufsziel wird etwas sehr schnell auf die Beine gestellt und genauso schnell erfolgreich vermarktet. Marigold reibt sich auf, putzt, kocht, wäscht und organisiert. Sie ist der Typ Mutter Theresa, der zuallererst an andere denkt. Ihr Mann Dennis, lässt alles geschehen, statt mal bei den Töchtern und der Schwiegermutter auf den Tisch zu hauen.


    Erst empfand ich die Geschichte als oberflächlich und erst ab der Mitte bekommt sie Tiefe und die Themen werden eindringlicher. Auch die Figuren werden „erwachsener“ und reifer und die Familie wächst zu einer Gemeinschaft zusammen. Mich hat auch die grosse Solidarität in der Dorfgemeinschaft sehr berührt, die nach Marigolds Diagnose entsteht.


    Der Schreibstil wandelt sich nach der ersten Hälfte und wird intensiver. Was vorher eine nette Erzählung über ein 3 Generationenhaus war, wird durch die Diagnose Marigolds, eine neue Liebe von Tochter Daisy und einer neuen Perspektive von Suze fesselnder und tiefgründiger. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Ideal in dieser Jahreszeit!


    Milla Anderson hat ihre ehemalige Snowboardclique seit 10 Jahren nicht mehr gesehen, als sie sich für ein Wochenende treffen. In Frankreich, in Les Rochers, am Glacier du Diables, werden sich die fünf ehemaligen Snowboardprofis wiedersehen. In Les Rochers haben Milla, Dale, Brent, Heather und Curties zusammen trainiert, bis eine Tragödie die Clique auseinandergerissen hat. Nun hoffen sie, wieder an der alten Freundschaft anzuknüpfen. Doch sehr schnell entwickelt sich das Wochenende anders als gedacht.


    Die Geschichte wird in wechselnden Kapiteln auf zwei Zeitebenen geführt. Beide sind nur aus der Sicht von Milla, die in ich Perspektive erzählt. In der Gegenwart sind die Mitglieder der Clique um die 30 Jahre alt.

    Sie verbringen das Wochenende in einem verlassenen Haus mit einem Setting, das absolut gruselig und atmosphärisch sehr dicht beschrieben ist.


    Andererseits ist man mit Milla zehn Jahre zuvor mitten in der Snowboardwelt, in der es um Rennen, Gewinne und eine überaus erbitterte Konkurrenz geht. Sehr viel handelt um Klassierungen und erforderlichen Punkte, die man mit Straight Air, Spins und Mc Twist Sprüngen zu erreichen versucht. Obwohl ich keine Ahnung von Snowboard fahren habe, denke ich, dass diese, für mich fremde Welt, realistisch und authentisch beschrieben ist. Leider wurden aber die Details auch ab und zu etwas zu sehr in die Länge gezogen. Da merkt man gut, dass die Autorin auch Snowboard fährt und kennt, wovon sie schreibt. Aber eben, für Leser, die diesen Sport noch nie betrieben haben, ist es zu detailliert und ausführlich. Womit ich etwas anfangen konnte, sind die Beschreibungen der Witterungsverhältnisse, die sehr bildlich sind.


    Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin die in der Gegenwart erwachsenen Figuren anders agieren und fühlen lässt, als in der Vergangenheit, in dem es oft um Eifersüchteleien und erste Liebe geht. Sie sind erwachsen geworden und trotzdem schwellen noch Altlasten mit jedem von ihnen mit, was eine hervorragend gemachte Verbindung zu den Kapiteln aus der Vergangenheit ergibt.


    Die Figuren sind altersgemäss charakterisiert und dadurch erscheint die Vergangenheit wie ein Jugendroman. Zwei junge Frauen, die sich Konkurrenzkämpfe liefern. Sowohl im Sport, wie auch in der Gunst der anderen Cliquenmitgliedern. Und immer wabert ein Geheimnis mit, da man durch ganz viele Andeutungen und den Kapiteln in der Gegenwart weiss, dass eine Tragödie geschehen ist. Gegen Schluss wird es enorm spannend, unvorhersehbar und leider sehr konstruiert. Die Auflösung hat mich zwar überrascht, jedoch empfand ich sie auch zu überzogen.


    „ Frostgrab“ ist das Debüt der Autorin und sehr gelungen, denn ich empfand die Zeitwechsel als reizvoll und immer wieder ergänzen sich diese beiden Zeitebenen. Das heisst, dass in der Gegenwart ein Thema aufkam und man direkt danach erfuhr, was genau in der Vergangenheit geschehen ist.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Es reicht nun erst mal....


    Ein neuer Fall für Tom Babylon vom LKA Berlin!

    Der Rocksänger Brad Galloway hat eben noch sein Konzert auf der Waldbühne gegeben, kurz danach ist er tot.

    Brutal ermordet!

    Eine Frau hat ihm kurz zuvor, im Backstage Bereich der Bühne einen geheimnisvollen Umschlag übergeben. Tom Babylon und die Psychologin Sita Johanns versuchen alles, um diese Frau zu finden. Tom ahnt nicht, dass dieser Fall auch sein Privatleben beeinflussen wird.




    „ Die Hornisse“ ist der dritte Streich von Marc Raabe rund um den Ermittler Tom Babylon. Auf zwei Zeitebenen wird der aktuelle Fall rund um den Rockstar geführt und in kursiver Schrift die familiären Ereignisse aus Toms Vergangenheit 1989. Ersteres hat mich völlig gefangen genommen, letzteres hat mir weniger gefallen. Denn das schon zwei Bücher lang währende Trauma, Toms Verlust der kleinen Schwester Viola, wird hier auch wieder in den Mittelpunkt gerückt. So langsam kam bei mir der Gedanke auf, dass es denn nun langsam mal reicht damit. Immer wieder und das drei Bücher lang, das immer und ewig gleiche Thema. Zudem "erscheint" Viola Tom regelmässig, was doch arg in die paranormale Schiene abrutscht.


    Als grosser Zufall sind die Ereignisse in der Vergangenheit und der aktuelle Fall miteinander verbunden, was ich in die Ecke „an den Haaren herbeigezogen“ einordne.

    Dazu kommt, dass mich Tom in diesem Band nicht überzeugen konnte. Er ist persönlich involviert in den neuen Fall und sieht sich plötzlich in einer Rolle, die er weder kennt, noch ihm liegt. Da kann es schon vorkommen, dass man da etwas unüberlegt reagiert. Was er hier aber bietet, ist ein klassischer Fall von Panik. Und das beim ansonsten so überlegt handelnden Ermittler. Nicht nur, dass er seinen kleinen Sohn Phil bei, für den Kleinen, unbekannten Leuten abgibt. Auch unterschlägt er Beweismittel, statt mal den Mund aufzumachen und zu erklären, was Sache ist. Den Grund dafür verrate ich hier natürlich nicht. Nur so viel dazu: Man kann es auch übertreiben mit Loyalität.


    Der Schreibstil von Marc Raabe liest sich schnell, da er kurze Sätze, die nicht verschachtelt wurden, bildet. Zwar eher sachlich gehalten, spürt man dennoch immer wieder mal Spannung in besonders brisanten Szenen. Sehr beeindruckt und gefallen haben mir die guten Recherchen über die ehemalige DDR und die Eingliederung in die Geschichte. Die Flucht in den Westen und die vorgehende Bespitzelung im Osten ist wohl genau so in vielen Fällen abgelaufen.


    Nun endet die Geschichte also wieder mit einem Cliffhanger. Momentan bin ich eher enttäuscht von diesem dritten Band und so weiss ich nicht, ob ich einen 4. Band lesen werde.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Humorvoll!


    Ylvi und Tom sind seit der Kindheit beste Freunde und wohnen nun zusammen in einer WG. Als Ylvi sich in Tom verliebt, weiss sie nicht, wie sie ihm ihre Liebe gestehen soll. Die Situation spitzt sich zu, als auch Tom sich verliebt. Leider nicht in Ylvi, sondern in Sandra, die als Pflegerin im Seniorenheim arbeitet, in dem Ylvis Oma lebt. Ylvi, die ihre biologische Uhr ticken hört, weiss nun: Ein Mann muss her. Koste es was es wolle!

    Die Geschichte ist sehr abwechslungsreich und enthält die verschiedensten Szenen: witzige, traurige, nachdenklich machende, peinliche und solche zum Fremdschämen. Gerade letztere sind typisch für Ylvi. Oft hatte ich den Eindruck, sie springt in jedes Fettnäpfchen mit Karacho und lässt keine noch so klischeehafte Verwechslung aus. Was ab und zu etwas dick aufgetragen ist, wie eine Übernachtung in einem Hotel, jedoch trotzdem amüsant zu lesen war. Zudem kam mir Ylvi aufgrund ihrer Art sehr viel jünger vor als Ende 30, da hätte ich sie eher im Teenageralter eingeordnet. Gefallen hat mir, dass Ylvi ganz und gar nicht dem Schönheitsideal entspricht. Für einmal eine Protagonistin weg vom "schlank - schön - perfekt - Bild". Mit zu vielen Pfunden hat sie doch ein Selbstbewusstsein, das es in sich hat.

    Die Story zeigt auch tiefgründige Aspekte: nicht die äussere Schale zählt, sondern die inneren Werte.

    Der Schreibstil von Britt Gerken ist humorvoll und liest sich flüssig. Einzig in der zweiten Hälfte hätte ich gut auf die Figur Peter mit seinen vielen Dialektpassagen verzichten können. Dies, weil ich das absolut nicht mag, da Dialekt in Büchern eigentlich nur für die, die den Dialekt auch verstehen, unterhaltsam ist. Ansonsten ist die Geschichte rund um das turbulente Liebesleben von Ylvi leicht und locker gehalten.

    Als Leser zieht man mit Ylvi durch die verschiedensten (Liebes) Abenteuer. Dabei empfand ich lange Zeit die Geschichte betreffend Liebe nicht als vorhersehbar.

    Die Figur Ylvi ist, wie oben schon beschrieben etwas pubertär und auch ihr bester Freund Tom kam mir nicht sehr reif vor. Meine Lieblingsfigur war eindeutig Kalle, die Schildkröte, die bei Ylvi lebt. So haben mich auch die eingeflochtenen Informationen zu dieser Schildkrötenart gefesselt und als sehr gut recherchiert beeindruckt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Pageturner!


    Jan Grall und Rabea Wyler haben sich mit ihrem Büro für private Fallanalyse selbstständig gemacht. Leider will das Geschäft noch nicht so richtig anlaufen, die Aufträge könnten üppiger sein. Als die beiden angefragt werden, als externe Ermittler bei einem Mordfall auf Sylt zu helfen, sagen sie natürlich sofort zu. Einer der reichsten Männer Deutschlands wurde auf Sylt tot in einem alten Gewächshaus aufgefunden. Sie ahnen nicht, dass der Mord an dem Geschäftsmann Hugo Bellmer der Auftakt einer ganzen Mordserie ist.


    Wieder ein Fall, oder sagen wir besser Fälle, des Ermittlerduos Grall und Wyler. Ich habe mich sehr auf das Buch des deutsch - schweizerischen Dreamteams gefreut. Und wurde nicht enttäuscht!

    Ich mag die beiden Fallanalytiker unheimlich gerne. Ihre Überlegungen sind durchdacht und zeugen von viel Wissen. Ihre Ermittlungen haben mich, wie auch in den beiden vorderen Büchern, überzeugt. Jan Grall und Rabea Wyler ergänzen sich zudem wunderbar. Er ist der sachliche Taktiker, der unter Hypersensibilität leidet. Sie eher quirlig und ein Bauchmensch. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und ihre Arbeit wieder fesselnd. Kurz und knackig, ohne sich lange aufzuhalten, erzählt der Autor für Neuleser der Reihe die wichtigsten Eckpunkte der Lebensumstände. So ist es auch absolut nicht nötig "Der Alphabethmörder " und "Rapunzel " gelesen zu haben.

    Die Beschreibungen der Taten sind grauenhaft detailliert. Zudem werden die Morde, ja ganz genau, es wird eine Mordserie, zum Zeitpunkt des Geschehens beschrieben, was nichts für schwache Leser ist. Denn die Tötungsmethoden sind brutal! Die Verbindung der einzelnen Morde ist schlüssig und sehr clever gewählt.

    Die länderübergreifenden Ermittlungen, Schweiz und Deutschland, sind toll. Ich konnte mir die Oertlichkeiten sehr gut vorstellen.Das Thema Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle und so gefiel mir der Plot schon von der Warte aus.

    Der Schreibstil von Lars Schütz ist klasse. Er versteht es, die Spannung konstant hoch zu halten, da er immer wieder Passagen einfügt, die einen den Atem stocken lassen. Passagen, in denen es auch um anderes als den aktuellen Mord geht.

    So entwickelt sich die Geschichte zum wahren Pageturner.

    Ich freue mich schon jetzt auf einen neuen Fall von Grall und Wyler!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Mutiger Autor!


    Roy lebt alleine und zurückgezogen in Os, einem kleinen Dorf in den Bergen Norwegens und betreibt eine Tankstelle. Roy ist mehr oder weniger zufrieden mit seinem Leben, auch wenn sein jüngerer Bruder nach dem Unfalltod der Eltern Hals über Kopf aus Os verschwunden ist. 15 Jahre später taucht Carl wieder auf und ist in Gesellschaft von seiner Freundin Shannon und einer tollkühnen Idee!


    Ich habe während der Lektüre mehrere Male nachgesehen : Es steht Kriminalroman auf dem Cover! Passender wäre meiner Meinung nach "Familiendrama" gewesen. Es dreht sich praktisch alles um die Familie Opgard, die beiden Brüder Roy und Carl, die nach dem Unfall der Eltern zurückbleiben. Gefühle, Beziehungen untereinander und Erlebnisse aus der Kindheit werden laufend thematisiert. Durch die vielen Andeutungen schlich sich nach und nach ein Verdacht, der die Beziehung zwischen den Brüdern betrifft, ein. So kommt doch noch ein Hauch Spannung ins Buch. Ansonsten ist der einzige Krimi auf den ersten Seiten ein Dialog zwischen zwei Frauen, die sich absolut nichts schenken. Die Genreeinteilung weckt Erwartungen in dieses Buch, das es einfach nicht halten kann.

    Ganz abstrus wird es, als es nach 150 Seiten doch noch um einen alten Todesfall geht. Roy kann sich tatsächlich daran erinnern, dass 16 Jahre zuvor irgendwo bei irgendwem …. die Details verrate ich hier natürlich nicht … eine Tasche und ein Handy in eine Schlucht gefallen sind. Er fährt mit Carl hin und beginnt zu suchen und ..... Überraschung! …findet die Tasche. In einer Schlucht! Nach 16 Jahren!

    Mutig von Jo Nesbo uns Lesern solche abstrusen Zufälle zu verkaufen.

    Wenn man gerne wissen möchte, wie es sich als Tankwart in den Bergen von Norwegen so lebt und arbeitet, ist man mit diesem Buch gut bedient. Ueber mehrere Seiten erfährt man die "nötigen" Details: Vom Aufbacken von Brötchen bis zu dem Bedienen des Würstchenwärmers ( O-Ton)!

    Und dabei hatte das Buch so gut begonnen! Denn auf den ersten Seiten erfährt man, wie die Brüder ticken. Dies anhand einer abscheulichen Szene, in der auch Dog, der Familienhund involviert ist. Danach verliert sich der Autor in Nebensächlichkeiten, die vor Langweile kaum zu überbieten sind.

    Sorry, Herr Nesbo. Aber das können Sie besser!


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

    Wenn Technik zur Gefahr wird!


    Jo ist 33 Jahre alt, geschieden und in der Wohnung ihrer besten Freundin als Untermieterin untergekommen. Ihre Freundin Tabitha ist wohlhabend und hat eine Vorliebe für technische Spielereien. So erleichtert zum Beispiel eine digitale Home Assistentin, Electra genannt, das Leben der Frauen. Von der Wettervorhersage bis zur Organisation von Einkäufen, Lichteinstellungen und dem täglichen Weckruf organisiert Electra den Alltag.

    Als eines Tages Electra Dinge sagt, die Jo in Bedrängnis bringen, weiss Jo nicht mehr, wem sie noch trauen kann? Ihre Freunde sind jedoch überzeugt, dass Jo diese Dinge unbewusst selbst verschuldet oder auslöst. Mehr und mehr hat Jo Angst, an derselben Krankheit zu leiden, an der ihr Vater verstorben ist.

    Als grosser Fan von S.K Tremayne war für mich klar, dass ich auch sein neues Werk "Die Stimme" lesen muss.

    Allerdings fiel mir der Start in diese Geschichte erst mal schwer, den die ersten 40 Seiten beinhalten sehr viele Gefühle, Erinnerungen und Gedanken der Protagonistin. Die Handlung kommt dabei nur schleppend voran und trat zeitweise auf der Stelle. Dann erfolgt ein Perspektivwechsel und Janet, Jo's Mutter, rückt in den Mittelpunkt. Ab da nimmt die Handlung an Fahrt auf und ich habe wieder den subtilen Thrill gefunden, den ich bei den Büchern von S.K Tremayne so mag und schätze.

    Gespenstige Situationen, die atemlos weiterlesen lassen, machen das Buch zu einem wahren Pageturner. Der teilweise abgehakte Schreibstil intensiviert das atemlose Lesen noch zusätzlich.

    Sehr oft habe ich mich gefragt, ob Jo diese gruseligen Situationen wirklich erlebt oder ob sie ihrer Einbildung geschuldet sind? Abstecher in die Vergangenheit, als Jo ein grosses Trauma erlitten hat, sowie Informationen zu ihrer Kindheit, haben diese Fragen noch zusätzlich angekurbelt.

    Lange Zeit wusste ich nicht, in welche Richtung die Story sich entwickeln wird und das war so was von fesselnd.

    Vieles handelt in diesem Buch von Technik und Social Media. Obwohl ich nicht gerade ein Technikgenie und in sozialen Medien nur beschränkt unterwegs bin, konnte ich problemlos folgen. Sehr gefallen hat mir, dass hier über soziale Medien auch kritische Aspekte aufgezeigt werden. Versaut Technik und Social Media unser soziales Leben? Auch die Abhängigkeit und die Gefahren, denen man sich aussetzt, wenn man (zu) viel preisgibt über sich, werden in die Geschichte rund um Jo eingeflochten.

    Jo empfand ich als eine ungeheuer spannende Figur. Zwar oft etwas leichtgläubig und wehrlos, doch mit ihrem Hintergrund aus der Vergangenheit empfand ich das als nachvollziehbar. Ich denke auch, dass es nicht einfach ist, finanziell von einer wohlhabenden Freundin abhängig zu sein und deshalb oft gute Miene zum Spiel zu machen.

    Dadurch, dass wechselnde Perspektiven die Geschichte vielfältig machen, bekommt die Handlung auch Tiefe. Ich empfand es zum Beispiel als ungeheuer spannend, die Sicht von Jo's Exmann auf die Handlung rund um Jo zu erfahren.

    S. K Tremayne hat mit "Die Stimme" wieder einen subtilen Thriller mit sehr viel Aktualität abgeliefert, der Gänsehaut auslöst und mich durch das Buch hat fliegen lassen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Eine verhängnisvolle Affäre!


    Aidan ist geschockt, als er per Skype Zeuge wird, wie ein Einbrecher seine Freundin überrascht. Sehen kann er den Ueberfall nicht. Er hört jedoch, wie Zoe in ihrem Badezimmer überfallen wird. Die Ermittler von der Hampshire Constabulary, die alarmiert werden, können nur noch ihren Tod feststellen. Wer hat Zoe ermordet?



    Die Geschichte beginnt überaus gruselig und ist atmosphärisch sehr eindrucksvoll. Aidan beobachtet einen Einbruch in die Wohnung von Zoe und vermutet, dass sie umgebracht wurde. So ein Start verspricht sehr viel Gänsehaut.

    Doch leider war es das für eine ganze Weile mit der Gänsehaut. Denn ab da kämpft man sich durch allerlei Liebesprobleme, Seitensprünge und Beziehungen unter besten Freundinnen. Das hat so viele Längen, dass ich mich regelrecht gelangweilt habe. Ich war mehrere Male daran, das Buch abzubrechen.

    In zwei Zeitsträngen erzählt die Autorin einerseits über die Beziehung von Zoe und Aidan in der näheren Vergangenheit. Diese werden chronologisch geordnet. Und so wird über die erste Begegnung, das erste Rendezvous und die Reaktion von Zoes Freundinnen auf diese Beziehung, erzählt.

    Im Strang in der Gegenwart erfährt man die Tat, die Ermittlungen und schlussendlich die Auflösung. Ich fand, wie oben beschrieben, vor allem den Strang in der Vergangenheit sehr zäh und langatmig. Dazu kommt, dass Zoe etliche Freundinnen und Freunde hat, die sich alle mehr oder weniger einmischen. So plätscherten Informationen an mir vorbei, die weder relevant noch interessant waren.

    Mich hat der Strang in der Gegenwart bei der Stange gehalten. Leider muss man sich ab Mitte Buch auch da noch mit Liebesproblemen auseinandersetzen. Dies, weil der zuständige Ermittler beschliesst, wieder mit seiner Exfreundin anzubandeln. Man ahnt es: das Private von DCI Jonah Sheern bekommt viel Raum und so beschäftigt er sich seitenweise mit seiner Verflossenen statt mit dem Fall.

    Nach einem fesselnden Einstieg blitzt ab und zu Spannung auf und kommt erst so richtig auf den letzten 80 Seiten des Buches in Fahrt. Ab da habe ich buchstäblich jeden verdächtigt, Zoe ermordet zu haben. Die Identität des Täters hat mich dann komplett überrascht und mich mit dem langatmigen Mittelteil versöhnt.

    Zu den Figuren: Aidan ist ein Mistkerl, wie er im Buch steht. Er betrügt seine Frau, hat ein Verhältnis mit Zoe und belügt beide nach Strich und Faden. Maeve, die beste Freundin von Zoe fand ich seltsam. Genau so wie Angelina, die andere Freundin. Neidisch auf Zoe, halten sich für den Nabel der Welt und Zoe soll springen, wenn sie mit den Fingern schnippen.

    Am besten hat mir Zoe gefallen, die an und für sich eine tragische Figur ist. Die sich verliebt, nicht merkt, dass sie ausgenutzt wird und schlussendlich eine Abhängigkeit erreicht, die nicht gesund ist.

    Leider konnte mich die Geschichte um diese junge Frau trotzdem nicht so richtig fesseln.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Gleichberechtigung, hart erkämpft um 1920!


    Willy ist ein 23-jähriges Mädchen, lebt noch bei den Eltern und reibt sich zwischen zwei Jobs auf. Tagsüber arbeitet sie als Schreibkraft in einem grossen Büro, abends als Platzanweiserin in der Konzerthalle. Willy lebt für die Musik und träumt davon, eines Tages als Dirigentin vor einem grossen Orchester zu stehen. Wie ihr Idol Willem Mengelberg. Nachdem ihr gekündigt und sie von den Eltern vor die Türe gesetzt wurde, beschliesst sie ihren Traum wahrzumachen. Und das, obwohl Frauen nicht für Ausbildungen zugelassen werden. Weder als Musikerinnen noch als Dirigentinnen. Doch Antonia, wie sich Willy von nun an nennt, verfolgt beharrlich ihren Weg. Sie muss sich schlussendlich entscheiden: zwischen einer Karriere als Dirigentin und ihrer grossen Liebe zu Frank.


    Die Geschichte spielt zu grossen Teilen in den kleineren und grösseren Konzerthäusern der Welt, sowie in der Welt der Musik. So werden Details zu Beethoven und anderen berühmten Musikern, wie auch die Kunst der Leitung eines Orchesters eigeflochten. Doch stets so, dass auch jemand, der in der klassischen Musik nicht unbedingt zu Hause ist, sich wohlfühlt.

    Das zweite zentrale Thema dreht sich um die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Antonia ist eine Kämpferin, die sich mit den starren Geschlechterrollen der damaligen Zeit nicht zufrieden gibt. Mir hat ihr Kampf und ihre Beharrlichkeit sehr gefallen. Aussprüche wie "Eine Frau kann kein Orchester dirigieren, da Frauen nicht fähig sind zu führen" haben mich schlucken lassen. Ich musste jedoch zugutehalten, dass es leider genau so war um 1920 …und leider zu späterer Zeit auch noch.

    In verschiedenen Perspektiven erfährt man die Sicht von Antonia, ihrer grossen Liebe Frank und Robin, einem befreundeten Musiker. Da jedes dieser Kapitel in ich Perspektive geschrieben ist, erhält man als Leser einen sehr guten Einblick, was in der jeweiligen Person vorgeht.

    Um diese Einblicke war ich sehr dankbar. Denn den Schreibstil empfand ich als sehr nüchtern. Grosse Gefühle, Erfolge, Träume und Wut über Ungerechtigkeiten werden sehr emotionslos beschrieben. So kann ich den Schreibstil nur als einfach und schlicht beschreiben. Gerade in diesem emotionalen Thema, der Gleichberechtigung, fand ich diesen kühlen Schreibstil manchmal schade.

    Dieser Roman, der der wahren Antonia Brico gewidmet ist, enthält sicher sehr viel Recherchearbeit. Die Eckpunkte der Dirigentin sind, soweit ich das beurteilen kann, authentisch und realitätsnah. Anderes ist wieder völlig fiktiv. Ab und zu empfand ich die Ausarbeitung als holperig. Dies vor allem, wenn Etappen gar schnell abgehandelt werden. Wie zum Beispiel, als Antonia sich gegen eine Machtperson in sexueller Hinsicht zur Wehr setzen muss. Hier hatte ich den Eindruck die Autorin rast mit schnellstmöglicher Geschwindigkeit durch Angriff, Verteidigung und Anzeige. Das hätte man besser ausarbeiten und die Gefühle detaillierter hervorheben dürfen.

    Ich empfand das Leben und den Kampf um die Realisierung ihrer Träume der Dirigentin Antonia Brico als interessant und fesselnd.


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    Ene mene muh...


    Sieben Leute melden sich, um an einem Experiment teilzunehmen. Anreiz ist ein grosszügiger Gewinn, der ihnen versprochen wird. Der Professor, der das Experiment leitet, will damit die Gruppendynamik und das menschliche Verhalten erforschen. Doch schon zu Beginn geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Denn die Gruppe kommt nie am Bestimmungsort an und der Chauffeur wird ermordet aufgefunden. Was die Gruppe allerdings nicht ahnt. Da sie währenddessen versuchen in dem Escape - Room den Ausgang zu finden. Fast zeitgleich wird die Psychologiestudentin Hannah Preuss entführt. Ein Kommilitone meldet sie als vermisst und schnell wird klar, dass Hannah Berührungspunkte mit dem Professor hatte.

    Die Ermittler des LKA Niedersachsen haben es somit gleich mit zwei Fällen von vermissten Personen zu tun.


    Wer kennt sie nicht, die Escape Games in speziell geschaffenen Räumen, in denen Geschicklichkeit, Taktik und eine Portion Glück gefordert sind. Ziel ist, dass sich der Ausgang ganz nach Simsalabim Manier öffnet und man ins Freie entwischen kann. Hier im Buch "Raum der Angst" bekommen diese, eigentlich harmlosen, Spielereien eine ganz neue und bedrohliche Bedeutung. Denn hier wartet der Tod auf jeweils einen der Teilnehmer, falls das Rätsel nicht gelöst wird. Das setzt die Spannung auf ein sehr hohes Level. Man wartet als Leser förmlich darauf, dass jemand sterben wird oder in eine bedrohliche Situation gerät.

    Diese Szenen in den verschiedenen Räumen sind sehr anschaulich beschrieben. Allerdings ist vieles auch arg konstruiert. Denn der Täter hat, wohl eigenhändig, da die ganze Sache geheim bleiben soll, die Räume konzipiert und gebaut. Von schiessenden Roboterarmen über Wände, die aus Verankerungen brechen bis zu Lasern, die Hindernisse darstellen, hat er allerlei Trümpfe im Aermel. So wie die technischen Details, empfand ich auch das Ende und somit die Auflösung als konstruiert. Einem glücklichen Zufall ist nämlich das Ende der Suche nach dem Ort des Grauens geschuldet.

    Wenn man bei den technischen Details ein Auge zudrückt, eröffnet sich eine psychologisch einwandfreie Arena. Von Gruppendruck über Gruppendynamik bis zu unabdingbare Zusammenarbeit, damit die Gruppe ein Level weiter hüpft, erlebt man als Leser jede Nuance der Zusammenarbeit einer Gruppe. Jede der sieben Figuren ist interessant charakterisiert und hat so viel Wiedererkennungswert, dass man als Leser nicht mit den Figuren durcheinander gerät.

    Als Ermittler agiert das Duo Bernd Kappler und Eva Dahlhaus … und das sehr gut! Sehr gefallen hat mir, dass man sehr wenig Privates der Ermittler serviert bekommt. So weiss man als Leser genug über die Kommissare, um sich ein Bild machen zu können. Jedoch unnötige Liebeleien, privaten Kram oder Details über die persönliche oder häusliche Situation werden aussen vor gelassen. Der Autor konzentriert sich auf den Fall und die Hauptaufgabe der Ermittler : Diesen Fall zu lösen.

    Es wird so bedrohlich, in diesen Escape Games, dass ich atemlos weitergelesen habe. Hier bekommt der Titel des Thrillers " Raum der Angst" Gewicht und Marc Meller hat es geschafft, mich zu fesseln. Ich wüsste nur gerne, welcher bekannte Autor hinter diesem Pseudonym steckt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Dreamteam!


    Im Engerloer Venn direkt an der holländischen Grenze , die sich Rauchland nennt, beobachtet ein Pärchen nachts auf dem Heimweg einen Mord. Es ist die Nacht auf den Dreikönigstag und mit dem beobachteten Mord nicht genug : Zudem brennt eine Bauernscheune in der Nähe lichterloh. Die Ermittler des KK11 der Kripo Münster finden ziemlich schnell den Mörder. Der Täter ist ein ihnen bekanntes Gesicht : Schultewolter, der vor Jahren Heinrich Tenbrink, der sich gerade in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet hat, niederschlug. Doch Stimmen werden laut, dass Schultewolter das Opfer nicht getötet hat. Im Gegenteil: Er soll ihn aus der brennenden Scheune gezogen haben. Erster Hauptkommissar Bremer und Oberkommissar Betram sind gefordert und drehen im kleinen Dorf jeden Stein um, um die Wahrheit zu erfahren.


    "Rauchland" ist der vierte Teil einer fortlaufenden Reihe. Ich kenne die vorderen Bände nicht und hatte keinerlei Verständigungsprobleme. Denn Vergangenes wird kurz erklärt damit auch Neuleser rasch im Bilde sind.

    Mehr Probleme hatte ich mit den immer wieder eingeflochtenen plattdeutschen Ausdrücken, die mir zu zahlreich waren. Ich habe schlichtweg nichts davon verstanden und dann irgendwann einmal begonnen, diese zu überlesen. Ich verstehe, dass solche Dialektbrocken Authentizität vermitteln und lese das oft in Büchern, die in einer bestimmten (deutschen) Gegend handeln. Doch wenn man dem Dialekt nicht mächtig ist, sind es halt auch Stolpersteine, die den Lesefluss hemmen können.

    Ansonsten hat mir der Schreibstil gefallen. Die Handlung, bestehend aus Mord - Ermittlung und Auflösung ist nachvollziehbar aufgebaut. Die Ermittlungen, die das Team anstellt, sind schlüssig und logisch aufgebaut. Zudem mischt auch noch der pensionierte Heinrich Tenbrink mit, was noch mal mehr Abwechslung in die Ermittlungsarbeit reinbringt.

    Die Figurenzahl ist komplex und die Personen sind untereinander verbandelt, wie es oft ist in einem kleinen Dorf vorkommt. Zudem hat das Ermittlerteam untereinander etliche private Verwicklungen, die vielleicht auch mangels Vorkenntnissen nicht immer einfach sind zu durchblicken. Von einer Männer WG über ein Verhältnis im Team, Kompetenzgerangel bis zu einem gemeinsamen Kind ist da alles dabei. Das bedeutet höchste Konzentration. Ein selbst angefertigtes Personenglossar hat mir das Lesen erleichtert. Dies vor allem, weil doch auch für mich fremd klingende Namen dabei waren, wie Schaddebuer oder Schultewolter.

    Die Gegend, das Münsterland und ihre Bräuche sind sehr gut in die Geschichte integriert. Sehr atmosphärisch beschrieben ist schon der Start in das Buch, als das Pärchen die brennende Scheune entdeckt.

    Die Bemühungen zur Auflösung des Falles gehen in verschiedene Richtungen. Die Befragungen und Besuche bei Zeugen und potentiellen Verdächtigen vielschichtig. Da habe ich oft fast den Faden verloren und musste mein Personenglossar zur Rate ziehen oder zurück blättern.

    Sehr gut sind die Figuren charakterisiert. Vor allem das Dreamteam, Heinrich Tenbrink und Maik Betram, ist mir ans Herz gewachsen.

    Für mich ist Rauchland ein solider Krimi, der mich durchwegs gefesselt hat.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Leseempfehlung!


    Nach einer Familientragödie ist Tom Waise. Vater und Mutter sind tot und der Neunjährige ganz allein. Seine Tante Sonya und ihr Ehemann Nick nehmen Tom bei sich auf. Doch da Tom weder spricht, noch gross Interesse an seiner Umgebung zeigt, ist Sonya schnell am Ende ihrer Geduld und Kraft. Rose, die Schwester von Sonya und Mona, Tom's verstorbener Mutter, bietet an, dem Jungen ein Zuhause zu geben. So zieht Tom in den chaotischen Haushalt in der Claremont Street in Toronto. Neben Rose gehören zu dem Haushalt auch der 14jährige Nick und Tom's Onkel Will. Kann die zusammengewürfelte WG Tom aus seinem Trauma reissen?


    Die ersten Kapitel haben es schon in sich. Man erlebt als Leser den Auslöser von Tom's zukünftigem Trauma hautnah mit.

    Was erst Raum für Spekulationen lässt, wird zur Gewissheit. Man erfährt, was mit Mona und Russell, Tom's Eltern, geschehen ist. Mir hat der Junge da schon unheimlich leid getan. Und so hat mich sein Schicksal das ganze Buch über nicht mehr los gelassen. Vor allem seine Schuldgefühle, seiner Mutter im wichtigen Augenblick nicht geholfen zu haben, haben mich unheimlich durchgeschüttelt. Schrecklich, wenn ein so kleiner Junge, eine solche Last tragen muss.

    Die Geschichte beginnt im Mai und endet im März des folgenden Jahres. Jedes Kapitel beinhaltet einen Monat und damit begleitet man Tom fast ein Jahr lang. Man erfährt, was mit Tom geschieht und wie er sich entwickelt. Das Trauma, das bei ihm selektiven Mutismus ausgelöst hat, ist hervorragend und absolut überzeugend in die Geschichte eingeflochten. Immer wieder beleuchtet die Autorin, was diese Sprachlosigkeit nicht nur für Tom, sondern auch für seine Verwandtschaft bedeutet.

    Die fliessenden Perspektivwechsel, und die damit ineinander übergehenden Blickwinkel auf den Verlust der Schwester, Mutter , Schwägerin oder Tante, machen die Story zu einer vielseitigen und berührenden Geschichte.

    Mit der Familie erlebt man unheimlich traurige, fröhliche, berührende aber auch überraschende Situationen. Dabei ist nicht alles rosarot und wunderbar. Wie es so ist, gibt es auch in dieser Familie untereinander Spannungen, Neid und Schuldzuweisungen.

    Die Figuren gingen mir sehr ans Herz. Jede und jeder in der Familie ist so authentisch charakterisiert, dass man gar nicht anders kann als mit ihnen mitfühlen, sich ärgern oder mitlachen.

    Da ist zuerst mal Tom, der erlebt, was kein Kind in seinem Alter erleben sollte. Seine Hilf- und Hoffnungslosigkeit, als sich sein ganzes Leben ändert, hat mir zeitweise Tränen in die Augen getrieben.

    Dann sind da Will, Sonya und Rose, die Geschwister seiner Mutter, die nicht nur mit dem Verlust der geliebten Schwester fertig werden müssen, sondern von einem Tag auf den anderen die Verantwortung für ihren Neffen tragen. Jeder anders und seinen Charaktereigenschaften und Möglichkeiten angepasst. Und dabei auch mit Schuldgefühlen zurecht kommen müssen. Schuldgefühle darüber, Mona nicht geholfen zu haben.

    Da ist Sonya, die nach ihrem unerfüllten Kinderwunsch froh ist, endlich ein Kind um sich zu haben. Und durch ihren Perfektionismus Tom nicht erreichen kann und schliesslich aufgibt.

    Rose, die ihre chaotische und zusammengewürfelte Wohngemeinschaft zusammenhält, überfordert ist mit dem eigenen Sohn und doch sehr viel Herz zeigt.

    Und dann ist da noch Will, der nicht so richtig erwachsen sein möchte und von einem Gelegenheitsjob in den nächsten rutscht. Und Tom nimmt, wie er ist und dabei sehr gut fährt.

    Ich konnte kaum glauben, dass "Das Haus in der Clarmenont Street" das Debüt der Autorin ist. Denn nicht nur der Plot und die Figuren überzeugen und sind rund und schlüssig .... auch der Schreibstil ist gelungen und liest sich sehr flüssig. Von mir eine Leseempfehlung für diesen wunderbaren Roman!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Emme ist 16 Jahre alt als sie mit zwei Freundinnen nach Palma fliegt. Die Eltern Tim und Rebecka haben schweren Herzens dem Teenagerurlaub zugestimmt. Als sich Emme per Whattsapp meldet, ahnen die Eltern nicht, dass es das letzte Lebenszeichen ihrer Tochter sein wird. Emme verschwindet spurlos auf der Insel.

    Drei Jahre danach : Die Tim und Rebecka's Ehe ist am Verlust der einzigen Tochter zerbrochen. Während Rebecka sich in eine neue Beziehung einlässt, zieht Tim nach Mallorca und sucht von da an ununterbrochen nach seiner Tochter.

    Sehr schnell war klar, dass ich mit dem Schreibstil nicht zurecht komme. Abgehackt, reduziert und atemlos fliegt der Autor durch Zeiten, Handlungen und Perspektivwechsel. Und das sehr chaotisch und unkoordiniert. Ich frage mich wirklich, weshalb der Autor bei Kapitelbeginn Zeitangaben macht, wenn er dann bunt von der Vergangenheit in die Gegenwart und wieder zurück hüpft? Manchmal sind die Zeitenwechsel so abrupt, dass es total verwirrend ist. Wenn zum Beispiel mitten in einer Handlung in der Gegenwart nach Emmas Verschwinden zu einem banalen Ereignis, als sie 1 Jahr alt ist, gehüpft wird. Um kurz danach Emma vor der Reise zu skizzieren .... dann ist das komplett konzeptlos. Dazu kommt, dass immer wieder englische Jugendslang Ausdrücke und Songzeilen eingeflochten sind, was ich als absolut nervend empfand, da es meinen Lesefluss immer wieder unterbrochen hat. Wenn man denn, bei dem Schreibstil von Lesefluss sprechen kann! Der Autor zeigt auch Tendenz Sätze mittendrin zu unterbrechen und ohne Bezug auf das vorher Geschriebene in einem anderen Zeitpunkt in der Geschichte weiter zu schreiben.

    Ueber lange Passagen wird der Aufenthalt vom Tim auf Mallorca thematisiert. Das ist dermassen langweilig und hat in kleinster Weise mit der Suche nach seiner Tochter zu tun, dass ich kurz davor war, das Buch in eine Ecke zu pfeffern. Nur die Neugier, was tatsächlich mit Emme geschehen ist, hat mich durchhalten lassen.

    Leider kann der Autor mit diesem Geschreibsel nicht an die Erfolge mit seiner Figur Zack Herry anknüpfen.

    Der Protagonist Tim ist ein Vater, der seine Tochter vermisst. Was bei mir zwar Mitleid auslösen würde, wäre Tim nicht so konturenlos und blass charakterisiert. Irgendwann hat mich das weinerliche Getue von ihm nur noch genervt.

    Ich gebe zu, es kam der Punkt, da habe ich nur noch grob überflogen. Erst gegen Schluss wird es ansatzweise interessant …leider viel zu spät!


    :bewertung1von5::bewertung1von5: