Majon Wallis - Lady Lanwoods kühner Plan

  • Inhaltsangabe:


    London, Mitte des 19. Jahrhunderts. Es soll die erste Weltausstellung stattfinden.


    Lady Elisabeth Lanwood hat die Idee, mit ihren Freundinnen selbst einen Stand zu eröffnen. Ihrem Gatten George gefällt es hingegen überhaupt nicht und er versucht alles, um Elisabeth davon abzuhalten. George fürchtet einen Skandal in der Londoner Gesellschaft.


    Währenddessen ringt die heiratsfähige Tochter Victoria um Eigenständigkeit. Seit ihr Vater ihr eine Kamera geschenkt hat, möchte sie das Fotografieren erlernen und scheut auch nicht davor zurück, die Freundinnen ihrer Mutter mit einzuspannen, um sich immer wieder in die Regent Street zu stehlen, um dort das Kunstwerk zu erlernen.


    Mein Fazit:


    Der Plot hörte sich wirklich gut an, und das Cover sprach mich ebenfalls an. Als die Autorin es mir zum Lesen anbot, habe ich es gerne angenommen und eine gewissen Erwartungshaltung gehabt. Schließlich habe ich schon den einen oder anderen historischen Roman gelesen.


    Doch leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt und ich brach es bei Seite 62 (ca.) ab. Ich hatte von Anfang an sehr große Schwierigkeiten, in die Geschichte um Lady Lanwood und ihre Freundinnen reinzukommen. Es beginnt nicht etwa mit dem Aufbau einer Atmosphäre oder der Einführung der wichtigsten Personen. Nein, als Leserin war ich gleich in der Geschichte drin. Auch wenn die Dialoge durchaus Humor haben, doch es fiel mir unendlich schwer, zu den vielen schwirrenden Namen ein Gesicht in meinem Kopf zu zaubern. Manchmal musste ich eine Seite zweimal lesen, um es zu verstehen.


    Mir fehlte zudem die Atmosphäre der damaligen Zeit, die sicher aufregend war, denn die Welt befand sich im Umbruch, Stichwort Industrialisierung! Ich hätte mir da mehr Hintergrund gewünscht, um zu fühlen, wie das Leben im damaligen London wirklich aussah.


    Schade, aber so kann ich der Geschichte nur die Mindest-Bewertung von 2 Sternen vergeben. Ich bin sicher, dass einige Leser das anders empfinden, aber ich kam damit leider gar nicht zurecht.
    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.

  • Im Gegensatz zu @ElkeK habe ich das Buch in Gänze gelesen und komme daher zu einer etwas anderen Meinung...


    Victoria, die Tochter von Lord und Lady Lanwood, ist gerade 18 Jahre alt geworden und verschwendet keinerlei Gedanken daran, sich zu verheiraten. Zumal ein für sie bisher akzeptabler Kandidat nicht in Sicht ist. Erfreulicherweise weiß sie ihre Mutter Elizabeth auf ihrer Seite, diese hält eine Heirat noch lange nicht für erforderlich. Doch ihr Vater sieht das völlig anders, und er lässt nichts unversucht, seiner Tochter immer wieder in seinen Augen passende Männer zu präsentieren.


    Die junge Frau zeigt gänzlich andere Interessen, hat sie doch das Fotografieren für sich entdeckt und probiert eifrig die Möglichkeiten der Kamera aus. Dabei beweist sie zwar Talent, stößt aber nicht unbedingt auf Anerkennung.


    Als Lord Lanwood gar den Frauen mangelndes Verständnis für die technischen Neuerungen der Zeit abspricht, fühlt sich seine Frau Elizabeth herausgefordert und will ihren Mann überzeugen, dass Frauen durchaus zu mehr in der Lage sind, als Kinder zu beaufsichtigen und Mahlzeiten zuzubereiten. Und die Gelegenheit bietet sich dafür auf der Weltausstellung im Londoner Hyde Park.


    Voller Elan begeben sich Elizabeth und ihre Freundinnen auf die Suche nach Exponaten aus der ganzen Welt, die von Frauen entdeckt und geschaffen wurden. Und während die junge Victoria heimlich zur Assistentin eines Fotografen und des Reporters Trevor wird, reisen die Schwestern Annie Jane und Claire nach Afrika.


    Doch die Tatsache, dass englische Frauen an einer solchen Ausstellung teilnehmen wollen, beschwört einen gesellschaftlichen Eklat herauf. Und es ist fragwürdig, ob die Frauen angesichts der ablehnenden öffentlichen Meinung in der Lage sein werden, ihr Ziel zu erreichen. Lady Lanwood muss zu ungewöhnlichen Mitteln greifen, um ihren kühnen Plan zu verwirklichen...


    Majon Wallis führt uns mit ihrer Geschichte mitten ins das 19. Jahrhundert. Sie erzählt zurückhaltend und bleibt im Ausdruck der Sprache der damaligen Zeit treu. Dadurch gelingt es ihr, ein ansehnliches Bild zu zeichnen, wobei unter anderem die Stimmung im Vereinigten Königreich unter Königin Victoria gut eingefangen wird. Die illustre Damenriege um Lady Elizabeth verwirrt zuweilen in der Vielfalt, doch nachdem sich einzelne Handelsstränge lösen, gelingt die Unterscheidung. Die Charakterisierung ist einfach, aber ausreichend, um Gespür für die eine oder andere Person zu bekommen. Dabei vermag es die Autorin, die Beweggründe der einzelnen Frauen verständnisvoll zu schildern. Beispielsweise ist Lady Elizabeth eine Frau in den besten Jahren, ihrem Gatten zwar aufrichtig zugetan und sich ihrer Verpflichtungen bewusst. Aber im Laufe der Ehejahre haben sich Unzufriedenheit und Langeweile und eine diffuse Mattigkeit eingestellt. Von ihrer eigenen Idee inspiriert, lockt bald das Abenteuer.


    Die Autorin setzt mit ihrer Geschichte denjenigen Frauen ein kleines Denkmal, die den sich anbahnenden Wandel in der Gesellschaft nutzten, sich den starren Regeln zu widersetzen und wagemutig und neugierig fernab von Heim und Herd Herausforderungen zu stellen, dabei Erfindungsgeist und Begeisterung für technische Neuerungen entwickelten und sich unerschrocken auf Reisen in ferne Länder begaben, sofern dies ihre finanziellen Möglichkeiten zuließen. Denn angesichts der Abhängigkeit der Frauen ist unschwer zu erkennen, dass vor allem Frauen der höheren gesellschaftlichen Schichten ihren Wissensdurst zu stillen suchten. Gleichwohl schlägt auch ihnen Skepsis und Ablehnung entgegen.


    Wie sich Lady Lanwood und ihre Mitstreiterinnen diesem stellen, ist kurzweilige, manchmal mit einem Augenzwinkern versehene Unterhaltung, bei der Romantik nicht zu kurz kommt.


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