Anna Ehrlich & Christa Bauer - Erzherzogin Sophie: Die starke Frau am Wiener Hof

  • Inhalt
    Als die 19-jährige Sophie, Tochter des bayrischen Königs Maximilian I. Joseph und seiner zweiten Gemahlin Karoline von Baden, 1824 nach Wien reist, liegt eine schwere Aufgabe vor ihr. Das hübsche, intelligente Mädchen soll Franz Karl, den zweitgeborenen Sohn des "guten Kaiser Franz" heiraten, der weder mit seinem Äußeren noch mit seinen geistigen Fähigkeiten zu bestechen vermag. Und doch ist sie überglücklich, dass sie nicht den offiziellen Thronfolger Ferdinand heiraten muss, der unter epileptischen Anfällen leidet und für schwachsinnig gehalten wird, denn auch er stand als potentieller Heiratskandidat zur Debatte. Eine Ehepartnerin würde sich auch für ihn finden lassen, doch erschien die Frage der Nachkommenschaft mehr als ungewiss. Wohl aus diesem Grunde wählte man als Gemahlin für den nächsten Thronanwärter Sophie, Hoffnungsträgerin der Monarchie für einen gesunden Erben.
    Obwohl die junge Erzherzogin, die in einem liebevollen Elternhaus eine glückliche Kindheit im Kreise ihrer Geschwister und Halbgeschwister verbracht hatte, von starkem Heimweh geplagt wurde, fügte sie sich erstaunlich rasch in ihre Rolle. Hilfreich war wohl auch die herzliche Aufnahme in der kaiserlichen Familie, in der ein sehr familiärer Umgangston herrschte. Erst nach 6 Ehejahren und zahlreichen Fehlgeburten gab es am 18. August 1830 Grund zur Freude, als nach einer sehr schweren Geburt der ersehnte Sohn, der spätere Kaiser Franz Joseph, das Licht der Welt erblickte. Es sollten noch drei weitere Söhne und eine Tochter folgen, die jedoch bereits im Kindesalter verstarb.
    Sophie war eine äußerst liebevolle Mutter, doch war sie auch sehr an Politik interessiert. Schließlich hegte sie die berechtigte Hoffnung im Falle eines Thronverzichts ihres Schwagers Ferdinand einst Kaiserin zu werden. Doch dieses Szenario wurde nicht einmal in Erwähnung gezogen als ihr Schwiegervater 1835 starb. Ferdinand der Gütige, von den Wienern oft liebevoll-despektierlich als Gütinand, der Fertige, bezeichnet, bestieg den Habsburgerthron, und machte gar keine so schlechte Figur wie anfangs befürchtet.
    Doch die Zeiten waren unruhig, im Volk gärte es, und 1848 überzog die Revolution Europa wie einen Flächenbrand. Auch die Wiener Bürger verlangten die Abschaffung des Polizeistaates unter Kanzler Metternich, spürbare soziale Verbesserungen für die großteils im Elend lebende Bevölkerung, sowie Rede- und Pressefreiheit.
    Sophie war über die Vorgänge äußerst beunruhigt, musste sie Wien mit ihrer Familie aus Sicherheitsgründen im Jahre 1848 doch zweimal verlassen. Um die Lage zu beruhigen, wurde unter maßgeblicher Beteiligung der Erzherzogin, "dem einzigen Mann am Wiener Hof", die Abdankung Ferdinands und der Thronverzicht ihres Gatten beschlossen, während der erst 18-jährige Franz Joseph die Regierung übernehmen sollte. Das Unternehmen war sehr gewagt, der blutjunge Kaiser außenpolitisch nahezu ahnungslos und auch in Zukunft nicht immer gleichermaßen beliebt, doch auf lange Sicht gesehen, trug Sophie mit diesem Schritt wohl zu einer letzten Rettung der Monarchie bei.
    Doch auch nach Franz Josephs Stabilisierung im Amt, blieb Sophie vor persönlichen Niederlagen nicht verschont. Große Sorgen bereitete ihr vor allem ihr Schwiegertochter Elisabeth, die Sophies Vorstellungen von einer pflichtbewussten Monarchin immer weniger entsprach. Vom schwersten Schicksalsschlags ihres Lebens, der Hinrichtung ihres Sohnes Maximilian von Mexiko im Jahre 1867, sollte sie sich nie mehr vollständig erholen.
    Erzherzogin Sophie starb im Alter von 68 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.


    Wie es mir gefallen hat
    Als der armen Sisis böse Schwiegermutter ist sie in die Geschichte eingegangen, und dieses Bild werden wohl auch viele Leser vor Augen haben. Umso wichtiger erscheint eine objektive Beurteilung der Erzherzogin, und dieser Aufgabe wurden die beiden Autorinnen meiner Meinung nach völlig gerecht.
    Als junge Frau kam sie an den Wiener Kaiserhof, um Gattin eines wenig ansehnlichen Habsburgers zu werden, der ihr auch geistig nicht das Wasser reichen konnte. Dennoch nahm sie ihre Pflicht sehr ernst, war Sophie vom Gottesgnadentum des Herrschers doch voll und ganz überzeugt. Dass sie einmal eventuell sogar selber Kaiserin werden könnte, sich aber mit ziemlicher Sicherheit als Mutter des künftigen Kaisers sah, dürfte die Erzherzogin über alles Ungemach hinweggetröstet haben.
    Die beiden Autorinnen konnten auch nachweisen, dass Sophie in ihrer Jugend durchaus mäßig liberal gesinnt war, und sogar einer konstitutionellen Regierungsform etwas abgewinnen konnte. Erst die Erfahrungen des Revolutionsjahres 1848 änderten ihre Einstellung, bangte sie doch nicht nur um das Leben ihrer Liebsten, sondern war auch vom Verhalten der Wiener sehr enttäuscht. Während der Regierungszeit ihres Schwagers mischte sich Sophie nachweislich in die Politik ein, indem sie ihren Ehemann Franz Karl dementsprechend instruierte, doch wurde sie auch von den Generälen sehr ernst genommen.
    Darüber hinaus zeigte sich die Erzherzogin als sehr wohltätig, und war eine äußerst liebevolle Mutter, die ihre Fürsorge auch auf ihre Schwiegertöchter ausdehnte. Dass sie damit nicht nur auf Gegenliebe stieß, ließ sie Kaiserin Elisabeth von Anfang an spüren. Die beiden Autorinnen sind allerdings der Meinung, dass das Problem weniger Sophie war, sondern sehen eher in der exaltierten Sisi eine Fehlbesetzung. Die Wittelsbacherin wuchs in ihrer bayrischen Heimat völlig frei und unbekümmert auf. Der unkonventionelle Herzog Max legte auf eine standesgemäße Erziehung seiner Kinder absolut keinen Wert, und so war Sisi auf die Rolle, die sie auf dem geschliffenen Parkett des Wiener Kaiserhofes dereinst zu spielen haben würde, in keiner Weise vorbereitet. Außerdem war ja auch ihre ältere Schwester Helene als Braut des Kaisers vorgesehen gewesen.
    Vom ersten Tag ihrer Ehe an fühlte sich Elisabeth von der Erzherzogin kontrolliert, auch wenn ihr diese nur mit Rat und Tat zur Seite stehen wollte. Im Laufe der Jahre verschlechterte sich dieses Verhältnis, weil Sophie längst erkannt hatte, dass die Kaiserin ihrem Sohn absolut keine würdige Gefährtin, und ihren Enkelkindern keine gute Mutter war. Dass sie allein ihren Interessen und Vorlieben lebte, konnte die pflichtbewusste Erzherzogin nicht verstehen. Die Autorinnen sind auch nicht der Meinung, dass die beiden Frauen ein völlig entspanntes und freundschaftliches Verhältnis gehabt hätten, wie Gabriele Praschl-Bichler 2008 in ihrem Buch "Unsere liebe Elisabeth" es darstellte. Vielmehr beruhte ihr zunehmend kühles Verhältnis auf völlig unterschiedlichen Lebensauffassungen, die nicht in Einklang gebracht werden konnten.
    Nach der Thronbesteigung ihres Sohnes soll sich die Erzherzogin aus der Politik weitestgehend zurückgezogen haben, doch ist nicht mit absoluter Gewissheit festzustellen, inwieweit sie den Kaiser, der ihr zeitlebens sehr ergeben war, doch noch zu beeinflussen verstand.
    Mir hat die Biografie der Kaiserinmutter, die von Historikern lange nicht die gebührende Aufmerksamkeit erhielt, sehr gut gefallen, zeichnet sie doch das Bild einer sehr starken Frau, die durch ihre Disziplin und Intelligenz, aber auch mütterliche Fürsorge zu beeindrucken versteht. Durch ihre Briefe sind aber auch ihre Ängste und Zweifel, ihr starkes Gottvertrauen und die lebenslange Sorge um ihre große Familie ersichtlich geworden. Sicher hat sie niemandem Böses gewollt, doch hat sie sich durch ihre Stellung und die strikte Befürwortung einer absolutistischen Regierungsform auch viele Feinde geschaffen, die über ihren Tod hinaus zu einem üblen Ruf beigetragen haben. Nicht zuletzt war dafür auch ihre kaiserliche Schwiegertochter verantwortlich.
    Meiner Meinung nach ist es den beiden Autorinnen durch ihre objektive Darstellungsweise vortrefflich gelungen, diese Sichtweise zu korrigieren, auf dass Erzherzogin Sophie in Zukunft den ihr gebührenden Rang innerhalb der kaiserlichen Familie einnehmen möge.

  • Ab auf die Wunschliste!

    Die beiden Autorinnen sind allerdings der Meinung, dass das Problem weniger Sophie war, sondern sehen eher in der exaltierten Sisi eine Fehlbesetzung.

    Ich habe schon einige Bücher über die Habsburger gelesen und bin davon überzeugt, dass Sisi die denkbar schlechteste Wahl für den Job als Kaiserin war und dass Sophie bei aller "Verknöchertheit" im Allgemeinen zu negativ dargestellt wird.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • dass Sisi die denkbar schlechteste Wahl für den Job als Kaiserin war und dass Sophie bei aller "Verknöchertheit" im Allgemeinen zu negativ dargestellt wird.

    So sehen das auch die beiden Autorinnen, liebe €nigma!
    Eigentlich war ja Sisis Schwester Helene als Kaiserbraut vorgesehen, die man im Hinblick darauf auch etwas standesgemäßer erzogen hat.
    Sophie kommt mir, nach dieser Biografie zu urteilen, gar nicht so verknöchert vor. Im Hinblick auf den Ehemann, den man ihr zugedacht hat, hat sie sich mit ihren 19 Jahren doch recht tüchtig geschlagen. Dabei darf man nicht vergessen, dass sie andauernd schwanger war; wenn ich mich recht erinnere in den ersten 10 Jahren neunmal. Das ist schon alles miteinander eine Belastung, die nicht so ohne war.
    Und auch im 1848-er Jahr hat sie genau die richtigen Weichen gestellt, um noch einmal zu retten, was zu retten war. Von ihrem kaiserlichen Schwager und ihrem Ehemann war ja nicht viel zu erwarten.
    In den späteren Jahren fand ich Sophie ebenfalls sehr sympathisch, stets besorgt um ihre Familie, aber eben auch sehr direkt in ihrer Meinungsäußerung.
    Die 16-jährige Sisi war vielleicht noch in der Pubertät, als sie verheiratet wurde, und hat prinzipiell jedes Wort ihrer Schwiegermutter als Kritik aufgefasst, selbst, wenn es gut gemeint war. Böse gesinnt war ihr Sophie sicher nie, und im Laufe der Jahre konnte sie sie eben wegen ihrer Pflichtvergessenheit immer weniger verstehen.
    Sophie sah im Kaiserhaus eine gottgegebene Institution, in der jedes Mitglied seinen Platz einzunehmen und auch auszufüllen hat, und diese Auffassung hat ja auch Franz Joseph sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen, und sich ein Leben lang daran gehalten.
    Ist eine sehr gute Darstellung, an der Du bestimmt Deine Freude haben wirst, €nigma!

  • Eigentlich war ja Sisis Schwester Helene als Kaiserbraut vorgesehen,

    Wahrscheinlich wäre alles besser gelaufen, wenn der liebe Franzl die Helene genommen hätte... :-,
    Ich habe schon immer viel Empathie für Sophie gehabt. Es muss für eine intelligente Frau ein Albtraum sein, zwangsverheiratet zu werden und dann noch mit einem wenig attraktiven Mann, der ihr intellektuell nicht das Wasser reichen konnte. Dazu die ständigen Schwangerschaften.
    Ich denke, Sophie hat es gut gemeint, das ist ja nicht unbedingt auch gut gemacht: Sisis "Rebellion", als Sophie ihr die Kinder "entfremdete", damit Sisi mehr Zeit für ihre Pflichten an der Seite des Gatten haben sollte, kann ich persönlich gut verstehen. Ich wäre auch auf die Barrikaden gegangen, wenn mir jemand das Recht hätte absprechen wollen, meine Kinder selbst zu erziehen. Allerdings bin ich auch nicht mit einem Kaiser verheiratet...
    Sisi hätte sich nie auf diese Ehe einlassen dürfen, aber wie kann man es einer Fünfzehnjährigen vorwerfen, dass sie sich hat einschüchtern lassen?


    Ich werde dieses Buch in die Wunschliste der Bücherei schreiben, denn bei den Preisen für Biographien (knapp 25€ pro Buch) kann man nicht alles kaufen, was Interesse erweckt.
    @Sylli
    Dieses Buch über Sisis Enkelin ( Tochter von Rudolf und Stephanie) habe ich mir aus der Onleihe besorgt, vielleicht wäre das auch etwas für Dich?

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  • Allerdings bin ich auch nicht mit einem Kaiser verheiratet...

    Und das macht wohl den feinen Unterschied aus, €nigma! :)
    Die Sophie hat sich zwar auch sehr um alle ihre Kinder gekümmert, sogar selbst gestillt soll sie den Franz Joseph haben, also ganz und gar ungewöhnlich für die Zeit. Die konnte sich schon durchsetzen, aber sie hatte auch wenig Widerstand. Ihre Schwiegermutter Karoline Auguste war ja gleichzeitig ihre Halbschwester, was die Sache sicher erleichterte.
    Vielleicht hat die 50-jährige Sophie in ihrer Schwiegertochter, die ja erst 17 Jahre alt war, als sie Mutter wurde, selber noch so eine Art Kind gesehen. Ich glaube, mir wäre es an Sophies Stelle so ergangen.

    Sisi hätte sich nie auf diese Ehe einlassen dürfen

    Da herrschte wohl generell die Einstellung "einem Kaiser gibt man keinen Korb".

    denn bei den Preisen für Biographien (knapp 25€ pro Buch) kann man nicht alles kaufen, was Interesse erweckt.
    @Sylli
    Dieses Buch über Sisis Enkelin ( Tochter von Rudolf und Stephanie) habe ich mir aus der Onleihe besorgt, vielleicht wäre das auch etwas für Dich?

    Ist ganz schön teuer für 208 eBook-Seiten. Ich hab es mir auch aus der online-Ausleihe besorgt.
    Ja, die "rote Erzherzogin" ist unbedingt etwas für mich. Ich hab sogar irgendwo ein Buch von ihr in meinen Regalen. Muss ich mal hervorkramen. Danke, für den Tipp, @ €nigma!

  • @Sylli
    Heute war ich in der Bücherei und habe die gute Sophie ins Wunschbuch geschrieben, dazu noch drei andere Bücher. Normalerweise ist die Bücherei immer sehr offen gegenüber meinen Vorschlägen, hoffen wir, dass das auch diesmal so sein wird! :lechz:

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  • Da habt ihr aber eine gute Bücherei, €nigma!
    Allerdings war ich in unserer schon ewig nicht mehr, weil ich alles online ausborge, und da sind sie sehr aktuell, gerade bei Sachbüchern.


    Eben habe ich "Augustus" von William Stoner vorgemerkt (bekomme ich erst im März 2017). Marie hat es schon rezensiert, wie ich gesehen habe, und wir haben uns vor Jahr und Tag mal über "Stoner" unterhalten.
    Würde Dich "Augustus" auch interessieren? Vielleicht hat es Deine Bibliothek schon. :)

  • Herzlichen Dank @Sylli für die wieder einmal fantastische Rezi. Du wirst noch zum Hauptzulieferer meiner Wunschliste. Eben erst das Rober Koch/l. Pasteur - Buch, nun schon wieder so ein überaus interessantes Buch.
    Auch an Dich @€nigma herzlichen Dank für die Weiterführung meiner WuLi mit deinem Vorschlag.
    Bin schon sehr gespannt.
    Ich werde mal sehen, ob ich heuer wieder einen Buchgutschein bekomme, dann werde ich mir das Buch leisten, sonst werde auch ich versuchen, meiner Stadtbibiliothek einen leichten Wink mit dem Zaunpfahl zu geben, wobei ich mir da keine so schlechten Karten ausmale, immerhin befinde ich mich ja in Österreich und da sollte eine Bibiliothek dem österr. Kaiserhaus gegenüber nicht abgeneigt sein.

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Allerdings war ich in unserer schon ewig nicht mehr, weil ich alles online ausborge

    Ich bin auch nicht mehr so oft leibhaftig in der Bücherei, seitdem ich an der Onleihe teilhaben kann, aber gestern habe ich meine Jahresgebühr bezahlt und wollte eben auch diverse Bücher ins Wunschbuch schreiben.

    Würde Dich "Augustus" auch interessieren? Vielleicht hat es Deine Bibliothek schon.

    Die Antike interessiert mich weniger. Ich hatte "Augustus" im September in London in der Hand und selbst der Regensburger Pustet hatte das englische TB vor zwei Wochen vorrätig. Obwohl mir "Stoner" und "Butcher´s Crossing" sehr gut gefallen haben, werde ich mir "Augustus" (falls überhaupt) aus der Bücherei holen und nicht kaufen.
    Eventuell wäre "Augustus" etwas für Sohn 3, aber der ist sehr streng und würde sich über die von @Marie in ihrer Rezi genannten Auffälligkeiten sehr aufregen... :wink:

    Auch an Dich @€nigma herzlichen Dank für die Weiterführung meiner WuLi mit deinem Vorschlag.

    Ich habe schon mit "Die letzte Prinzessin" angefangen. Der Schreibstil des Autors ist für mich etwas gewöhnungsbedürftig, aber inhaltlich ist es natürlich sehr interessant. Vielleicht kannst Du es erstmal über die Bücherei oder Onleihe versuchen, ehe Du 24 € ausgibst.

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  • Du wirst noch zum Hauptzulieferer meiner Wunschliste.

    Sehr gerne und jederzeit wieder! :)

    immerhin befinde ich mich ja in Österreich und da sollte eine Bibliothek dem österr. Kaiserhaus gegenüber nicht abgeneigt sein.

    In gar keinem Fall! Und ist ja auch wirklich ein sehr gutes Buch, das mich mit seiner objektiven Darstellung überzeugt hat. :queen:

    Eventuell wäre "Augustus" etwas für Sohn 3, aber der ist sehr streng und würde sich über die von @Marie in ihrer Rezi genannten Auffälligkeiten sehr aufregen...

    Wobei mir Maries Anmerkungen beim Durchlesen der Rezi gar nicht so negativ aufgefallen sind, weil eben der positive Gesamteindruck überwiegt. Wenn man selber liest, kann es natürlich schon wieder ganz anders aussehen.
    Die Jugend darf auf jeden Fall kritisch sein. Ist schon gut, dass dein Sohn so strenge Maßstäbe anlegt. :winken:

  • @Sylli
    Heute habe ich mir die von Dir rezensierte Biographie gekauft und war zunächst verwirrt, weil ein weiteres Buch mit gleichlautendem Titel ausgestellt war (s.u.).
    Der Verkäufer fand beide Bücher empfehlenswert, ich habe mich nach Blätterei im Buch dann für die Biographie von Anna Ehrlich und Christa Bauer entschieden, zumal das Buch von Ingrid Haslinger ziemlich klein gedruckt ist, während das andere vom Druckbild sehr viel angenehmer für die Augen ist.
    Kennst Du die Biographie von Ingrid Haslinger?

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  • Kennst Du die Biographie von Ingrid Haslinger?

    Noch nichts gehört davon, liebe €nigma, ist aber gespeichert, falls sie mir über den Weg läuft. Unterschiedliche Annäherungen mag ich gerne, in diesem Fall sogar nach den Aufzeichnungen der Erzherzogin.
    Vielen Dank für die Erwähnung! :winken:

  • Unterschiedliche Annäherungen mag ich gerne

    Nach Aussage des Verkäufers, der mir ziemlich kompetent vorkam - er hatte auch schon die Franz Joseph-Biographie des Ehepaares Vocelka gelesen und empfahl mir diese - ist die Sophie-Biographie von Ingrid Haslinger noch mehr an Sophies persönlichen Aufzeichnungen orientiert.
    Falls unsere Onleihe sie anschafft, werde ich da sicher mal reinlesen.
    In das Buch von Anna Ehrlich und Christa Bauer wollte ich gestern eigentlich nur reinschauen und habe mich schnell festgelesen. Sehr gut geschrieben und mit vielen Illustrationen, das war definitiv ein guter Kauf! :thumleft:


    Den Franz Joseph schafft unsere Bücherei bestimmt noch an, dann werde ich da auch mal reinlesen. Das Sisi-Buch der Vocalkas fand ich auch sehr flüssig zu lesen.

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  • In das Buch von Anna Ehrlich und Christa Bauer wollte ich gestern eigentlich nur reinschauen und habe mich schnell festgelesen

    So ist es mir auch ergangen.

    Den Franz Joseph schafft unsere Bücherei bestimmt noch an, dann werde ich da auch mal reinlesen

    Ich denke, liebe €nigma, auch das würde mehr als ein Reinlesen werden.
    Letzten Montag habe ich ein Interview mit Prof. Vocelka gesehen, das mir sehr gut gefallen hat. Sehr kompetent und verständlich, was er so von sich gibt. Er ist auch sehr ausführlich auf die Quellenlage eingegangen, wie schwierig es ist, auch in längst bekannte Quellen nichts hineinzuinterpretieren, sie gegenzulesen und im richtigen Kontext zu sehen. Einen Historiker mal so von seiner Arbeit erzählen zu hören, fand ich sehr interessant.

  • Letzten Montag habe ich ein Interview mit Prof. Vocelka gesehen,

    Gibt es das vielleicht noch in irgendeiner Mediathek?

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  • Schau mal hier. Das wäre das Interview, das man aber nur von Deutschland aus abrufen kann.

    Danke! :friends: Das werde ich mir gleich mal ansehen.

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  • Ich habe dieses Buch für die Monats-Challenge im Februar geplant und damit gerechnet, es über den ganzen Februar langsam zu lesen, weil ich für Sachbücher / Biographien immer länger brauche als für Romane. Aber ich bin nach drei Tagen schon fertig, weil ich es kaum aus der Hand legen konnte. Es ist sehr gut geschrieben - überhaupt nicht trocken! - und bringt dem Leser Sophie sehr nahe, wobei ein faires, aber nicht verherrlichendes Bild dieser oft diffamierten Frau gezeichnet wird.
    Sehr beeindruckend finde ich Sophies Liebe und Fürsorge für ihre Söhne, die zur damaligen Zeit und in hochadeligen Kreisen äußerst ungewöhnlich war. Die warme harmonische Atmosphäre sowohl in Sophies Herkunftsfamilie als auch in ihrer eigenen Familie wird sehr anschaulich vermittelt. In diesem Zusammenhang haben mir auch die Zitate aus den Originalquellen (Briefe und Tagebücher Sophies, Beobachtungen von Persönlichkeiten aus dem Umfeld) sehr gefallen.
    Auch die politischen Verhältnisse haben die beiden Autorinnen einfach und (für Politiklaien wie mich) gut verständlich erklärt. Sophies konservative Haltung und Abneigung gegen Reformen wird vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen im Jahr 1848 weitgehend nachvollziehbar.
    Ihre Beziehung zu ihrer exaltierten Schwiegertochter Elisabeth ("Sisi") war wohl tatsächlich nicht die beste, wobei das offensichtlich eher an Elisabeth lag, die sich ständig kontrolliert fühlte. Man kann wohl konstatieren, dass die beiden Frauen von ihrer Lebenseinstellung überhaupt nicht zusammenpassten und Elisabeth als Kaiserin eine krasse Fehlbesetzung war. Sophie hat im Umgang mit ihr Fehler gemacht, allerdings nicht in böser Absicht: Man könnte sagen "Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht.".


    Insgesamt finde ich Sophie mit ihren vielen Stärken und positiven Seiten und ihren nicht ganz so vielen Schwächen ( z.B. die geradezu absurde Ablehung der Ungarn) ausgewogen dargestellt, dieses Werk lässt ihr Gerechtigkeit widerfahren. Im Übrigen werden auch ihr Schwager Ferdinand und ihr Mann Franz Karl, die oft als eine Art bedeutungsloser Trottel wahrgenommen werden, hier mehr gewürdigt.
    Eine einzige Sache muss ich allerdings kritisieren und dafür auch einen halben Stern von der Höchstbewertung abziehen: Das Buch enthält keinen Familienstammbaum, weder von Sophies Ursprungsfamilie noch von den Habsburgern. Gerade angesichts der vielen Namen in der ausgedehnten Familie ist das ein wesentlicher Nachteil, der bei einer eventuellen weiteren Auflage korrigiert werden sollte.
    Davon abgesehen kann ich für diese gut recherchierte und flüssig geschriebene Biographie für alle Leser mit Interesse an den Habsburgern nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung vergeben.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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  • Das Leben einer ehrgeizigen und starken Frau ...


    Erzherzogin Sophie ist vor allem durch ihr Image als „Böse Schwiegermutter“ bekannt. Doch war sie das wirklich?


    Die beiden Autorinnen Anna Ehrlich und Christa Bauer versuchen ein differenzierteres Bild von Kaiser Franz Josephs Mutter zu zeichnen.


    Wer war sie nun?


    Die 1805 geborene Tochter von Maximilian I. von Bayern und seiner Gemahlin Prinzessin Karoline von Baden wuchs im, von Napoleon neu geschaffenen Königreich Bayern auf. Sie wurde 1824 aus rein dynastischen Gründen mit Erzherzog Franz Karl, dem zweiten Sohn Kaiser Franz II./I. verheiratet.


    Sophie ist politisch interessiert und sehr ehrgeizig. Ihrem Gemahl ist sie geistig weit überlegen. Der eine oder andere Schachzug erregt sogar die Aufmerksamkeit von Staatskanzler Metternich. Als Kind, eines durch die Revolutionskriege zum König erhobenen Fürsten, fürchtet sich nichts mehr wie Umsturz und Machtverlust. Diese Angst wird ihr Handeln zeitlebens vorantreiben. Ihrem Ehrgeiz opfert sie alles: Ihren Mann, ihre eigene Person und ihre Kinder.


    Obwohl sie ihre Söhne Franz Joseph, Maximilian, Carl Ludwig und Ludwig Viktor (die einzige Tochter stirbt bereits als kleines Kind) abgöttisch liebt, unterwirft sie vor allem Franz Joseph einem Erziehungsprogramm, das schon beinahe als Kindesmisshandlung gelten muss: Ein Sechsjähriger, der eine 50-60 Stunden Woche hat?


    Heute würde man sie als „Helikopter-Mutter“ bezeichnen, die sich in alles einmischt und den Kindern keinen Freiraum lässt.


    Zur Höchstform läuft Sophie auf, als klar wird, dass der neue Kaiser Ferdinand kaum in der Lage ist, die Regierungsgeschäfte zu führen. Zuvor noch einer Meinung mit Metternich entfremden sich die beiden als der Staatskanzler „quasi ohne Kaiser“ regieren will.


    Bei der Niederschlagung der Revolutionen im März bzw. Oktober 1848 spielt Sophie eine etwas undurchsichtige Rolle. Auf der einen Seite ist sie strikt gegen eine Modernisierung der Monarchie und auf der andern flieht sie beide Male mit der Familie.


    Letztlich zwingt sie gemeinsam mit einigen Getreuen Ferdinand zu Abdankung und ihren Mann zum Thronverzicht. Nun ist der Weg frei für den knapp 18-jährigen Franz Joseph.

    Sophie mischt sich weiter in das politische Geschehen ein und hier muss man dem Kaiser (und seinen Beratern) den Vorwurf machen, dass er sich das gefallen lässt.


    Ihr nächstes großes Vorhaben: Die standesgemäße Hochzeit des Kaisers. Ihre Nichte Elisabeth ist nicht die erste Wahl, aber Franz Joseph setzt hier (erstmals?) seinen Willen durch.


    Die Geschichte ist bekannt – Tante und Nichte können einander nicht leiden. Sophie ist zwar nicht das „Schwiegermonster“ wie uns immer wieder suggeriert wird, doch die noch immer ehrgeizige Frau glaubt, in der blutjungen Elisabeth eine weitere Schachfigur in ihrem Spiel zu haben. Die Zores sind vorprogrammiert, da Elisabeth keine ordentliche Ausbildung zur Kaiserin erhalten hat und sich dem Wiener Hof nicht unterordnen kann oder will.


    Erst gegen Ende ihres Lebens wird sich Sophie langsam aus der Politik zurückziehen. Sie erlebt tief enttäuscht die vielen Niederlagen der Österreichischen Armee, die Krönung Maximilians zum Kaiser von Mexiko und dessen Hinrichtung 1867 sowie den Ausgleich mit Ungarn. 1867 ist für Sophie das „annus horribilis“.


    Meine Meinung:


    Gleich vorab sei gesagt, dass für diejenigen, die eine besondere Beleuchtung des Verhältnisses „Sophie/Elisabeth“ erwartet haben, wenig Neues in dieser Biografie aufgedeckt worden ist.

    Dieses Kapitel ist in Relation zu den Schilderungen der Erzherzogin und ihrem Umfeld eher kurzgehalten.


    In vielen Zitaten, Tagebuchauszügen versuchen die Autorinnen, Sophies Rolle als politische Strippenzieherin in den Vordergrund zu rücken. Dieser Eindruck gelingt mühelos und manchmal muss ich über ihren Ehemann Franz Karl den Kopf schütteln.


    Gut hat mir die Darstellung der Epoche gefallen, die von den Napoleonischen Kriegen und der Restauration geprägt war. Details aus dem Metternich’schem Überwachungsstaat sowie die Auflehnung dagegen sind gut in die Biografie eingearbeitet.


    Auffallend ist, dass die erste Lebenshälfte viel detaillierter beschrieben ist als die zweite. Was wohl diesen Bruch in der Arbeit der Autorinnen hervorgerufen hat? Ich finde es schade, dass hier ein recht jähes Ende ohne die penible Einarbeitung von Feinheiten wie zu Beginn des Buches zustande kommt.


    Obwohl ich mich in der Genealogie des Hauses Habsburg recht gut auskenne, fehlt ein Stammbaum hier recht deutlich. Die Verwandtschaftsverhältnisse ließen sich da besser darstellen. Denn die wenig kreative Namensgebung der Herrscherhäuser (Franz, Maximilien, Sophie, Caroline etc.) bringen nicht so versierte Leser gehörig ins Schwitzen. Das häufige Blättern im Internet schmälert das Lesevergnügen.


    Mit ihrer Einschätzung, die sie in ihren letzten Lebensjahren Gräfin Helene von Erdödy mitteilt, hat Sophie recht:


    „Leider wird nicht von jenen, die mich kennen, Geschichte gemacht! Und es ist ein böses Gefühl, zu bedenken, dass selbst bis über das Grab hinaus die üble Nachrede dauert.“


    Eine starke Frau war Erzherzogin Sophie jedenfalls.


    Fazit:


    Für Kenner der Materie gibt es zwar einige interessante Details aus dem Umfeld Sophies, über die Person erfahren wir wenig Neues. Daher nur 4 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)