David Pirie - Die Zeichen der Furcht / The Night Calls

  • Handlung:
    Während Doyles Studienzeit ermitteln ermitteln er und Professor Bell in einem Fall seltsamer, immer grausamer werdender Anschläge in den Bordellen der Stadt. Bells Methode mit Logik den Fall aufzuklären will hier nicht so richtig funktionieren, da der Täter offenbar kein echtes Motiv zu haben scheint, sondern dinge einfach nur zu machen scheint, weil es möglich ist. Und seine Taten werden immer brutaler...


    Teil einer Serie:
    Die Zeichen der Furcht ist der zweite Teil der "Aus den dunklen Anfängen von Sherlock Holmes" Serie. Entgegen meiner Erwartungen kann man den zweiten Teil relativ problemlos lesen, ohne den ersten Teil zu kennen. Soweit die erste Überraschung, die zweite große Überraschung für mich war allerdings, das das Buch ein sehr offenes Ende hat, so das man Teil 3 der Serie am besten direkt Griffbereit hat.


    Meinung:
    Nachdem mir Teil 1 (Die Augen der Heather Grace) gut gefallen hat lässt mich "Die Zeichen der Furcht" mit sehr zwiespältigen Gefühlen zurück. Im Gegensatz zum ersten Teil der eher gemächlich begann, geht es hier relativ schnell mit dem Hauptfall der Geschichte zur Sache. Die Story um "den Künstler" steigert sich hier stetig an Intensivität und Spannung. Wie in Teil 1 kommt ca bei der Hälfte der Geschichte (nach einen furiosen zwischenfinale) wieder ein zeitlicher Bruch. Nachdem der erste Teil der Geschichte zu Doyles Studienzeit (Nach den Ereignissen der ersten Hälfte von Teil 1 spielt), geht es danach in London weiter. Der zweite Teil ist grundsätzlich auch interessant, aber kommt über weite Strecken nicht die erste Hälfte des Buches heran. Es werden weiterhin Spuren verfolgt und Verbrechen gelöst, aber all dies fühlt sich im Vergleich zum Fall des Künstlers immer ein wenig banal an. Wie erwähnt endet das Buch mit einem extrem üblen Cliffhanger, aber auch schon vorher hat sich bei mir ein wenig Ernüchterung eingestellt. - Vorerst zumindestens - Warum genau und wie diese Ernüchterung dann doch wieder ins positive kippt versuche ich im nächsten Abschnitt zu erklären:


    Figuren/Der Holmes Faktor
    Zu den Figuren von Doyle und Bell und wie nahe diese Watson und Holmes sind habe ich schon in der Rezi zu Teil 1 einiges geschrieben. Auch gibt es wieder jede Menge Anspielungen auf Holmes Romane, teilweise werden diese sogar namentlich genannt. Was mir generell aufgefallen ist, ist das in diesem Teil das Verhältniss zwischen Bell und Doyle weniger angespannt ist. Bell tritt hier eher als eine art väterlicher Freund mit einem enorm hohen Gerchtigkeitssinn auf. Auch wirkt Bell hier an manchen Stellen ein wenig blasser als und nicht ansatzweise so genial - Besonders wenn es um den Künstler geht - und genau hier ist auch ein wenig das Problem das ich zeitweise hatte: So spannend die Geschichte um den Künstler ist, so wenig passt sie zu einer klassischen Holmes Geschichte, da der Gegner eben nicht rational handelt. Doyle und Bell wirken ohnmächtig, was Holmes und Watson fast nie passiert. Dazu noch die recht düstere Handlung mit allen Abgründen die manche Bordelle damals boten, welche zwar beklemmend, aber wenig Holmes-Like ist. All das hat bei mir zu besagter Ernüchterung geführt und mich am Ende der Geschichte ratlos zurückgelassen - und dann kam das Nachwort des Autors, das die ganze Geschichte für mich in ein ganz anderes Licht rückt.


    Der Arthur Conan Doyle Faktor
    Im Nachwort kommt es mir so vor als ob der Autor auf meine ganze gedankliche Kritik eingeht. Ich selbst habe während des ganzen Buches immer nur Vergleiche zwischen den Figuren von Pirie und den Figuren von Arthur conan Doyle gezogen. Auf den Gedanken mich über den echten Arthur Conan Doyle zu informieren bin ich nicht gekommen. So erklärt der Autor am Ende des Buches dessen vermutliche Lebensumstände zu der Zeit als das Buch spielt. Das rückt so manche Figur und Situation in ein völlig anderes Licht. Außerdem erklärt er auch warum er den Künstler genau als einen solchen Gegner mit dem Holmes es nie zu tun hatte angelegt hat und wo hier seine inspiration liegt. Dieses Nachwort hat für mich so viele Aha-Effekte, das ich viel meiner Kritikpunkte zerschlagen wurden.


    Das Hörbuch:
    Auch dieses Hörbuch gibt es nur als Download von Audible. Wie schon der Vorgänger ist auch dieser Teil ungekürzt (14 Stunden 11 Minuten). Auch Peter Lontzek macht als Sprecher wieder eine sehr gute Figur und ermöglicht es dem Hörer perfekt in die Geschichte einzutauchen. Kurz: Perfekt umgesetz


    Fazit:
    "Die Zeichen der Furcht" mit einer Wertung in Sternen zu versehen ist mir derzeit nicht möglich - Zu viel hängt davon ab wie alles in Teil 3 aufgelöst wird. Viele Kritikpunkte die ich als Holmes Fan habe, zerschlägt der Autor in seinem Nachwort gekonnt. Kritik gibt es trotzdem für den Spannungsbogen, der zur Buchhälfte einen Höhepunkt erreicht und danach über weite Strecken abflacht. Eine vorläufige Empfehlung von mir gibt es auf jeden Fall, allerdings sollte man Band 3 auf Grund eines der fiesesten Cliffhanger die ich seit langem gelesen habe schonmal bereitlegen...