Beiträge von dreamworx

    Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein. (Harrison Ford)

    1862 Colorado. In der Hoffnung, dass die Gesundheit ihrer jüngeren Schwester sich mit einer Luftveränderung bessert, macht sich Greta Nilson mit Astrid auf den Weg in den Westen, wo sie einen Unbekannten heiraten wird. Aber die Reise steht unter keinem guten Stern, denn bei einem Überfall auf ihre Postkutsche verlieren sie all ihr Geld, und dann bekommt Greta auch noch die Information, dass ihr potenzieller Ehemann verstorben ist. Die Hoffnung auf einen Neuanfang rückt in weite Ferne, da die Goldgräberstadt Fairplay Frauen keine Möglichkeit gibt, auf anständige Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als Greta vom Ranchbesitzer Wyatt McQuaid unerwartet einen Heiratsantrag bekommt, nimmt sie da Angebot an, um sich und ihre Schwester versorgt zu wissen. Wie wird Greta wohl reagieren, wenn sie erfährt, dass Wyatt sie nur aufgrund eines Deals mit dem Bürgermeister geheiratet hat, um seine Rinderaufzucht zu finanzieren? Werden sich die beiden trotzdem näher kommen?


    Jody Hedlund hat mit „Damit mein Leben neu beginnt“ einen sehr unterhaltsamen historischen Auftaktband ihrer neuen Colorado-Cowboys-Buchreihe vorgelegt, der den Leser mit einer Zeitreise in den Wilden Westen entführt und einer jungen Frau auf eine abenteuerliche Reise begleitet. Der flüssige und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort für sich ein, der sich schnell an Gretas Seite wiederfindet und ihr bei ihren Unternehmungen über die Schulter schaut. Greta wagt sich auf unbekanntes Terrain, indem sie sich mit ihrer kleinen Schwester auf die Reise macht, um einen Unbekannten zu ehelichen und ihrer Schwester eine Luftveränderung zur Besserung ihres Leidens zu ermöglichen. Die große Verantwortung, die bereits auf Gretas Schultern lastet, wird durch die gefährliche Reise noch vergrößert, die sie in ihrer Notlage zu schnellen Entscheidungen zwingt. Mit Wyatt hat Greta es eigentlich gut getroffen, wären da nicht die unausgesprochenen Wahrheiten und Geheimnisse, die alles ins Wanken bringen könnten. Wyatts Nachbar ist ein skrupelloser Kerl, dem es egal ist, wen er in Gefahr bringt, Hauptsache, er bekommt seinen Willen. Er macht Wyatt und Greta das Leben schwer, beide lassen sich jedoch nicht davon beirren, ihren Weg weiter zu verfolgen. Etwas mehr Offenheit einander gegenüber hätte beiden gut getan und so manche Situation entschärft. Die farbenfrohen Beschreibungen der Autorin lassen das Kopfkino beim Leser anspringen, während die Spannung innerhalb der Handlung immer weiter steigt, was vor allem an den immer wieder eingestreuten überraschenden Wendungen liegt. Der christliche Aspekt wurde unaufgeregt in die Handlung mit eingeflochten, der Gottvertrauen, Vergebung, Hoffnung und Vertrauen in sich selbst zum Thema macht.


    Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen, ihre glaubwürdigen Ecken und Kanten bringen sie dem Leser nahe, der keinen Schritt von deren Seite weicht, um ihr Schicksal zu verfolgen. Greta ist eine verantwortungsvolle und hilfsbereite Frau, die schon einiges erlebt hat. Mutig, mitfühlend und warmherzig packt sie überall mit an und umsorgt ihre kleine Schwester wie eine Mutter. Astrid ist zwar krank, aber trotzdem hat sie ihre Fröhlichkeit nicht verloren, mit denen sie durchs Leben geht. Wyatt ist ein offener, fleißiger Mann mit Verantwortungsgefühl. Er hat zwar seine Geheimisse, jedoch sind ihm Gewalt und Unehrlichkeit ein Gräuel. Für seine Familie würde er alles tun. Wyatts Freund Judd ist ein lieber, angenehmer Kerl, der schon einiges durchleben musste und auf den immer Verlass ist.


    „Damit mein Leben neu beginnt“ verzaubert den Leser mit einer ebenso wunderbaren wie unterhaltsamen historischen Wild-West-Story gepaart mit Familiengeschichte und einer aufkommenden Liebesgeschichte. Absolute Leseempfehlung für spannende und gefühlvolle Lesestunden.


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    Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können. (Jean Jaurès)

    1945. Das Leben der 20-jährige Emma Hoffmann wird in einer Bombennacht in Königsberg/Ostpreußen zu einem Trümmerfeld. Sie verliert bei dem Angriff nicht nur ihre ältere Schwester Charlotte, sondern auch ihr geliebtes Zuhause. Emma findet kurzfristig Zuflucht auf einem Hof, den sie jedoch bald verlassen muss, um der nahenden Roten Armee zu entkommen. Doch dann gerät sie in russische Gefangenschaft, wo sie unbeschreibliches Leid und Grausamkeiten ertragen muss, die sie zu einer traumatisierten Frau werden lässt. Oberst Ajoscha Iwanow sucht unter den gefangenen Frauen nach einer Verräterin. Als sich herausstellt, dass Emma Russisch kann, muss sie Ajoscha als Dolmetscherin unterstützen. Ajoscha selbst lebt gefährlich, denn insgeheim ist er Christ und diese werden in Russland verfolgt. Während Ajoscha sich langsam in Emma verliebt, hasst diese alles Russische und will nur weg. Trotzdem lässt sie sich auf eine Zweckehe mit Ajoscha ein. Wird es ihm gelingen, ihr Herz zu erobern und die Schrecken auf ihrer Seele zu mildern?


    Tabea Rompf hat mit „Anfang einer neuen Zeit“ einen sehr emotionalen und anrührenden historischen Debütroman vorgelegt, der den Leser mit seiner Geschichte durch eine wahre Gefühlsachterbahn schickt und gleichzeitig in seinen Bann zieht. Der fesselnde, bildgewaltige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte antreten, wo er an der Seite von Emma Hoffmann Unerträgliches erlebt. Emma, die in einer Nacht alles verliert, was ihr lieb und teuer war, besitzt trotzdem noch genug Herz, um sich um ein kleines Mädchen zu kümmern, von dem allerdings aufgrund der Kriegsgefangenschaft bald wieder getrennt wird. Nach fürchterlichem Missbrauch ist Emmas Seele so geschunden, dass sie fast jegliche Hoffnung verloren hat und nur noch Hass für die Schuldigen empfindet. Sie fühlt sich von Gott verlassen und vertraut niemandem mehr, auch sich selbst nicht. Ajoscha, der nicht nur nach einer Spionin sucht und heimlich seinen christlichen Glauben lebt, der dem Regime entgegen steht, ist Emmas Feindbild, während dieser ihr mit Menschlichkeit, Geduld und Hilfsbereitschaft begegnet. Ajoscha verliebt sich in Emma, doch diese ist so in ihrem Schmerz und Zorn gefangen, dass sie seine ehrlichen Gefühle nicht erkennt. Der Autorin gelingt es wunderbar, nicht nur die damalige Zeit sehr spannend und plakativ in Worte zu kleiden und mit überraschenden Wendungen aufzuwarten, sondern dem Leser auch die Gefühlsregungen ihrer Protagonisten glaubhaft zu vermitteln. Gleichzeitig lässt sie den christlichen Gedanken immer wieder in ihre Handlung einfließen. Es geht um Vertrauen in Gott, Schuld und Vergebung.


    Die Charaktere wurden mit glaubwürdigen Eigenschaften lebendig in Szene gesetzt, sie lassen den Leser sehr nahe an sich herankommen, der ihre Gedanken- und Gefühlswelt nachvollziehen kann. Emma ist eine traumatisierte Frau, deren ablehnende und ruppige Art nach all dem erlebten Leid verständlich ist, den Leser aber erst einmal auf Abstand hält. Sie ist innerlich zerrissen und unsicher, lässt jedoch immer wieder ihren Kampfgeist und ihren Mut aufblitzen. Ajoscha ist ein tiefgläubiger Mann, der nach seinen Überzeugungen lebt und handelt. Er ist selbst ein Getriebener, doch agiert er bewusst, hilfsbereit, geduldig und liebevoll, obwohl ihm sein Beruf auch andere Seiten abverlangt.


    „Anfang einer neuen Zeit“ ist ein sehr tiefgründiger, fesselnder und emotional aufgeladener Roman, dessen Handlung den Leser das gesamte Gefühlsbarometer durchleben lässt mit einem Mix aus historischem Hintergrund, grausames Kriegsgeschehen, menschlichen Schicksalen und einer sich anbahnenden Liebesgeschichte. Absolute Leseempfehlung für ein sehr gelungenes Debüt!


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    Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat. (Mark Twain)

    1885 Stralsund. Nachdem Flora und Leonhard Tietz mit Hilfe von Floras Bruder Sally und dessen Verlobter Anna erfolgreich das Kaufhaus Tietz etabliert haben, steht die Expansion des Kaufhauses in anderen Städten auf dem Wunschzettel. Sally und Anna sollen sich nach einem geeigneten Platz für eine Dependance in Annas Heimatstadt Schweinfurt umsehen. Währenddessen hat Leonhards Bruder Oskar mit seinem Geschäft in Gera anfangs nur mäßig Erfolg und steht bei der Familie aufgrund seiner Beziehung zu Betty in Misskredit. Doch auch Oscar macht den Laden mit Hilfe seines Onkels Hermann Tietz schließlich doch zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten der Gera-Kaufleute, was ihm erneut Ärger einbringt. Leonhard plant derweil, ein großes Kaufhaus in Elberfeld zu eröffnen…


    Susanne von Berg hat mit „Zeit der Wünsche“ den zweiten Teil ihrer historischen Hertie-Kaufhaus-Trilogie vorgelegt, in der sich Wahrheit und Fiktion vermischen zu einer unterhaltsamen und kurzweiligen Lektüre. Der bildhafte, flüssige und gefühlvolle Schreibstil beamt den Leser zurück ins 19. Jahrhundert, wo er sich schnell als Teil der Tietz-Familie wiederfindet und vor allem Flora und deren Ehemann Leonhard auf Schritt und Tritt folgt. Das Ehepaar ist ein eingeschworenes Team, denen Familiensinn und Vertrauen sehr viel wert ist, was sie auch ihren Mitarbeitern vorleben. Während Flora sich mehr um die Kinder sowie die Ausstattung der einzelnen Läden kümmert, liegt es an Leonhard, sich um die Erweiterung des Sortiments zu kümmern. Sally hat sich inzwischen ebenso wie seine Verlobte Anna unentbehrlich für das Geschäft gemacht, so dass den beiden der neue Laden in Schweinfurt zur Leitung übertragen wird. Die Autorin lässt mit ihren farbenfrohen Beschreibungen nicht nur die einzelnen Kaufhaus-Dependancen vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, empathisch vermittelt sie auch die zwischenmenschlichen Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder untereinander gut an den Leser. Innovative Ideen nach dem Vorbild amerikanischer Warenhäuser nehmen nach und nach Gestalt an, rufen aber auch alteingesessene Händler auf den Plan, die sich um ihre Existenzen bedroht fühlen und sich zur Wehr setzen. Die Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Familienangehörigen und deren Läden halten den Leser trotz mäßiger Spannung bei der Stange, der gleichzeitig den Konkurrenzkampf mit Wertheim beobachten darf.


    Die Charaktere wurden lebendig ausgestaltet und mit authentischen Ecken und Kanten versehen, die sie dem Leser schnell ans Herz wachsen lassen. Flora ist eine patente und einfühlsame Frau, die anscheinend alles unter einen Hut bekommt. Sie liebt ihre Familie, aber ebenso ist sie kreativ tätig und wartet immer mit neuen Ideen auf. Leonhard vergöttert seine Ehefrau und liest ihr jeden Wunsch von den Lippen ab. Sally hat sich zu einem verantwortungsbewussten Kerl gemausert, der seine Aufgaben ernst nimmt. Oscar ist das schwarze Schaf der Familie, dabei hat er interessante Ideen und liebt seine Betty sehr. Onkel Hermann ist durch und durch Geschäftsmann, während sein Bruder Chaskiel nur ein Großmaul und Möchtegern ist, der das Sagen haben will über die gesamte Familie.


    „Zeit der Wünsche“ erzählt nicht nur von der Expansion der Hertie-Warenhäuser, sondern unterhält den Leser mit einer Mischung aus Familiengeschichte, Liebe und Eifersucht. Kurzweilige Lesestunden mit verdienter Leseempfehlung!


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    Gott würfelt nicht! – Albert Einstein

    1903 England. Seitdem ihre Eltern und ihre ältere Schwester bei einem Bootunglück ums Leben kamen, hadert Maggie Lounsbury mit dem Schicksal, denn sie fühlt sich von Bekannten und Freunden verlassen, zudem zweifelt sie an der Geschichte eines Bootsunfalls. Mit ihrer jüngeren Schwester Violet lebt sie bei ihrer Großmutter und unterstützt diese auch in deren Hutgeschäft. Als ihr Freund aus Kindertagen, Nathaniel Harcourt, nach dem Tod seines Vaters nach Morningside zurückkehrt, um als Erbe die Verantwortung für die Firma und das Gut zu übernehmen, steht Maggie seinem Auftauchen sehr befremdet gegenüber, denn seit dem Tod ihrer Eltern fühlt sie sich von ihm im Stich gelassen. Während Nathaniel sich in der Fabrik großen Widerständen ausgesetzt sieht, versucht Maggie, mehr über das Bootsunglück herauszufinden, was andere allerdings mit aller Macht zu verhindern suchen…


    Carrie Turansky hat mit „Wenn ein neuer Tag anbricht“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der neben einer traurigen Familiengeschichte auch kriminalistische Elemente enthält sowie eine gefühlvolle Liebesgeschichte. Der flüssige, bildhafte und emotionale Erzählstil nimmt den Leser mit ins England des vergangenen Jahrhunderts, wo er nicht nur wunderbar gestaltete Protagonisten kennenlernt, sondern auch mit Maggie auf Spurensuche geht, um die wahren Umstände aufzuklären, die zum Tod ihrer Eltern und ihrer älteren Schwester führten. Maggie ist aufgrund des Schicksalsschlags, der inzwischen vier Jahre zurückliegt, innerlich so zerrissen, dass sie nicht nur ihren Glauben verloren hat, sondern auch nicht gerade eine Sympathieträgerin ist. Einzig die warmherzige Fürsorge ihrer jüngeren Schwester gegenüber lässt sie menschliche Züge zeigen. Die tiefgläubige Großmutter gibt sowohl Maggie als auch Violet ein liebevolles Zuhause, während sie gleichzeitig der ausgleichende Pol zu Maggies Verzweiflung ist. Auch Nate hat einige Baustellen abzuarbeiten, zum einen ist das einst freundschaftliche Verhältnis zu Maggie gestört, dazu muss er den Tod seines Vaters verarbeiten sowie sich irgendwie gegen die Machenschaften in der Firma durchsetzen. Die Autorin beschreibt die zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Protagonisten untereinander auf sehr natürliche und gefühlvolle Art, so dass der Leser alles gut nachvollziehen kann. Der Leser wird aufgrund der sich immer weiter aufbauenden Spannung rund um die Auflösung des Bootsunglückes mehr und mehr in die Handlung hineingezogen. Der christliche Aspekt wurde wunderbar unaufdringlich in die Handlung eingewoben, der von Gottvertrauen, Vergebung und Verzeihen handelt.


    Die Charaktere sind glaubwürdig gestaltet und mit sehr menschlichen Zügen ausgestattet, die sie dem Leser schnell ans Herz wachsen lassen. Maggie ist zu Beginn mit ihrer nachtragenden, sturen Art fast unsympathisch, ihre liebevolle Art gegenüber ihrer Schwester Violet zeichnet dann ein ganz anderes Bild von ihr. Sie ist zutiefst verletzt und versucht mit aller Macht, ihrem Leben wieder Struktur zu geben. Violet ist ein zauberhaftes, fröhliches Mädchen, das allen an der Seele rührt. Maggies Großmutter ist der Fels in der Brandung, zart und doch kraftvoll mit unglaublicher Weisheit. Nate ist ein ehrlicher Mann, auf den man sich in allen Lebenslagen verlassen kann. Er ist vertrauensvoll und empathisch, während Helen eine Natter ist, der man nicht den Rücken zukehren darf.


    „Wenn ein neuer Tag anbricht“ überzeugt nicht nur mit einer atmosphärisch-dicht gewebten Handlung, die mit kriminalistischen Elementen die Spannung konstant auf hohem Level hält, sondern neben traurigen Lebenswegen der Protagonisten auch eine Liebesgeschichte enthält, die aus einer alten Freundschaft erwächst. Absolute Leseempfehlung für einen tiefgründigen und sehr unterhaltsamen Roman!


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    Die Familie ist die Heimat des Herzens. - Giuseppe Mazzini

    1966 Bremen. Nach dem Tod des Vaters erbt Gisela als älteste Tochter den familieneigenen Friseursalon Fellbach, in dem auch ihre Geschwister, Bruder Kurt und die 15 Jahre jüngere Schwester Ruth, mitarbeiten. Der Salon lebt allerdings nur noch von der alten Stammkundschaft, denn immer mehr modernere Friseurläden öffnen in Bremen ihre Tore, die mehr zu bieten haben. Gisela ist nach dem Tod ihres Mannes in ihrer Trauer gefangen und hat kaum noch Interesse an dem Geschäft, während Schwester Ruth gern viele neue Ideen ausprobieren würde. Als Giselas Tochter Marianne als Fotomodell entdeckt wird und nach London zieht, gibt Gisela Ruth die Schuld an deren Weggang und entlässt sie aus dem Salon. Ruth findet schnell eine neue Stelle bei einem der modernen Konkurrenten, wo sie sich bald gut einlebt. Als der alte Friseursalon eines Tages buchstäblich in Rauch aufgeht, kommen vor allem bei den Schwestern Gisela und Ruth endlich viele Dinge an die Oberfläche, über die Jahre geschwiegen wurde…


    Caroline Jansen hat mit „Frauen wie wir“ einen unterhaltsamen Auftaktband für ihre „Salon am Rosenplatz“-Serie vorgelegt, der den Leser nicht nur auf eine Zeitreise in die späten 60er des vergangenen Jahrhunderts einlädt, sondern auch eine typische Familiengeschichte der damaligen Generation erzählt. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil lässt den Leser nicht nur in die Vergangenheit reisen, sondern zaubert während der Lektüre auch lebhafte Bilder vor das innere Auge. Schnell schlüpft er an die Seite von Ruth, um sich im alten Friseursalon Fellbach umzusehen, die alten Waschbecken und Trockenhauben in Augenschein zu nehmen sowie gleichzeitig einen ersten Eindruck über das Verhältnis der Geschwister untereinander zu erhalten. Ruth ist als Nachzüglerin 15 bzw. 14 Jahre jünger als ihre ältere Schwester und ihr Bruder. Nach dem Tod der Mutter wuchs Ruth bei Gisela und ihrer Familie auf, was das Verhältnis zwischen Gisela und ihr veränderte. Während Ruth und Giselas Tochter Marianne eher wie Freundinnen miteinander umgehen, ist die Beziehung zwischen Ruth und Gisela eher schwierig. Der Tod ihres Ehemannes stürzt Gisela in Depressionen und Apathie, sie sitzt in ihrem Trauerkokon fest, verschließt sich dem Fortschritt völlig und ertränkt ihre Einsamkeit mit Alkohol. Tochter Marianne macht ihre eigenen Erfahrungen als Fotomodell in London, während Ruth in einem neuen Salon endlich aufblüht und vielleicht auch ihre große Liebe findet. Sogar Kurt ist mutig genug, etwas Neues zu wagen. Die Autorin hat die 60er Jahre sehr schön wieder aufleben lassen, aber auch ihren Protagonisten Gesichter gegeben, die für viele Menschen der damaligen Zeit stehen. Manchen konnte der Fortschritt nicht schnell genug gehen, andere kamen mit den Veränderungen nicht so gut zurecht. Auch die innerfamiliären Konflikte werden gut und nachvollziehbar beschrieben und dringen erst an die Oberfläche, als der alte Salon einem Brand zum Opfer fällt.


    Die Charaktere sind lebendig und glaubwürdig in Szene gesetzt, mit ihren menschlichen Ecken und Kanten nehmen sie den Leser schnell für sich ein, der ihnen gern über die Schulter schaut. Ruth ist eine modern denkende junge Frau, die ihre Arbeit als Friseurin liebt und gern Neues ausprobieren würde. Sie ist liebenswert, hilfsbereit und offen. Schwester Gisela ist das genaue Gegenteil, wirkt eher verschlossen, uninspiriert, unterkühlt und ertrinkt schon fast in Selbstmitleid. Sie will, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen und ist gegenüber allen Argumenten verschlossen. Kurt ist ein stiller, in sich gekehrter Mann, der erst am Ende zu überraschen weiß. Marianne ist abenteuerlustig und mutig, auch wenn sie dabei Lehrgeld wird zahlen müssen.


    „Frauen wie wir“ spiegelt das Gesellschaftsbild der 60er Jahre sehr schön wieder. Unterhaltsam und gefühlvoll lässt die Autorin die alte Zeit wieder aufleben und zeichnet gleichzeitig eine interessante Familiengeschichte auf. Kurzweilige Lektüre für entspannte Lesestunden. Verdiente Empfehlung!


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    Qualität ist, wenn der Kunde zurückkommt, aber nicht das Produkt. (Hermann Tietze)

    1879 Stralsund. Mit ihrem Verlobten Leonhard Tietz hat sich Flora in Stralsund niedergelassen, um sich dort eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Als Flora für ihr Brautkleid das geeignete Material sucht, wird sie in dem Textilgeschäft von Alfred Holst fündig, das schon bessere Tage gesehen hat und kurz vor dem Ruin steht. Alfred hat seit dem Tod seiner Frau nicht mehr Fuß fassen können und Schulden angehäuft, die ihm nun das Wasser bis zum Hals stehen lassen. Flora, die nicht nur mit Alfred Mitleid hat, sondern auch von dem Laden angetan ist, springt Alfred zur Seite und hilft ihm, den Laden etwas auf Vordermann zu bringen. Währenddessen kündigt Leonhard seine Beteiligung an einer Textilwarenfirma und geht auf Geschäftsreise, um sich von seinen alten Kunden zu verabschieden. Als Flora ihm nach seiner Rückkehr von ihrem Einsatz bei Holst erzählt, keimt in Leonhard eine Idee auf, die er mit Hilfe von Flora schon bald in die Tat umsetzt…


    Susanne von Berg hat mit „Zeit der Sehnsucht“ den Auftaktband ihrer Kaufhaus-Trilogie vorgelegt, deren Handlung die Entstehungs- und Erfolgsgeschichte des Hertie-Konzerns wiederspiegelt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil erlaubt dem Leser eine Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert, wo er neben Flora und Leonhard auch Floras Bruder Sally sowie Alfred Holst kennenlernt. Flora und Leonhard leben verlobt, jedoch unverheiratet, gemeinsam in einer Wohnung, was zur damaligen Zeit unüblich war. Jedoch liegt die Hochzeit nicht mehr fern, und Flora möchte sich ihr Kleid selber schneidern. Während Leonhard auf Geschäftsreise ist, wird Floras Besuch in Alfred Holsts Textilgeschäft der schicksalhafte Moment, dem die Begründung des eigenen Kaufhausunternehmens zugrunde liegt. Flora ist eine moderne Frau, die selbst mitanpackt und in Leonhard einen Partner hat, der sie in allem unterstützt. So nimmt sie ihren Bruder Sally auf, der aufgrund seiner Flausen im Kopf von zuhause getürmt ist und nun sein Glück im Hafen sucht, was ihm aber nicht so gut bekommt. Alfred Holst seit dem Tod seiner Frau kein glückliches Händchen fürs eigene Geschäft, dazu lässt ihn sein eigener Sohn Julius im Stich. Die Autorin beschreibt nicht nur die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten untereinander warmherzig und nachvollziehbar, sondern lässt den Leser auch intensiv an der Modernisierung des neuen Ladens teilhaben. Bodentiefe Schaufenster sowie Schaufensterpuppen sollen den Kauflustigen die Ware schmackhaft machen, ebenso sind feste Preise, Umtauschrecht und Barzahlung neu. Die Kunden dürfen den Laden betreten und sich umsehen, ohne zum Kauf genötigt zu werden. Die neuen Ideen von Leonhard und Flora sind revolutionär und lassen den größten Konkurrenten Wertheim aufhorchen. Auch wenn es kaum Spannungsmomente in der Geschichte gibt, ist die Story doch recht kurzweilig.


    Die Charaktere wurden liebevoll in Szene gesetzt und überzeugen mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften. Der Leser heftet sich schnell an ihre Fersen und schaut ihnen bei ihren Unternehmungen über die Schulter. Flora ist eine liebevolle Frau, die das Herz am rechten Fleck trägt. Sie ist mitfühlend und hilfsbereit, packt mit an und ist sich für nichts zu schade. Leonhard ist ein feiner Kerl, der bedacht handelt und viele Ideen im Kopf hat. Sally ist anfangs ein Windhund, doch mausert er sich zu einem vertrauenswürdigen jungen Mann. Alfred Holst ist ein alter Herr, der sich fast seinem Schicksal ergeben hätte und nun wieder Licht am Ende des Tunnels sieht. Alfred Wagner ist ein Mistkerl, der nur seinen Vorteil im Sinn hat und über Leichen geht.


    „Zeit der Sehnsucht“ ist ein Mix aus Familiengeschichte, Unternehmensgründung, Frauenpower sowie Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund. Die ersten Grundschritte zur Entstehung des Hertie-Kaufhauskonzerns werden dem Leser hier sehr lebhaft vor Augen geführt. Verdiente Leseempfehlung für eine kurzweilige Lektüre!


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    Niemand darf seine Wurzeln vergessen. Sie sind Ursprung unseres Lebens. (Federico Fellini)

    1977. Als Mitglieder der englischen karitativen Organisation CaritActs halten sich Jack und Monika Kingsley in Bombay auf, um einen Eindruck von der Arbeit vor Ort zu bekommen. Die dreckigen Slums ebenso wie die armseligen Lebensbedingungen, die sie dort täglich vor Augen haben, bringen sie an ihre Grenzen. Eines Tages treffen sie auf die 5-jährige Jyothi, die mit ihrer Familie in einem Zeltverschlag fast neben dem Hotel lebt. Monika ist von Jyothi sofort sehr angetan, deshalb hält sie täglich Ausschau nach dem kleinen Mädchen. Als Jyothis Mutter einen Unfall hat, bemühen sich Monika und Jack um die Adoption von Jyothi, da ihnen selbst kein eigenes Kind vergönnt ist, und nehmen sie mit nach England, wo sich Jyothi mit der neuen Umgebung ebenso zurechtfinden muss wie mit dem Heimweh nach ihrer eigenen Familie…


    Sharon Maas hat mit „Das indische Waisenkind“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser erst nach Bombay und dann nach England reisen lässt, um das Schicksal von Jyothi über einen längeren Zeitraum zu begleiten. Der bildhafte, flüssige Erzählstil bringt den Leser gemeinsam mit Jack und Monika schnell in die Millionenmetropole Bombay, wo er ebenso wie das englische Ehepaar von den dort herrschenden Lebensbedingungen der Bevölkerung fast erschlagen wird. Die Autorin schreibt sehr detailverliebt, weshalb der Leser erst langsam in die eigentliche Geschichte hineinkommt, zu sehr wird er abgelenkt von vielen nichtigen Beschreibungen. Die Beziehung zwischen Monika und Jack steht auf tönernen Füssen, was Monika durch ihre Sehnsucht nach einem eigenen Kind zu kompensieren sucht. Jyothi wird aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und muss sich als kleines Mädchen in England neu finden, was ihr nie gelingen wird. Ihr musisches Talent wird vor allem von Monika gefördert, doch dann nimmt das Zerbrechen der Ehe ihrer Adoptiveltern Jyothi zum zweiten Mal ihre Heimat. Auch als sie mit ihrer Geigenmusik Erfolg hat, fühlt sie sich einsam und nicht zugehörig in der Welt, in der sie nun zuhause ist. Erst eine Konzertreise nach Indien lässt Jyothi ihr bisheriges Leben hinterfragen und nach ihren eigentlichen Wurzeln suchen, um endlich innerlichen Frieden zu finden. Die Geschichte plätschert leider aufgrund der vielen Beschreibungen einfach vor sich hin. Auch wenn die Autorin einige emotionale Momente hervorhebt, wirkt die Handlung meistens langatmig und ausschweifend.


    Die Charaktere sind auch eher oberflächlich gestaltet und halten den Leser auf Abstand, der ihren Aktionen zwar folgt, aber kaum wirklich Anteil nimmt. Monika ist eine Frau, die unter ihrer Kinderlosigkeit leidet. Ihr Engagement in Bezug auf Jyothi und ihr musikalisches Talent wirkt fast zwanghaft, als wollte sie damit ihre gescheiterte Ehe kompensieren. Sie wirkt penibel, krampfhaft ehrgeizig und vor allem neurotisch. Jack ist eher der lockere Typ, lebt in den Tag hinein und will sich nicht festlegen. Jyothi ist ein stilles, einsames Mädchen, das auch als Erwachsene ihren Schmerz vor der Welt verbergen will. Ihre Verzweiflung ist oft spürbar, denn sie ringt um ihren Platz im Leben und sucht nach ihren Wurzeln.


    „Das indische Waisenkind“ will mit einer emotionalen Geschichte berühren, verfehlt dieses Ziel jedoch aufgrund der ausschweifenden Beschreibungen der Autorin sowie den unnahbaren Protagonisten. Bis zum eigentlichen Kern der Handlung zieht sich die Geschichte hin und nimmt dem Leser mit der Langatmigkeit den Spaß an der Lektüre. Eingeschränkte Leseempfehlung!


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    Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. (Friedrich Halm)

    1875 Kalifornien. Als Kathryn Walsh nach dem Tod ihres Onkels Casey dessen angestaubte Zeitung „Voice“ und eine unberührte Mine erbt, lässt sie in Boston alles hinter sich und macht sich auf nach Calvada/Sierra Nevada, wo sie sich alsbald in einem Umfeld aus Bordellen und Saloons wiederfindet und sich nicht nur erstmal einen Überblick über ihr Erbe verschaffen, sondern auch als Fremde und Freigeist mit den Stadtbewohnern zurechtkommen muss. Schon bald eckt sie mit ihren offenen Zeitungsartikeln an, in denen sie die Zustände und mangelnden Rechte von Frauen vor Ort anprangert, dabei stößt sie auch Saloon-Eigentümer Matthias Beck vors Knie. Der möchte sich als Bürgermeister aufstellen lassen und hat in Minenbesitzer Morgan Sanders einen harten Konkurrenten. Beide Männer buhlen um Kathryns Gunst, doch Kathryn hat gar nicht die Absicht, einen von ihnen zu erhören, zu sehr ist sie mit ihrer Zeitung beschäftigt. Doch als es für sie brenzlig wird, unterstützt sie ausgerechnet Matthias…


    Francine Rivers hat mit „Mein wildes, mutiges Herz“ einen wunderschönen Roman vorgelegt, der vor der historischen Kulisse des Wilden Westens spielt und eine starke junge Frau in den Vordergrund rückt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser mit auf Zeitreise ins 19. Jahrhundert, um dort auf Kathryn zu treffen, die aus eine gutsituierten Familie stammt, sich aber dem gesellschaftlichen Korsett, das diese ihr auferlegt, nicht fügen will. Das Erbe ihres verstorbenen Onkels eröffnet ihr eine Möglichkeit, sich endlich selbst zu verwirklichen und den Zwängen ihrer Familie, vor allem ihres Stiefvaters, zu entfliehen und sich auf eigene Beine zu stellen. Im Bergarbeiterstädtchen Calvada warten Gesetzeslosigkeit und raue Sitten auf Kathryn, die sich davon allerdings nicht einschüchtern lässt. Schon bald prangert sie mutig die Rechtlosigkeit der Frauen und die Zustände im Ort an, was schnell Widersacher auf den Plan ruft und sie ein ums andere Mal in Gefahr bringt. Die Autorin weiß nicht nur mit spritzigen, humorigen Dialogen zu punkten und eine schöne Liebesgeschichte zu spinnen, sondern auch sehr farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen zu Papier zu bringen, so dass beim Leser während der Lektüre schnell das Kopfkino einschaltet. Der christliche Aspekt wurde von Rivers wunderbar in die Geschichte mit eingeflochten, es geht um Mitmenschlichkeit, Vertrauen in Gott, Mut und Hilfsbereitschaft.


    Die Charaktere sind lebendig und facettiert ausgestaltet und überzeugen den Leser mit ihren authentischen Eigenheiten. Kathryn ist ein Freigeist: mutig, selbstbewusst, mit dem Herz auf der Zunge, temperamentvoll und sehr offen mit ihrer Kritik. Sie lässt sich nicht verbiegen und geht zielstrebig ihren Weg, was ihre Widersacher schnell auf den Plan ruft. Matthias Beck ist ein ehemaliger Soldat, der nun als Saloon- und Hotelbesitzer auftritt. Durch seine ehrliche Art ist er bei den Ortsbewohnern sehr beliebt, insgeheim kämpft er mit seinen eigenen Dämonen. Bei Kathryn offenbart sich sein Temperament, was er sonst gut zu kaschieren weiß. Cafébesitzerin Ronya ist eine gute Seele, die Kathryn immer unterstützt. Aber auch Scribe, Morgan Sander sowie weitere Protagonisten tragen zur Unterhaltung der Handlung bei.


    „Mein wildes, mutiges Herz“ ist ein wunderschöner historischer Roman mit einem Mix aus Wildem Western, Familiengeschichte und Romantik sowie über den Weg einer starken jungen Frau, die mit ihrem mutigen Handeln den Weg für ein besseres Leben für Frauen ebnet. Absolute Leseempfehlung für wunderbar spannende Lesestunden!


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    Der Sinn von TV ist nicht Aufklärung, sondern Zerstreuung. (Helmut Thoma)

    1955 Hamburg. Elly Bothsen stammt aus einer Fabrikantenfamilie, die sie aufgrund einer Karriere beim Fernsehsender NWDR hinter sich gelassen hat. Mittlerweile ist Elli seit 2 Jahren beruflich erfolgreich und bekommt nun bald ihre eigene Talkshow, denn ihr Chef Paul Winterstein ist von ihrem Talent schon lange überzeugt. Während Elly nebst Assistentin Stupsi mit der Entwicklung einer neuen Abendunterhaltungsshow mit Peter Frankenfeld und der Gästeauswahl für ihre eigene Talkshow alle Hände voll zu tun hat, erreicht sie die Nachricht, dass der Vater ihrer kleinen Tochter Marie, ihre große Liebe Peter, auf einer Schiffsreise schwer krank wurde und nicht klar ist, ob er diese überlebt. Gleichzeitig bezichtigen neidische Kollegen sie des Ideenklaus und durch eine anonyme Anzeige beim Jugendamt wird Elly ihre kleine Tochter weggenommen. Doch Elly lässt sich nicht unterkriegen und bekommt Unterstützung von lieben Kollegen…


    Stephanie von Wolff hat mit „Damenwahl“ den zweiten Teil ihrer historischen Fräuleinwunder-Serie vorgelegt, der in punkto Unterhaltungswert dem Vorgänger in keiner Weise nachsteht. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlige Erzählstil lässt den Leser in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts reisen, um sich erneut an Ellys Fersen zu heften und mit ihr nicht nur beim Sender, sondern auch privat so einiges zu erleben. Elly schlägt sich als alleinerziehende Mutter durch, während ihr Liebster auf den Weltmeeren sein Geld verdient und über Monate nicht bei ihr ist. Sie teilt sich mit ihrer kleinen Tochter und ihrer Mutter Magda eine Wohnung. Schwester Kari lebt in einer lesbischen Beziehung in Berlin, während ihr Bruder York sich zum drogensüchtigen Spieler entwickelt hat, der das Familienunternehmen an die Wand fährt, wogegen der Vater sich kaum noch wehren kann. Im Sender wird Elly von Paul Wintersteins Assistentin Stupsi in allen Belangen unterstützt. Die Entwicklung der Fernsehshow „1:0 für Sie“ mit Newcomer Peter Frankenfeld wird ebenso unterhaltsam geschildert wie die Begegnung mit Romy Schneider als ersten Stargast für die Talkshow oder der Auftritt von Curt Jürgens mit seiner Geliebten. Im Hintergrund agieren zwei Kollegen sehr intrigant, streuen Gerüchte und stiften jede Menge Unheil, weil eine Frau erfolgreicher ist als sie. Elly hat so manchen denkwürdigen Auftritt, besonders vor dem Sendervorstand, den man als Leser so schnell nicht vergisst und sich wünscht, selbst einmal so mutig zu sein. Von Wolff versteht es wunderbar, mit vielen kleinen Nebenschauplätzen einen großen Unterhaltungswert zu schaffen, der die Buchseiten durch des Lesers Hand nur so fliegen lässt.


    Die Charaktere sind lebensnah und glaubwürdig in Szene gesetzt. Sie nehmen den Leser mit ihren menschlichen Ecken und Kanten sofort für sich ein, der ihre Unternehmungen nur zu gern verfolgt. Elly ist eine liebenswerte und positiv eingestellte Frau, die mit ihren Ideen überzeugen kann. Ihre offene, selbstbewusste Art ruft leider auch Neider hervor. Stupsi ist der Knaller schlechthin, ihre Pitbull-Fähigkeiten bei Konrad Adenauer sind unübertroffen, dazu ist sie verlässlich und immer Optimistin. Paul Winterfeld ist ein Chef, wie man ihn sich nur wünschen kann. Ellys Mutter ist eine Seele von Mensch, aber auch Bruder York, Bärchen sowie einige andere Kollegen sorgen mit ihren Auftritten für einiges an Aufregung und Unterhaltung.


    „Damenwahl“ nimmt den Leser mit in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, verbindet die Anfänge des Fernsehens mit Familiengeschichte, Historie und Zeitgeschichte und unterhält mit bekannten Namen und starken Protagonisten. Sehr kurzweilige Lektüre mit absoluter Leseempfehlung!


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    Strobels schwächelt bei Bischoffs 3. Fall

    Inzwischen ist Fallanalytiker Max Bischoff ausschließlich als Privatdetektiv und Dozent tätig. Nicht nur deshalb wundert er sich über die Anfrage des K11 Düsseldorf, seiner ehemaligen Wirkungsstätte, die ausgerechnet von seiner ehemaligen Vorgesetzten Eslem Keskin an ihn gerichtet wird, mit der ihn ein sehr gespaltenes Verhältnis verbindet. Bischoff soll in einem dem kleinen Ort Klotten an der Mosel in einem 22 Jahre alten ungelösten Vermisstenfall ermitteln, zu dem Keskin einen persönlichen Bezug hat. Kaum ist Max vor Ort, wird die Leiche der Tochter von Keskins verstorbener Freundin in den Weinbergen gefunden – ermordet. Die eingeschworene Dorfgemeinschaft hüllt sich beharrlich in Schweigen und scheint kein Interesse daran zu haben, dass der alte Fall endlich aufgeklärt wird. Bei ihnen hat Max mit seinen Ermittlungen keinen Erfolg. Wird es ihm trotzdem gelingen, den Vermisstenfall aufzuklären?


    Arno Strobel hat mit „Mit den Augen des Opfers“ den dritten Fall um seinen Mörderfinder Max Bischoff vorgelegt, der sich um die Aufklärung eines Cold Case dreht und eindeutig zu den schwächsten Romanen des Autors gehört, dessen Romane normalerweise immer Nervenkitzel schenken. Diesmal könnte man die Geschichte allenfalls als Krimi bezeichnen. Der flüssige und bildhafte Erzählstil bringt den Leser sofort in die Geschichte hinein, der in einem lebendigen, düster gehaltenen Setting Max Bischoff und seinen Mitstreitern auf Schritt und Tritt folgt und über die Schulter sieht. Das kleine Winzerdorf Klotten ist anschaulich beschrieben, so dass man als Leser alles gut vor Augen hat. Bischoffs Spurensuche, das Mauern der Ortsbewohner, die Differenzen mit der Ortspolizei sowie die immer wieder zwischendurch eingefügt Perspektive des Täters soll den Spannungslevel hochschrauben, das gelingt leider nicht. Der Fall selbst ist verworren und die Aufklärung schwierig, wozu auch unvorhergesehene Wendungen beitragen. Aber alte Krimihasen finden sich schon schnell auf der Fährte des Täters wieder, was das Lesevergnügen zusätzlich schmälert.


    Die Charaktere sind glaubwürdig in Szene gesetzt, doch kommt der Leser kaum an sie heran und findet sich deshalb in der Statistenrolle wieder. Max Bischoff, sonst eher ein Hansdampf in allen Gassen, bleibt diesmal außergewöhnlich farblos. Er ist ein brillanter Kopf und besitzt die Fähigkeit, sich in den Täter hineinzuversetzen. Psychologe Marvin Wagner läuft Max in diesem Buch den Rang ab und erntet mit seiner frischen, lockeren Art einige Sympathiepunkte. Aber auch Jana Brosius, Horst Böhmer sowie Eslem Keskin bringen sich in der Handlung ein und sorgen für Unterhaltung.


    „Mit den Augen des Opfers“ ist Max Bischoffs dritter und schwächster Fall. Wer die Psychothriller des Autors liebt, wird diesmal enttäuscht sein, denn handelt sich hier nur um einen mittelmäßigen Krimi, der oftmals die Spannung vermissen lässt und eingefleischte Spürhunde schon bald auf die Fährte des Täters setzt. Leider nur eine eingeschränkte Empfehlung, schade!


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    Die Hoffnung hilft uns leben. (Johann Wolfgang v. Goethe)

    1896. Nachdem immer wieder Rinderdiebstahl und Vandalismus überhand nehmen, nimmt Luke Davenport, Mitglied der Hanger’s Horsemen, den Auftrag eines Viehbesitzers an, diese Vorgänge zu untersuchen und möglichst aufzuklären. Schnell gerät der auffällig gewordene 14-jährige Nachbarssohn Nate in Verdacht, der nach dem Mord an seinem Vaters Douglas nun bei seiner Tante Damaris Baxter lebt. Der leichtsinnige Teenager hat nichts anderes im Sinn, als sich selbst auf Mördersuche zu begeben, was nicht nur ihn, sondern auch Luke in große Gefahr bringt…


    Karen Witemeyer hat mit „Ein Cowboy für die Ewigkeit“ den dritten und gleichzeitig letzten Teil ihrer historischen Hanger’s Horsemen-Trilogie vorgelegt, der den Leser in das 19. Jahrhundert zurückreisen lässt, um dort dem rechtschaffenden Cowboy Luke Davenport bei seinem Auftrag über die Schulter zu sehen und nicht nur eine Romanze, sondern auch einen spannenden Krimi mitzuerleben. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil zaubert sofort ein lebhaftes Kopfkino vor dem inneren Auge des Lesers, während dieser nicht nur auf Luke trifft, sondern auch Damaris Baxter kennenlernt, die nach dem Mord an ihrem Bruder ihren Neffen ohne Vorbehalte bei sich aufnimmt. Dass ihr persönlich doch noch die große Liebe begegnen wird, daran glaubt Damaris nicht mehr. Umso mehr setzt sie sich nun für ihren Neffen Nate ein und versucht, ihm Geborgenheit und Sicherheit zu geben, da es seine verstorbenen Eltern nicht mehr können. Nate sinnt auf Rache und will unbedingt den Mörder seines Vaters finden. Dabei hält er nicht nur seine Tante Damaris in Atem, sondern bringt auch Luke dabei in Gefahr, so dass er schwer verletzt wird. Während Damaris sich aufopferungsvoll um Lukes Genesung kümmert, kommen sich die beiden schnell näher. Beide haben bereits einige Schicksalsschläge verkraften müssen und setzen sich für andere ein, wobei ihnen ihr Glaube eine große Quelle der Hoffnung ist. Die Autorin hat ein besonderes Geschick, nicht nur die Örtlichkeiten sehr bildhaft zu beschreiben, sondern auch die Spannung innerhalb der Handlung immer weiter zu steigern. Der Leser steht an Lukes Seite und versucht gemeinsam mit ihm, die Übeltäter zu finden. Der christliche Aspekt kommt in der Geschichte sehr gut zum Tragen, geht es doch um Hoffnung, Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe.


    Die Charaktere sind authentisch gezeichnet und können den Leser mit ihren menschlichen Eigenheiten sowie ihrer Lebendigkeit sofort für sich einnehmen, der sich ihnen nur zu gern auf Schritt und Tritt folgt, um mit ihnen ein Abenteuer zu erleben. Damaris ist eine liebenswerte, zurückhaltende Frau. Von ihren eigenen Träumen hat sie sich schon lange verabschiedet, wirkt aber keineswegs verbittert, sondern öffnet für ihren verwaisten Neffen ihr Haus und ihr großes Herz, um sich selbstlos um ihn zu kümmern. Luke, der in seiner Vergangenheit so einiges ertragen musste, kann die Trauer und Wut von Nate gut nachvollziehen. Er ist ein in sich gefestigter Mann, der sich insgeheim nach einem Zuhause sehnt, dass er selbst nie gehabt hat. Luke ist hilfsbereit und kämpft für die Werte, die ihm wichtig sind. Nate ist ein Teenager, der seine Trauer und Wut kaum bändigen kann und oftmals um sich schlägt oder Dinge in Angriff nimmt, ohne darüber nachzudenken.


    „Ein Cowboy für die Ewigkeit“ beschert einen wunderbaren Ausflug ins vergangene Jahrhundert und wird alle begeistern, die einen Handlungsmix aus Romanze und Krimi vor historischer Kulisse lieben. Witemeyer erzählt nicht nur farbenfroh und tiefgründig, sondern auch mit dem nötigen Gefühl und einer Botschaft. Absolute Leseempfehlung für eine herrliche Lektüre mit kostenlosem Kopfkino!


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    Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen. (Walt Disney)

    1962 München. Marie Graf ist ihren Eltern eine folgsame Tochter, aber statt nach dem Pharmaziestudium in die Drogerie der Familie einzusteigen, träumt sie heimlich von einem Leben als Reporterin, immer am Puls der Zeit, um ihre Leser auf den neuesten Stand zu bringen. Das Angebot für ein Praktikum bei einer neu erscheinenden Zeitung bringt Marie dazu, ihr bisher behütetes Leben auf den Kopf zu stellen, mit ihren Eltern zu brechen, um endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Marie, die sich als Malou neu erfindet, kämpft für ihren Lebenstraum und muss auf dem Weg zum Ziel so einige Stolpersteine überwinden. Dabei erwirbt sie sich nicht nur berufliche Anerkennung und Respekt, sondern auch mehr Selbstvertrauen als Gesellschaftskolumnistin, bei der die Stars ins Plaudern kommen. Aber wer hoch steigt, kann auch tief fallen, denn ein tief vergrabenes Familiengeheimnis droht Maries erkämpften Traum zerplatzen zu lassen…


    Teresa Simon hat mit „Zwischen den Zeilen“ den ersten Teil ihrer historischen Reporterin-Dilogie vorgelegt, der neben einer mitreißend erzählten Handlung auch einen hervorragend recherchierten Hintergrund zu bieten hat und den Leser schon mit wenigen Zeilen in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts katapultiert. Flüssig-leicht und emotional und farbenprächtig landet der Leser im Jahr 1962 an Maries Seite, die sich bisher den Wünschen ihrer Eltern fügt, obwohl sie innerlich nach ganz anderem strebt. Drogerie und Eintönigkeit sind so gar nicht ihr Ding, lieber der Geruch von Druckerschwärze und der Geräuschpegel wuselnder Reporter, die der nächsten Schlagzeile hinterherjagen. Marie ergreift mutig die einzige Chance, die sich ihr auftut und kämpft sich über den Sportresort die Karriereleiter hinauf, wobei sie oftmals belächelt wird und so mancher Kollege ihr ein Bein stellt. Doch am Ende ist als Gesellschaftskolumnistin im schreibenden Olymp angekommen mithilfe einiger Förderer, die ihr Potential erkannt haben. Simon lässt nicht nur den historischen Hintergrund mit Kuba-Krise, den Beatles und vielen damals bekannten Berühmtheiten für den Leser wieder lebendig werden, sondern zeigt auch ein Abbild der damaligen Gesellschaft auf, in der die Rolle der Frau klar definiert war. Während Maries Eltern Teil der gebeutelten Kriegsgeneration sind und nur das Beste für ihr Kind wollen, können sie mit dem Freiheitsdrang und dem Wunsch nach Selbstbestimmung ihrer Tochter aber nichts anfangen. Marie befreit sich von dem engen Korsett, dass ihre Eltern ihr auferlegt haben, und ist fortan für sich selbst verantwortlich.


    Die Charaktere sprühen vor Lebendigkeit und überzeugen mit glaubwürdigen Ecken und Kanten, die den Leser sofort in ihren Bann ziehen und dieser ihnen fortan nicht mehr von der Seite weicht. Marie ist wohlbehütet aufgewachsen und mit Anfang 20 eine recht naive Träumerin. Sie ist liebenswert, wagt sich mutig in die Eigenständigkeit, die sich als harte Schule fürs Leben erweist und Marie an ihren Lehren wachsen lässt. Freundin Roxy ist flippig, unberechenbar und neben Onkel Julius ihre größte Unterstützerin. Oft genug gibt sie Marie einen Tritt, damit diese endlich wach wird und ihr Wünsche in die Tat umsetzt. Ebenso spielen Freddy Krenkl und Viktor Bárthoy wichtige Rollen in Maries Karriere und in dieser Geschichte.


    „Zwischen den Zeilen“ spendiert mit einer fesselnden Handlung vor historischem Hintergrund eine Traumlektüre nebst farbenfrohem Kopfkino. Mit einem unwiderstehlichen Mix aus Freundschaft, Familiengeheimnis, Liebe, Neid und Karrierekampf sowie starken Protagonisten schafft es die Autorin, den Leser von A-Z an die Seiten zu fesseln und dabei die 60er Jahre mit all seinen Facetten mitzuerleben. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight 2023!


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    Wenn du ein Geheimnis bewahren willst, musst du es auch vor dir verstecken. (George Orwell)

    Ein Pflegeheim ist die Endstation für Josefines todkranken 98-jährigen Großvater Johannes, der als einziger von ihrer Familie übrig ist. Während einer ihrer Besuche trifft sie dort auf ihren ehemaligen Schulkameraden Fynn, der sich inzwischen einen Namen als Schatzsucher gemacht hat. Fynn glaubt fest daran, dass Josefines Großvater den Verbleib des Bernsteinzimmers kennt, das im zweiten Weltkrieg von den Nazis geraubt und versteckt wurde. Fynn hofft darauf, einige persönliche Informationen zu bekommen, wo sich eine Suche für ihn lohnen würde. Josefine ist wie vor den Kopf geschlagen ob all dieser Erkenntnis und traut ihren Ohren kaum, als ihr Großvater ihnen tatsächlich einige Hinweise offenbart, bevor er für immer die Augen schließt. Josefines Neugier ist entfacht, zumal ihr Großvater auch an alte Kindheitserinnerungen in ihr geweckt hat. Sie schließt sich Fynn und seinem Freund Paul an, um den Hinweisen nachzugehen und das in der Vergangenheit verschollene Bernsteinzimmer wieder ans Tageslicht der Gegenwart zu holen…


    Elisabeth Büchle hat mit „Die Erbin des Bernsteinzimmers“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur mit einer spannenden Schatzsuche in der Gegenwart unterhält, sondern auch ihn auch in die Vergangenheit abtauchen lässt, um sich während des 2. Weltkrieges an die Fersen von Josefines Großvater zu heften. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil katapultiert den Leser schon mit wenigen Worten in die Geschichte hinein, wo er Josefine auf ihren schweren Gang ins Pflegeheim zu einem Besuch bei ihrem Großvater begleitet und dort auch auf Fynn trifft, der regelrecht auf sie gewartet hat, um über sie an Johannes zu kommen. Josefine umweht die Angst, ihren letzten Familienangehörigen zu verlieren. Während Fynns Informationen sie noch den Kopf schütteln lassen, lauscht sie ungläubig, als ihr Großvater einiges aus der Vergangenheit preisgibt, denn sie hat das Gefühl, ihre Familie auf einmal nicht mehr zu kennen. Die gemeinsame Spurensuche mit Fynn und dessen Freund Paul in der Gegenwart 2018 wechselt sich ab mit der Vergangenheit, wo der Leser die Geschichte von Johannes und dessen Sohn Helmut, Josefines Onkel, kennenlernt, die sich im Jahr 1941 in Königsberg ereignet hat. Helmut war in Russland an der Kriegsfront und ist seitdem ein gebrochener Mann, denn nicht nur die Taten der SS sind spurlos an ihm vorübergegangen. Bildgewaltig lässt die Autorin die Unmenschlichkeit des Krieges, den regelrechten Raub an der Bevölkerung Königsbergs sowie die Abgebrühtheit der Nazis in ihrem Wirken vor dem Auge des Lesers lebendig werden. Ständig wechselnde Perspektivwechsel geben dem Leser die Möglichkeit, nicht nur die Sicht von Josefine, Fynn und Paul zu erfahren, sondern auch von Helmut, Johannes und einigen anderen wichtigen Protagonisten. Dadurch steigert sich der Spannungswechsel enorm und der Leser darf nicht nur miträtseln, sondern bekommt während der Lektüre dazu ein wunderbares Kopfkino spendiert.


    Die Charaktere sprühen vor Leben und überzeugen durch ihre menschlichen Ecken und Kanten. Der Leser fühlt sich sofort als unsichtbarer Teil von ihnen, fiebert mit Josefine und Fynn, leidet mit Helmut, Johannes und vielen anderen. Josefine ist nach außen eine eher pragmatische, zurückhaltende Person, aber innerlich ist sie fast ängstlich zu nennen, denn mit dem Tod ihres Großvaters hat sie keine Familie mehr. Sie besitzt eine gesunde Neugier und während der Suche mit Fynn und Paul entwickelt sie mehr Selbstvertrauen und kommt aus sich heraus. Fynn ist ein liebenswerter Abenteurer, ein Hansdampf mit dem Herz am rechten Fleck. Paul ist immer für einen Spruch zu haben und ebenfalls sehr sympathisch. Aber auch Johannes, Helmut, Charlotte und einige andere tragen viel zu der Handlung bei.


    „Die Erbin des Bernsteinzimmers“ ist ein wunderbar fesselnder Roman, der Familiengeschichte, Geheimnisse, akribisch recherchierten historischen Hintergrund sowie eine sich abzeichnende Romanze in sich vereint. Ein wahrer Leckerbissen für alle, die ausgezeichnet miteinander verwobene Zeitebenen zu schätzen wissen und sich gern in Geschichten verlieren. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight 2023 – Chapeau!!!


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    Schnelle Rach' und jäher Zorn haben manch gut Spiel verlor'n. (Sprichwort)

    20. Jh. Brandenburg. Der Tod ihrer Mutter ist für Adelheid ein herber Schlag, denn nicht nur der persönliche Verlust macht ihr zu schaffen, sondern einmal mehr kommt es nun auf sie an, die Familie durch ihre Anstellung auf Schloss Liebenberg zu versorgen. Die Arbeit im Schloss fällt Adelheid zusehends schwerer, zu groß ist ihre Wut auf die Fürstin, der sie den Tod der Mutter anlastet. Ein halbverkohlter Brieffund im Kamin spielt Adelheids Rachegelüste in die Hände. Sie nutzt die Gunst der Stunde, um daraus Profit zu ziehen, um ihre Familie zu unterstützen. Doch dann muss Adelheid selbst feststellen, dass sie mit ihrer Aktion selbst zwischen die Fronten geraten ist und nichts ist, wie es scheint…


    Hanna Caspian hat mit „Hinter dem falschen Glanz“ den zweiten Band ihrer Schloss Liebenberg-Trilogie vorgelegt, der nahtlos an den ersten Teil anschließt und dem Leser erneut Einlass in den Dienstbotentrakt der adligen Herrschaften von Eulenberg gewährt, wo er sich unter sie mischen darf und dabei allerlei Intrigen, Geheimnisse und Gehässigkeiten miterlebt. Der farbenfrohe, flüssig-leichte und packende Erzählstil lässt den Leser schnell ins vergangene Jahrhundert zurückreisen, um als unsichtbarer Schatten Adelheid über die Schulter zu sehen. Adelheids Wut über die Fürstin ist auch für den Leser spürbar, ihr Sinnen nach Rache völlig verständlich, jedoch ist dies nie ein guter Ratgeber. So tappt Adelheid auch schnell bei der Aussicht, die Versorgung ihrer Familie zu sichern und gleichzeitig Vergeltung zu üben, in die Falle, die ihr Gewissen am Ende noch mehr plagen wird. Während die Autorin die historisch belegte Eulenburg-Affäre sehr gut mit ihrer Handlung verbindet, erlebt der Leser ein adliges Haus in Aufruhr, denn hier geht es nicht nur um verbotene Beziehungen, sondern auch um geschickt gestreute Gerüchte und bösartige Intrigen, die so manchen die Reputation kosten. Aber nicht nur der Ruf der adligen Herrschaften ist in Gefahr, auch unter den Dienstboten graben sie sich gegenseitig das Wasser ab. Jeder ist sich selbst der nächste und um bestmöglich Profit zu machen, müssen andere dafür herhalten. Wechselnde Perspektiven geben nicht nur einen guten Rundum- und Einblick verschiedenster Protagonisten, sondern steigern gleichzeitig die Spannung der Geschichte, weshalb sich der Leser kaum von den Seiten lösen kann, welche ihm ein buntes Kopfkino bescheren.


    Die Charaktere wurden weiter entwickelt, wirken auf den Leser lebendig und authentisch, was es ihm leicht macht, sich an ihre Fersen zu heften. Adelheids anfängliche Naivität ist durch den Tod der Mutter fast verschwunden, vielmehr wirkt sie erwachsener, ihre Rachegelüste treiben sie allerdings an und lassen sie verschlagen wirken. Fast kann sie sich messen mit einigen ihrer gewieften Kollegen. Hedda ist ihr eine gute und ehrliche Freundin geworden, ihre Ratschläge sind für Adelheid Gold wert, ist sie doch clever und gewitzt, sich ihre eigenen Vorteile zu verschaffen. Lydia ist eine intrigante Person, der man baldmöglichst mal die Giftzähne ziehen müsste. Aber auch der leider etwas farblose Viktor, der widerliche Opitz, aber auch der vergnügungssüchtige, verantwortungslose Fürst sowie einige andere Protagonisten mischen die Handlung auf.


    „Hinter dem falschen Glanz“ unterhält mit Geheimnissen, Intrigen, Rachegelüsten sowie einem Skandal. Hier ist wirklich nicht alles Gold, was glänzt, denn hinter den Schlossmauern knallt es ganz gewaltig. Fesselnde Lektüre aus der Sicht der Dienstboten mit fundierter historischer Hintergrundrecherche, die den Leser das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Verdiente Leseempfehlung!


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    Schwestern sind verschiedene Blumen aus demselben Garten. (Sprichwort)

    Als die 94-jährige Hilka Gerdes nach einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert wird, möchte sie noch schnell ihr Herz erleichtern, bevor sie der Tod ereilt. Ihre Töchter Rena und Viktoria haben schon seit Jahrzehnten nur noch sporadisch Kontakt, zu viel steht zwischen ihnen. Während Rena pflichtschuldig die familieneigene Groote-Kornmühle und die Bäckerei betreibt, hat sich Viktoria schon früh von der Familie abgenabelt und hat sich ein Leben zwischen Hamburg und England aufgebaut. Nun sitzen beide am Krankenbett ihrer Mutter und trauen ihren Ohren nicht, als Hilka ein Geheimnis ans Tageslicht lässt, das ihr auf der Seele brennt und zumindest für Viktoria weitreichende Folgen nach sich zieht. Doch dann verstirbt Hilka plötzlich, ohne das begonnene Puzzle aufzulösen. Nun hängt es an Rena und Viktoria, die fehlenden Teile zusammenzusetzen…


    Regine Kölpin hat mit „Die Töchter der Kornmühle“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der über zwei Zeitebenen eine Familiengeschichte mit so manchem Geheimnis preisgibt. Der flüssige und bildhafte Erzählstil erlaubt dem Leser, sich schnell in der norddeutschen Kornmühle einzurichten, um nicht nur Viktoria, Rena und deren Tochter Charlotte näher kennenzulernen, sondern auch über Rückblenden in die Vergangenheit von Hilka und deren Ehemann Tjade während des 2. Weltkrieges einzutauchen. Anhand von Hilkas Tagebucheinträgen schildert die Autorin eindringlich, was Tjade während seines Fronteinsatzes erlebt und wie sich sein Wesen dadurch verändert hat. Aber auch das Leben in der Mühle wurde von eingesetzten Zwangsarbeitern geprägt. Die Wechsel der Zeitebenen zwischen Gegenwart und Vergangenheit steigern die Spannung um die verborgenen Geheimnisse, die endlich ans Licht wollen. In der Gegenwart steht die Mühle still, ihre Renovierung wird die Familie in den Ruin treiben, aber gleichzeitig müssen sich die Schwestern miteinander auseinandersetzen. Alte Erinnerungen werden am Küchentisch ausgepackt und machen deutlich, dass Rena sich oft in Gefahr gebracht hat, um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu erlangen, während Viktoria Rena immer unterstützt oder geschützt hat. Trotzdem ist das Schwesternband ziemlich fadenscheinig und droht endgültig zu zerreißen. Bei der Suche nach der unvollständigen Wahrheit müssen sich sowohl Rena als auch Viktoria mit ihren Gefühlen und ihrem bisherigen Leben auseinandersetzen, aber auch mit ihrem Umgang miteinander.


    Die Charaktere sind lebensnah gezeichnet und in Szene gesetzt, mit ihren menschlichen Eigenheiten wirken sie glaubwürdig und authentisch. Jedoch ist bis auf eine Ausnahme keiner der Protagonisten wirklich liebenswert, weshalb der Leser nur ihren Spuren folgt, ohne ihnen wirklich näher zu kommen. Hilka ist eine alte Frau, die viel erlebt hat und die nun in ihrem Altersstarrsinn alle nach ihrer Pfeife tanzen lässt. Rena kommt nach ihrer Mutter, ist bevormundend, altklug und gibt gern den Ton an. Tochter Charlotte ist eine warmherzige und gute Seele, die ihre Mutter liebt, aber Gott-sei-Dank keine Wesensähnlichkeit hat. Viktoria ist eher unterkühlt und wirkt wie jemand, der noch nach seinen Wurzeln sucht. Dass sie der Enge der Kornmühle entflohen ist und das Weite gesucht hat, ist nur zu verständlich. Charlottes Freund Lutz ist ein undurchschaubarer, aber auch durchtriebener Mann auf Rachefeldzug. Aber auch Tjade ist nicht gerade ein Sympathieträger, auch wenn er durch den Krieg arg gebeutelt wurde.


    „Die Töchter der Kornmühle“ vereint über zwei Zeitebenen eine Familiengeschichte, verborgene Geheimnisse, Kriegsgeschehen sowie die Hoffnung auf Versöhnung. Unterhaltsam und farbenfroh erzählt, gibt es hier eine verdiente Leseempfehlung!


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    Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende. (Demokrit)

    1861 South Carolina. Die gebürtige Nordstaatenlehrerin Annie Braun bleibt auf der Plantage der Familie ihres heimlichen Verlobten, dem Feldarzt David Williams, während dieser als Feldarzt seinen Dienst an der Kriegsfront verrichtet. Auf Birch Island fühlt sich Annie nicht nur ihrer großen Liebe David während seiner Abwesenheit näher, sondern übernimmt auch die Verantwortung für die Bewohner der Plantage, die ihr von Davids Vater Richard vor seiner Abreise ins Kriegsministerium übertragen wurde. Annie muss sich den vielen Widrigkeiten stellen, die nicht nur aufgrund des Krieges an sie gestellt werden, denn nicht nur Davids Schwester Victoria und der Verwalter Mr. Meadows, machen ihr das Leben schwer, sondern auch ein Fremder auf der Plantage lässt Annie keine Ruhe…


    Noa C. Walker hat mit „Das Schimmern der Träume“ den dritten Teil ihrer historischen Südstaaten-Saga rund um den amerikanischen Bürgerkrieg vorgelegt, der den Vorgängerbänden an Spannung und Unterhaltungswert in nichts nachsteht. Der flüssige, warmherzige und bildhafte Erzählstil setzt beim Leser sofort ein farbenfrohes Kopfkino in Gang und bringt ihn sofort per Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert, wo er sich inmitten des Krieges zwischen Nord- und Südstaaten wiederfindet und Annie Braun zur Seite steht, die auf einer Plantage lebt, die von Sklaven bewirtschaftet wird. Schnell wird klar, dass die Aufgabe, die Richard Williams Annie übertragen hat, viel zu groß für deren Schultern ist, zumal sie nicht nur gegen alte Vorbehalte zu kämpfen hat, sondern ihr auch durch den Verwalter und Victoria immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. Aber Annie gibt nicht auf. Wechselnde Perspektiven erlauben dem Leser zudem, auch Davids Erfahrungen an der Kriegsfront mitzuerleben und neben einen Ausflug nach Washington zu Susanne Belle und ihrem unermüdlichen Einsatz für misshandelte Kinder und Frauen auch einen Abstecher nach Kansas zu Annies Schwester Sophie. Aufgrund dieser verschiedenen Handlungsorte und deren Protagonisten sowie deren Leben in Kriegszeiten lässt die Autorin nicht nur den ausgezeichnet recherchierten historischen Hintergrund in ihre Geschichte einfließen, sondern gibt dem Leser einen guten Rundumblick über die Lebenssituation der Menschen zur damaligen Zeit. Die Perspektivwechsel steigern außerdem die Spannung der Geschichte, da der Krieg seine Tentakeln in alle Richtungen ausstreckt, um das Leben der Protagonisten und ihre Lebensumstände nachhaltig stark zu verändern oder sogar in Gefahr zu bringen.


    Die Charaktere sind liebevoll mit Leben ausgestattet und in Szene gesetzt. Ihre menschlichen Ecken und Kanten können den Leser sofort für sich einnehmen, der ihnen neugierig auf Schritt und Tritt über die Schulter sieht, um keinen Augenblick zu verpassen. Annie ist eine liebenswürdige, offene und empfindsame Frau, die ihre Verantwortung sehr ernst nimmt. Sie lässt sich trotz aller Schwierigkeiten nicht unterkriegen. Susanna ist eine Frau, deren Schultern breit genug sind für die vielen Schicksale, die sie unter ihre Fittiche nimmt. David stellt seine Fähigkeiten als Arzt im Krieg unter Beweis, doch gehen die Erfahrungen nicht spurlos an ihm vorüber. Zudem mischen Victoria und Mr. Meadows die Geschichte mit ihrem Tun auf der Birch-Plantage kräftig auf.


    „Das Schimmern der Träume“ ist ein spannender historischer Roman um den amerikanischen Bürgerkrieg, der nicht nur mit vielen Spannungsmomenten glänzt, sondern vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten untereinander sowie die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen haben, in den Vordergrund stellt. Alle, die historische Romane mit Gefühl und starken Frauen lieben, werden bei dieser Geschichte voll auf ihre Kosten kommen. Absolute Leseempfehlung für ein sehr unterhaltsames und bildreiches Lesevergnügen!


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    Um nicht austauschbar zu sein, musst Du anders sein. (Coco Chanel)

    1992. Das Leben der 17-jährigen angehenden Friseuse Luise Jensen wird von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt, als sie einen Wettbewerb für sich entscheiden kann und dort Starfriseur Udo Hammer auffällt, der ihr sofort das Angebot macht, für ihn als Assistentin zu arbeiten. Für Luise, die bisher nur das Leben in Ostfriesland und den heimischen Kuhstall von innen kennt, sich eher für eine graue Maus und wenig attraktiv hält, ist es die langersehnte Chance, ihre Träume wahr werden zu lassen. Luise reist mit Hammer nach Paris, um den Models für die Prêt-à-porter-Shows der großen Modedesigner den richtigen Look zu verpassen. Unvorhergesehen bringt der Ausfall eines Models Luise schließlich selbst auf den Laufsteg und einen Vertrage mit der Agentur ELLE ein, der ihr die Türen für eine Karriere in der schillernden Modewelt öffnet. Aus dem Landei Luise wird das Modell Lou, das in kürzester Zeit unter die Supermodels mischt, um selbst eins zu werden…


    Katharina Fuchs hat mit „Der Traum vom Leben“ einen unterhaltsamen Roman basierend auf einer wahren Geschichte vorgelegt, der den Leser in die Glitzer-Glamourwelt der Fashionmodels eintauchen lässt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil beamt den Leser schnell in die frühen 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, wo er als Schatten von Lou deren märchenhafte Karriere vom hässlichen Entlein zum Schwan in der glitzernden Modewelt hautnah mitzuerleben. Während die Autorin mit bildhafter Sprache den damaligen Zeitgeist wieder aufleben lässt, liefert sie gleichzeitig den musikalischen Soundtrack mit, der den Leser während der Lektüre immer wieder zum Mitsummen animiert. Louise ist ein echtes Landei und noch nie aus dem platten Ostfriesland und dem Bauernhof ihrer Eltern herausgekommen. Fast über Nacht findet sie sich in der Modemetropole Paris wieder und muss erst Supermodels für die berühmten Modeschauen stylen, um sich dann selbst als eine von ihnen auf dem Laufsteg wiederzufinden. Große Designer- und Modelnamen, die jedem aus der damaligen Zeit ein Begriff sind, säumen Luises Geschichte. Fuchs zeichnet ihren rasanten Aufstieg nach, wie ihn Models wie Franziska Knuppe, Julia Stegner, Toni Garn, Eva Padberg oder die verstorbene Tatjana Patitz wohl schon vor ihr erlebt haben, denn sie alle wurden in der Menge entdeckt und fanden schnell ihre Förderer und ihren angestammten Platz unter den internationalen Supermodels. Gleichzeitig gibt die Autorin auch einen Einblick hinter die glamouröse Fassade der Modewelt, wo der Konkurrenzkampf hart und der Verzicht auf vieles groß ist.


    Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und nehmen den Leser mit auf eine schillernde Reise in die Modewelt. Luise, zu Beginn noch recht naiv und unbedarft, muss schnell erwachsen werden. Ihre Selbstzweifel begleiten sie auf ihrem Weg nach oben, doch ihr fehlt es an dem Quäntchen Mut, auch mal nein zu sagen, wenn es sie überfordert oder ihr widerstrebt. Etwas mehr Selbstbewusstsein und Eigenliebe hätte ihrem Charakter gut getan.


    „Der Traum vom Leben“ ist nicht nur die Geschichte einer Traumkarriere für viele junge Mädchen, sondern auch ein schöner Streifzug durch Paris mit seinem Laissez-faire und den weltbekannten Modehäusern. Unterhaltsame und farbenfrohe Lektüre verbunden mit einer Zeitreise und nettem Kopfkino haben eine Leseempfehlung verdient.


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    Der Zufall ist Gottes Art, anonym zu bleiben. (Albert Einstein)

    Als Ghostwriterin hat Nicole Marquart nicht nur die Chronik der Kosmetikkonzern-Familie Glanz verfasst, sondern sich vor allem das Vertrauen der Frauen im Goldblütenhaus erworben. Deshalb beauftragen sowohl Hedi Glanz als auch ihre Tochter Annalena sowie ihre Enkelinnen Ella und Leonie Nicole damit, Hedis erste Tochter Wilma aufzuspüren, von der sie auf Einwirken ihres Ehemannes Alfons kurz nach Geburt getrennt wurde und seitdem ihres ganzes Leben darunter gelitten hat. Nicole hat nicht viele Hinweise, die sie verfolgen kann, doch sie möchte Wilma für Hedi unbedingt wiederfinden. Bei ihrer fast aussichtslos erscheinenden Suche macht sie zufällig die Bekanntschaft mit Ellas zukünftigem Schwager Kai, der mit seinem Sohn für einen Kurztrip an den Tegernsee gereist ist. Kai geht die Begegnung nicht aus dem Kopf, doch erst, nachdem Nicole ihre Beziehung beendet hat, treffen die beiden wieder unverhofft aufeinander. Als Hedi bei einem Glasbruch auf von Alfons gut versteckte Fotos von Wilma stößt und diese Nicole zeigt, weiß diese sofort, wo sie suchen muss…


    Gabriela Gross hat mit „Das Geheimnis des Glücks“ den Abschlussband ihrer „Goldblütenhaus“-Trilogie vorgelegt, der den Leser nicht nur erneut als Gast in die warmherzige Familie Glanz und ihren herzlichen Charakteren mit hineinnimmt, sondern auch mit einer spannenden Suche zu unterhalten weiß, die von der ersten bis zur letzten Zeile in Atem hält. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil stellt den Leser als unsichtbarer Schatten an Nicoles Seite, wo er sich mit ihr auf Spurensuche nach Wilma begibt. Geschickt gelegte Perspektivwechsel erlauben dazu einen Blick in die gemeinsame Vergangenheit von Hedi und Adam Fox sowie über das Schicksal von Adam, wobei gleichzeitig schon ein Geheimnis enthüllt wird. Doch bei der Suche nach Wilma gibt es noch einige Geheimnisse aufzudecken, wobei nicht nur Nicoles Beziehung auf der Kippe steht, sondern auch eine neue Begegnung Fragen aufwirft und Gefühle durcheinander bringt. Der Autorin hat ein besonderes Talent, den Leser von Beginn der Handlung an in die Geschichte hineinzuziehen, Gedanken- und Gefühlswelten ihrer Protagonisten offen zu legen und mit warmherzigen zwischenmenschlichen Schicksalen und Beziehungen zu umarmen. Unvorhergesehene Wendungen, die den Handlungsverlauf unvorhersehbar machen, steigern die Spannung und versetzen den Leser in ein atemloses Kopfkino bis zum finalen Schluss, von dem man sich gar nicht verabschieden möchte.


    Die Charaktere sind liebevoll und sehr lebendig in Szene gesetzt, mit authentischen Ecken und Kanten können sie den Leser sofort für sich einnehmen, der sich nur zu gern an ihre Fersen heftet und gespannt ihre einzelnen Schicksale verfolgt. Nicole ist eine patente, liebens- und vertrauenswürdige Frau, die sich schnell ins Leserherz schleicht, weil ihr Werte wie Ehrlichkeit und Freundschaft noch wichtig sind. Sie ist offen, stark und zuverlässig. Hedi weiß um die Kürze ihrer verbleibenden Lebenszeit und hofft auf die Erfüllung ihres Herzenswunsches. Kai ist ein freundlicher Kerl, der endlich spürt, was wirklich wichtig ist und ihm in seinem Leben fehlt. Aber auch Ella, Timo, Benjamin, Annalena, Leonie und Michael dürfen nicht fehlen, verleihen sie der Handlung doch zusätzliche Wärme.


    „Das Geheimnis des Glücks“ ist der Schlusspunkt einer wunderbar erzählten Familiengeschichte volle Tragik, Dramatik, Liebe, Freundschaft und Geheimnissen. Vom ersten Band an ist der Leser in Geiselhaft, denn er möchte nicht nur Teil dieser sympathischen Familie sein, sondern regelrecht eintauchen und alle verborgenen Gefühle und Dinge an die Oberfläche befördern. Absolute Leseempfehlung für eine besonders empathisch erzählte Geschichte, die man am liebsten nicht verlassen möchte!


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    Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. (Redewendung)

    20. Jh. Brandenburg. Endlich erfüllt sich der Traum der 18-jährigen Adelheid Schaaf, denn sie darf als Stubenmädchen auf Schloss Liebenberg bei der Fürstenfamilie von Eulenberg arbeiten und dem heimischen Tagelöhnerhaushalt entfliehen. Mit Feuer und Flamme verrichtet sie ihre Arbeiten, schwärmt heimlich für den Diener Viktor und wähnt sich angekommen. Doch im Verborgenen lauern schon die Neider, die Adelheid in ihrer Unbedarftheit ins Unglück rennen lassen und ihre Degradierung zum Hausmädchen einläuten. Ihre eigene Stube muss sie räumen und sich fortan ein Zimmer mit der erfahrenen Hedda Pietsch teilen, mit der sie sich bald anfreundet. Schon bald müssen die beiden Frauen einen Skandal miterleben, den das Fürstenhaus in seinen Grundfesten erschüttert…


    Hanna Caspian hat mit „Hinter dem hellen Schein“ den unterhaltsamen Auftaktband ihrer neuen „Liebenberg“-Serie vorgelegt, dessen Dreh- und Angelpunkt das Schloss der Fürstenfamilie von Eulenberg und seiner Dienstboten ist. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil gewährt dem Leser durch eine Zeitreise Eintritt ins Brandenburgische Schloss, wo er sich unter die Bediensteten mischen darf, um die Geschehnisse hautnah mitzuverfolgen. Während die Autorin gekonnt recherchiert die geschichtlichen Fakten der Eulenburg-Affäre mit ihrer Handlung vermischt, erlebt der Leser die Welt der Dienstboten durch unterschiedliche Perspektiven, vor allem aber an der Seite der jungen Adelheid, die neu zur Hintergrundstaffage des Fürstenhaushalts gehört. Adelheid stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und wähnt sich mit ihrer neuen Anstellung im Glück, da sie so ihre Familie unterstützen kann. Doch in ihrer jugendlichen Naivität ist ihr nicht bewusst, wie groß der Konkurrenzkampf und der Neid unter den Dienstboten ist. Deshalb fällt sie den Lügen, Lästereien und boshaften Intrigen schon bald zum Opfer. Jeder kämpft mit harten Bandagen, kennt keine Rücksichtnahme, sondern sucht nur seinen eigenen Vorteil, um möglichst viel vom Kuchen abzubekommen. Da wird geklaut, denunziert und jeder Fehltritt an der passenden Stelle gemeldet, um ein Fleißpünktchen zu bekommen oder den eigenen Aufstieg zu sichern. Der einzige Unterschied zur feinen Gesellschaft ist wohl, dass jene sich alles leisten können, während die Bediensteten um alles kämpfen müssen. Ihre schmutzigen Geheimnisse tragen beide Seiten mit sich, wobei sie alles dafür tun, damit diese nicht ans Licht kommen. Die Autorin versteht es geschickt, die Spannungen unter ihren Protagonisten auf den Leser zu übertragen, der sich kaum von den Seiten lösen kann.


    Die Charaktere sind sehr lebendig und authentisch gezeichnet, ihre menschlichen Ecken und Kanten wirken glaubwürdig, so dass der Leser sich bald unter sie mischt. Adelheid ist zu Beginn noch recht naiv, begeisterungsfähig und beflissen. Sie ist fleißig und genau, doch leider besitzt sie zu wenig Menschenkenntnis, um die Boshaftigkeit anderer zu erkennen. Erst durch die Freundschaft mit Hedda lernt sie dazu und entwickelt sich. Hedda ist eine Marke für sich, besitzt langjährige Erfahrung und weiß, wie der Hase hinter den Kulissen läuft. Sie lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen, sondern sorgt dafür, dass genügend für sie abfällt. Lydia ist eine Giftnatter, die alles und jeden aufs Korn nimmt. Ebenso tragen weitere Protagonisten wie Viktor oder die Fürstenfamilie selbst zum Unterhaltungswert der Handlung bei.


    „Hinter dem hellen Schein“ ist ein treffend gewählter Titel für diesen Auftaktband, denn auf Schloss Liebenberg trügt der Schein gewaltig. Spannend und sehr unterhaltsam gewährt Caspian ihren Lesern einen Blick in die Welt der Bediensteten und setzt während der Lektüre ein wahres Bilderkaleidoskop in Gang. Intrigen, Eifersüchteleien, Geheimnisse und Gefühligkeiten gehen Hand in Hand, gleichzeitg wird die Zeit des Kaiserreichs durch die gute und fundierte Recherche wieder lebendig und halten den Leser auf Trag. Absolute Leseempfehlung für diesen fulminanten Start!


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    Die Wandlung der Raupe zum leuchtenden Schmetterling

    Seit Marly, Jocelin und Lucienne das alte Herrenhaus zu einem Hotel umfunktioniert haben, kümmert sich Marlys zukünftige Schwägerin Sylvie um den groß angelegten Garten und die Blumendekorationen im Hotel Manoir, denn sie hat nicht nur eine blühende Phantasie, sondern auch viel Talent, alles so zu gestalten, dass sich die Gäste wie im Paradies fühlen. Seit Sylvie vor Jahren einem Feuer knapp entronnen ist, leidet sie nicht nur unter ihren Brandnarben, sondern auch an Amnesie. Als sie nun immer mehr Flashbacks durchlebt, möchte Sylvie den Gründen für den Brand auf den Grund gehen, auch wenn es für sie bedeutet, dass sie einige schmerzhafte Dinge erfahren wird. So beginnt Sylvie nach und nach, in ihrer Vergangenheit zu stöbern, um endlich alle Teile des Puzzles zusammensetzen zu können. Eine große Stütze ist ihr dabei Alexandre, der sich um den Bau des neuen Kaldariums kümmert…


    Noa C. Walker alias Elisabeth Büchle hat mit „Tanz im Blütenmeer“ den zweiten Band ihrer „Frauen der Alabasterküste“ vorgelegt, der mit einer warmherzigen und spannenden Geschichte sofort das Kopfkino des Lesers anspringen und ihn in eine Kulisse mit hineinnimmt, die schöner nicht sein kann. Der farbenfrohe, flüssige und empathische Erzählstil macht es dem Leser leicht, sich im alten Hotel an der normannischen Küste als unsichtbarer Gast einzufinden, um dort das Wirken der Besitzerinnen Joscelin, Lucienne und Marly zu verfolgen, aber vor allem Sylvie beizustehen, die sich endlich mit ihrem Schicksal auseinandersetzen will. Dabei liegt ihre Gedanken- und Gefühlswelt wie ein offenes Buch vor dem Leser, der ihre Sehnsüchte, Träume und Ängste nicht nur gut nachvollziehen kann, sondern auch einiges aus ihrer Vergangenheit erfährt. Sylvie gleicht einer Elfe, kümmert sich liebevoll um sämtliche Pflanzen und hat ein Händchen für Dekorationen, die sogar schwierige Kunden begeistern. Durch auftauchende Flashbacks stellt sich Sylvie endlich ihrer Vergangenheit, auch auf die Gefahr hin, selbst schuld an dem Brand zu sein. Ihr Bruder Pascal, der kurz vor der Hochzeit mit Marly steht, ist ihr engster Vertrauter, doch das ändert sich mehr und mehr, als Alexandre auf der Bildfläche erscheint und sich Sylvies Vertrauen immer mehr verdient. Die Autorin teilt mit viel Empathie Sylvies Leben mit dem Leser, lässt ihn ihre Ängste erkennen, aber auch ihre Entwicklung von einer schüchternen Fee zu einer immer selbstbewussteren Frau miterleben. Neben Sylvies Schicksal lässt den Leser auch der zwischenmenschliche Trubel im Hotel nicht kalt, denn die Enthüllung einer heimlichen Verlobung oder der Ausfall des urigen alten Sternekochs treibt den Adrenalinspiegel immer weiter in die Höhe.


    Den Charakteren wurde regelrecht Leben eingehaucht, mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften nehmen sie den Leser sofort in ihre Mitte, der ihnen neugierig auf Schritt und Tritt folgt und mit ihnen leidet, fiebert und hofft. Sylvie hat sich seit dem Brand in eine Märchenwelt geflüchtet, um trotz ihrer Brandnarben ein halbwegs normales Leben führen zu können. Zu Beginn ist sie noch schüchtern und eher in sich gekehrt, doch je mehr sie jemandem vertraut, umso mehr öffnet sie sich und wirkt fast schon selbstbewusst. Für die Pflanzenwelt hat sie ebenso ein Händchen wie für Dekorationen. Dabei ist sie hilfsbereit, immer für andere da und besitzt einen tollen Humor. Joscelin, Marly und Lucienne sind wunderbare Freundinnen, die immer genau wissen, was gerade gebraucht wird. Alexandre ist ein einfühlsamer, hilfsbereiter Mann, der keine Vorurteile hat und hinter die Fassade blickt. Aber auch Pascal und Henry sind in dieser Geschichte nicht wegzudenken.


    „Tanz im Blütenmeer“ nimmt den Leser mit auf eine malerische und vor allem emotionale Reise in die französische Normandie mit einem Abstecher nach Paris. Geheimnisse aus der Vergangenheit, Liebe, Freundschaft sowie Mut zum Leben zeichnen diese wunderbare Handlung aus, die den Leser nach der letzten Seite mit einem zufriedenen Seufzer zurücklässt. Absolute Leseempfehlung für diese herrlich warmherzige Lektüre!


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