Johannes Ulbricht - Prinz Zazamael

  • Zusammenfassung
    Band 2 folgt nahtlos den Geschehnissen aus Band 1.


    (1) Prinz Zazamael hat sich durch die fragmentarische Stadt gekämpft und dabei gemerkt, dass sie aus Stadtteilen von Waylhaghiri besteht, die im Silber untergegangen sind. Nun ist er fast am Ziel, am Palast von Serisada, da taucht Azethot auf und bedrängt ihn zurück. Eine Spionin sei in die Stadt eingedrungen und sie müssten sie nun finden.


    (2) Prinzessin Serisada hat das flüssige Silber überlebt, aber sie findet sich im Untergeschoß der Stadt wieder, wo die Nobodys leben, die nicht in der zentralen Datenbank der Stadt erfaßt sind. Stockwerk für Stockwerk kämpft sie sich nach oben und versammelt dabei immer mehr Revolutionäre um sich.
    Die einzelnen Handlungsstränge führen zu der großen Fusion hin. Serisada und Zazamael treffen aufeinander und stürzen zusammen in den Silbersee. Das löst die große Fusion aus "und Sumerland und Waylhaghiri, Wirklichkeit und Traum, Natürlichkeit und Ästhetik verschmelzen zu einer untrennbaren Einheit." [Klappentext]


    (3) Die 40jährige Ich-Erzählerin baut mit einem großen Kunden ein völlig neuartiges Datenbanksystem auf, "das die wertvollen Dinge in Erinnerung ruft, die man im Alltag übersieht. Jeder registrierte Nutzer kann dort Erlebnisse eintragen, die er als Erster entdeckt hat. Wenn andere dadurch auf diese Erlebnisse aufmerksam werden und Untereinträge in der entsprechenden Kategorie machen, verdient derjenige, der den ersten Eintrag gemacht hat, echtes Geld mit seiner Entdeckung." [S. 9]


    (4) Susannnes erfundene Welt und sogar ihre eigenen Erlebnisse verschmelzen immer mehr mit der Geschichte im Buch: Susanne erzählt die Geschichte um Serisada und Zazamael einem Spielkameraden und erlebt kurz danach ähnliche Dinge. Susannes Widersacher ist der schielende Anführer, der nach einem Ausflug Susannes auf Land alle Kinder mit seinem Spiel um sich versammelt.


    Persönlicher Eindruck
    Da ich die verschiedenen Realitätsebenen des Romans und den Erzählstil schon in Band 1 dechiffriert hatte, bin ich in diesen Band schnell reingekommen und konnte ihn einfach genießen.
    Beim ersten Band war ich mir über lange Zeit unsicher, ob mir das Lesen Spaß macht. Nun, beim zweiten Band, den ich förmlich verschlungen habe, wußte ich, dass es mir Spaß macht.


    Obwohl der Band nach Prinz Zazamael benannt ist, verfolgen wir größtenteils Serisadas Weg durch Waylhaghiri. Wie sie sich ihren Weg nach oben kämpft und dabei zahlreiche Hindernisse überwindet ist sehr spannend und wieder voller Allegorien auf unsere Gesellschaft, z.B. als sie ihren Weg zwischen "arbeitenden" und "feiernden" Menschen hindurch finden muss. (siehe auch Zitat)


    Die Geschichte der 40-jährigen Ich-Erzählerin wird auch spannender, da sich nun tatsächlich etwas in ihrem Leben bewegt und sie am Schluß auch zufriedener wird.


    Und auch mit Susanne hab ich mitgefiebert. Ihre Geschichte parallel zum Sumerland warf wieder einige Fragen auf. Warum konnte sie unbewußt Serisadas Weg verfolgen? (siehe auch Zitat)





    Charaktere


    Die Protagonisten sind gut darin, andere Menschen zu manipulieren. Das ist ihre Stärke, doch daraus resultiert auch Einsamkeit. Sie sind auch kreativ, doch diese Stärke kann auch eine Schwäche sein.



    Logik


    Aus dramaturgisch wertvollen Gründen besucht Susanne Kerstin, ein Mädchen, welches im Rollstuhl sitzt, nicht nach draußen kann und deshalb außerhalb der Spiele der Kinderbanden steht. Dass das Mädchen wegen ihrem Rollstuhl nicht nach draußen kann, ist sehr an den Haaren herbeigezogen. Ein Rollstuhl ist ja gerade deshalb da, um damit rumzurollen, und nicht nur im Zimmer zu sitzen. Ein etwas realistischeres Bild von behinderten Kindern wäre hier wünschenswert.



    Inspiration


    Auch dieser Band besticht wieder durch das schöne Cover.


    Ein weiterer unerwarteter Nebeneffekt: Als ich die Nachrichten gestern gesehen habe, konnte ich sie nicht mehr Ernst nehmen. Rituale, die sich verselbstständigt haben; unsinnige Sachzwänge: ich habe tatsächlich beim Fernsehen hinter unserer Wirklichkeit den Schatten von Sumerland gesehen. Und das ist ein bemerkenswerter Effekt für einen Fantasy-Roman.
    Wie es auch im Klappentext steht, "wir alle spüren die Wahrheit von Sumerland und Waylhaghiri tief in unserem Blut. Das Wissen um die dahinterliegende Wirklichkeit von Sumerland und Waylhaghiri liefert die Erklärung für Vieles in unserer Gesellschaft, das bei genauerer Betrachtung weniger selbstverständlich ist als eigentlich sogar ziemlich sonderbar."



    Lesen oder nicht?


    Dieser Fantasy-Roman ist mal etwas anderes. Er macht Spaß, aber er bringt auch allerlei an philosophischen und gesellschaftskritischen Überlegungen mit. Es ist möglich, ihn auf verschiedenen Ebenen zu lesen. Für Fans von High-Fantasy das Richtige, doch auch für Menschen, die sich für Philosophie und Soziologie interessieren.


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