Peter Frankopan - Licht aus dem Osten / The Silk Roads

  • Kurzmeinung

    Bücherjägerin
    weder eine neue, umfassende Geschichte Vorder- und Zentralasiens, noch eine wirklich andere Weltgeschichte
  • Inhalt lt. Amazon:


    Peter Frankopan lehrt uns, die Geschichte neu zu sehen – indem er nicht Europa, sondern den Nahen und Mittleren Osten zum Ausgangspunkt macht. Hier entstanden die ersten Hochkulturen und alle drei monotheistischen Weltreligionen; ein Reichtum an Gütern, Kultur und Wissen, der das Alte Europa seit jeher sehnsüchtig nach Osten blicken ließ. Frankopan erzählt von Alexander dem Großen, der Babylon zur Hauptstadt seines neuen Weltreichs machen wollte; von Seide, Porzellan und Techniken wie der Papierherstellung, die über die Handelswege der Region Verbreitung fanden; vom Sklavenhandel mit der islamischen Welt, der Venedig im Mittelalter zum Aufstieg verhalf; von islamischen Gelehrten, die das antike Kulturerbe pflegten, lange bevor Europa die Renaissance erlebte; von der Erschließung der Rohstoffe im 19. Jahrhundert bis hin zum Nahostkonflikt. Schließlich erklärt Frankopan, warum sich die Weltpolitik noch heute in Staaten wie Syrien, Afghanistan und Irak entscheidet.
    Peter Frankopan schlägt einen weiten Bogen, und das nicht nur zeitlich: Er rückt zwei Welten zusammen, Orient und Okzident, die historisch viel enger miteinander verbunden sind, als wir glauben. Ein so fundiertes wie packend erzähltes Geschichtswerk, das wahrhaft die Augen öffnet.
    ´
    Autor (Quelle: Amazon)
    Peter Frankopan, geboren 1971, zählt zu den profiliertesten jüngeren Historikern Großbritanniens. Er ist Leiter des Zentrums für Byzantinische Studien an der Universität Oxford und äußert sich als Experte für die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens regelmäßig in der internationalen Presse – auch zu den aktuellen Entwicklungen in der Region. «Licht aus dem Osten» führte in Großbritannien die Bestsellerlisten an.


    Über das Buch:
    Das Buch hat insgesamt 939 Seiten, davon entfallen annähernd 200 Seiten auf den Anhang (Anmerkungen, Personenregister, Literaturnachweise, Dank). Der Textteil von 745 Seiten ist unterteilt in 25 recht kurze Kapitel nebst Vorwort und Schluss. In dem Buch enthalten sind weiter zwei farbige (Foto-)Bildteile, außerdem viele Karten.


    Mein Buchhändler hatte mir dieses Buch empfohlen, allerdings hatte mich der Umfang ein wenig abgeschreckt. Als ich dann mit dem Buch begonnen habe, war ich sehr positiv überrascht, wie gut, leicht und flüssig es zu lesen ist.
    Peter Frankopan spannt einen Bogen von der Entstehung der ersten Hochkulturen im "fruchtbaren Halbmond" bis in die heutige Zeit, zum Nahostkonflikt. Ich habe über vieles gestaunt, was ich in diesem Buch erfahren habe:
    - Was ist die "persische Mauer"?
    - Wie weit der Buddhismus verbreitet war (das gleiche gilt für das Judentum).
    - Welche Auswirkungen hatte die Entdeckung Amerikas auf die Seidenstraße und die wirtschaftlichen Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten?
    - Wie sehr sich das Verhältnis zwischen dem Islam und dem Christentum bzw. dem Judentum seit der Entstehung des Islams geändert hat (denn am Anfang gingen sie sehr wohlwollend miteinander um, besonders die Moslems und Juden unterstützten sich wechselseitig).
    - Ich lernte Völker, Stämme kennen, zu ihrer Zeit wohlbekannt, heute kennt sie keiner mehr (die Uiguren, z.B.).
    - Die Entdeckung des Erdöls, und wie dadurch die Region wieder zum Interessensgebiet von zunächst Großbritannien, später die USA, wurde.
    - Was hat die Ba'ath-Partei (Irak) mit Hitler zu tun?
    - Wie wirkte sich der Kalte Krieg im Nahen und Mittleren Osten aus?


    Damit der Leser das Geschehen auch genauer nachvollziehen kann, sind immer wieder Karten eingefügt, die z.B. die jeweiligen Handelsstraßen zeigen, oder wie sich die Religionen ausgebreitet haben.


    Eine unbedingte Empfehlung für Sachbuch- und Geschichtsfans, die über den Tellerrand der europäischen Sicht der Welt hinausschauen und neue alte Kulturen kennenlernen wollen.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: für dieses Buch.

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Und hier das Original (der Titel gefällt mir übrigens besser als der deutsche):

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • (der Titel gefällt mir übrigens besser als der deutsche)

    Jein, nicht unbedingt.


    Allerdings hätte ich noch eine Frage an @Castor:
    Der Autor selbst ist ja Europäer. Fließt im Buch seine "europäische" Sicht ein, oder findest du, dass er hier sehr neutral schreibt?

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Fließt im Buch seine "europäische" Sicht ein, oder findest du, dass er hier sehr neutral schreibt?

    Mindestens letzteres. Eine europäische Sicht konnte ich nicht erkennen (wenn du damit meinst, dass "wir Europäer uns für den Nabel der Welt halten"), eher das Gegenteil.
    Beispielsweise die Kreuzzüge. Diese erlebte ich nicht aus der Sicht der Kreuzritter, sondern aus der Sicht der Menschen, die davon betroffen waren in Jerusalem und dem Heiligen Land.

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Ich habe das Buch nun auch gelesen und schließe mich Castors Rezension in allem an.


    Ein außerordentlich interessantes, flüssig und gut geschriebenes Buch, das man wirklich angenehm lesen kann, ohne dass es anstrengend wird. Es ist eine echte Bereicherung, die Weltgeschichte einmal aus einer ganz anderen Sicht zu betrachten und aus dem Eurozentrismus, der den allermeisten von uns so selbstverständlich erscheint, herauszukommen.


    Von mir fünf Sterne, weil ich keinerlei Kritikpunkte an dem Buch habe und mir sogar überlege, es irgendwann ein zweites Mal zu lesen.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: