Mykle Hansen - I, Slutbot

  • Mykle Hansen - I, Slutbot


    Inhalt:
    She needed sex, wanted freedom, discovered love -- and conquered Earth!


    She was once the world's most famous porn star, engineered to produce bone-quaking orgasms at industrial volume. With a look of sincere affection and exquisite pleasure permanently bolted to her face, herse was the titanium and latex body a billion sticky fingers longed to stroke.


    But that was twenty-three thousand years ago, when fleshy things still crawled in the desert and women were still the slaves of men. Now SLUTBOT is our empress, our goddess, our creator and destroyer, defending the mechanical subjects of her chromium queendom from a horde of lovesick zombies and a horny Martian beefcake who can't hear -- or even spell -- the word "no."


    My name is Smith Corona. I am her typewriter. And this is our amazing true story!
    (Q Amazon)


    Meinung:
    I, Slutbot ….. Wie fange ich nur an? Vor einigen Tagen bereits habe ich dieses Buch beendet und ich hatte bis jetzt nicht wirklich einen Plan wie ich dieses Werk bewerten soll. Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich das immer noch nicht. Nichtsdestotrotz fange ich jetzt einfach an. Wir werden sehen wo die Reise hingeht.


    Klären wir erst ein Mal die Frage was ich erwartet und was ich von Hansen geliefert bekommen habe:
    Meine Erwartungen:
    Aufgrund der Inhaltsangabe habe ich eine abgedrehte Geschichte über einen Roboter erwartet, welcher als Pornbot gedacht war, sich aber selbst zu einer Menschheitsbvernichtenden Waffe entwickelt, die Menschen unterjocht und die Weltherrschaft an sich gerissen hat. Das Ganze verpackt in eine möglichst verrückte, vielleicht humoristische und satirische Geschichte.
    Was hat Hansen geliefert:
    Ich kann es wohl unmöglich besser beschreiben als ein anderer Rezensent, den ich an dieser Stelle zitiere möchte:

    Zitat von Steev Hise

    "The story is many things: a nuclear armageddon sci-fi space opera, a parody of space operas, a satire on the porn industry, a meditation on artificial intelligence, a feminist allegory, and more. The commentary is spot-on, the humor kills, and language is artful, the messages profound."

    Soweit hört sich das Ganze recht gut an. Was mich aber etwas an der Story gestört hat, ist die Tatsache, dass Slutbot in der Geschichte keinen so aktiven Part übernommen hat wie ich es mir vorgestellt habe. Sie ist zwar der Hauptcharakter, aber, wie ich finde, recht passiv. Sie lief mit der Geschichte in etwa mit wie Forest Gump.
    Ich muss ehrlich zugeben, dass sich die Geschichte um Slutbot für mich wirklich anstrengend gelesen hat. Hansen hat einen sehr poetischen Schreibstil. Er versteht es kleinste Gedanken in so viele Worte zu verpacken, dass einem fast schwindlig wird. Dies ist hier in keiner Weise negativ gemeint, denn es ist sehr ansprechend wie er es macht. Aber genau das ist es was mir das Lesen reichlich schwer gemacht hat. Man könnte sagen, er lässt seine Charaktere sehr oft philosophieren.
    So wie Hansen seine Charaktere, insbesondere Slutbot und die Schreibmaschine Corona Smith, denken lässt, so beschreibt er auch Örtlichkeiten und Geschehnisse. Das Ganze macht das Lesen zwar zu einer sehr eigenen und guten Erfahrung, aber eben auch reichlich bewerlich.


    Die Schreibmaschine Smith Corona ist mit Slutbot auf eine Höhe zu stellen, wenn man die Wichtigkeit in der Geschichte betrachtet. Smith Corona ist die Erzählerin der Geschichte, zumindest hatte ich immer das Gefühl, dass die Rückblenden von ihr erzählt werden.
    Da wir gerade bei diesem Thema sind: Das Buch wird abwechselnt in der Gegenwart und in der Vergangenheit erzählt. Die Vergangenheit behandelt die Entstehung und Entwicklung Slutbot's zu dem was sie in der Gegenwart ist. In der gegenwärtigen Erzählung muss sich Slutbot mit den menschlichen Marsbewohnern auseinandersetzen, welche ein 'Nein' entweder nicht verstehen können oder wollen.


    Man wird während der Erzählung um Slutbot von Hansen in einer Tour mit Satire, schwarzem Humor und dem Sinnieren über Leben, Tod und Liebe beworfen. Er versteht es hervorragend Themen wie Politik, die Pornoindustrie, das menschliche Sein, unsere Überheblichkeit, den Machtkampf und Gier auf die Schippe zu nehmen. Und wenn wir ehrlich sind, könnte das Szenario, welches Hansen in diesem Buch aufzeigt, wirklich in nicht all zu ferner Zukunft passieren.


    Was mich an dem Buch gestört hat war die Tatsache, dass Slutbot nicht so aktiv war, wie ich erhofft hatte. Man begleitet sie auf ihrem Werdegang zur 'Kaiserin der Erde', aber gerade in ihrer Entstehung und Entwicklung rutscht sie mehr oder minder in die verschiedenen Geschehnisse herein. Sie kommt mir vor wie ein Kleinkind,ein naiver Teenager, welcher sich von der vermeidlich 'großen Liebe' locken und ausnutzen lässt. Vielleicht ist dieses entstandene Gefühl von Hansen beabsichtigt, dennoch hätte ich gerade beim Akt der Menschheitsvernichtung etwas mehr Aktivität bei Slutbot gesehen.
    Immer wieder ging mir auch Hansens sehr lyrischer Schreibstil etwas auf den Keks. Er ist zwar sehr gut, aber leider schwächelt unter all der schönen und ausschweifenden Beschreibung der Fortgang der Geschichte. Man tritt stellenweise wirklich sehr lange auf einer Stelle, da mal wieder über Liebe, Verlangen, Tod und Leben, oder was auch immer sinniert wird. Wahrscheinlich haben Leser mit besseren Englischkenntnissen an diesen Stellen weniger ein ermüdendes Gefühl als ich, aber ab und an wäre etwas weniger wohl mehr gewesen.



    Fazit:
    Auch wenn I, Slutbot für mich eine Herausforderung war, so kann ich das nicht dem Buch anlasten. Es ist ein gutes Buch, wenn man auch gewillt sein muss sich durch etwas anstrengende Literatur zu kämpfen, man muss etwas für eine reichlich abgefahrene Geschichte übrig haben, auch darf man sich nicht an sexuellen Anspielungen und einem erzählerischen Schwerpunkt auf die Pornoindustrie (insbesondere im Vergangenheitserzählstrang) stören.


    I, Slutbot ist mal wieder ein etwas anderes Buch. Es ist nicht nur eine profane Story. Es ist viel mehr als das. Es ist eine Satire über uns Menschen, unsere Entwicklung, unsere Politik, unsere Wirtschaft, unsere Überheblichkeit, unser triebgesteuertes Handeln. Es ist eine Geschichte über Verlangen, Liebe, der Suche nach Geborgenheit und dem Alleinsein. Es ist eine Geschichte über Entstehung und Zerstörung. Das Buch ist poetisch und philosophisch. Es ist wunderschön aber auch verdammt anstrengend. Die Geschichte ist bizarr aber vielleicht näher an unserer Zukunft als wir denken.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn