Matthias Teut - Geheime Mächte

  • Kurzmeinung

    ViktoriaScarlett
    „Geheime Mächte“ ist ein solider Auftakt der in eine große Fantasy-Welt führt und stetig Spannung aufbaut.
  • Klappentext:
    „Du musst zum Nebelsee reisen – mehr wage ich dir hier nicht zu schreiben. Nur so viel: Bitte zögere nicht! Alles hängt davon ab, dass
    du bald gehst! Das Gefüge der Welt gerät aus dem Gleichgewicht.“


    Seit dem großen Krieg leben die Völker von Jukahbajahn – Menschen, Zwerge und das Sumpfvolk der Urda – in Frieden. Die Elben und ihre mächtige
    Stadt Erellgorh sind nur noch ein Mythos, verborgen im magischen Dunst des Nebelsees. Da wird der junge Heiler Atharu von seiner sterbenden
    Urmutter auf eine Reise geschickt. Ein sonderbarer Brief zwingt die Küchenmagd Selana zum Aufbruch. Und der Straßendieb Pitu muss wieder
    einmal vor seinen Verfolgern fliehen. Sie alle machen sich auf ins Ungewisse. Ihre Welt steht Kopf. Doch noch ahnen sie nicht, welche
    Bedrohung am Horizont lauert – und welche Rolle die Elben von Erellgorh ihnen zugedacht haben.



    Eigene Meinung
    Der Autor erzählt hier aus Sicht seiner drei Protagonisten eine typische High Fantasy-Geschichte. Deren Grundidee findet man in ähnlicher Form
    häufiger in der High Fantasy, was ich allerdings nicht kritisch sehe, zudem es dem Autor gelungen ist, eine stimmige eigene Welt und
    sympathische Charaktere zu kreieren, denen man gern bei ihren Abenteuer folgt und mit ihnen mitfiebert. Viele Hintergrundinformationen zur Welt
    gibt es erst recht spät, und zumindest im Fall von Atharu, der ja durch seine Lehrerin und „Urmutter“ Ondara einiges an Wissen erfahren haben
    müsste, hat mich das ein bisschen verwundert. Aber zumindest klären sich dann auch für ihn am Ende zumindest einige Rätsel.


    Kritikpunkte:
    Ich kann mich einigen bisherigen Rezensionen anschließen in folgenden Punkten:
    Im Verlaufe des Romans, der ja der erste Teil einer Trilogie ist, treffen die drei Hauptpersonen nicht ein einziges Mal aufeinander. Ich hatte
    dadurch oft den Eindruck, im Grunde drei Geschichten zu lesen, wobei die Kapitel – jeweils aus Sicht des entsprechenden Protagonisten – fast
    immer mit einem Cliffhanger enden. Eigentlich ja ein gutes Stilmittel um die Spannung zu erhöhen, allerdings wurde mir das hier ein bisschen zu
    viel. Ich hatte das Gefühl, dass dieser gesamte erste Teil der Trilogie letztendlich vor allem dazu dienen soll, die Charaktere und die Welt
    einzuführen. So etwas kann funktionieren, allerdings aus meiner Sicht eher in längeren Büchern. Ein Beispiel: Der Osten-Ard Zyklus von Tad
    Williams umfasst in der deutschsprachigen Version 4 Bände, von denen jeder zwischen 800 und 900 Seiten hat. Auch Williams lässt sich viel
    Zeit, seine Protagonisten einzuführen, allerdings belässt er es im ersten Band nicht dabei, sondern steigt bereits dort richtig in die
    eigentliche Handlung ein.


    Die drei Hauptcharaktere erleben im ersten Teil von Erellgorh so einiges, darunter auch Gefahrensituationen, so dass es zwischendurch immer wieder spannend wird. Allerdings fehlt aus meiner Sicht ein richtiger Handlungs- und Spannungshöhepunkt, zumal sich die Handlung auf stattliche 460 Seiten ausdehnt und hier teilweise
    Längen entstehen. Auch wird überhaupt nicht klar, ob es hier eigentlich (möglicherweise mächtige?) Antagonisten gibt, abgesehen von Nebenantagonisten wie den „Gellwicks“. Wer oder was das ist, verrate ich nicht wegen Spoilergefahr. Ich hätte mir zumindest einmal eine Andeutung gewünscht, welche den oder die eigentlichen Antagonisten
    einführt.


    Zwar gibt es einen Prolog, der andeutet, dass es noch um einiges mehr geht, aber weil darauf erst ganz am Ende wieder Bezug genommen wird, stand er mir nicht mehr vor Augen und ich musste ihn noch mal lesen.


    Ich bin im ersten Teil von Erellgorh außerdem auf eine Ungereimtheit gestoßen: „Die Handelsschifffahrt fing normalerweise zum Herbst erst
    richtig an. Wenn Wasser und Sturm die Landwege teilweise unpassierbar machten.“ Das macht wenig Sinn, weil Stürme sich auf dem Wasser noch
    verheerender auswirken können, wenn sie ganze Schiffe und deren Ladung zum Kentern bringen. Auch in der realen Welt war es vor Jahrhunderten
    üblig, die Schifffahrt in den stürmischen Jahreszeiten und im Winter auf ein Minimum zu beschränken oder gar ganz auszusetzen. Zumal manche
    Stürme recht unvorgesehen daherkommen. An dieser Stelle wäre eine kurze Erklärung gut gewesen, warum die Handelsschifffahrt hier trotz solcher
    Risiken ab dem Herbst aktiver ist.


    Trotz aller Kritikpunkte würde ich sagen, dass diese Trilogie durchaus Potential hat. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich der Schreibstil des Autors angenehm und flüssig lesen lässt.